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Kern

praktischer Pastoral,

oder ein

Vade mecum

für

angehende Theologen und Geistliche,

auch für

Veteraner zur Weckung und Belebung religiðfer Sals
bung in der Vorbereitung zum geistlichen Stande
und in allen vorkommenden Funktionen und
Aemtern desselben.

"

Von

J. A. Haßl,

Schulinspektor und Pfarrer in Zöbingen.

Smünd,

in der Ritter'schen Buchhandlung.

1 8 2 3.

Die Aernte ist groß, aber der Arbeiter sind wenige; bittet also den Herrn der Aernte, daß Er Arbeiter in Seine Aernte sende!

Matth. 9, 37. 38.

Ich habe euch erwählt, und euch dazu bestimmt, daß ihr hingehet, und Frucht bringet, und daß eure Frucht bleibe!

Joh. 15, 16.

Weidet die euch anvertraute Heerde Gottes, und wachet über sie, nicht aus Zwang, sondern freiwillig; nicht um schändlichen Gewinnes willen, sondern aus reiner Absicht; nicht als gebiethende Herrn, sondern als Vorbilder der Heerde! I. Petr. 5, 2. 3.

Die Handlungsweise des Seelsorgers muß so weit über jene seines Volkes erhaben seyn, als der Hirt über seine Heerde; unter welcher Beziehung das Volk eben seine Heerde genannt wird. S. Gregor, M. Reg. Past. P. II. c. I,

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Dieses erste Bändchen befasset sich ganz damit, wie der würdige Geistliche, dessen Bild ich en Miniature zu entwerfen gesinnt bin, es, mit Gottes Gnade, geworden ist. Dieses erste Bändchen enthält vierzehn Nummern.

1. Der würdige Geistliche in seinem ersten Werden, d. i. seine Erziehung bis zu seinen Studierjahren.

2. Sein Studieren bei dem Ortspfarrer. Glücklich der Knabe, zumal auf dem Lande, der in seinem Orte einen Mentor vorfindet, welcher Kunde, Zeit und Lust hat, bei ihm einen tiefen, soliden Grund der deutschen, lateinischen und griechischen Sprache der zarten Pietät und Reinigkeit 2c. zu legen!

3. Das Lesen und Studieren der Klassiker ist sehr nüßlich - auch für Geistliche; aber nicht als Haupt- sondern nur als Nebenstudium.

4. Heilsame Zusprüche an einen Kandidaten des Obers gymnasiums und der Philosophie.

5. Reife Deliberation zur rechten Zeit und mit einem würdigen Manne.

6. und 7. Vom katholisch- kirchlichen Cölibatsgesetze.

8. Vom Konvikts- oder Stifts- und Seminårleben. 9. und 10. Vorbereitung und Ermunterung zum theologi schen Studium, auch Rekapitulation desselben, zur vollstän digen Uebersicht.

11. Von den Exercitien, Geistesübungen, geistlichen Bes trachtungen, ic.

12. Der würdige Geistliche, durch die rechte Thür in den Schafstall Christi eingegangen; Vorbereitung zur, und Empfang der Priesterweihe.

13. Würdige Anstalten zur Primiß und die Feier derselben. 14. Heilsame umsichtliche Erinnerungen an einen angehenden Vilar.

Anhang zur leßten Nummer, ein doppeltes Vade mecum!

Wie ist dieses Buch und namentlich das erste Bändchen desselben entstanden? Die Antwort auf diese Frage mag fol gende kurze Erzählung einleiten ;

Als Justin der Martyrer (so erzählt er selbst im Gespräche mit Tryphon) von Jugend an mit glühender Liebe der Wahrheit nachgegangen, und einmal am Gestade des Meeres wandelte, nahete sich ihm ein ehrwürdiger Greis. Es entspann sich darauf zwischen Beiden ein Gespräch. Auf die Frage des Greisen: Wie Justin Gott erklärte? antwortete dieser: Gott sey immer sich selbst gleich, und der Grund des Daseyns aller anderer Dinge, Der Greis freuete sich dieser Antwort, und zeigte darauf dem wahrheitsuchenden Junglinge, daß die Philosophen, weder was die Natur des Menschen, noch was das Wesen Gottes betrifft, zur lautern Wahrheit gelanget wären. Er verwieß ihn auf die reine Quelle der Propheten, welche nichts gelehret haben, als was sie selbst vom hl. Geiste, deffen sie voll waren, gelehret und deren göttliche Sendung, durch Erfüllung ihrer Weissagungen, bewähret worden, auch noch anjeßt bewähret werde.

Auch mich führte ein guter Genius (es ist dieß die Gna de des Herrn; Ihm sei dafür Ehre und Preis in Ewigkeit!) frommen Professoren und Geistlichen zu, die mir mündlich und schriftlich heilsame Winke, Belehrungen und Ermahnun gen gaben, und mich auf die hl. Schrift, und auf andere Bücher, die ihren hohen, göttlichen Geist athmen, stets verwiesen. Ich sammelte ihre Winke, Belehrungen, Ermahnungen, bereicherte sie mit meinen Lesefrüchten und eigenen Gedanken; und so entstand dieses erste Bändchen. Collecta placebunt.

Ich überlas dieses erste Bändchen in meinen gegenwårtigen männlichen Jahren einigemal, und nicht ohne großen

Nußen; denn nach dem Geseße der Association unserer Ideen wachte bei dem jedesmaligen Durchlesen in meiner Seele fast Alles wieder auf, was ich bei dem Sammeln, Ordnen und Aufzeichnen gedacht, empfunden, gelobet habe. Es ist nämlich nach der Erfahrung unläugbar, daß eine Vors stellung die Andere in unserer Seele aufweckt, und wir von Einer unvermerkt auf eine Menge Anderer fortgehen können, die sich alle von selbst zusammengesellen, weil sie ets was miteinander gemein haben, oder einander ähnlich sind, weil sie durch Zeit und Raum bei dem Erhalten verknüpft waren, oder vorfäßlich in eine gewisse Verknüpfung gebracht worden sind, endlich auch weil sie einander entgegen geseßt sind. Daher wirken Sammlungen von verschiedenen Winfen, Erinnerungen, Belehrungen, Ermahnungen, Leses früchten und eigene Gedanken auf unser Vorstellungs- und Erkenntnißvermögen, auf unser Gefühls- und Begehrungsvermögen mächtig und vortheilhaft ein. Was mir frommte und frommt, denke ich, mag auch, unter den milden Ein flüssen der Gnade Gottes, manchem meiner jüngern, gleis chen und åltern Herrn Mitbrüdern frommen; und so erschien dieses erste Bändchen. Aus dieser Entstehungsart kam es, daß der deutsche Vortrag mit lateinischen Sprüchen zu sehr unterspickt wurde (in den zwei folgenden Bändchen ist das weniger der Fall), was sich nach manchem Geschmack übel ausnimmt. Ich hätte es leicht anders machen können, und vielleicht sollen; allein ich ließ es, wie es ist, aus zwei Urs sachen:

a) Auch die Litl. Herrn Professoren der Theologie pflegen in der nämlichen deutschen Vorlesung eben so viele und vie lerlei Sprüche, Såße und Definitionen aus anonymen Bus chern und Manuskripten, oder aus eigener Angewöhnung lateinisch 2c. einzustreuen;

b) Varietas delectat et minus fatigat; attamen de gustibus non est disputandum. Daher schreibt sich ebenfalls eine Menge von Superlativen, wodurch zwar eine etwas unangenehme Spannung im Leser entsteht, die ich aber, des großen Eifers und der besten Meinung der hochverehr testen Verfasser wegen, nicht nur beibehielt, sondern noch mit eigenen vermehrte, und sie in ihrer vollen Bedeutung zu nehmen bitte. Nicht minder schreibt sich daher die Predis gersprache, die großen Theils darinn herrscht, die Weitläus

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