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Grab Daniels ursprünglich zu Schuster, d. i. Susa, der Hauptstadt vom alten Sufiana am östlichen Ufer des Karun, gewesen, aber bei Gelegenheit einer Hungersnoth von da nach Schus, dem alten Elymais am östlichen Ufer des Kerah, übertragen worden sei. *)

Auf weniger ehrenvolle Art haben die Mohammedaner den Propheten Daniel dadurch berühmt gemacht, daß sie ihm die Erfindung der abergläubischen Punktirkunst: „Raml" zuschreiben. **) Wahrscheinlich sind mohammedanische Authoritäten auch in dem Wahne vorangegangen, daß Daniel der Urheber der trivialen Traumdeuterei sei. ***)

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***) Ich besige ein Büchlein, welches dem Drucke nach um 1520 erschienen sein muß, mit dem Titel: „Außlegung des Propheten Daniels von den tromen, die er gegeben hat dem großmechtigen künig Nabuchodonosor." 40. Beachtenswerthe Winke über ógάoes Daniels, worin die Zukunft der (oströmischen) Kaiser prophezeit wäre, s. bei Du Cange s. v. Ogάбεis.

Sechster Abschnitt.

Das Volk Israel unter persischem und griechischem Einflusse.

K. I. Die Rückkehr aus dem Erile.

§. I.

Die Propheten Baruch und Daniel vergegenwärtigen uns das Leben der verbannten Juden im chaldäischen Exile. Der letztere spricht aber zugleich auch die Sehnsucht nach der Aufhebung der Verbannung aus mit ausdrücklicher Berufung auf die Verheißungen des Propheten Jeremias (Dan. 9, 2.). Dieser hatte nämlich angekündigt, daß die Herrschaft der Babylonier 70 Jahre dauern werde (Jer. 25, 11 ff.).

Ohne Zweifel ist hier die Herrschaft der Babylonier von der Schlacht bei Karkemisch bis zur Eroberung Babylons durch Cyrus gerechnet (605 — 535). Mit Bezug auf diese Weissagung heißt es wohl in der Chronik (2 Chr. 36, 22.): „Und im ersten Jahre Koresch's, Königs von Persien, als erfüllt ward das Wort des Ewigen im Munde Jeremias, weckte der Ewige den Geist Koresch's." Ein zweites Mal sagt derselbe Prophet (Jer. 29, 10.): „So spricht der Ewige: wenn für Babylon 70 Jahre voll sind, so will ich euch heimsuchen und euch mein gutes Wort erwecken, um euch zu diesem Orte zurückzuführen." Daniel faßt (9, 2.) diese Ankündigung so, daß er von der Zerstörung des Tempels bis zu seiner Wiedererbauung 70 Jahre zählt; aber der Termin wurde ihm in der oben besprochenen Vision (K. 9.) sehr erweitert. Jedenfalls war die Rückkehr der erilirten Juden von der Zeit des Cyrus an keine totale, d. h. nie sind alle in Babylon ansäßig gewordenen Juden heimgekehrt und die Heimkehr fand bei jenen, welche überhaupt Babylon verließen, nicht mit einem Male statt. Durch anderthalb hundert Jahre von Daniel bis Esra ziehen sich die Versuche hin, die Rückkehr aus dem Exile

und die Herstellung der Stadt Jerusalem sammt ihrem Tempel und der entsprechenden religiösen und bürgerlichen Ordnung zu Stande zu bringen.

§. 2.

I. Den Anfang mit der Wiedererweckung wenigstens des mosaischen Gottesdienstes in Jerusalem machte Cyrus. Kaum war er Herr von Babylon geworden (535 v. Chr.), so verfügte er, vermittelst eines Ausschreibens durch's ganze Reich: „So spricht Cyrus, König von Persien, alle Reiche der Erde hat mir der Ewige, der Gott des Himmels gegeben und er hat mich heimgesucht, daß ich ihm baue einen Tempel in Jerusalem, welches in Judäa liegt. Wer von euch aus seinem Volke ist, der Ewige, sein Gott, ist mit ihm, er ziehe hin" (2 Chron. 36, 22. 23.). Es waren gerade die siebenzig Jahre zu Ende gegangen, welche Jeremias (25, 11.) als Zeit der unter Jojakim (605) begonnenen Verbannung angekündigt hatte, wie Esra bemerkt (Esr. 1, 1. 2 Chr. 36, 22.).

Diese Erlaubniß konnte jedoch nur dadurch zu einem Ergebniß führen, daß Cyrus auch 1) gestattete, es dürften von den Juden, welche nach Jerusalem ziehen wollten, Beiträge gesammelt werden (Esr. 1, 4 f.); 2) daß er von dem Schagmeister Mithradat die heiligen Tempelgefäße, welche Nebukadnezar nach Babylon gebracht hatte, herausgeben und dem Scheschbazar, dem Präses von Judäa, einhändigen ließ (das.), welcher, wie es scheint, der ganzen großen Carawane der Heimkehrlustigen als königlicher Führer dienen mußte (Esra 1, 11.). Dazu kam 3) die Erlaubniß, am Libanon Baumaterial zu nehmen, sammt andern günstigen Aufträgen an den Präses (Esra 3, 7. 5, 16.).

Unter den Heimkehrenden ragten besonders der Hohepriester Jesus (oder Jehoschua) neben Serubabel, dem Erben der Ansprüche auf den Thron Davids, hervor (Esra 2, 1. 2.). Vorzüglich werden uns Leviten und Priester genannt mit dem Bemerken, daß Einige, die als Priester mitgegangen waren, aber ihre Geschlechtsregister nicht nachweisen konnten, aus dem Priestergeschlechte ausgestoßen wurden (das. 2, 59 ff.). *)

*) Das Verzeichniß der unter Cyrus heimgekehrten Leviten u. s. w. findet sich doppelt: a) Esra K. 2, 1 ff.; b) Nehem. 7, 6 ff.

Erster Versuch. Dauer der Hemmung.

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Im Ganzen kamen nur die Vertreter von 4 Priesterklassen aus 24 von Babel zurück, nämlich: Jedajah, Harim, Paschur und Immer, *) die übrigen 20 verloren sich im Erile.

Das Erste bei der Ankunft in Jerusalem war die Erbauung und Einweihung eines Altares. Der Hohepriester Jesus fonnte den Heimgekehrten bald den Trost eines nach mosaischer Vorschrift mit Brandopfern gefeierten Laubhüttenfestes geben (Esra 3, 2 ff.) und nachdem im Einverständniß mit Serubabel die Leviten in den Tempeldienst **) gehörig eingewiesen waren, konnte mit fidonischen und tyrischen Handwerkern hinsichtlich des vom Libanon herzuschaffenden Baumaterials unterhandelt werden (Esra 3, 6 ff.). Wirklich kam es unter Mitwirkung des Statthalters Scheschbazar ***) zur Grundlegung des Tempels. Das war für die jüngere Generation ein Ereigniß voll Jubel, aber für die Alten, welche vor 70 Jahren noch den salomonischen Tempel gesehen hatten, eine thränenreiche Hindeutung an die Unwiederruflichkeit der alten Tempelherrlichkeit (Esra 3, 12.).

§. 3.

Aber selbst in diesem kleinern Maaßstabe war es den Heimgefehrten nicht vergönnt, den Tempel auszubauen. Die Eifersucht jenes Mischlingsvolkes, das sich vom Beginne der assyrischen Gefangenschaft an in Samarien festgesezt hatte, hintertrieb den Weiterbau. Diese Hemmung dauerte aber nicht bloß unter Cyrus, sondern bis zur Regierung des Darius (Esra 4, 5.); nämlich unter Ahaschwerosch (V. 6.) und Artachschaschta (V. 7 ff.) erneuerte sich die Anklage der Samariter mit solchem Erfolge, daß die Arbeit unterblieb bis zum zweiten Jahre des Darius oder „Darjawesch, des Königs von Paras“ (4, 24.).

Welcher Darius ist nun gemeint, bis zu dessen zweitem Jahre der Tempelbau in Jerusalem stockte? Ist das Darius Hystaspis, der Nachfolger des Kambyses, dessen Thaten die Inschrift von Bifutun feiert, oder Darius Nothus, welcher hundert Jahre später regierte? (424-405.) Von der Beantwortung dieser Frage hängt

*) Esra 2, 36 ff. Vgl. (1 Chron. 9, 10 ff. ?) Erachin f. 12. b. und Taanith hieros. f. 68. 1. und die Ausleger zu Luk. 1, 5. bef. Lightfoot.

.8 ,3 Sara לנצח על מלאכת בית (**

***) Esra 5, 14 f., wo Scheschbazar

genannt wird, während er Esra 1, 8.

.heißt נשיא

weder ein Glaubenssay, noch eine Sittenlehre ab, dagegen ist sie für die Chronologie von höchster Wichtigkeit. Ihre Beantwortung hängt vorzüglich davon ab, wie wir die Namen jener Könige Ahaschwerosch und Artachschaschta verstehen, welche diesem Darius vorangegangen sein müssen. Man versteht gewöhnlich unter ersterem den Kambyses, unter legterem den Pseudosmerdis. Schon Flavius Josephus huldigte der Meinung, daß Artachschaschta ein König vor Darius Hystaspis, nämlich Kambyses sei; *) ohne jedoch anzugeben, welchen persischen König er für den Ahaschwerosch des Buches Esra sebe. Kommt man aber der Auffassung des Flavius Josephus dadurch zu Hülfe, daß man unter Ahaschwerosch den Kambyses, unter Artachschaschta den Pseudosmerdis versteht, so wird die Sache um nichts besser. Es ist willkührlich, dem Kambyses den Namen Ahaschwerosch zu geben und geradezu unmöglich, unter dem Artachschaschta den Pseudosmerdis zu verstehen. Dieser Emporkömmling hat zu kurz den Schein eines Regenten angenommen, als daß bei ihm die Gesandtschaften denkbar wären, welche bei dem Artachschaschta des Esra (K. 4.) vorkommen. Die Namen entsprechen den uns bekannten Namen Xerxes und Artarerres. Geht man unbefangen an die Anwendung der bei Esra 4. vorkommenden Königsnamen Ahaschwerosch und Artachschaschta, so kann man nur auf den aus den Perserkriegen bekannten Xerxes und seinen Nachfolger Artaxerxes Longimanus kommen. Der Darius, welcher auf diese Könige folgt, ist dann Darius Nothus. **)

§. 4.

Allerdings wird man auf diese Art genöthigt, eine sehr lange Periode des Stillestehens der jüdischen Geschichte anzunehmen. Allein eine lange Lücke findet sich jedenfalls. Josephus, nach dessen Annahme schon unter Darius Hystaspis der Tempel wäre gebaut worden, weiß von da an bis auf Artaxerxes II., also von 518-404 `gar nichts, als die Geschichte der Esther anzugeben. Vom zweiten Artaxerxes an lauft der Strom der jüdischen Geschichte mit ansehnlicher Breite ununterbrochen fort. Vorher eine mehr als hundertjährige

*) Antiq. XI. 2. §. 1 und 2.

**) Daß der Darius, unter welchem der Tempel gebaut wurde, lange nach Cyrus gelebt habe, geht schon aus der Art hervor, wie unter ihm in dem Archive von Ekbatana die Urkunde des Cyrus gesucht wird. Esra 6, 1 ff.

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