Immagini della pagina
PDF
ePub

Zweiter Abschnitt.

Christlicher Basilikenbau

mit Rücksicht auf den Stand des Wassergefässes zum Hand- und Fusswaschen.

Die Sitte, dass man im Heidenthum an heiligen Flüssen, namentlich an heiligen Quellen, Tempel erbaute, dass man sich in den Vorhallen dieser Tempel des Weihwassers aus bestimmten heiligen Gefässen bediente, ging nun ganz und gar in den Gebrauch der christlichen Kirche über. Um hierin genaue Einsicht zu gewinnen, wird es erforderlich sein, die Einrichtung der ältesten christlichen Kirchenbauten, der s. g. Basiliken, so weit uns dies hier angeht, näher ins Auge zu fassen.

Wie überall bei aller culturgeschichtlichen Entwicklung das scheinbar Neue sich an bereits bestehende Muster und Vorbilder anlehnt, so ist dies auch hinsichtlich des ältesten christlichen Basilikenbaus der Fall gewesen. Das können heute nur noch Diejenigen leugnen, welche in den einseitigsten, namentlich religiösen Vorurtheilen befangen sind. Der älteste christliche Basilikenbau lehnt sich zunächst an die Einrichtung der römischen Gerichtshallen, die ebenfalls Basiliken heissen, hat aber auch andere Elemente, so besonders solche des heidnischen Tempelbaus, in sich aufgenommen (s. H. Otte, Handbuch d. kirchl. Kunst-Archäologie S. 273 ff.). Für unseren speciellen Zweck kommt es dabei ausschliesslich auf die Vorhalle (atrium) der christlichen Basilika an,

die theils von der heidnisch-römischen Basilika, theils von der ähnlichen Einrichtung bei den griechisch-römischen Tempeln herübergenommen ist und zwar dort blos aus äusserlichen, hier aus Gründen des Cultus. Dieser letztere Punkt bedarf einer genauern Darlegung.

Eine gute Einsicht in den Bau einer alten, dem 9ten und 12ten Jahrhundert angehörigen Basilika mit Narthex und Atrium gewährt die Kirche S. Clemente in Rom (s. Otte a. O. 280, Fig. 118 u. die Erläuterung auf S. 279; vgl. auch das. S. 34 nebst Abbildung Fig. 26 u. S. 35 Fig. 9). Andere leicht zugängliche Abbildungen finden sich bei Bingham, Origines sive Antiquitates eccl., Halae 1727, III, 175; Rheinwald, Kirchl.

2

Archäologie, Berl. 1830, Taf. I; Kreuser, Der christl. Kirchenbau I, 234 mit der Erklärung zu Anfang des Werkes, und Martigny, Dictionnaire des Antiquités chrétiennes, Paris 1865, S. 82. Ich füge hier einen Plan hinzu, der recht gut die ursprüngliche Anlage und Einrichtung eines Atriums wiedergiebt, und den Martigny (a. O. S. 82 u. 53) dem Werke des Pompeo Sarnelli, Antica basilicografia, Napoli 1856. 4o. entnommen hat.

In der Regel bestand jede

alte christliche Kirche aus drei Abtheilungen, aus dem Bñua (suggestum, ecclesiae absis, presbyterium, zu Deutsch: Chor), dann aus dem Náog (ecclesiae navis, Schiff) und

[merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][merged small]

endlich aus dem лo̟óναοs (Vorhof). Näher bestimmt unterscheidet man an dem Vorhof bei gewissen alten Basiliken 1) einen äusseren Narthex (лоолúλαιov, vestibulum, Procop, 1. V. caр. б; поóлνλоя, propylaeum oder лúτη εloodos, erster Eingang, Euseb. Hist. eccl. IX), in dem beigefügten Plane bbb, zwischen der Säulenstellung (aaa) und den Eingängen (ccc) zum Atrium gelegen; 2) einen inneren Narthex (ferula, hhh), und 3) das zwischen beiden liegende geräumige Atrium (eeee). Der äussere Narthex bildete, wo er vorhanden war, als eine Art Porticus gleichsam die Entrée zu dem Atrium, und der innere, gewöhnlich schlechtweg s. g. Narthex, war durch eine Mauer von dem eigentlichen Schiffe der Kirche geschieden, in welches mehrere Thüren (iiiii) führten. Er war bestimmt für die Katechumenen, für die Energumenen (Besessene), für die Büsser als Zuhörer, auch für die Heiden, Juden, Heretiker und Schismatiker (Martigny a. O. s. v. Narthex S. 428 ff.). Durch weite Thüren (ggg) gelangte man von diesem Narthex in das Atrium, wo der schärfste Büsserstand und der Aufenthalt für die „Weinenden" (flentes) war (Martigny s. v. Atrium S. 54 und Kreuser a. O.). Doch hatte das Atrium oder die Vorhalle, wie noch andere Namen, so auch noch andere höchst wichtige Bestimmungen. Das Atrium hiess auch Impluvium, weil es den freien Himmel über sich hatte (Euseb. Hist. eccl. lib. X, cap. 4), in Deutschland, wie es scheint, vorzugsweise Paradies, in Westfalen zu Perwesch verderbt, bei den Franzosen Parvis (Paravicium) s. Kreuser I, 187, Otte a. O. S. 65*); worüber weiter

*) Englisch, in der Bedeutung von porch or vestibule of a church (Chaucer bei Worcester, Dictionary of the Engl. Language s. v. Parvis) heisst es ebenfalls Parvis, wie Worcester a. O. irrthümlich meint, vom lat. per und vius; italienisch paradiso, neapolit. paraviso, nach Diez, Wb. d. Rom. Spr. II, 384 u. Eduard Mueller, Etymol. Wb. d. engl. Sprache, Coethen 1865 u. 1867,

unten eingehender gehandelt werden soll. Eine höchst bedeutsame Bestimmung des Atriums war ferner, dass es wie in der alten Kirche, so noch in der karolingischen Zeit mit dem Asylrecht begabt, regelmässig zur Vertheilung der Almosen und zuweilen zu Gerichtsverhandlungen benutzt wurde. Hier wurden Kranke geheilt und hier fanden Kirchenversammlungen statt (Kreuser I, 194. 207; Otte S. 65). Viollet-le-Duc (Dictionnaire raisonné de l'architecture, T. VII. S. 51 s. v. Parvis) sagt in letzterer Hinsicht: Le parvis de nos cathédrales est un espace réservé à la juridiction *) épiscopale, devant l'église mère. C'était dans l'enceinte du parvis que les évêques faisaient dresser ces échelles sur lesquelles on exposait les clercs qui, par leur conduite, avaient scandalisé la cité; c'était aussi sur les dalles du parvis que certaines coupables devaient faire amende honorable. Dann fügt er hinzu: C'était encore sur le parvis que l'on apportait les reliques à certaines occasions, et que se tenaient les clercs d'un ordre inférieur pendant que le chapitre entonnait le Gloria du haut des galeries extérieures de la façade de l'église cathédrale ... Quelquefois, comme devant le portail de l'église abbatiale de Cluny, une croix de pierre était plantée au milieu du parvis; des tombes étaient élevées dans l'enceinte. Hinsichtlich seiner Abstammung äussert derselbe Forscher (a. O. S. 50): Le parvis est évidemment une tradition de l'antiquité: les temples des Grecs étaient habituellement précédés d'une enceinte sacrée

II, 164 s. v. Parvis: vermittelst der Formen para'is, paravis, parvisaus, paradis vom gr. лaqάdeloos. Dieses lautet (s. HeyseMahn, Fremdwörterb. 1859. s. v. Paradies) altpersich: paradaêsas, sanskr. paradêsa, bestes, schönstes Land, persisch u. arabisch firdaus, farâdîs, Lustgarten, ein Baum- oder Thiergarten.

*) Wright bei Worcester a. O. s. v. Parvis sagt: The parvis at St. Paul's (London) was a common place af meeting for lawyers for consultation.

dont la clôture n'était qu'une barrière à hauteur d'appui. Les Romains suivirent cet exemple, et nous voyons sur une médaille frappée à l'occasion de l'érection du temple d'Antonin et Faustine, à Rome (s. Lübke, Geschichte der Architektur, S. 145, wo eine Abbildung. Der Tempel wurde um 150 nach etruskischem Grundplan erbaut; vgl. das. S. 128), la façade du monument, devant laquelle est figurée une barrière avec porte. . . Un des plus remarquables parvis de l'époque romaine est celui qu' Adrien (Hadrian reg. 117–138) éleva avant le temple du Soleil, à Baalbeck (im Alterthum Heliopolis in Cölesirien; vgl. Lübke, Gesch. d. Architekt. 144). Ce parvis était entouré de portiques avec exédres couverts, et était précédé d'une avant-cour à six côtés, avec peristyle et large emmarchement. Diese Ansicht halte ich namentlich auch deshalb für richtig, weil sich beim heidnisch - griechisch-römischen Tempel in der Vorhalle ebenso das Weihwasser befand, wie in dem Atrium der christlichen Basilika; an die römischen Oeci in grösseren Privathäusern, etwa weil sie die Aussicht auf das innere Atrium und das darin befindliche Peristyl mit seinem Wasserbassin (vgl. Lübke, a. O. S. 162. 163) darboten, zu denken, wie Otte es zu thun scheint (S. 276), dürfte deshalb nicht correct sein.

Das Atrium, welches gewöhnlich an der Westseite, aber auch an der Nordseite der Kirche liegt (Otte S. 64), hatte aber endlich noch eine andere Bestimmung: hier war der Stand der Weihwassergefässe. Es ist von hohem Interesse, diesen Punkt genauer zu erörtern.

Das Atrium bildete einen von Säulen umgebenen Hof; es lief also ringsum ein Porticus (dddd in unserer Abbildung), dessen einzelne Säulen durch ein Gitterwerk, auf das man sich bequem lehnen konnte, verbunden waren. Oben hinein schien die Sonne. Les premières basiliques chrétiennes, sagt Viollet-le-Duc (das. S. 51), possédaient une cour entourée de portiques, en avant leur façade, et au milieu de cette cour, étaient placés quelques monuments

« IndietroContinua »