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6. Cic. Brut. 179 cuius (des T. Juventius, § 154, 3) auditor P. Orbius, meus fere aequalis, in dicendo non nimis exercitatus, in iure autem civili non inferior quam magister fuit. Im J. 691/63 war er Praetor in Asien; Cic. pFlacc. 76 P. Orbius, homo et prudens et innocens.

7. Ein Precianus iureconsultus bei Caesar in Gallien, Cic. fam. 7, 8, 2 (J. 700/54). Einen Volcacius s. oben § 154, 4.

.

8. Cic. fam. 5, 20, 3 (J. 705/49): docuerunt me periti homines, in his cum omnium peritissimus tum mihi amicissimus C. Camillus, praedes Valerianos teneri. Vgl. ebd. 14, 5, 2 (J. 704/50): si auctio . . fiet, cures ut Pomponius (Atticus) aut. . Camillus nostrum negotium curet. 14, 14, 2 (J. 705/49): cum Pomponio, cum Camillo . . consideretis. Auch sonst wird er als geschäftlicher Berater Cicero's und seiner Familie genannt; s. Att. 5, 8, 3. 6, 1, 19. 6, 5, 2. 11, 16, 5. 11, 23, 1. Er ist wohl identisch mit dem scherzhaft als Gourmand (fam. 9, 20, 2 vom J. 708/46) und Neuigkeitskrämer (Att. 13, 33, 4; vgl. 13, 6, 1 aus 709/45) bezeichneten Camillus.

175. M. Tullius Cicero war geboren den 3. Jan. 648/106 172 auf seinem väterlichen Gute bei Arpinum als Sohn eines römischen Ritters. Nachdem er sich sich allseitig vorgebildet trat

er als Redner erstmals unter Sullas Dictatur auf. Zu seiner weiteren Vervollkommnung brachte er zwei Jahre (675/79677/77) in Griechenland und Kleinasien zu, war 679/75 Quaestor in Sicilien, 685/69 curulischer Aedil, 688/66 Praetor (urbanus), 691/63 Consul. Die in seinem Consulatsjahre ausgebrochene und von Cicero unterdrückte catilinarische Verschwörung bot den Triumvirn des J. 695/59 den Vorwand um den unbequemen Consularen durch seinen Feind P. Clodius entfernen zu lassen. Ende April 696/58 verliesz Cicero Italien und lebte zu Thessalonike und Dyrrhachion als Verbannter. Am 4. August 697/57 zur Rückkehr ermächtigt langte er am 4. September wieder in Rom an. Augur wurde er 701/53. Vom 31. Juli 703/51 bis 30. Juli 704/50 hatte er die Provinz Kilikien als Proconsul zu verwalten. Nach Rom zurückgekommen, traf er den Kampf zwischen Caesar und der Senatspartei, Pompejus an deren Spitze, bereits ausgebrochen. Nach langem Schwanken begab er sich im Juni 705/49 zu Pompejus nach Dyrrhachion, wo er sich auch während der Schlacht bei Pharsalos (9. August 706/48) befand. Vom Ende Septembers 706/48 bis September 707/47 lebte Cicero zu Brundisium, des Siegers Ankunft und Erlaubniss zur Rückkehr nach Rom erwartend. Die Jahre 708/46 und 709/45, in unfreiwilliger Musze verbracht, waren um so fruchtbarer an literarischen Arbeiten. Der 15. März 710/44 rief den Cicero in

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die politische Tätigkeit zurück, verwickelte ihn aber bald in Kämpfe mit M. Antonius, welche mit seiner Proscription durch das zweite Triumvirat und seiner Tödtung (7. December 711/43) endigten.

1. Biographie Cic.'s von Plutarch. Von Neueren CMiddleton, history of the life of Cicero, Lond. 1741 II. Bas. 1790 IV; deutsch zB. Altona. 1759 III. WDrumann, Geschichte Roms 5, 216-716. 6, 1-380. HMFlemmer, Annales Ciceroniani, Kopenh. 1848 (dänisch geschrieben). Teuffel, PRE. 6, 2182, sowie (ausgeführter und ohne Quellennachweisungen) in dessen Studien und Charakt. (1871) 289. CAFBrückner, Leben des Cicero. I: das bürgerliche und Privatleben Cicero's, Gött. 1852. WHDSuringar, M. Tullii Cic. comm. rerum suarum s. de vita sua. acc. annales Ciceroniani, Leid. 1854. WForsyth, Life of M. Tullius Cicero, Lond. 1864 II. GBoissier, Cicéron et ses amis, Par. 1865 (deutsch von EDöhler, Lpz. 1869).

2. AJäcklein, Cic.'s Verbannung, Bamb. 1875. EOppenrieder, de Cic. proconsule Ciliciae, Augsb. 1853. Gd'Hugues, de Cic. in Cilicia provincia proconsulatu, Straszb. 1859; ders., une province rom. sous la république. étude sur le proconsulat de Cic. Paris 1876. FHoffmann, Cic. in Kilikien, Phil. 15, 662. CHartung, de proconsulatu Cic. ciliciensi, Würzb. 1868.

3. Eine vortreffliche Büste Cicero's aus seinem letzten Lebensjahr, mit der Inschrift (CIL. 1, p. 281) M. CICERO AN LXIIII, befindet sich in Madrid: abgebildet und besprochen bei EHübner, die antiken Bildwerke in Madrid (Berl. 1862) S. 115 mit Tfl.

176. Cicero ist eine geistig reichbegabte Natur, vielseitig, gewandt, dabei wohlwollend, auf das Edle gerichtet und mit rastlosem Eifer dem selbstgesteckten hohen Ziele nachstrebend, überaus achtungswert in einer Zeit wo die Meisten niedriger Selbstsucht frönten. Aber er war aus weichem Stoff gebildet, allen Eindrücken von auszen zugänglich, ohne die Festigkeit des Innern um ihnen gegenüber das Gleichgewicht zu bewahren. Seine bewegliche Phantasie, seine Feinfühligkeit und unendliche Erregbarkeit hat ihn zu einem liebenswürdigen Menschen gemacht und zu einem groszen Redner, aus welchem jede angeschlagene Saite voll und reich widerklang; sie machte ihn vorzüglich geeignet zum Vermittler und Dollmetscher hellenischer Feinheit und Formschönheit, aber zugleich auch zu einem schwankenden Charakter, rasch wechselnd zwischen Aufschwung und Abspannung, empfindlich, launisch, eitel, durch jede Schärfe verwundet, ängstlich vor Gefahren und verzagt in bösen Tagen. Wohl mochten auch Andere ihre schwachen Stunden haben; aber nicht bei Vielen kehrten sie so regelmäszig wieder und

Keiner hatte wie er das Unglück dasz das Auf- und Abwogen seiner Stimmungen in authentischen Belegen auf die Nachwelt kam. Immer vom Augenblicke völlig hingenommen, eignete sich Cicero wenig zum Staatsmanne und hatte doch nicht Selbstkenntniss genug um diesz einzusehen, noch Entsagung genug um darnach zu handeln. So dienten die Anläufe die er machte um eine politische Rolle zu spielen nur dazu seine Schwäche an den Tag zu bringen. Auch hier voll guten Willens, besasz er doch nicht die Ruhe und den Scharfblick um den rechten Weg zu erkennen, noch den Mut und die Ausdauer um darauf fortzuwandeln. Abwechselnd sah er sich daher benützt und bei Seite geschoben, angezogen und abgestoszen, enttäuscht durch die Schwäche der Freunde und durch die Stärke der Gegner, und schlieszlich gleich sehr bedroht von den Extremen zwischen denen hindurch er einen Weg gesucht hatte.

1. Von Urteilen der Alten s. bes. Asinius Pollio bei Sen. suas. 6, 24 (p. 46 K.) huius viri tot tantisque operibus mansuri in omne aevum praedicare de ingenio atque industria supervacuum est. . . utinam moderatius secundas res et fortius adversas ferre potuisset! namque utraeque cum venerant ei, mutari eas non posse rebatur. . . maiore simultates adpetebat animo quam gerebat. sed quando mortalium nulli virtus perfecta contigit, qua maior pars vitae atque ingenii stetit ea iudicandum de homine est. Ferner das Elogium des Velleius 2, 66 Nihil tam indignum illo tempore fuit quam quod . . . Cicero proscriptus est abscisaque scelere Antoni vox publica est, cum eius salutem nemo defendisset qui per tot annos et publicam civitatis et privatam civium defenderat. Nihil tamen egisti, M. Antoni, mercedem caelestissimi oris et clarissimi capitis abscisi numerando auctoramentoque funebri ad conservatoris quondam rei publicae tantique consulis inritando necem. rapuisti tum M. Ciceroni lucem sollicitam et aetatem senilem famam vero gloriamque factorum atque dictorum adeo non abstulisti ut auxeris. vivit vivetque per omnem saeculorum memoriam; dumque hoc vel forte vel providentia vel utcunque constitutum rerum naturae corpus, quod ille paene solus Romanorum animo vidit, ingenio complexus est, eloquentia inluminavit, manebit incolume, comitem aevi sui laudem Ciceronis trahet. . . . citiusque e mundo genus hominum quam Ciceronis gloria ex hominum memoria umquam) cedet. Quintil. 12, 1, 16. Schrift des Asinius Gallus (§ 276, 3) gegen Cicero und die Gegenschrift des (nachmaligen Kaisers) Claudius (§ 286, 2), sowie die des Suetonius (§ 347, 2) gegen Didymos.

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2. In früheren Jahrhunderten trübte die Bewunderung des Stilisten den Blick für unbefangene Beurteilung des Charakters und Staatsmanns. Doch s. FGaliani, correspondance inédite (Par. 1818) 1, 295 (vgl. RhM. 18, 293 = Ritschls op. 3, 701). Die versäumte Kritik wurde aber überreichlich nachgeholt durch WDrumann, der in seiner Gesch. Roms (6, 411) den Charakter Cicero's nach allen Seiten hin zwar gründlich aber übellaunig

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und unter Verkennung aller entschuldigenden Umstände beleuchtet hat. Ihn suchte ThMommsen RG. 36, 619 zu überbieten durch Maszlosigkeit des Ausdruckes und unhistorische Gereiztheit. Billig CPeter, Gesch. Roms 22, 174. Auch vgl. Teuffel, Studien u. Charakt. (1871) 338. FDGerlach, M. Tullius Cicero, Bas. 1864. Ritschl, op. 3, 697. MMessina, apologia di Cicerone contro TMommsen, Napoli 1878.

177. Cicero besasz in wunderbarem Masze die Gabe Fremdes in sich aufzunehmen und es innerlich verarbeitet in leichter flieszender Sprache aus sich herauszusetzen. Er hat in Folge dessen die römische Literatur um mehrere Gebiete bereichert welche für dieselbe bis dahin kaum erschlossen gewesen waren und ist der Schöpfer einer Schriftprosa geworden deren Fülle und Rundung und Angemessenheit an den Geist der lateinischen Sprache für lange Jahrhunderte mustergültig wurde. Aber die Leichtigkeit der Hervorbringung schlosz die Gefahr in sich rasch und viel und über alles Mögliche zu schreiben und mit der bloszen Formgewandtheit auch da durchkommen zu wollen wo ernstliche Studien und sachliche Gediegenheit erforderlich waren. Dieser Versuchung erlag Cicero wenigstens in der Musze der Jahre 709/45 und 710/44. Seinen Lebensberuf setzte Cicero in seine Tätigkeit als Redner, und hier zeigte sich sein Talent in vollstem Glanze. Sorgfältig vorbereitet, wurden die gehaltenen Reden groszenteils nachher herausgegeben. Nächstdem wurden. die hier gewonnenen Kenntnisse und Erfahrungen verwertet in rhetorischen Schriften. Dann wurde die reflectierende Schriftstellerei auch auf andere Gebiete erstreckt, zunächst auf die Staatswissenschaft, darauf die Ethik, Religionsphilosophie, und sie versuchte sich sogar in den faszlicheren Fächern der theoretischen Philosophie. Daneben führten ausgebreitete persönliche Beziehungen und die Gewohnheit mit der Feder zu denken fortwährend zu einem überaus regen Briefwechsel.

1866.

1. ADeuerling, Cicero's Bedeutung für die römische Literatur, Augsb. VClavel, de Cic. Graecorum interprete, Par. 1869.

684/70 Verrinen. 685/69 pro 691/63 Consulatsreden: de 692/62 pro Sulla,

pro Murena.

2. Zeitliche Aufeinanderfolge der Hauptschriften Ciceros, abgesehen von den Stilübungen seiner Jugend in Prosa und Versen: J. 673/81 pro Quinctio. 674,80 pro Roscio Amerino. Caecina. 688/66 de imperio Cn. Pompei. lege agraria, pro Rabirio, in Catilinam, p. Archia. 697/57 f. Reden post reditum. 698/56 pro Sestio, in Vatinium, pro Caelio, de provinciis cons., pro Balbo. in Pisonem, de oratore. 700/54 de republica, pro Plancio, p. Rabirio Postumo. 702/52 pro Milone, de legibus. 708/46 Brutus, Paradoxa, Orator,

695/59 pro Flacco.

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pro Marcello, p. Ligario, partitiones oratoriae. 709/45 pro Deiotaro, de finibus, Academica, Tusculanae. 710/44 de natura deorum', Cato maior, de divinatione, de fato, Topica, de optimo genere or., Laelius, de officiis, Philippicae I-IV. 711/43 Philippicae V-XIV.

3. Allgemeines über Cicero's Sprache (das Besondere bei den einzelnen Gattungen und Schriften). Lexika: MNizolii thesaurus Cic. (Brix. 1535) Bas. 1559. Venet. 1570 und oft, zB. Patav. 1734 (cur. JFacciolati), Lond. 1820 III. Clavis Ciceroniana, ed. IAErnesti (bei s. Ausg. u. sonst, zuletzt von AHRein, Halle 1831). Lex. Cic. von ChrGSchütz, Lps. 1817 (Bd. 18. 19. s. Ausg.). Monographien: RStürenburg, Materialien zu einem lex. Cic., Hildburgh. 1854. FHeerdegen, de fide Tulliana (d. h. über das Wort fides bei Cic.) Erlang. 1876. EFrohwein, die Perfectbildungen auf vi bei Cic., Gera 1874. FNieländer, der factitive Dativ bei Cic., Krotoschin 1878. KAhlén, de subiectis rei ap. Cic. cum verbis quae actionem significant coniunctis, Upsala 1879. AKlein, de adiectivi assimulati ap. Cic. usu, Bresl. 1879. HLieven, die consecutio temporum des Cic., Riga 1872. A Motschmann, doctrinam de tempp. consec. quam exposuit HLieven exemplis ex Cic. oratt, depromptis veram esse demonstratur, Jena 1875. MWetzel, de consec. tempp. Cic., Gött. 1878. JTheobald, de annominationis et allitterationis ap. Cic. usu, Bonn 1853. WKriebel, der Periodenbau bei Cic. u. Liv., Prenzl. 1873. EJWSchuppe, de anacoluthis Cic., Berl. 1860. HGenthe, de proverbiis a Cic. adhibitis, commentatt. Mommsen. 268. Über Cicero als Stilisten s. zB. FHand, Lehrb. des lat. Stils 54 und bei Ersch u. Gruber, Allg. Encykl. 1, 17, 241. JBake, de temperanda admiratione eloquentiae Tullianae, in s. scholica hypomnemata 1 (Leid. 1837), 1.

4. CHalm, zur Handschriftenkunde der ciceron. Schriften, Münch. 1850; RhM. 9, 321; Jahn's Archiv 15, 165 ff. JG Baiter, Phil. 20, 335. 507 u. A. Apparat HLagomarsini's (über 80 Bde) in Rom, s. WvHumboldt's Werke 5, 253. 264. Genaueres s. bei den einzelnen Schriften.

5. Gesammtausgaben: Ed. princeps, Mediol. 1498 IV. Venet., Junt. 1534-37 IV von PVictorius. Venet. Ald., besorgt von PManutius 1540-1546 IX. — A DLambino emend. et aucta, Par. 1566 IV und sonst. Cum notis varr. cura JGGraevii, Amsterd. 1684 ff. XI ; unvollständig. — Cum clavi Cic. ed. IAErnesti, Lps. 1737 ff. VI; Halle 1757 IV; 1774 ff. V; 1820 IX. Cum delect. comm. (stud. 'JOliveti), Par. 1749 IX; Genev. 1743 ff. E rec. Graevii (cura GGaratonii), Neap. 1777 ff. (unvollständig; nur Vol. 1-11. 14-17. 23. 24 erschienen). Cum notit. lit. et clavi, Bipont. 1780 ff. XIII. Cum indd. et varr. lectt., Oxon. 1783 X, nebst Oliveti del. comm., ebd. 1824, Halle 1825 ff. III. Recogn. ChrGSchütz, Lps. 1814 ff. XX. Rec. ICOrelli, Zürich 1826-30 IV; editio altera emendatior, cur. ICOrelli, IG Baiter, CHalm, Zürich 1845-62 IV. Zur Ed. I (u. II) als Vol. V: Cic. scholiastae, C. Marius Victorinus, Rufinus, C. Iulius Victor, Boëthius, Favonius Eulogius, Asconius Pedianus, scholia Bobiensia, scholiasta Gronovianus, edd. ICOrelli et IGBaiter, 2 Partes, 1833 und als Vol. VI-VIII: Onomast. Tullianum, continens Cic. vitam, hist. litterariam, ind. geograph. et hist., ind. legum et formularum, indicem graecolat., fastos consulares, 1836-1838 III. Cic. opera omnia uno volumine comprehensa ed.

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