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landes Wohl und Ruhm, faßte Livius, gleich andern Edeln, welche aus der Gegenwart hinweg sich nach der Vorzeit wendeten, den Entschluß, die-Geschichte seines Volks zu schreiben,,,dem eigenen Gemüthe zur Weide," der Mit- und Nachwelt zur Erholung und zum Spiegel. In mehr als 20jähriger Arbeit vollendete er 142, achthalb Jahrhunderte Roms umfassende, Bücher, wovon jedoch im Ganzen nur 35 übrig, die wichtigsten, lehrreichsten längst verloren find. Er benußte dazu, außer ältern, theils Lateinischen, theils Griechischen Schriftstellern und Urkunden, bei längerem Aufenthalt in Rom, mit Augusts Bewilligung, was in dieser Stadt von alten schrift: lichen und andern Denkmalen noch vorhanden war, und wurde schon von seinen Zeitgenossen dergestalt bewundert, daß, nach dem jüngern Plinius, ein Gaditaner einzig seinetwegen von den Ufern des atlantischen Meeres bis zur Tiber reiste, und, nachdem er den Gefeierten gesehen hatte, ohne weiter sich um Rom zu kümmern, nach Gades (Cadiz) zurückkehrte. Gleiche Schätzung wurde ihm von Späteren zu Theil. Tacitus rühmt seinen meisterhaften Styl und seine historische Treue. Und der geschmackvolle Kenner der Griechischen und Römischen Literatur, Quintilianus, schreibt unter anderem von ihm:,,Nicht zürne He

„rodotus, wenn ihm an die Seite Livius gestellt ,,wird, ungemein anmuthig in der Erzählung und „von der lautersten Biederherzigkeit, in seinen öffent,,lichen Reden aber über alle Beschreibung beredt. So angemessen den Umständen und den handelnden Personen ist in Allem der Vortrag. Die Gemüthsbewegungen aber, vornehmlich die sanfteren, hat, ,,um das Wenigste zu sagen, kein Geschichtschreiber ,,ansprechender geschildert." Livius kannte (wie überhaupt wenigstens in der Wirklichkeit - die Alten) nur drei Verfassungen: Einen unumschränkt Gebietenden; die Regierung erblicher Geschlechter, und die Volksherrschaft. Unter Jenes Willkühr stehen, schien ihm hart und knechtisch; Lehtere war ihm zuwider durch die Natur der Menge, durch Geschichte und Erfahrung, zumal seiner Zeit. Ihn erfüllte der alte Römische Senat mit Ehrfurcht, und, ein Freund *des Bleibenden, Beharrlichen, Wohlabgemessenen-in Sitte, Grundsähen und Rechten, wofür ihm eine gemäßigte Aristocratie die beste Bürgschaft schien, verhehlte er die Vorliebe für diese auch in seinem Werke so wenig, daß ihn Augustus, welcher seine Gunst ihm schenkte, einen Pompejaner nannte. Doch wie Livius dachte, wie er schrieb, davon dem Leser ein getreues Abbild zu geben, ist die Aufgabe

der vorliegenden Uebersehung. Diese wurde, einem großen Theile nach im Laufe der lezten 17 Jahre für meine öffentlichen Lehrstunden entworfen und überarbeitet mit steigender Bewunderung des großen Geschichtschreibers, welche keine anerkannten, und noch weniger irgendwo aufgebürdete, Mängel seines Werkes in mir schwächen konnten. Möge die - je= den Falles mit Liebe versuchte - Nachzeichnung dem unerreichbaren Urbilde wenigstens nicht allzufern erfunden werden!

Stuttgart, im August 1826.

E. F. Klaiber.

Inhalt des ersten Buch s.

Das erste Buch enthält Aeneas Ankunft in Italien und feine Thaten; die Regierung des Afcanius zu Alba, des Aeneas Silvius und der folgenden Silvischen Könige. Numitors Lochter, von Mars geschwängert. Romulus und Remus geboren. Amulius ermordet. Cap. 1 — 5.

Romulus erbaut die Stadt; wählt den Senat; führt Krieg mit den Sabinern; bringt dem Jupiter Feretrius die Waffen= rüstung des feindlichen Anführers dar; theilt das Volk in Curien; besiegt die Fibenaten und Vejenter; wird vergöttert. Cap. 6-16.

Numa Pompilius ordnet die Gebräuche beim Götterdienste an; errichtet dem Janus einen Tempel, und ist der Erste, der das Thor deffelben schließt, als mit allen umwohnenden Völkerschaften Friede geworden war; gibt nächtliche Zusammenkünfte mit der Göttin Egeria vor, und erweckt in seinem rohen Volke Sinn für Religion. Cap. 17-21.

Tullus Hostilius bekriegt die Albaner. Kampf der Drillingsbrüder. Horatius freigesprochen. Todesstrafe des Mettus Fuffetius. Alba zerstört; die Albaner als Bürger nach Rom verpflanzt. Den Sabinern Krieg erklärt, Tullus vom Bliß erschlagen. Cap. 22 - 31.

Ancus Marcius erneuert den von Nama eingeführten Götterdienst, besiegt die Latiner, verpflanzt sie als Bürger in die Stadt und weist ihnen den Berg Aventin an. Er erobert Po= litorium, eine Stadt der Latiner, welche die alten Latiner ge= nommen hatten, und zerstört fie. Er schlägt eine hölzerne Brüs cke über die Liber und zieht den Berg Janiculum zur Stadt; erweitert die Grenzen des Reichs; baut Ostia; regiert vier und zwanzig Jahre. Cap. 32 - 35. — Unter seiner Regierung kommt

Lucumo, des Corinthiers Damaratus Sohn, von Tarquinii, einer Stadt in Etrurien, nach Rom, wird ein Freund des Ancus, nimmt den Namen Tarquinius an und gelangt nach Ancus Tode auf den Thron. Er vermehrt die Zahl der Väter um hundert neue, besiegt die Latiner, bestimmt einen Plaß für den Circus (Rennbahn), stellt Spiele an. Von den Sabinern beEriegt, verstärkt er die Centurien der Reiter. Er soll den Augur Attus Navius, um seine Wissenschaft auf die Probe zu stellen, gefragt haben, ob das, an was er denke, möglich sey. Als Jener es bejahte, habe er ihn aufgefordert, mit einem Scheer-messer einen Kieselstein zu zerschneiden und dieß habe Attus al: sobald gethan. Er besiegt die Sabiner in einem Treffen; umgibt die Stadt mit einer Mauer; legt Kloaken an. Nach einer Regierung von acht und dreißig Jahren wird er von den Söhnen des Ancus ermordet. Cap. 36-40.

Ihm folgt Servius Tullius, der Sohn einer vornehmen Gefangenen aus Corniculum; der Sage nach stand ihm als Knaben, da er noch in der Wiege lag, der Kopf in Flammen. Er schlägt die Vejenter und Etrusker in einem Treffen; hält die erste Schaßung (Census), feiert das Schaßungsopfer (Lustrum), wo achtzig tausend Bürger gezählt worden seyn sollen; theilt die Classen und Centurien ab; rückt das Pomörium (den 3winger) weiter hinaus; zieht den Quirinalischen, Viminalischen und Esquilinischen Hügel zu der Stadt; errichtet mit den Latinern der Diana einen Tempel auf dem Aventin, wird nach 44jähriger Regierung auf Anstiften seiner Tochter Tullia von Lucius Tarquinius, des Priscus Sohn, ermordet. Cap. 41 — 48.

Nach ihm bemächtigt sich Lucius Tarquinius, der Des: pot [Superbus], ohne der Väter oder des Volkes Geheiß. des Thrones; an diesem Tage treibt die verruchte Tullia über den Leichnam des Vaters den Wagen hin. Er hat Bewaffnete um sich zur Leibwache; bringt den Turnus Herdonius durch Trug um's Leben; führt Krieg mit den Volskern, und legt von ihrer Beute dem Jupiter einen Tempel auf dem Capitol an. Terminus und Juventas willigen nicht ein und ihre Altäre können nicht versezt werden. Durch die Lift seines Sohnes Sex

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