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44-57) In M. Antonium orationum Philippicarum libri XIV, aus den J. 710/44 und 711/43. Die erste derselben (vom 2 Sept. 710/44) sucht den Redner wegen seiner langen Abwesenheit vom Schauplatze der politischen Tätigkeit zu rechtfertigen und beklagt sich über einen neuesten Angriff seines 'Freundes' M. Antonius. Als dieser hierüber aufgebracht am 19 September im Senat eine Rede hielt worin er des (ausgebliebenen) Cicero ganze politische Laufbahn beleuchtete, arbeitete der Angegriffene eine Gegenrede aus, welcher er die Einkleidung gab als sei sie auf der Stelle zur Erwiderung im Senat gehalten worden, veröffentlichte sie (die zweite philippische) aber erst nach des Antonius Abgang aus Rom. Die dritte, vom 20 December, beantragt dasz der Senat den D. Brutus und Octavian für ihren Widerstand gegen den Consul Antonius belobe; als diesz geschah, teilte Cicero den gefaszten Beschlusz noch an demselben Tage dem Volke mit, in der vierten Rede. Die fünfte (vom 1 Jan. 711/43) stellt den Antrag jenen Gegnern des Antonius Auszeichnungen zu verleihen, diesen selbst aber für einen Reichsfeind zu erklären. Nachdem am 4 Jan. die erste Hälfte dieses Antrags angenommen, statt der zweiten aber noch ein gütlicher Versuch beschlossen war, verkündete diesz Cicero dem Volke an demselben Tage, in der sechsten. Die siebente (Ende Januars) dringt abermals auf Kriegserklärung gegen Antonius. Dasz auch nach dem Scheitern jenes Versuchs nur eine halbe Maszregel beschlossen wurde tadelt die achte (Anfangs Februar) und macht positive Vorschläge. Die neunte befürwortet, unter neuen Ausfällen auf Antonius, Ehrenbezeugungen für Ser. Sulpicius. Die zehnte beantragt die nachträgliche Bestätigung der von M. Brutus in Makedonien und Griechenland getroffenen Maszregeln. Die elfte (Mitte März 711/43) spricht (vergebens) dafür dasz die Bestrafung des Dolabella (der den Caesarmörder C. Trebonius hingerichtet hatte) dem (Caesarmörder) C. Cassius übertragen werde. In der zwölften sucht Cicero die beschlossene abermalige Gesandtschaft an Antonius rückgängig und sich selbst von der Teilnahme daran frei zu machen. Die dreizehnte (20 März 711/43) verteidigt seine Kriegspolitik gegen die Friedensmahnungen des M. Lepidus und Munatius Plancus. Endlich die vierzehnte (22 April 711/43) beantragt ein groszes Dankfest wegen des Siegs über Antonius bei Forum Gallorum und Auszeichnungen für die siegreichen Feldherren.

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1. Besonders berühmt ist die zweite Philippica, s. Juvenal 10, 125 f. 2. Die Haupths. ist der Vaticanus tabularii Basilicae H 25 s. IX (s. oben Nr. 12, 1; vgl. FDeycks, de Cic. Philippic. oratt. cod. Vatic. Münster 1844), dann Monac. 18787 (Tegernseensis) s. XI u. A. Ausgaben der Philippicae von GFaernus, Rom 1563, GGWernsdorf (Lps. 1821 f. II; verb. Text ebd. 1825), Orelli (Zür. 1827), von IRKing2, Oxf. 1877; die zweite bes. herausgg. v. Wernsdorf (mit Übersetzung, Lpz. 1815), HAGWinckler (Cassel 1829), KHFrotscher (Lps. 1833; nebst Probe von Comm., Lpz. und Annab. 1835). Die erste und zweite erkl. v. CHalm (Ausgew. Rdn. VI. Berl.5 1875) und HAKoch (Lpz. 1878 von AEberhard).

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3. JMittermayr, Beitr. zur Erkl. der ersten phil. R. (Aschaffenb. 1841); zur zweiten (ebd. 1843. 45). CCampe, Phil. 10, 627; JJ. 91, 163; Cic.'s erste phil. Rede, Greiffenberg 1879. FGJentzen, des Cic. vierte phil. R., Lüb. 1820. Gegen AKrause's zwecklose Verdächtigung der vierten (Cic. quae fertur Phil. IV expl. et Ciceroni derogavit, Berl. 1839, und Cic. vierte phil. Rede, Neustettin 1847 Jahn's Archiv 13, 297) s. CAJordan, ZfdAW. 1840, 611. Schuster, Vindiciae Cic. or. Phil. quartae, Lüneb. 1851 f. SChrSchirlitz, Cic. phil. nona, Wetzlar 1844. Kritische Beiträge: CGCobet, Mnemos. NS. 7, 113.

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180. Auszer diesen 57 Reden sind Bruchstücke erhalten von ungefähr zwanzig weiteren, und von etwa 30 anderen wissen wir wenigstens dasz Cicero sie gehalten hat. Dazu kommt noch eine Anzahl nur geschriebener (nicht gehaltener) Lobreden, nämlich auf Caesar (vom J. 698/56), den jüngeren Cato (J. 708/46) und dessen Schwester Porcia (J. 703/51).

1. Unter den Bruchstücken sind die erheblichsten die zu den zwei Cornelianae (pro C. Cornelio, de maiestate, vom J. 689/65, s. Ascon. p. 56-81 Or. 50-72 K-S. und Quintil. 8, 3, 3; vgl. 6, 5, 10. 10, 5, 13. RGBeck, quaestt. in Cic. p. C. Cornelio orationes, Lps. 1877), zur oratio in toga candida (J. 690/64 im Senat gehalten, vgl. Bücheler, Q. Cic. p. 9) und zur Scauriana (pro M. Aemilio Scauro, vom J. 700/54, s. Drumann GR. 6, 36, Ascon. p. 18-30 Or, 16-25 K-S. Schol. Bob. p. 373-376 Or.). 2. Sammelausgaben der Bruchstücke einzelner Reden: Sex orationum partes ineditae, ed. AMai2, Mail. 1817; Auctor. class. 2, 277. Oratt. p. Fonteio et C. Rabir. fragmenta ed. BGNiebuhr, Rom 1820. Oratt. p. Scaur., Tull. et in Clod. fragmenta inedita ed. APeyron, Stuttg. 1824 (Mit commentatio de biblioth. Bobiensi von APeyron, p. ; Inventarium librorum monasterii s. Columbani de Bobio, p. 1, und Annotationes dazu p. 70). Oratt. p. Tull., in Clod., p. Scauro, p. Flacco fragmenta ined. coll. CBeier, Lps. 1825, nebst Indd. (herausgg. von GHertel), Lps. 1831. Oratt. p. Tull., in Clod., p. Scauro, p. Flacco ed. et expl. ECd'Engelbronner, Rotterd. 1830. JKlein, üb. eine Handschr. des Nik. v. Cues nebst ungedruckten Fragm. Cic. Reden, Berl. 1866. Die Bruchstücke der Reden in den Gesammtausgaben von Nobbe p. 1119, Klotz 4, 3, 201, Orelli1 4, 2, 439 24, 929. 1011. 1055, Baiter-Kayser 11, 1 und bei CFWMüller 4, 3, 231. CHalm,

Beitr. z. Berichtig. u. Ergänzung der cic. Fragmente (Lpz. 1862), bes. S. 15. FBelin, de Cic. orationum deperditarum fragmentis, Par. 1875.

3. Verzeichniss der Reden von denen Bruchstücke nicht erhalten sind zB. bei CFWMüller, 4, 3, 289.

4. Skizzen und Concepte von Reden des Cic. veröffentlichte aus dessen Nachlasz sein Freigelassener Tiro. Quintil. 10, 7, 30 quod fecisse M. Tullium commentariis ipsius apparet. ebd. 31 Ciceronis ad praesens modo tempus aptatos (commentarios) Tiro contraxit. Vgl. ebd. 4, 1, 69 Cicero pro Scauro ambitus reo, quae causa est in commentariis (nam bis eundem defendit), prosopopoeia. . utitur. Hieronym, apol. ad Rufin. 2, 469 Vall. (in commentariis causarum, pro Gabinio). CFW Müller's Cic. 4, 3, 291.

5. Über Cicero's laudatio Caesaris s. ad Att. 4, 5; über seine laudatio Porciae ebd. 13, 37, 3. 13, 48, 2.

6. Plut. Caes. 54 ἔγραψε Κικέρων ἐγκώμιον Κάτωνος, ὄνομα τῷ λόγῳ déuevos Kátava. FSchneider, de Ciceronis Catone minore, ZfdAW. 1837, Nr. 140. HWartmann, Cato von Utika (Zür. 1858) S. 145. CGöttling, de Cic. laudatione Catonis et de Caesaris Anticatonibus, Opusc. p. 153. BaiterKayser 11, 67. CFWMüller 4, 3, 327. Der Inhalt dieser Lobrede auf Cato erregte bei Caesar einigen Anstosz (ad Att. 12, 40, 1. 13, 27, 1), obwohl er ihre formelle Vorzüglichkeit anerkannte (ebd. 13, 46, 2); er veranlaszte daher zuerst den Hirtius zu einer Gegenschrift und schrieb dann selbst einen Anticato (s. § 195, 7). Dagegen dem M. Brutus war Cicero's Schrift zu wenig warm und zu eng, da Cicero sich vorsichtiger Weise hauptsächlich an Cato's. Privatcharakter gehalten hatte; er schrieb daher selbst auch (Anfangs 709/45) einen Cato (§ 210, 2).

7. Die untergeschobene Rede pridie quam in exilium iret (überliefert in sehr guten Hss. zB. dem Paris. 7794, Brux. 5345, Erfurt.) s. zB. in der zweiten Orelli'schen Ausgabe Cicero's 2, 1412, bei Baiter-Kayser 11, 156 und bei CFWMüller 4, 3, 425. Über die fingierten Streitreden zwischen Sallust und Cic. s. unten § 205, 6. Die Rede welche Cassius Dio 44, 23–33 dem Cic. in den Mund legt ist, auf Grund des überlieferten Inhalts, von dem Historiker selbst gemacht; FStraumer, de Cic. q. f. or. ap. Cass. Dion. Chemnitz 1872.

181. In der Theorie der Beredsamkeit war Cicero Schüler 178 der Griechen und übersetzte sogar in seiner Jugend ein griechisches Lehrbuch. In reiferen Jahren trat er mit selbständigen rhetorischen Schriften auf, nicht um die Theorie weiter zu fördern, sondern um seine eigene Stellung in der Geschichte der römischen Beredsamkeit darzulegen und seine rednerische Weise gegen Widersacher zu verteidigen. Dabei weisz er die Hauptlehren der Rhetorik in anziehender Weise zu popularisieren. In seinem Kampfe gegen den abstracten Doctrinarismus und den leeren Schematismus der Schulrhetorik gerät Cicero sogar in das Extrem des bloszen Empirismus und läszt öfters Schärfe der Begriffe vermissen.

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1. Die sämmtlichen rhetorischen Schriften Cicero's sind herausgegeben von PManutius, Vened. 1546 IV, DLambinus, Vened. 1569 IV, CGSchütz, Lps. 1804-1808 III; die kleineren von JFWetzel (Lps.2 1823) und Orelli (Zür. 1830).

2. CWPiderit, über den Kunstwert der rhetorischen Schriften Cic.'s, JJ. 82, 503. LSpengel, RhM. 18, 495. HJentsch, Aristotelis ex arte rhetorica quid habeat Cicero, Berl. 1866; de Aristotele Cic. in rhetorica auctore Guben 1874. 75 II.

182. Die erhaltenen rhetorischen Schriften Cicero's sind nach der Zeit ihrer Abfassung folgende.

1) Rhetorica (Rhetorici), eine unreife Jugendarbeit (etwa vom J. 670/84), hauptsächlich, wie es scheint, nach Hermagoras und Cornificius. Die zwei Bücher, welche allein fertig wurden, handeln vom rednerischen Stoffe, de inventione, und werden daher gewöhnlich so betitelt.

1. Cic. de or. 1, 5 quoniam quae pueris aut adolescentulis nobis ex commentariolis nostris incohata ac rudia exciderunt vix hac aetate digna et hoc usu, quem ex causis quas diximus tot tantisque consecuti sumus. Vgl. 1, 23. Quint. 3, 6, 60 Cic. his pulcherrimos illos de oratore libros substituit. Die Hss. (in den besseren fehlt freilich der Titel) nennen das Werk Rhetorica, ebenso Priscian GL. 2, 81. 469. 489. 545 (Cicero in I rhetoricon udgl.) Auch bei Quintilian blickt dieser Name durch oder vielmehr der wohl auszerdem gangbare Rhetorici (sc. libri; vgl. des Plinius studiosi III, s. § 312, 2): 2, 15, 6 in rhetoricis, quos sine dubio ipse non probat. 3, 1, 20 rhetoricos suos. 3, 5, 14 ex Cic. rhetorico I. . . ipse hos libros improbat. 3, 6, 50 (Cicero in libris rhetoricis de inv. 1, 10) und 58 (in primo Ciceronis rhetorico). (Hieronym. adv. Rufin. 1, p. 137 lege ad Herennium Tullii libros, lege Rhetoricos eius aut . . . . revolve tria volumina de oratore.) 2, 14, 4 cum M. Tullius etiam in ipsis librorum quos hac de re (die Rhetorik) primum scripserat titulis graeco nomine utatur. Unrichtig ist die Benennung welche AWeidner in s. Ausgabe p. vi nach einigen Stellen der Schrift und nach Quint. 3, 6, 64 derselben gegeben hat: Ars rhetorica.

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2. Cic. de inv. 2, 4 quoniam nobis quoque voluntatis accidit ut artem dicendi perscriberemus, non unum aliquod proposuimus exemplum, cuius omnes partes . . exprimendae nobis necessario viderentur, sed omnibus unum in locum coactis scriptoribus quod quisque commodissime praecipere videbatur excerpsimus etc. Hermagoras wird genannt 1, 8. 12. 16. 97. Quintil 3, 6, 59 sunt velut regestae in hos commentarios quos adolescens deduxerat scholae, et si qua est in his culpa, tradentis est. ebd. 3, 11, 10. 18 (in Rhetoricis Hermagoran est secutus). FBader p. 18-24.

LSpengel, RhM. 18, 495. und Bader a0. p. 6-11.

3. Über die Benützung des Cornificius vgl. CLKayser, Münchn. Gel. Anz. 1852. Nr. 59 fll. Mit Unrecht leugnet Weidner (prolegg. s. Ausg. p. VIII) die Abhängigkeit Ciceros von der Rhet. ad Her., welche er für jünger hält als Cicero's Rhe

torica. Über die Sprache s. PhThielmann, de sermonis proprietatibus. . ap. Cornificium et in primis Cic. libris (de inv. pQuinct. pSRosc.), Straszb. 1879.

4. Commentar des Marius Victorinus (§ 408, 6) zu der Schrift. Excerpta ex Grillii commento (§ 445, 9) bei Halm, Rhet. lat. min. p. 596.

5. Sonderausgaben: cum not. varior. von PBurmann, Leid. 1761, neu herausgg. von FLindemann, Lpz. 1828. Cic. artis rhetoricae libri I rec. AWeidner, Berl. 1878. Übersetzt von GHMoser, in der Metzler'schen

Samml. röm. Pros. 127 f.

6. Die besten Hss. sind eine Pariser (7774 A), Würzburger und St. Galler Hs., alle s. IX. Dazu kommen die zahlreichen Anführungen bei den späteren Rhetoren. ALinsmayer, Varias lectiones ad Cic. libr. I. de inventione ex IV codd. congessit, Münch. 1853 (= CHalm, Anal. Tull. II). FAEckstein, Varietas lect. cod. Leid. ad Cic. de inv. Halle 1854. FBader, de Cic. rhett. libris, Greifsw. 1869. AKnackstedt, de Cic. Rhetoricorum libris ex rhetoribus lat. emendandis I Gött. 1873; II Helmstedt 1874. Weidner vor s. Ausg. p. xxii.

2) de oratore libri tres, verfaszt J. 699/55, eingekleidet in die Form eines Gesprächs welches die beiden gröszten Redner der früheren Zeit, L. Crassus und M. Antonius, mit Anderen im J. 663,91 gehalten hätten. Durch diese Einkleidung hat die Behandlung an Leichtigkeit, Vielseitigkeit und Lebendigkeit gewonnen, und der Verfasser die Trockenheit systematischer Darlegung und die Aufstellung eines eigenen Glaubensbekenntnisses vermieden, so unverkennbar es auch ist dasz seine Personen nur seine eigenen Ansichten aussprechen. Obwohl die dramatische Kunst eines platonischen Dialogs bei weitem nicht erreicht ist, so ist das Werk doch durch den Reichtum seines Inhaltes und die Gefeiltheit der Darstellung zu den vollendetsten des Cicero zu rechnen. Das erste Buch erörtert die Bildung zum Redner, das zweite die Behandlung des Stoffes, das dritte die Form und den Vortrag der Rede.

1. Cic. ad Att. 13, 19, 4. Fam. 1, 9, 23 vgl. 7, 32, 2. Oben § 152, 4. 2. JAErnesti, de praestantia librr. Cic. de or., Lps. 1736. JFSchaarschmidt, de proposito etc., Schneeb. 1804. HASchott, comm. qua III de or. libri examinantur, Lps. 1806. GEGierig, vom ästhetischen Werte der Bücher de or., Fulda 1807. CFMatthiä, Prolegg. zu usw. Frankf. 1812. Scholten, animadvv. in Cic. de or. libros, Utr. (1828). ELTrompheller, Versuch einer Charakteristik der usw., Coburg 1830. GNBusch, Obss. ad Cic. de or., Rostock 1830. CRhode, de anacoluthis in Cic. de or., Bresl. 1833. CGKönig, Opuscc. latt. (Meiszen 1834) p. 359. CLPaul, de Cic. de or., Thorn 1840. Ellendt vor s. Ausg. 2, vII. CKuniss, quaedam de Cic. de or. Dresd. 1842. CAFBrückner, quid Cic in libris de or. ex Isocrate et Aristotele mutuatus sit, Schweidnitz 1849. CWPiderit, zur Krit. u. Exegese v. Cic. de or., Hanau 1857-58 II. JBake, Mnemos. 7, 97. GSorof, Phil

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