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Christus als Priester.

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thum zu bringen pflegte. Ich habe dich verherrlicht auf Erden" (Joh. 17, 4.).

2) Er brachte ein vollendetes Opfer des Gehorsams im ganzen Leben, indem er dieß menschliche Leben so führte, wie es das heilige Gesetz Gottes verlangte. Ich vollbringe immer, was ihm wohlgefällt" (ebend. 8, 29.). Mit diesem steten thätigen Gehorsam Christi gegen den himmlischen Vater verglichen ist das tägliche unblutige Opfer des Hohenpriesters nur ein schwaches Bild.

3) Er trat fürbittend für die Jünger und alle Menschen mit

gutem Willen ein. Heilige sie ich bete nicht bloß für sie, sondern auch für Jene, welche durch ihr Wort an mich glauben werden" (ebend. 17, 17 ff.); wie die Priester für die zwölf Stämme die zwölf Brode, die Sinnzeichen der Einigung mit Gott, genoßen und alles Volk segneten und für dasselbe beteten. 4) Er ist der priesterliche Vermittler der wahren Erkenntniß Gottes (ebend. 6, 46. 3, 11.).

5) Er gab sein Leben hin zur Tilgung aller tödtlichen Schulden; die Hingabe seines Lebens ist die Bedingung, von welcher das geistige Leben Vieler abhängt: „Wenn das Saamenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein. Wenn es aber gestorben ist, bringt es viele Frucht“ (ebend. 12, 24.). Vermittelst des Kreuzestodes will er Alles an sich ziehen (ebend. 12, 33.), er giebt als guter Hirt seine Seele hin für seine Schaafe (ebend. 10, 11. 15.).

Zusammengefaßt sind alle Momente der priesterlichen Vermittelung, wodurch Christus die Menschen mit Gott und einem seligen Leben einigt, da, wo er sich die Thüre nennt, durch welche allein der rechte Eingang möglich ist (ebend. 10, 17.).

Am vollständigsten ist die allseitige und fortdauernde priesterliche Vermittelung Christi in dem Gleichnisse vom Weinstocke ausgesprochen, dessen Zweige die einzelnen Gläubigen sind, dessen Hauptstamm der Heiland selbst ist (ebend. 15.). Ohne Bild fügt er bei: „Ohne mich könnet ihr nichts thun."

In der allumfassenden Mittheilung des Gott lobenden und Gott versöhnenden Werkes Christi an Alle, die eines guten Willens find, offenbart sich sein Priesterthum fort und fort; denn in ihm lebt nicht

bloß ein Wille, der Gott und Menschheit liebend umfaßt, sondern auch die Macht, das Gewollte auszuführen.

C. Christus als Machthaber und König.

§. 10.

Christus schreibt sich selbst Himmel und auf Erden ist. *) verschiedenen Wundern. Die meisten derselben sind zunächst Werk der Hülfe, so die Heilung von Blinden, Tauben und Lahmen, die k weckung von Todten. Nur wenige sind pure Schauwunder, V heißt, solche Thaten, welche lediglich in Christus eine übernatür Kraft bezeugten. Indeß will er selbst alle Wunder als Zeugne einer höhern Sendung betrachtet wissen. **) Alle geben Zeugniß va einer ihm inwohnenden Macht über die Natur, jedoch in viel höher. Weise, als es bei den wunderthätigen Propheten der Fall war. Et wirkten Wunder vermöge einer momentan ihnen verliehenen Theil nahme an der Macht Gottes, Christus aber vermöge einer ihm natin lichen, durch sein ewiges Ausgehen vom Vater eigenthümlichen Matt Die Propheten und andere Wunderthäter trugen die Wundermat wie die Planeten das Licht tragen, Christus aber wie die Sonne Darum fonnten in seinem Namen Wunder verrichtet werden Er ertheilte den Aposteln und den 72 Jüngern, welche er zu Der Samaritern schickte, die Macht, in seinem Namen Wunder zu wi ken (Luk. 10, 10.), und diese freuten sich bei ihrer Rückkehr und sag ten: Herr, auch Dämonen unterwerfen sich uns in deinem Namen (ebend. 10, 17.).

eine Macht zu über Alles, was im Er äußerte diese Macht einmal iz

Im Ganzen zählt man in den Evangelien ungefähr 50 va Christus verrichtete Wunder, ***) bei welcher Zählung jedoch z

*) Matth. 28, 18. Vgl. Joh. 17, 2. Sicut dedisti ei potestatem omni carnis, ut omne quod dedisti ei, det eis vitam aeternam.

nolite

**) So in der Rede an die Juden: Ipsa opera, quae ego facio, testimonius perhibent de me (Joh. 5, 36.), Si non facio opera Patris mei, credere mihi si mihi non vultis credere, operibus credite (Joh. 10, 37 f.); und an die Abgesandten des Johannes Luk. 7, 22. ***) Thoynard zählt 47 Wunder. Evangeliorum Harmonia. Paris. 170%

S. 17. In griechischen Jamben über die Wunder Chrifti, welche Joann. Frid. Mayer in der Differtation: De Miraculis, quae Christo tri

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Christus als Machthaber.

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bemerken ist, daß die Gesammtberichte, welche im Allgemeinen aussagen, Christus habe da oder dort viele Kranke geheilt u. s. w., nicht beachtet werden konnten.

§. 11.

In diesen Wunderthaten beurkundet sich Jesus als Machthaber der Art, daß die Menschen nicht befremdet sein durften, wenn sie ihn Geseze geben, Strafen erlaffen, Anstalten und Heilsmittel einseßen sahen. Er brachte manchmal die Darstellung der Wundermacht unmittelbar in Zusammenhang a) mit der Gewährung der Sündenvergebung, wie dort bei der Heilung des lahmen Sünders (Matth. 9, 2 ff.). Als er nach seiner Auferstehung die Jünger mit einer Authorität, vermöge welcher sie binden und lösen sollten, bekleiden wollte, schickte er voran: „Wie mich der Vater gesendet hat, so sende ich euch;" kraft seines Ausgehens vom Vater stiftete er eine Gewalt, die in seinem Namen sollte Sünden vergeben und behalten können (Joh. 20, 21 ff.). b) Eben so feierlich nahm er Bezug auf seine göttliche Macht, als er in Galiläa, ebenfalls nach der Auferstehung seinen Jüngern auftrug, alle Völker zu lehren, und sie zur Beobachtung seiner Gebote anzuhalten, so wie sie zu taufen (Matth. 28, 19 f.). c) Ähnlicher Weise legt er der Verheißung des heiligen Abendmahles eine Nachweisung seiner gött4 lichen Macht zu Grunde (Joh. 6.).

§. 12.

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Vermöge dieser göttlich - königlichen Macht hat er die Gnaden seiner priesterlichen Vermittelung an sichtbare Zeichen gebunden, von welchen Taufe, Buße und Eucharistie deutlich im Evangelium genannt find. Und wiederum hat er das Fortdauern dieser von seiner Liebe beseelten und seiner Macht getragenen Zeichen an die von ihm gegründete Kirche geknüpft. Er hat in bestimmter Verheißung seine Macht zur unzerstörbaren Dauer der Kirche gebunden (Matth. 16.).

Sich selbst hat er aber damit nicht erschöpft wie er bleibend in den von ihm gesezten Wegen wirkt, so wirkt er mächtig fort und fort in jenen freien Gnaden, die an kein Zeichen gebunden sind, sowohl unmittelbar, als durch den heiligen Geist.

buuntur etc. Greifswalde 1703. S. 11 f., anführt, werden ebenfalls 47 gezählt, jedoch nach einer abweichenden Auffassung.

§. 13.

Jedenfalls stellt sich die Macht Christi in der Kirche dar, durch welche und in welcher er fortlebt bis an's Ende der Welt (Matth. 28, 20.). Seine Macht ist ihre Macht. Die Vermittelung zwischen Christus und der Kirche wird durch den heiligen Geist gewirkt, wie sich schon bei der Gründung der Kirche zeigt.

1) Die Apostel müssen erst durch den heiligen Geist das vollkommen verstehen lernen, ja selbst sich an das erinnern, was Chris stus gelehrt hat. „Ich hätte euch noch vieles zu sagen; abe ihr könnet es noch nicht tragen; wenn aber der heilige G kommt, .... der wird euch alle Wahrheit lehren“ (Joh. 16, 12 Vgl. 15, 26 f.).

2) Erst wenn sie die Kraft des heiligen Geistes empfangen haben, sollen sie Christo Zeugen sein in Jerusalem, in ganz Judäa, Samaria bis zu den Enden der Erde (Apostelgesch. 1, 8.). Die fortdauernde Sendung des heiligen Geistes zur Forterhal tung der Kirche ist auch die bleibende und höchste Äußerung der königlichen Macht Christi auf Erden.

Allerdings imponirt diese Macht nicht immer jedem sinnlichen Auge, wie die eines irdischen Königs mit Armeen und Festungen, — sie ist wie die persönliche Erscheinung Christi selbst. Aber eben dars um ist sie allen ein sicherer Hort, welche das Geistige zu beurtheilen wissen.

Gar klein beginnt die Kirche in Jerusalem; ihre Anhänger sind arm und wenig, ihre Führer scheinen unfähig, über die entscheidende Frage wegzukommen, ob die aus den Heiden zu sammelnden Glieder der Kirche erst Juden werden müssen - da entscheidet der Geit Gottes in Petrus die Zweifel, und wie sie nochmal und stärker als vorher sich erheben, erfüllt er den Völkerlehrer Paulus mit Weisheit und Muth und die Kirche wird gegründet als eine liebe Heimath für Alle, welche durch Christus ihr Heil in Gott suchen. Schon zwei Decennien nach der Himmelfahrt des Herrn kann Paulus den Pfalm. vers: Über die ganze Erde ist ihr Schall ausgegangen und über den Erdkreis hin reichen ihre Reden," auf die Ausdehnung der apos stolischen Predigt und die Ausbreitung der Kirche anwenden. Wir wollen die Gründung der Kirche in der Zeit des Kampfes des Evangeliums mit dem pharisäischen Judenthume und den ersten Regungen des Gnosticismus überblicken.

Achter Abschnitt.

Verbreitung der Lehre und Wirkung Christi durch die Apostel bis zur Zerstörung Jerusalems und dem offenbaren Sturze des pharisäischen Judenthums, wie den ersten Bewegungen der Gnosis.

K. I. Schicksale Palästina's und des Judenvolkes von der Himmelfahrt Christi bis zur Zerstörung Jerusalems.

§. 1.

Wie wir bereits gesehen haben, war während des öffentlichen Lebens Christi das Ostjordanland mit Galiläa dem Herodes Antipas und Batanäa dem stillen Philippus unterworfen, während in Judäa, Samaria und Jdumäa die Römer unmittelbar herrschten. Dieser Zustand dauerte bis zum Tode des Kaisers Tiberius fort (37). Unter dem folgenden Kaiser Cajus Caligula (37-41) wurden Einleitungen dazu getroffen, daß auch Judäa zunächst von einem Herodiaden beherrscht würde. Vielleicht glaubte man, daß die zum Theil offen hervortretenden revolutionären Elemente im Judenvolke dann am besten niedergehalten werden könnten, wenn scheinbar eine um den jüdischen Staat hochverdiente Familie die höchste Gewalt in Händen hätte. Jedenfalls wurden die beiden Nachkommen des alten Herodes, welche von nun an dem Einflusse der Römer zur mildernden Folie dienten, ein Mittel, wodurch das Dasein des unglücklichen Volkes über die naturgemäße Zeit hinaus gefristet ward.

§. 2.

Zwar nüßte dem Volke selbst die verlängerte Frist wenig; es erhob sich auf keinen höhern Standpunkt, es erfaßte die Idee nicht, daß seine Größe darin bestehen könnte, allen Nationen der Erde ein priesterlicher Verkünder und Zeuge der in Christo erschienenen göttlichen Wahrheit zu sein. Es klammerte sich vielmehr immer leiden

Haneberg, biblische Offenbarung.

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