Immagini della pagina
PDF
ePub

1

nalis des Atticus, als auch die ausführlichen Werke des Gellius und Valerius zu Gebote), oder nur einzeln an einander gereiht und so allmählich das Ganze hat entstehen lassen, lässt sich, da wir nur einen kleinen Teil des Werkes kennen, nicht sicher entscheiden; doch deuten die bereits oben angeführten Einleitungen und die Übersicht, die Florus am Anfang seines Werkes giebt, darauf hin, dafs er gröfsere Gruppen zusammengefasst und wohl noch mehrere Partieen durch besondere Vorreden als Teile bezeichnet und herausgegeben hat. So lag es ihm nahe, zuerst die Kämpfe der Römer um ihre Existenz gegen die nächsten Nachbarn, Volsker, Äquer, Sabiner, Fidenaten, Vejenter, zusammenzufassen, B. 2-5; dann die Kriege um die Herrschaft in Italien, B. 7-15, mit B. 6 als Vorbereitung. An diese schliefsen sich die Kämpfe um die Weltherrschaft, zuerst die mit den Puniern, den hellenistischen Staaten des Ostens und den Hellenen selbst, B. 15-52; dann, durch den Krieg mit Viriathus vermittelt, die gegen die barbarischen Völker des Westens, Südens und Nordens, B. 53-68; endlich die Kämpfe im Innern und nach aufsen zugleich, B. 69-108. In diesem 59 dritten Abschnitte treten als besondere Teile hervor der erste und zweite punische Krieg, B. 16-19 und 21-30, beide vermittelt durch B. 20, und der Krieg im Osten, B. 31-45: der Krieg mit Philippus, B. 31-33, 30, der ätolisch-syrische Krieg, schon vorbereitet von 33, 39 an, bis er B. 36 ausbricht und in diesem Buche dargestellt wird, wie im 37. der syrische, im 38. der galatische und ätolische. Schon 39, 23, 5 wird der zweite macedonische Krieg in Aussicht gestellt und vorbereitet; sein Ausbruch, durch den Tod des Philippus verzögert 2, erfolgt erst 42, 30, 8, sein Ende B. 45. Die Folgen desselben und die Überleitung zu den letzten Kämpfen dieses Abschnittes bilden den Inhalt von B. 46-48, in dem schon der dritte punische Krieg angekündigt wird. B. 50-52 stellen diesen, den letzten macedonischen und den inzwischen vorbereiteten achäischen Krieg dar, mit dem der gegen Viriathus B. 52-54 in Verbindung gesetzt ist und den Übergang zum dritten Teile bildet. Dieser enthält B. 55-59 den numantinischen Krieg und zugleich die Unternehmungen des Ti. Gracchus, während B. 60-61 denen des C. Gracchus gewidmet sind; B. 62-68 schildern den jugurthinischen und cimbrischen Krieg. Der vierte Abschnitt wird B. 69 und 70 eingeleitet durch die inneren Unruhen, aus denen der Krieg 2 40, 57, 2.

1 Vgl. 34, 57; 35, 12 f.

mit den Bundesgenossen hervorgeht, der in Verbindung mit dem Beginn des ersten mithridatischen B. 71-80 dargestellt wird. Wie im vorhergehenden Teile Marius, so tritt im folgenden Sulla an die Spitze; B. 81-89 schildern seine Thaten gegen Mithridates, die Unterdrückung der Volkspartei im ersten Bürgerkriege und seine Diktatur. B. 90-103 waren vorzugsweise Pompeius gewidmet, sie schilderten seine Kämpfe mit Sertorius und Mithridates bis zu seiner Verbindung mit Caesar und Crassus und seinem Triumph über Mithridates; ihm wurden im letzten Teile B. 104-108 die Thaten Casars in Gallien gegenübergestellt. Der zweite Hauptteil, die neuere Zeit, gliederte sich natürlich von selbst in den Kampf Cäsars mit Pom-peius B. 109-116, den Krieg der Triumvirn mit den Republikanern B. 117-124, den des Octavianus gegen Antonius B. 125-133 und den Prinzipat des Augustus B. 134-142.

[ocr errors]

Aus dem Gesagten erhellt, dafs Livius sein Werk in Dekaden einzuteilen wahrscheinlich gar nicht beabsichtigt, mindestens diese Absicht wieder aufgegeben hat, da sich, wie schon hervorgehoben, in den späteren Abschnitten, bereits von B. 80 60 an, nichts mehr für diese Annahme beibringen läfst. Anderseits ist es unverkennbar, dafs von ihm gröfsere Partieen zusammengefafst sind, und bei näherer Betrachtung der erhaltenen Bücher, über welche allein mit Sicherheit geurteilt werden kann, möchte man sich der Ansicht zuneigen, dafs Livius Halbdekaden gebildet und diese wieder zu besonderen Gruppen vereinigt hat. So scheint es, dafs wir B. 1-15 eine italische, B. 16-30 eine karthagische, B. 31-45 eine macedonische Pentekaidekade erkennen dürfen, in denen sich wiederum Unterabteilungen konstatieren lassen, und zwar in dem ersten bis zum Ende des Krieges mit Pyrrhos reichenden Abschnitt eine Halbdekade (B. 1-5) und eine ganze Dekade (B. 6-15). Im zweiten Abschnitte umfafste Halbdekade 4 den ersten, Dekade 3 den zweiten punischen Krieg, und zwar stellte Halbdekade 5 das Übergewicht der Karthager dar, von der Eroberung Sagunts anhebend, Halbdekade 6 das Übergewicht Roms, mit der Wiedereroberung Capuas beginnend. Dann im dritten Abschnitt enthält Halbdekade 7 den Krieg mit Philipp, Halbdekade 8 den syrisch-ätolischen Krieg, Halbdekade 9 den zweiten makedonischen Krieg. Doch auch gegen diese Aufstellung lassen sich Bedenken erheben; jedenfalls kann sie, wenn sie auch auf den ersten Blick für sich ein

1 Vgl. 31, 1, 4.

nimmt, deshalb nicht für ausgemacht gelten, weil die Dürftigkeit der Periochae es erschwert, auch weiterhin ein ähnliches Verfahren des Schriftstellers mit Sicherheit nachzuweisen oder auch nur wahrscheinlich zu machen.

Wie aber auch Livius das Ganze gegliedert und die Teile geordnet und gruppiert haben mag, so viel steht fest, dafs er mit gleicher Hingebung dem Entwickelungsgange des römischen Volkes von seinen schwachen Anfängen bis zu seinem Höhenpunkte, etwa vor dem Ausbruch der inneren Unruhen (B. 69), und in seinem allmählichen Sinken gefolgt ist und, wenn auch nicht ein Kunstwerk wie Thukydides oder Polybios, da dies schon wegen des reichen und verschiedenartigen, kaum unter eine Idee und in einen Rahmen zu fassenden Stoffes unmöglich war, doch ein Geschichtswerk geschaffen hat, welches, als die Republik schon abzusterben begonnen hatte, noch von ihrem Geiste durchweht, ihre Kraft und Gröfse zu lebendiger Anschauung brachte, ihr ein bleibendes Andenken stiftete und dem Geiste und Charakter des römischen Volkes vollkommen ange

messen war.

Die Ansprüche, welche, wie schon oben angedeutet, die 61 gebildeten Römer an die Geschichte machten, bezeichnet Cicero de leg. 1, 5, indem er von ihr sagt: quippe cum sit opus.. unum hoc oratorium maxime und dies weiter ausführt Or. 66: huic generi (sophistarum) historia finitima est, in qua et narratur ornate et regio saepe aut pugna describitur; interponuntur etiam orationes et hortationes und de or. 2, 69: quis nescit primam esse historiae legem, ne quid falsi dicere audeat ? deinde ne quid veri non audeat ? ne quae suspicio gratiae sit in scribendo? ne quae simultatis? haec scilicet fundamenta nota sunt omnibus. ipsa autem exaedificatio posita est in rebus et verbis. rerum ratio ordinem temporum desiderat, regionum descriptionem; vult etiam, quoniam in rebus magnis memoriaque dignis consilia primum, deinde acta, postea eventus expectentur, et de consiliis significari, quid scriptor probet, et in rebus gestis declarari non solum, quid actum aut dictum sit, sed etiam quo modo; et cum de eventu dicatur, ut causae explicentur omnes vel casus vel sapientiae vel temeritatis, hominumque ipsorum non solum res gestae sed etiam, qui fama ac nomine excellant, de cuiusque vita atque natura. Allen diesen Forderungen hat Livius zu entsprechen gestrebt. Besonders ist die Sorgfalt hervorzuheben, welche er der Schilderung des Einzelnen zuwandte. Hier bewährt er sein glänzendes Talent der Darstellung in Beschreibungen von Situationen und

Gegenden, in zahlreichen Schlachtgemälden und Charakterisierungen bedeutender Männer, vorzüglich bei ihrem Tode. Oft hat er auch, wenigstens von der Zeit an, wo die blofs annalistische Erzählung aufhört, die Pläne und Zwecke der handelnden Personen, die Gründe und Folgen ihrer Handlungen nachgewiesen, und es läfst sich annehmen, dafs dies um so häufiger geschehen ist, je näher er seiner Zeit kam und je mehr er die Nachrichten von Zeitgenossen benutzen konnte. Zwar geschieht dies schon im Laufe der Erzählung, vorzugsweise aber dienen diesem Zwecke die Reden, welche er nach dem Vorbilde der Griechen und einiger seiner Vorgänger den Handelnden beigelegt hat. Durch diese wurde der Darstellung zugleich Mannigfaltigkeit und höherer Reiz verliehen; und dafs er gerade darin mit Umsicht und Geschmack verfuhr, zeigt eine Vergleichung mit Dionysios, der schon in der frühesten Zeit keine Gelegenheit versäumt, endlose Reden einzuschieben, während Livius, die Einfachheit und Schmucklosigkeit jener Zeit anerkennend1, Personen nur selten redend einführt oder ihnen nur kurze Äufserungen mehr in indirekter als direkter Rede in den Mund legt. Erst wo mit dem Auftreten der Tribunen der Kampf der Parteien beginnt, werden die Reden häufiger und ausführlicher, und seit dieser Zeit ist nicht leicht ein bedeutender Mann von T. Quinctius Capitolinus bis auf Aemilius Paulus geschildert, der nicht durch eine oder mehrere Reden ausgezeichnet, von dem 62 nicht gleichsam ein simulacrum gegeben wäre 2. Bald sind es Ermahnungen und Warnungen, in denen sie, sei es im Kriege oder Frieden, ihre Ansichten und Grundsätze aussprechen 3, bald Beratungen, in denen die Pläne und Motive der den Senat oder andere Körperschaften leitenden Männer, die Absichten der Parteien, der Geist des Volkes und damit zugleich die religiösen, sittlichen, politischen Gründe, aus denen die Handlungen hervorgehen, ausgeführt werden 4. Besonders in wichtigen und gefahrvollen Situationen dient diese Form der Darstellung dazu, die Stimmung, die Beweggründe und Zwecke der Handelnden anschaulich zu machen 5 oder die hochherzige Gesinnung des Redenden oder auch die Parteiansicht desselben schärfer zu bezeichnen. Oft wird bei verschiedenen Ansichten nur die eine

[blocks in formation]

4 4, 2, 1; 5, 51, 1; 6, 41, 4; 10, 7, 3;

8, 33, 7; 22, 39, 1; 26, 33, 7; 30, 30,

[blocks in formation]

624, 8, 1; 26, 22, 6. 36, 3; 42, 34, 2. 47, 4; 45, 41, 1 u. a.

durch eine Rede vertreten, die andere dagegen berichtet; bisweilen werden beide in Reden, teils direkten, teils die eine in direkter, die andere in indirekter Form, einander scharf entgegengestellt, und so wird überhaupt von diesem Kunstmittel der mannigfachste Gebrauch gemacht. Da Livius selbst ausgezeichnet war als Kenner der Rhetorik, so hat er wohl manche Řede selbständig bearbeitet; andere aber fand er schon bei seinen Vorgängern, Coelius, Valerius Antias, Polybios, bald nur angedeutet, bald mehr oder weniger ausgeführt. Dafs er von ihnen wie den übrigen Stoff, so auch viele Reden genommen hat, geht teils aus der Art hervor, in der er sie einführt 2, teils daraus, dafs angeführte Thatsachen in den Reden anders dargestellt sind als in der Erzählung 3, besonders aber aus einer Vergleichung mit den entsprechenden Reden bei Polybios. Doch entlehnte er ihnen nur das Wesentliche des Stoffes und verarbeitete diesen nach seiner Ansicht, d. h. er erweiterte oder verkürzte denselben und gab ihm die Gestalt und Ordnung, die er für zweckmässig hielt, wie dies ebenfalls aus der Zusammenstellung mit Polybios deutlich wird. Da dieser nur nach 63 genauer Kenntnis der Personen und Verhältnisse seine Reden entwarf, so sind auch die, welche Livius von ihm entlehnt hat, ganz geeignet, Licht über die Motive und Absichten der Redenden und über die Gründe der Begebenheiten zu verbreiten; ebenso auch wohl manche, die von anderen Gewährsmännern verfafst waren; manche aber enthalten mehr rhetorische Ausführungen allgemeiner Gedanken ohne spezielle Beziehung auf die vorliegenden Verhältnisse oder Beurteilungen derselben nach den Ansichten einer späteren Zeit, welche zur Aufklärung der früheren Ereignisse wenig beitrugen. Diese beleben zwar die Darstellung und erfreuen durch die Kunst der Komposition und des Ausdruckes, dienen aber nicht dem Zwecke, den Livius durch dieselben erreichen wollte, indem er so einen gewissen Pragmatismus in die Geschichte einführte, wie er den Ansichten und Bedürfnissen seiner Zeit entsprach. Eine pragmatische Geschichte, wie sie Polybios bearbeitet hatte, welche die tiefer liegenden Gründe der Ereignisse aus den Zuständen der Völker überhaupt, ihren politischen, militärischen, kommerziellen Ver

1 28, 39, 2 f.; 30, 30, 3. 31, 1; 4, 2, ibi in hanc sententiam locutum accipio; tur; vgl. 22, 38, 13; 37, 45, 11 u. a. 34, 14; 39, 51, 11 und 42, 47, 6 u. a.

1. 3, 2 u. a. 2 3, 67, 1: 5, 27, 12: ila locuti tradun

3

8, 30, 7. 33, 21; 9, 26, 7.

« IndietroContinua »