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Quellen aufzusuchen oder auch nur die wenigen aus dieser noch vorhandenen Denkmäler, wie die Urkunde in dem Tempel der Diana 1 und die 2, 41, 10 erwähnte Säule, welche Dionysios 2 24 noch sah, die lex Icilia 3, den Vertrag mit Ardea 4 und den mit Gabii 5 kennen zu lernen, oder auch nur das Weihgeschenk des A. Cornelius Cossus, auf das er von Augustus aufmerksam gemacht wurde, in Augenschein zu nehmen. Ebensowenig hat er die Annales maximi, die seit längerer Zeit, wahrscheinlich seit dem Pontifikat des P. Mucius Scaevola um 631/123 in 80 Buchern herausgegeben waren, verglichen, wenigstens sie nirgends als seine Quelle erwähnt. Die alte Geschichte galt zu seiner Zeit längst als abgeschlossen; was von ihr zu erkennen sei, glaubte man bei den Annalisten zu finden. Auch Livius betrachtet diese als die alleinigen Quellen, aus denen er zu schöpfen habe, namentlich für die Zeit vor dem gallischen Brande, in welchem nach seiner Ansicht alle früheren schriftlichen Denkmäler untergegangen sind, und legt sie allein seiner Bearbeitung der Geschichte jener Zeit zu Grunde. Für die Zeit des zweiten punischen Krieges dagegen und für die nächstfolgenden hat er neben den Annalisten die sichersten Führer ausgewählt, die es überhaupt gab; aber freilich dafs er die Archive in Rom durchsucht, die Senats- und Volksbeschlüsse, die Verträge, Gesetze u. s. w. selbst eingesehen habe, ist auch für diese Epochen nicht wahrscheinlich.

Durch sein mit so grofsem Beifall aufgenommenes Werk sind die meisten früheren, aus denen es hervorgegangen war, für die es gleichsam den Abschlufs und Kulminationspunkt bildete, der Vergessenheit anheimgefallen. Das älteste von diesen war das von Q. Fabius Pictor, einem Verwandten des Q. Fabius Maximus Cunctator, verfafste Geschichtswerk, demselben, welcher als Mitglied des Senates 538/216 nach Delphi geschickt worden war, um von Apollo die Sühnungsmittel des Zornes der Götter zu erfragen 8. Nach der glücklichen Beendigung des gewaltigen Kampfes mochte sich Fabius aufgefordert fühlen, den Gebildeten seines Volkes, wie den Griechen und Hellenisten, die zum Teil in den Krieg verwickelt gewesen waren und mit Spannung die 25 Entscheidung desselben erwartet hatten, die Grofsthaten der Römer zu schildern, ihre gute Sache besonders gegenüber der

1 1, 45, 2.
4 4, 7, 10.

4, 20, 7.

2 Ant. R. 4, 26; 8, 79. 33, 31, 1; Dion. 10, 32. 51, 54, 10; Dion. 4, 58; Horat. Epist. 2, 1, 25. 7 4, 20, 8 u. a.

8 22, 57, 5.

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den Puniern zu günstigen Darstellung des Krieges von Silenos, welcher Hannibal auf seinen Feldzügen begleitet hatte', 'in Schutz zu nehmen und zugleich nachzuweisen, wie von seinem grofsen Verwandten durch weise Leitung der Politik und des Krieges Rom vom Untergange gerettet worden sei. Um diesen Zweck zu erreichen und weil die lateinische Sprache für den schriftstellerischen Gebrauch wenigstens in Prosa noch wenig gebildet und entwickelt war, schrieb er die Geschichte des zweiten punischen Krieges bis zum Frieden 2 in griechischer Sprache und bediente sich dabei einer einfachen, kurzen Diktion 3. Er schickte derselben eine Einleitung voraus, in welcher die Geschichte Roms von Anfang an so dargestellt war, dafs sich an eine, wohl nur im Verhältnis zu den weitläufigen Erzählungen späterer Annalisten, kurze Schilderung der Gründung Roms und der Königszeit eine gedrängte Übersicht der Ereignisse in den ersten Jahrhunderten der Republik anschlofs, wie sie in den kurzen, oft unbedeutenden Nachrichten der Chronik verzeichnet waren; unterbrochen wurde dieselbe durch ausführliche Schilderungen einzelner in der Sage erhaltener, ursprünglich zeitloser Ereignisse, wie die Erzählung von Cincinnatus u. a., und der in der Tradition seines Geschlechtes aufbewahrten Erinnerungen an die Thaten und Schicksale seiner Vorfahren, z. B. an die sieben Konsulate der drei Brüder Q., K. und M. Fabius (269/485-275/479) und den tragischen Untergang der 300 Fabier, an Q. Fabius Maximus Rullianus u. a., abgeschlossen vielleicht mit einer eingehenderen Darstellung des gallischen Krieges (529/225), an welchem Fabius selbst teilgenommen hatte. Neben der griechisch verfafsten Geschichte ist eine lateinische vorhanden gewesen, entweder eine Übersetzung oder eine Bearbeitung der ersteren für die Römer, die vielleicht vom Verfasser selbst, wahrscheinlich aber erst später von einem Namensvetter ausgeführt worden ist. Livius hat die Berichte des Fabius, der recht eigentlich auf den Namen des Vaters der römischen Historiographie Anspruch machen darf, geschätzt und gewürdigt, sich aber darauf beschränkt, die Anführungen späterer Annalisten (Macer, Antias, Tubero) aus dem Fabischen Werke für das seinige zu verwenden. Um dieselbe Zeit wie Fabius verfafste L. Cincius Alimentus (nicht zu verwechseln mit einem etwa zu Livius' Zeit lebenden Grammatiker desselben Namens 4), gleichfalls in griechischer Sprache eine von der Gründung der

'Nep. Hann. 13, 3. 2 App. Hann. 27.

3 Cic. de or. 2, 53.

47, 3, 7.

Stadt anhebende und wahrscheinlich den zweiten punischen 26 Krieg ausführlicher darstellende Geschichte. Cincius gehörte nicht dem Patrizierstande an, wie Fabius, war aber 543/211 Prätor und nahm als solcher an dem Kriege auch in den folgenden Jahren thätigen Anteil1; später geriet er in die Gefangenschaft Hannibals und hatte so Gelegenheit, sich mit diesem über den Anfang des Krieges zu unterhalten 2. Erst als er aus dieser Gefangenschaft befreit war, scheint er die Abfassung seiner Geschichte begonnen zu haben; diese selbst, wohl durch das Werk des Fabius verdunkelt, ist uns nur aus wenigen Fragmenten bekannt. Im Anfang des siebenten Jahrhunderts schrieben auch P. Cornelius Scipio, der Sohn des älteren P. Scipio Africanus, und der Senator C. Acilius 3 eine Geschichte Roms in griechischer Sprache (die letztere wurde von einem gewissen Claudius, wahrscheinlich dem Geschichtschreiber Q. Claudius Quadrigarius, in das Lateinische übersetzt); ebenso der von Jugend auf griechisch gebildete A. Postumius Albinus, dessen vor seinem Konsulate 603/151 verfafstes Werk sich dadurch von den früheren unterschied, dafs er die Geschichte nicht annalistisch, sondern pragmatisch behandeln wollte.

Schon vorher hatte M. Porcius Cato der lateinischen Sprache in die Geschichtschreibung Zugang verschafft und dadurch die Bahn gebrochen für die Anwendung derselben in einer Reihe von Werken, die sich in dieser Beziehung wenigstens an ihn anschlossen, wenn sie auch sonst nicht in seinem Geiste gearbeitet waren. Denn fast gleichzeitig mit ihm wurde von L. Cassius Hemina die Sage von Saturnus an ausführlich erzählt und die Geschichte bis in die Zeit nach dem zweiten punischen Kriege fortgeführt. Ihm folgte L. Calpurnius Piso Censorius Frugi, Konsul 621/133, der in seinen Annales mit nüchternem Sinne die Sage in Geschichte umzudeuten und chronologisch zu ordnen suchte, auch später, wie es scheint, die Magistrate genauer, als es früher geschehen war, verzeichnete, überhaupt seine Aufgabe als Historiker mit Ernst und Gewissenhaftigkeit auffafste und mit der Geschichte die Schilderung von Einrichtungen und Sitten der Vorzeit verband, um seine Zeitgenossen aufzufordern, die alte Einfachheit, in der er selbst als Vorbild gelten konnte, zu bewahren. Da Piso in den Gracchischen Bewegungen viel mit der Plebs zu thun hatte, ist es nicht

1 26, 23, 1. 28, 11; 27, 5, 1. 29, 4. ocha 53.

a 21, 38, 3. 3 Peri

unwahrscheinlich, dafs er bei der Schilderung des Ständekampfes die Vorstellung des Pöbels der Hauptstadt in die alte Zeit hinübertrug und so die Konfusion der früheren plebes Romana mit der entarteten turba forensis seiner Zeit mit verschuldete, die uns in der livianischen Darstellung jener Parteikämpfe entgegentritt. Weniger bekannt ist das Werk des C. Fannius, Konsul 27 632/122, der als Laelius' Schwiegersohn dem um Scipio Africanus minor sich bildenden Kreise hochgebildeter Männer, welchem u. a. auch Polybios angehörte, nicht fremd blieb, früher auch ein Freund des C. Gracchus gewesen war. Dieser schrieb eine Geschichte Roms, wir wissen nicht von welchem Ausgangspunkte an, bis auf die Zeit der Gracchen, nahm, wie Cicero 1 andeutet, Reden in seine Darstellung auf und wird seiner Wahrheitsliebe wegen von Sallust gerühmt 2. Noch weniger bekannt sind die Schriften des Vennonius, Aufidius und des von Dionysios den besten Geschichtschreibern zugezählten C. Sempronius Tuditanus, Konsul 625/129, der, von den Aboriginern beginnend, etwa mit dem Jahr 560/194 seine Geschichte abschlofs. Weit ausführlicher als alle vorhergenannten erzählte Cn. Gellius, wahrscheinlich um die Mitte des 7. Jahrhunderts, in seinem Annales genannten, wenigstens 97 Bücher umfassenden Werke die Geschichte Roms von den allerältesten Sagen an bis auf seine Zeit; nach den wenigen Fragmenten, die wir von demselben haben, scheint er auch antiquarische Gegenstände und Untersuchungen über die alte Geschichte fremder Völker, aber auch manches Fabelhafte aufgenommen zu haben. Im Gegensatze zu diesem begann Q. Claudius Quadrigarius um die Zeit Sullas seine wenigstens 23 Bücher umfassenden Annales erst mit dem Einfall der Gallier, wahrscheinlich weil er die frühere Geschichte für zu wenig beglaubigt hielt, und führte das Werk bis auf seine Zeit herab. Obgleich Livius den von ihm gebrauchten Annalisten nur Claudius 3, niemals Quadrigarius nennt, so ist es doch im höchsten Grade wahrscheinlich, dafs wir nur einen Annalisten dieses Namens, und zwar den angeführten Claudius Quadrigarius, als Quelle des Livius anzusehen haben. Nach den Stellen in Anm. 3 könnte es scheinen, als wenn wir zwei Schriften des Claudius, die Übersetzung der Annalen des Acilius, welche von den ersten Anfängen der Stadt begannen, und

1 Brut. 81. 2 Vgl. S. 30. 325, 39, 12 mit dem Zusatz qui annales Acilianos ex Graeco in Latinum sermonem vertit; 35, 14, 5: secutus Graecos Acilianos libros. 4 Man vgl. auch 6, 42, 5 mit Gell. 9, 13, 15.

seine eigenen Annalen unterscheiden müfsten; allein nichts spricht dagegen, dafs Claudius nur eine freie und am Anfange verkürzte Bearbeitung der Annalen des Acilius gab. Dies ist das Werk, welches Livius benutzte, vorzugsweise in der vierten Dekade, und hier läfst sich erkennen, dafs Claudius trotz mancher Flüchtigkeiten und Versehen den Ruf verdient, sich höhere Ziele gesteckt und etwas mehr als Historiker geforscht, denn blofs als 28 Chronist erzählt zu haben. Jedenfalls ist seine Glaubwürdigkeit gröfser als die seines in der vierten Dekade oft neben ihm gegenannten Zeitgenossen Valerius Antias. Dieser, vielleicht ein Nachkomme des 23, 34, 9 erwähnten L. Valerius Antias, begann sein Annales genanntes Werk, wie die früheren Annalisten, wieder mit der Gründung der Stadt und gelangte in wenigstens 75 Büchern bis auf seine Zeit. Er hat wie kein anderer dazu beigetragen, die römische Geschichte zu fälschen. Da ihm die in der Chronik enthaltenen, von seinen Vorgängern wohl meist einfach wiederholten Nachrichten nicht genügten, so schmückte er das Überlieferte nach Belieben aus, erfand Kriegsberichte, Schlachtschilderungen, Siege und Niederlagen, wusste die Zahl der Gefallenen, der Gefangenen, der genommenen Feldzeichen auf das genaueste anzugeben, schob lange Verhandlungen, Reden und Berichte ein, suchte die Männer seines Geschlechtes in das glänzendste Licht zu stellen, alle grofsen Erfolge auf sie zurückzuführen und trug vielfach die Anschauungen und Einrichtungen, die politischen und sozialen Verhältnisse seiner Zeit in die frühere über. Dennoch scheint sein Werk sowohl wegen der lebendigen Darstellung und rhetorischen Ausschmückung als auch wegen der Verherrlichung der Grofsthaten der Römer viel gelesen worden zu sein und die Quelle gebildet zu haben, aus der gegen das Ende der Republik die Kenntnis der Vorzeit von den meisten geschöpft wurde. Dies ist wahrscheinlich der Grund, warum Livius, dem die lügenhaften Berichte des Valerius zuwider waren, ihn gegen seine sonst hervortretende Milde im Urteil so häufig und heftig getadelt hat. Ein jüngerer Zeitgenosse des Valerius, C. Licinius Macer, Volkstribun 681/73, entstammte einem plebejischen Geschlechte, aus dem in früherer Zeit die eifrigsten Vorkämpfer der Plebs hervorgegangen waren. In gleicher Weise trat auch er gegen die aristokratische Verfassung Sullas auf und suchte die Rechte der Plebs wiederherzustellen. Es ist hiernach wohl glaublich, dafs er dieser Gesinnung auch in seinen Annalen, die, mit der Gründung Roms beginnend, in wenigstens 21 Büchern wahrscheinlich bis auf seine

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