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E. Gründung der idumäisch - römischen Herrschaft in Palästina. Der Weltfriede.

§. 61.

Mit dem Siege des Pompejus über Aristobul ist der politische Zustand Palästina's für ein ganzes Jahrhundert, nämlich bis zur Zerstörung Jerusalems, entschieden. Die Elemente, welche unmittelbar nach jenem Siege die Regierung des Judenvolkes bilden, bleiben bis zum Ende des jüdischen Staates. Über Allem steht die Macht der Römer, bald näher, bald ferner einwirkend; das Synedrium mit dem Hohenpriester behält formell seine Rechte, *) ist aber in allen wichtigen Fragen politisch unmächtig; zwischen beiden Gewalten steht die idumäische Familie Antipaters, welche durch dessen Sohn Herodes auf drei Menschenalter die Leitung der öffentlichen Angelegenheiten der Nation übernimmt. Die Rolle, welche diese Familie als Bindeglied zwischen der römischen Macht und den einheimischen Gewalten und Rechten spielt, erhält durch die welthistorische Bedeutung jenes Jahrhunderts selber eine hohe Wichtigkeit. Wir wollen zunächst zwei Generationen dieses Hauses überblicken, die Zeit des Herodes und die seiner Söhne, Archelaus, Herodes Antipas und Philippus (II.), deren Wirksamkeit einige Jahre über die Himmelfahrt des Herrn hinausreicht.

§. 62.

Um die Art, wie Herodes sich in Palästina unentbehrlich machte, gehörig würdigen zu können, müssen wir auf die Ereignisse nach Pompejus Abzug aus Palästina und auf Antipaters, des Vaters von Herodes, schlaue Unternehmungen zurückblicken.

Bald nach dem Abzuge des Pompejus erweckte der kräftige Alexander, Sohn des gefangenen Aristobul, Unruhen; **) der Statthalter Gabinius hatte große Mühe, ihn in der Schlacht am Tabor (55) zu bändigen, da auch sein Vater Aristobul und sein Bruder Antigonus, ihrer Haft in Rom entsprungen, nach Judäa gekommen waren. Darauf ward es ruhig.

*) Doch zur Zeit des Veginnes des öffentlichen Lehramtes Christi wird dem Synedrium die Gewalt über Leben und Tod genommen.

**) S. die genealogische Übersicht. S. 417.

Erste Jahre des Herodes.

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Aber die Stille, welche hierauf im Lande herrschte, war nachtheiliger, als die vorhergegangene Kriegsunruhe; denn zuerst saugte Gabinius, an den sich Antipater durchaus anschließen mußte, das Land aus. Als dieser abgerufen worden war, machte er dem Triumvir Crassus Plaß, der nach Jerusalem kam, um außer der Contribution, die ihm gegeben wurde, noch gegen 10 Millionen Thaler nach unserm Gelde aus dem Tempelschaß zu rauben (54).

§. 63.

Unter Cäsars Einfluß spann die idumäische Politik ihr kostspieliges Gewebe fort. Da die Familie des Aristobul von Pompejus verfolgt worden war, so war es natürlich, daß Cäsar sie schüßte, als er mit diesem in Streit gerieth. Doch hätte ihr die Gunst Cäsars wenig geholfen, wenn ihr nicht der König Ptolemäus von Chalcis in Cöle Syrien an seinem Hofe eine Zufluchtsstätte gewährt hätte. *) Denn kaum war Cäsar siegreich im Orient, so wußte der schlaue Antipater sich bei ihm einzuschmeicheln, indem er den Hohenpriester Hyrkan veranlaßte, die egyptischen Juden für Cäsar zu bearbeiten, auch selbst mit einem kleinen Heere dem Cäsar zu Hülfe kam. Zwar wendete sich auch Antigonus, der noch übrige Sohn des Aristobul, an den siegreichen Cäsar, aber Antipater behielt die Oberhand; seine Verdienste wurden in Alexandria auf eine eherne Säule gegraben, er erhielt den Titel eines Procurators (¿xiτ00706) von Judäa und wurde zum römischen Bürger ernannt.

Wichtiger war es, daß Hyrkan als Hoherpriester bestätigt und die Erlaubniß zum Wiederaufbau der seit Pompejus Anwesenheit zerstörten Mauern von Jerusalem gegeben wurde (44). Antipater machte sogleich von dieser leztern Erlaubniß Gebrauch und erschien so als Retter der Juden.

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Herodes **) die

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Hiemit war für den zweiten seiner Söhne Herrschaft in Judäa gesichert, aber damit keineswegs die Ruhe des Landes.

*) Die verwittwete Gemahlin des um 49 ermordeten Aristobul hatte außer dem Sohne Antigenus, Töchter, darunter die schöne Alexandra, welche zuerst den Philippio, Prinzen von Chalcis, heirathete. Der Vater tödtete seinen Sohn, um die schöne Jüdin zu erhalten.

**) Antipater hatte von Cypros 5 Kinder: Phafael, Herodes, Joseph und Pheroras, dazu eine Tochter: Salome. S. die genealogische Tafel. S. 471.

Während auf kurze Zeit die größern Kämpfe ruhten, war das Volk durch Unruhestifter und Räuberhorden gequält. Zwar wurde diesen Störungen abgeholfen, aber die Abhülfe war schlimmer, als das Übel selbst; denn Herodes, der sich hier zuerst öffentlich bekannt machte, verfuhr so grausam streng gegen die Unruhigen, daß er beim Synedrium verklagt wurde und als er vor diesem Gerichte bewaffnet und mit fürstlicher Pracht erschien, zeigte sich's, daß die Rechte der politisch - religiösen Verfassung Israels von einem fremden Einflusse abhängig seien, so lange dieser Mann mächtig wäre. Zwar drohte ihm Sameas, *) ein hochangesehenes Mitglied des Rathes; aber im Vertrauen auf den Schuß des Sextus Cäsar in Syrien und Cäsars selbst, unternahm es Herodes sogar, gegen den hohen Rath bewaffnet aufzutreten, woran ihn jedoch sein Vater Antipater und sein Bruder Phafael hinderten (43 v. Chr.). **)

§. 64.

Nach Cäsars Tode schloß sich Herodes sogleich an Cassius an, der in den Orient gekommen war und dessen Gunst durch ungeheure Summen erkauft werden mußte. Das einzige Gute, was die Freund schaft dieses Römers brachte, war dieß, daß Herodes im Vertrauen auf seinen Schuß, dem ehrgeizigen Malich, welcher dem Antipater das Leben genommen hatte, Gleiches mit Gleichem vergalt.

Zwar erhob sich um die Zeit der Schlacht von Philippi (42) mit Hülfe des in Jerusalem in Besagung liegenden Feldherrn Felix die Parthei des Malich nochmal; aber Phasael, der Bruder des Herodes, wehrte sich tüchtig und Herodes beendete, nachdem er von einer bedeutenden Krankheit genesen war, den kurzen Kampf zu seinen eigenen Gunsten.

Auch einen andern Kampf bestand er glücklich. Antigonus, der einzige Nachkömmling des Aristobul, trat mit Hülfe des Königs von Tyrus (Marion) und des Statthalters von Syrien, Fabius, sowie seines Schwagers Ptolemäus von Chalcis gegen Herodes auf, wurde aber von diesem geschlagen. Der Einzug des Herodes in Jerusalem nach diesem Siege (42) war glänzend.

*) Wahrscheinlich Schemajah, der Amtsgenoffe von Abtaljon.

**) Vgl. Micha 4, 14.: Mit dem Stabe schlagen fie auf den Backen der Nichter Israels.

Herodes. Die Parther.

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Herodes hatte um diese Zeit seinen Einfluß auf die Regierung der Juden auch dadurch gesichert, daß er eine Hasmonäerin, nämlich Mariamne, die schöne und edle Tochter des kühnen Alexander, also Enkelin jenes Aristobul heirathete, gegen welchen Antipater, Herodis Vater, im Vereine mit den Römern, vorgeblich im Interesse von dessen Bruder Hyrkan gestritten hatte.

§. 65.

Doch nun erhob sich ein Sturm über Palästina, welcher nicht bloß den Herodes in all seinen Plänen bedrohte, sondern auch die Lenker der römischen Angelegenheiten zu ernstlichen Maaßregeln im Interesse ihrer Herrschaft im Oriente aufforderte. Die Schlauheit, mit welcher sich Herodes in dieser Zeit den Mächtigen Roms nüglich zu machen suchte, baute seinen Thron in Jerusalem. Es war aber um so größere Schlauheit nöthig, da bekanntlich in jenen zehn Jahren zwischen der Schlacht bei Philippi und jener bei Aktium (41—31 v. Chr.), um welche es sich hier handelt, die Partheikämpfe in Rom manchen untreuen Wechsel herbeiführten. Gerade am Anfange jenes Decenniums, als die Republikaner bei Philippi für immer geschlagen waren, erhob sich die Macht der Parther im Oriente mit einer Größe, wie nie bisher. Sie drangen mit zwei Armeen in Syrien ein, wovon die eine von Pacorus, dem Sohne des Königs Orodes, die andere von Barzaphernes befehligt war *) (41 v. Chr.). Die Nähe dieses mächtigen Feindes alles Römischen benüßte Antigonus, der Gegner von Hyrkan und somit auch von Herodes. Antigonus hatte alle kriegerischen Eigenschaften der Hasmonäer geerbt und schien durch die Hülfe der Parther nun unüberwindlich zu werden. Zwar seßte sich Herodes in Verbindung mit seinen Brüdern Phasaelos und Josephus, sowie mit Hyrkan, für welchen scheinbar gegen die Parther gekämpft ward, zur Wehr, aber die Übermacht war zu groß. Hyrkan und Phasaelos wurden gefangen, leßterer getödtet, ersterer so verstümmelt, daß er zum hohenpriesterlichen Amte, welches nun Antigonus behauptete, unfähig wurde.

Herodes entkam mit seiner jungen Frau Mariamne, deren Mutter und einigen Getreuen mit Mühe. Statt aber zu verzagen, seßte er erst jezt den größten Hebel seiner Politik an. Im Interesse der

*) Jos. Ant. 14. c. 13.

frommen Israeliten, welche durch die Verstümmelung und Gefangennehmung des Hyrkan verlegt sein mußten, verlangte er von den Römern eine Hülfe, welche diese sich selbst schuldig waren und die am Ende zur Erhebung des Herodes ausschlug. Er eilte über Alexandria und Rhodus nach Rom, wo die Gewogenheit der beiden Triumvirn Cäsar (Oktavian) und M. Antonius ihm die feierliche Ernennung zum Könige von Judäa durch Senatsbeschluß zuwege brachte; der Senat hatte sich besonders durch die Hoffnung, Herodes würde für den parthischen Krieg den Römern nüglich sein, bewegen lassen, ihm solche Würde zu verleihen. *)

§. 66.

Nun galt es, vom zugewiesenen Königreiche, in welchem Antigo nus als Hoherpriester und König regierte, Besiß zu nehmen. Das war keine leichte Sache, da in den mit Antigonus verbündeten Parthern sich die Macht der Assyrier und Babylonier über Israel erneuert hatte. **) Nur durch die Römer war dieß möglich. Allein M. Antonius griff den Krieg anfangs lässig an, sein Feldherr Ventis dius und dessen Unterfeldherr Silo rührten sich, von Antigonus bes stochen, nur träge. Erst nach ernsten Mahnungen raffte sich Ventidius auf und bestegte den Pacorus. ***) M. Antonius erschien per sönlich im Felde und die Parther mußten Syrien verloren geben, wenn auch andererseits die Hoffnung, ihnen über dem Euphrat beis zukommen, aufgegeben werden mußte. †) Nur in Palästina selbst dauerte die Partherherrschaft durch ihren Bundesgenossen Antigonus fort. Es bedurfte einer großen Anstrengung der römischen Macht und der Talente des Feldherrn Sofius, mit welchem Herodes vereint war, um den lezten Stützpunkt der Parther in Jerusalem zu vernichten. Die heilige Stadt wurde von Sosius im Sturme ge

*) Jos. Ant. XIV. c. 14. §. 5. Καὶ ὁ μὲν οὕτως τὴν βασιλείαν παραλαμβάνει τυχών αὐτῆς ἐπὶ τῆς ἑκατοστῆς καὶ ὀγδοηκοστῆς καὶ τετάρ της Ολυμπιάδος ὑπατεύοντος Γαΐου Δομετίου Καλουΐνου τὸ δεύτερον καὶ Γαΐου Ασινίου Πωλίωνος. 2005 714 ber Grb. Stoms, 40 v. Chr. **) Aschur und die vom Lande Nimrods waren in die Paläste Jerusalems einge zogen. Micha 5, 4. Horatius, Zeitgenosse des Herodes, nennt die Parther

Medi.

***) Jos. Antiq. 14. c. 15. §. 7.

†) Herodes besucht den M. Antonius in Samosata.

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