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den Celten, sondern auch bei den Griechen eine volksthümliche Vorstellung zu Grunde gelegen, welche die Pythagoräer bloss in ihrer Weise aufgenommen, indem sie das Pentagramma úyísta nannten und zu Amuletten u. dergl. anwandten '), dürfte ziemlich sicher sein. Wandten doch auch unsre Vorfahren das Hammerzeichen ebenso als Nachahmung des Blitz hammers des Thor in derselben Bedeutung an, wofür dann um so leichter das christliche Kreuzeszeichen Verbreitung fand 2).

Noch ein besonderes mythisches Wesen möchte ich aber auf diese Zick-Zack - Spuren des Blitzes zurückführen. Von der Bewegung der homerischen Götter wird oft neben alloua das Wort diooo (impetu feror), wie es Grimm übersetzt, gebraucht. II. I. 532 heisst es von der Thetis :

εἰς ἅλα ἆλτο βαθείαν ἀπ ̓ αἰγλήεντος ̓Ολύμπου. Dem entsprechend IV. 75 sqq.:

οἷον δ ̓ ἀστέρα ἧκε Κρόνου παῖς ἀγκυλομήτεω,

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ἢ ναύτῃσι τέρας, ἠὲ στρατῷ εὐρέι λαῶν,

λαμπρόν· τοῦ δέ τε πολλοὶ ἀπὸ σπινθῆρες ἵενται· τῷ εἰκυί ̓ ἤιξεν ἐπὶ χθόνα Παλλὰς ̓Αθήνη,

L

cf. XIV. 225. XIX. 114, wo es von der Hera gesagt wird. Ich denke speciell dabei an den Blitz, in welchem man die Bewegungen der Füsse der silber- und goldfüssigen Göttinnen sah, wie es mit derselben Anschauung im neuen Testament heisst Luc. 10, 18: ¿dɛάoovv tòv σατανᾶν ὡς ἀστραπὴν ἐκ τοῦ οὐρανοῦ πεσόντα. Zu ἀΐσσω stellt sich nun a capra, xatayis für den plötzlich losfahrenden Sturm, alyis als des Zeus Schild, das aber auch Athene und Apollo führen, und das mit den Beiwörtern ἐρεμνή, θοῦρις, ἀμφιδάσεια, χρυoin, wie Damm im Lex. Homer. auch sagt: vé❤os ñvxvòv naTaiyidiodes, eine düstere, stürmische Gewitterwolke bezeichnet. Ich folgere hieraus als eine alte Vorstellung, die sich an das Unwetter schloss, die eines himmlischen Bockes. Und gehen wir von der Anschauung aus, die wir bei Griechen und Deutschen vorkommend schon oben erwähnten, nämlich kleine Wölkchen einer Schaafheerde zu vergleichen, wie es auch im Norden bei ähnlichen, nur mehr feurigen Himmelserscheinungen heisst: „Lokke driver idag med sine geder", Loki treibt heut seine Geisse aus (Grimm, M. p. 222), so schliesst sich ganz natürlich daran bei mehr sich entwickelndem Unwetter, beim An- und besonders Umspringen des Windes, Zusammenstossen der Wolken, den Zick

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1) Lobeck, Aglaophamus. Königsberg 1829. p. 1346.

2) Grimm, M. p. 165.,,Der göttliche Hammer galt für ein heiliges Geräth, mit dem Bräute und Leichen geweiht werden; das Hammerzeichen segnet, wie bei den Christen das Zeichen des Kreuzes." p. 1057:,,Dem Kreuzzeichen weichen Hexen und Teufel aus; in der ersten Mainacht sieht man darum so viele Kreuze an den Thüren. In die vier Winkel seines Ackers pflügt der Bauer ein Kreuz. An den Wiegen neugeborner Kinder, so lange die Taufe nicht erfolgt war, wurde das Kreuz nicht gespart zur Sicherung gegen Elbe und Teufel; die Heiden brauchten so ihren Hammer",

zackbewegungen des Blitzes, namentlich eine himmlische Ziege oder Widder darin sich bemerkbar machend zu wähnen. Auch das priapeische Element spielte gewiss seine Rolle dabei, denn vom Bock gelten noch immer als die bezeichnendsten Momente die,,Bockssprünge, aber auch der geile Bock". In weiterer Entwicklung galt dann die goldne Gewitterwolke, als Waffe aufgefasst, als Fell dieser Ziege oder dieses Widders, und neben der zovoɛin aiyis als Schild des Zeus stellt sich dann gleich das goldwollige Widderfell im Hain des Ares, das am heiligen Baum der Drache bewacht und das das Ziel der Fahrt der Argonauten, der Blitzschiffer, wird '). Dem Zeus alyioxos tritt dann zur Seite der Hermes xolo❤ógos, und die Sage knüpft diesen Beinamen an die Abwendung einer Pest, die man dem Hermes zu danken gehabt, nämlich die Abwendung des himmlischen Verderbens, wie man es den Drachentödtern anderseits als owryges zuschrieb 2). Auf die Verbindung des Bocks mit dem Drachen Python wies auch schon Otfr. Müller, Dorier I. p. 320 Anm. hin, obwohl die Beziehung ihm fehlte; es sind aber beides eben Gewitterwesen, und wir verstehen es nun, wenn nach Plut. Quaest. Gr. 12 den Python, als er vom Apollo getödtet, sein Sohn Aig bestattet haben sollte. Am meisten tritt aber der himmlische Bock in der Gestalt des bocksfüssigen Pan, des Sohnes des Windgottes Hermes und der Tochter des Dryops, hervor, der so ganz natürlich mit den bocksfüssigen Satyrn in den Kreis der im Unwetter ihr Wesen treibenden Hermes und Dionysos einrückt. Wie die Satyrn geschwänzt erscheinen, erscheint es auch Pan, er heisst aylaé eigos, der glänzend Behaarte, was an den Apollo und Zephyros xovooxóuns erinnert, immer aber bilden seine Sprünge und sein Lachen, wie schon bei seiner Geburt, Hauptmomente seines Wesens. Wenn das Letztere an den lachenden Donnergott, von dem wir oben geredet, erinnert, so tritt das noch mehr hervor, wenn er als der furchtbare wilde Jäger ('Ayoɛvç) erscheint, der entsetzlich wird, wenn er aus seiner Ruhe geweckt wird und dann panischen Schrecken verbreitet, wie schon seine eigene Mutter bei seiner Geburt sich vor ihm fürchtete. Sturmesgott ist er dann wieder mehr, wenn man ihn namentlich auf dem mänalischen Gebirge wollte öfters auf seiner Syrinx blasen hören (Jacobi unter Pan. Preller I. 458).

Wenn ich übrigens bei der Beziehung des himmlischen Bockes auf den Blitz namentlich an die Zick-Zack - Sprünge seiner

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1) Auch sonst reihen sich an diesen goldwolligen Widder uns bekannte Züge. Er trägt die Kinder der Nephele, der Wolke, den Phrixos und die Helle durch die Luft über Land und Meer. Eins (die Helle) stürzt herunter (wie Hephäst, Glaukos u. s. w.), Phrixos selbst opfert den Widder dem Zeus und heirathet die Chalkiope (den Donner). Jacobi unter Phrixos. 2) Paus. IX. 22. 2. Den Beinamen Kocoópos empfing Hermes zu Tanagra, ὡς ὁ Ἑρμῆς σφίσιν ἀποτρέψαι νόσον λοιμώδη περὶ τὸ τεῖχος κριὸν περιενεγκών.

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Füsse denke, könnten dieselben auch ebenso als das Leuchten der Hörner des springenden Thieres gegolten haben. Für eine solche besondere Rolle auch der Hörner scheint mir zu sprechen, dass das Horn des Gewitterstieres Acheloos, was wir oben p. 201 bei seinem Kampf gemäss der im herabfallenden Blitz angenommenen Verstümmlung des betreffenden Wesens als abgebrochen herunterfallen sahen, gegen das Horn der Ziege Amaltheia, die den Zeus genährt hatte, sollte eingetauscht worden sein. Wie aber hier das Horn besonders hervortritt, finden wir auch bei dem Riesen Thrym, den Thor im Gewitter als sein alter Ego bekämpft, neben den Hunden mit goldnem Halsband, rabenschwarze Rinder mit goldnen Hörnern:

mit goldnen

Heimkehren heisst es
Hörnern die Kühe,

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Rabenschwarze Rinder

Dem Riesen zur Lust (Simrock, Edda p. 64). Wie Hades (p. 67) im dunklen Unwetter mit goldgezäumten, schwarzen Rossen hervorkömmt, der Gewitterhahn zwischen Gold und Schwarz schwankt, sind auch die Gewitterrinder schwarz, nur leuchten ihre goldnen Hörner. Auf diese Auffassung beziehe ich nun auch einen alten, bei Griechen und Deutschen vorkommenden Gebrauch, den Ziegen wie den Rindern beim Opfer die Hörner zu vergolden'); es ist nur die vollständigere Nachahmung des Opfers, das man im Gewitter im Himmel vor sich gehend wähnte. Und wenn man nun gar in den östlichen Gegenden Deutschlands solche vergoldete Thiere von der Höhe zu gewissen Zeiten herabzustürzen pflegte 2), so finde ich darin auch nur eine Nachahmung von derartigen, im herunterfahrenden Blitz herabgestürzt gedachten Thieren, indem es zu den Opfern passt, die die Aegypter dem Typhon brachten, wenn sie Esel von Felsen herabstürzten (Plutarch de Iside c. 30), oder zur griechischen Sage von den Hyperboreern, wenn diese neben den Eselsopfern sich selbst hinabzustürzen schienen, oder endlich zu dem vom Himmel bei seiner Geburt herabgestürtzten Feuergott Hephaest.

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Diese ganze Auffassung des himmlischen Bocks wird aber auch sonst noch durch die deutsche Sage bestätigt, wenn der nordische Donnergott Thor auf einem mit zwei Böcken bespannten Wagen einherfährt, Hexen sowohl als der im Unwetter seine Rolle

1) Grimm, M. p. 48.,,Goldhörnige Kühe verlangt eine Stelle der Edda Saem. 141 a und im mansfeldischen Dorfe Fienstädt war ein kohlschwarzes Rind mit weisser Blässe und weissen Füssen, und ein Ziegenbock mit vergoldeten Hörnern zur Entrichtung auferlegt". Grimm vergleicht damit dann in der Anmerk. griech. Stellen wie II. X. 292. Od. III, 382 sq.:

σοὶ δ ̓ αὖ ἐγὼ ῥέξω βοῦν ἦνιν. εὐρυμέτωπον,
ἀδμήτην, ἣν οὔπω ὑπὸ ζυγὸν ἤγαγεν ἀνήρ'

τήν τοι ἐγὼ ῥέξω, χρυσὸν κέρασιν περιχεύας.

2) Sommer, Sagen. Halle 1846. p. 149 u. 179. vgl. Grimm, M. p. 48.

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spielende Teufel auf Böcken reiten oder Bocksgestalt annehmen. So berichtet u. A. Zingerle in seinen Tiroler Sagen (Innsbruck 1859. p. 335) von einer Hexe zu Tschengels, die man oft auf einem Bocke den Hagelwolken voranreiten oder in Gesellschaft von anderen ihres Gelichters die Wolken mit Ofengabeln vom Joche herausschieben sah. Wenn das Letztere in besonderer Anschauung auf die feurigen Blitzeszinken zu gehen scheint, mit denen die himmlischen Wettermacherinnen, denn das sind die Hexen vor Allem - die Wolken regieren, wie sie ja dann auch anderseits mit ihren Besen die Luft rein fegen'), so entfaltet sich die Scenerie noch reichhaltiger in den Hexenversammlungen auf dem Blocksberg. Hier liegen nicht, wie man gewöhnlich meint, bloss irgend welche heidnische Versammlungen zu Grunde, sondern ursprünglich sind es die Zusammenkünfte der himmlischen, uns bekannten Wesen, welche namentlich zur Frühlingszeit auf den Bergesgipfeln der Glaube im Treiben der Wolken und Winde wahrzunehmen pflegte. Fanden stellenweise ähnliche menschliche Feste statt, so verhalten sie sich zu jenen nur, wie die Bacchus-, Mänaden-, Thyiaden- und ähnliche Züge, die gegenüber den wunderbaren, durch die Mythe verherrlichten, himmlischen Scenen vom Lykurgos, Pentheus u. a. nur den Charakter irdischer Nachahmungen an sich tragen. In jenen sagenhaften Frühlingsversammlungen nun, in den ersten Frühlingswettern, wo die Hexen vom Brocken, wie wir daselbst hörten, den Schnee wegtanzen (Nordd. G. 31), präsidirt also der Teufel als schwarzer Bock, während die Hexen auf Ofengabeln, Besen oder allerhand Thieren reitend herbeikommen. Wie man die Hexenfahrt in Süddeutschland noch geradezu Huldafahrt nennt 2), also auch hier noch im Namen die Beziehung zum Umzug der Fricka, Holda u. s. w. hervortritt, fehlt aber auf dem Blocksberg auch die weisse oder Wolken frau, wie wir sie mit ihren goldenen oder rothen Schuhen als das blitzfüssige Wesen kennen gelernt haben, in diesem Kreise nicht. Denn häufig heisst es in den Sagen von diesen Hexenversammlungen, eine der Frauen trage am rechten Fuss einen güldnen Schuh, wie die heilige Walpurga selbst feurige haben sollte (Grimm, M. p. 1025. Vernaleken, Alpensagen p. 110). Die Verhandlungen selbst sind aber in ihrem Verlauf nichts anderes als rohe Analoga zu den Tänzen, die der griechische Bocks-Pan mit den Nymphen im Treiben der Winde und Wolken auf den Bergesgipfeln aufführt, wovon er selbst ὀμεσιφοίτης, φιλόχορος hiess; es ist die den übrigen mythologischen Elementen analog ausgemalte Vorstellung, welche auch Schil

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1) vergl. heutigen Volksglauben u. s. w. p. 30. Auch die heutigen indischen Hexen reiten auf Besen, wie Kuhn zu Nordd. Sagen S. 71 anführt. Die Wettermacherinnen charakterisiren besonders die Bezeichnungen als Blitz-, Wetter, Nebel-, Strahlhexen u. dergl. vgl. Grimm, M. p. 1026. 1042.

2) Schönwerth, Sagen aus der Oberpfalz. III. p. 177.

ler in seinem Berglied reproducirt, wenn er singt:
Zwei Zinken ragen in's Blaue der Luft
Hoch über der Menschen Geschlechter,

Drauf tanzen, umschleiert mit goldenem Duft, Die Wolken, die himmlischen Töchter. Sie halten dort oben den einsamen Reihn, Da stellt sich kein Zeuge, kein irdischer ein. Und wenn nun die Hexen ausserdem, dass sie Buhlschaft treiben wie auch ihre griechischen Gegenbilder, sich noch mit Schwingen und Mandelhölzern schlagen (Grimm ebend.), so ist das nur eine Ausführung des Gewitterlärmens, wie ihn Kureten oder derartiges Volk sonst anstellt. Zuletzt, heisst es, verbrennt ihr Meister, der grosse Bock, selbst sich zu Asche, ein Ende, wie wir es schon beim Vogel Phoenix gefunden '). Während aber dies Blocksbergbild das Treiben der Hexen in ein grosses Gemälde concentrirt zeigt, giebt es noch eine Menge gleichsam zersprengter mythischer Züge von denselben, die uns ihr Treiben in der verschiedensten Weise ausführen. Schon oben p. 7 erkannten wir in ihrer Ausstattung mit einem Siebe den Hinweis auf sie als die himmlischen Regengottheiten, und so werden wir sie auch noch am Schluss dieses Capitels auf dem himmlischen Blitzesdreifuss im Gewitter weissagend, oder als zauberhafte Hasen oder Katzen am Himmel ihr Wesen treiben sehen. Ebenso erinnert, wenn sie das Wetter brauen, an den himmlischen Braukessel, den Thor dem Hymir im Gewitter abnimmt, wie wir gleich sehen werden; und wenn man noch bei aufsteigendem Nebel im Gebirge sagt, der Fuchs braut, so zeigt diese Analogie uns auch die Wolken und das ganze Unwetter aus dem Kessel der Hexen aufsteigend. In anderer Weise sieht man sie wieder in demselben hanthiren, wenn sie nicht, wie vorhin erwähnt, mit Ofengabeln. die Wolken regieren, sondern z. B. blaue Lichter in das Wasser tröpfeln, Kieselsteine in die Luft werfen oder Fässer rollen, deren Zersprengung Sturm erzeugt (Grimm, M. p. 1042). Die blauen Lichtes - Tropfen gehen nach roherer Auffassung ähnlicher nachgewiesenen Anschauungen auf die in das himmlische Wasser fallenden Blitzestropfen, das Werfen von Steinen und Rollen von Fässern auf den Donner, wie man auch in Basum noch ähnlich bei demselben sagt: „Use Hergott smitt Brot in de Kisten" (Nordd. S. A. 410). Wenn es endlich u. A. in Deutschland und Dänemark heisst, wenn man sich eines Erkennungsmittels der Hexen bediene, sehe man sie mit Melkkübeln auf dem Kopfe in der Kirche (Grimm, M. p. 1032),

1) Grimm, M. p. 947 u. 1025: „Alle Hexen dachten sich ihren Meister als schwarzen Bock". ,,Die Asche des grossen Bocks wird unter die Hexen vertheilt, damit sie mit derselben Schaden anrichten". ,,Das Volk in der Schweiz isst die Ziegenfüsse nicht, weil diese te uflisch sind, denn mit derartigen erscheint der Hellebock (diabolus)".

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