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§. 9.

Die Trennung in zwei Theile K. 18. u. K. 9-14. ist nicht vortheilhaft; denn K. 8. ist mit K. 9. viel inniger verwandt, als K. 6. mit 7. Die Ansicht, daß der sogenannte zweite Theil (K. 9-14.) einem vorexilischen Propheten angehören müsse, weil noch von Assyrien, von Israel und Juda, von Ephraim die Rede sei, ist unbegründet. Assyrien kann so gut als Typus einer im Sinne der alten Herrschaft am Tigris auftretenden Macht genommen werden, wie Rachel bei Jeremias (31, 15.) Typus der mit Ephraim geistesverwandten Völker ist. Man vergleiche Babel im ersten Briefe Petri (5, 13.). Wäre die Beweisführung derjenigen richtig, welche diesen Theil aus dem angeführten Grunde über 626 v. Chr. zurückdatiren, so müßte die Apokalypse des neuen Testamentes ungefähr in die Zeiten des babylonischen Exiles zurückversezt werden, denn hier wird Babylons Sturz als etwas Künftiges behandelt. Die Einwendungen hinsichtlich des Namens Israel beruhen auf der falschen Vorausseßung, daß Israel für Ephraim erst seit der Trennung des nördlichen Reiches geltend geworden sei und mit demselben aufgehört habe. (S. einerseits Josue 11, 16., andererseits Zacharias 1, 19.)

Man kann die ganze Verkündung des Propheten Zacharias zusammenfassen in die Worte: "Jerusalem wird in Jerusalem sein;" d. h. zwar trägt Gott jenen Plan der Erleuchtung und geistigen Segnung der Völker, welcher im historischen Jerusalem begründet ward, lange Zeit auf eine aus den Heiden gesammelte Kirche über, welche das geistige Israel ist, aber am Ende bildet das historische Israel und das historische Jerusalem die Mitte des geistigen Jerusalems. Diesen Gedanken begründet noch weiter ein etwas jüngerer Prophet, nämlich

C. Malachias.

§. 10.

Dieser lebte zu einer Zeit, da der Cultus am neuerbauten Tempel schon wieder im Gange war; wie bald nach der Erbauung des Tempels, läßt sich nicht bestimmen. Rabbinische Authoritäten zählen ihn unter die ältern Mitglieder des großen Rathes; wonach er nicht

Malachias. Die vollkommene Gottesverehrung.

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sehr lange nach Nehemias gewirkt haben könnte. *) Seine Prophetie verbindet dasjenige, was Zacharias von der Gegenwart und Zukunft spricht. Obwohl man nicht sagen kann, daß der Blick in die ferne Zukunft der Kirche bei Zacharias ohne Zusammenhang mit dem damals gegenwärtigen Zustande der Synagoge sei, so ist doch eine große Kluft übersprungen. Diese Kluft füllt Malachias aus. Er zeigt 1) die Unzulänglichkeit des alttestamentlichen Cultus und treibt 2) die Juden an, durch treue Erfüllung der Forderungen auch des unvollkommenen Gesezes sich auf die Herrschaft des höhern vorzubereiten.

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§. 11.

Der Cultus bewegt sich wieder in den von Moses vorgezeichneten Geleisen; aber es fehlt die Seele, welche all diese Veranstaltungen beleben sollte; das Seufzen der Exulanten nach dem Altare in Jerusalem hat im zweiten Tempel noch nicht den rechten Trost gefunden, vielmehr ist auch dieser Tempel bloß eine Station auf dem Wege zum eigentlichen Ziele alles wahren Verlangens nach einem gottgefälligen Culte. So findet sich der Prophet veranlaßt, den wahren Cult in der Zukunft über alle Völker verbreitet zu zeigen: „Vom Aufgang der Sonne bis zum Niedergange ist mein Name groß unter den Heiden und an allen Orten wird meinem Namen Rauchwerk geweiht und ein reines Speisopfer dargebracht; denn mein Name ist groß unter den Heiden, spricht der Herr der Heerschaaren" (1, 11.).

Jener Cultus, welcher als Vollendung des israelitischen über alle Völker sich ausgebreitet hat und durch welchen der Name des Herrn groß ist, kann nur das Opfer des neuen Bundes sein. An jenem Altare, von welchem nicht Macht haben zu essen, die dem Zelte dienen (Hebr. 13, 10.), an welchem sich erfüllt der Schwur Gottes vom ewigen Priesterthume Melchisedeks (Ps. 110.) und an welchem die Verschonten durch den König der Welt das tägliche

*) Der Name Malachias, 2, heißt entweder: „Der Botenartige, Engel

artige" oder: „Mein Bote, mein Engel," wenn man nicht eine Verkürzung aus Malachiah, Bote Gottes, annehmen will. Daraus wurde von Einigen geschlossen, Malachias sei kein wirklicher Mensch gewesen. S. Huetii, demonstratio Evangel. 1722. S. 313.

Opfergebet verrichten und Gott tagtäglich preisen (Ps. 72, 15.), wird die reine Mincha dargebracht, wovon die mosaische nur Vorbild war. Malachias wendet sich hier von dem Priesterthume der Synagoge an das der Kirche, wie Isaias in seiner Schlußrede (K. 66.).

§. 12.

Obwohl aber diesem gemäß die Heiden am nächsten daran sind, in großen Massen berufen zu werden, so will der Prophet doch das Seinige beitragen, um bei der Berufung der Heiden auch in den Juden die Fähigkeit zur gleichen Berufung zu wecken und zu pflegen. Daher fordert er mit eindringlichen Worten zur Treue gegen die Kirche und die Familie auf. Die Opfergaben, der Zehnte und Ähnliches sollen redlicher entrichtet, besonders aber soll die Ehe besser gehalten werden. Der Prophet klagt, daß der Altar mit Thränen bedeckt sei (2, 13.). Er vergegenwärtigt uns das Unrecht der ge mischten Ehen von solchen Israeliten, welche die rechtmäßigen israelitischen Frauen entlassen, um sich mit schönen Heidinnen zu vermählen.

So ist er also bemüht, das Leben der Israeliten zu reinigen, damit sie für die Tage der neuen Offenbarung bereitet seien. Am Schlusse kehrt er zur Hinweisung auf diese zurück. Eine Ermahnung an die Priester veranlaßte ihn hiezu (2, 8.); es wird mit den Priestern eine Läuterung vorgehen (3, 3.). Gott wird sich zeigen auf Erden, vorher wird aber Elias auftreten (4, 5.), um das Herz der Kinder zu den Vätern und das Herz der Väter zu den Kindern zurückzuführen.

So legt also Malachias sein prophetisches Wort in die Hände des wunderbaren Elias nieder, der am Ende der Tage kommen soll, den Weg des Herrn zu bereiten. *) Jener Johannes, den Christus als mit dem Geiste des Elias ausgerüstet bezeichnet, **) hat dieses Wort aufgenommen und das Nahen des großen Tages verkündet: „Das Himmelreich ist nahe." Es ist geistig gekommen; eine welts beherrschende zweite Erscheinung erwarten wir noch und so weist auch für uns Malachias noch immer auf jene Zukunft, da Elias das Herz der Kinder (Heidenchristen) zu den Vätern (Juden) und das

*) Vgl. oben S. 248.

**) Matth. 17, 10. Vgl. Mark. 9, 10. 11. Luf. 1, 10.

Alexander der Große.

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Herz der Väter (Juden) zu den Kindern (Christen) zurückbringe, überhaupt alles aus der Patriarchenzeit stammende Gute außer der Kirche benüße, um in freundlicher Einigung die christliche Lehre darauf zu bauen.

K. IV. Die Zeit des griechischen Einflusses.

A. Äußere Schicksale und Zustände des Judenvolkes von Alexander d. Gr. bis auf Pompejus.

§. 1.

Nach dem Hingange der Propheten, deren Reihe Malachias schließt, beginnt ein neuer wichtiger Abschnitt der Geschichte der Offenbarung im Volke Israel. Der Gesichtskreis wird auf einmal um vieles erweitert, die Berührungen vervielfältigt, und, was die Hauptsache ist, die lezte Phase des Heidenthums steht der mosaischen Religion gegenüber. Wir wollen zunächst die äußern Schicksale des jüdischen Volkes von Alexander dem Großen an bis auf Herodes überschauen. Wir werden bereits bei dieser äußerlichen Musterung manchem von jenen geistigen Elementen begegnen müssen, welche die Zeit des griechischen Cultuseinflusses charakterisiren. Am Schlusse dieses Abschnittes werden wir die Hauptereignisse aus der römischen Periode überschauen.

§. 2.

Die Berührung Alexanders des Großen mit den Juden ist von den hellenischen Geschichtschreibern wenig berücksichtigt. Arrian zum Beispiel gedenkt in seinem Alexanderszuge weder auf dem Hinzuge nach Egypten, auf welchem Gaza belagert wurde, *) noch bei dessen Rückkehr von dort **) einer Anwesenheit des Eroberers in Jerusalem. Josephus jedoch füllt diese Lücke aus. Nach ihm forderte Alexander während der Belagerung von Tyrus auf brieflichem Wege vom Hohenpriester Truppen und sonstige Unterstüßung gegen die Perser. Der Hohepriester entschuldigt sich mit dem Eide, den er dem Perserkönige geleistet habe. Alexander ist hierüber erzürnt und droht, sich zu rächen. Zum Theile erfüllte er diese Drohung durch die Be

*) Exped. Alex. 1. II. c. 26.

**) L. III. c. 6.

günstigung des persischen Statthalters in Samaria, Sanballat. Diesem gab er nämlich die Erlaubniß, einen samaritanischen Tempel auf Garizim zu bauen. Alexander nimmt nach der mühsamen Eroberung von Tyrus Affo und Gaza ein und ist schon im Anzuge gegen Jeru salem. Das Volk zittert. Da zieht der Hohepriester Jaddua dem zürnenden Sieger in der Festkleidung feierlich entgegen. Die Gestalt des priesterlichen Greises macht auf Alexander unwiderstehlichen Eindruck, da sie mit einer in bedeutsamem Traume von ihm geschauten übereinstimmt. Er zeigt sich huldvoll, bringt im Tempel Opfer und freut sich der auf ihn gedeuteten Weissagungen Daniels. *)

Obwohl auf diese Art die Anwesenheit Alexanders in Jerusalem. etwas von jener sagenhaften Ausschmückung verhüllt ist, welche das Leben Alexanders des Großen zu einer unerschöpflichen Quelle romantischer Dichtkunst gemacht hat, **) so ist die Thatsache selbst nicht zu bezweifeln. Jedenfalls zeigte er sich milde und nachsichtig gegen die Juden, vielleicht zum Theil aus rein politischen Gründen, namentlich weil ihm ihre Ergebenheit bei dem Angriffe auf Gaza von Nuzen sein konnte. ***)

Andromachus, den Parmenion in Damaskus als Befehlshaber zurückgelassen, erhielt auch über Palästina die Aufsicht. Die Einführung des griechischen Einflusses war demnach ruhig und die Juden konnten über den Tausch nicht klagen.

§. 2.

Desto störender mischten sich die beiden benachbarten Staaten, welche sich aus den Trümmern des großen Eroberungsreiches Ale

*) Fl. Josephus Antiq. XI. c. 8. §. 3 5. Im Talmud, Joma f. 69. a., wird der Hohepriester, dem dieß begegnet, Simon der Gerechte genannt, und die Sache so dargestellt, als hätte der Tempel zu Jerusalem auf Anstiften der Samariter zerstört werden sollen.

**) (Pseudo) Kallisthenes' Bios Aletάvdgov. Notices et extraites. Paris 1838. XIII. Simeon Sethos, liber Alexandri magni, f. Gräße Gesch. d. Lit. II. 1. S. 354. Nisami's Iskendernamah bei Hammer, Gesch. d. schön. Redek. Persiens, S. 117. über eine armenische Bearbeitung und eine deutsche vom Leibarzte Hartlieb für Herzog Albrecht III. von Bayern (1438 1460) s. Neumann in den gelehrten Anzeigen 1844. Nr. 250 ff.

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***) Vgl. Droysen, Geschichte Alexanders des Großen. Berl. 1833. S. 197.

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