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ihn nach Rom führen sollte (f. Apostelg. 19, 21.). Die Diakonin Phöbe aus Kenchrea bei Korinth ist Überbringerin des Briefes.

Als Leser desselben denkt sich Paulus offenbar vorzugsweise Heidenchristen, ohne solche, die aus dem Judenthume übergetreten waren, auszuschließen (vgl. 11, 18 ff. 14, 1 ff.). Die Judenchristen Roms, an welche er zum Theil Grüße beifügt, hatten nach dem Befehle des Claudius mit den Israeliten selbst aus der Hauptstadt fich entfernen müssen (c. 50.), durften aber, wie es scheint, unter Nero wieder zurückkehren. Wenigstens find Priscilla und Aquila, die früher als Verbannte in Korinth und dann in Ephesus *) gewesen waren, wieder in Rom (16, 3.). Ob aber gerade dieses fromme Ehepaar, oder irgend welche von den Personen, die Paulus am Schluffe des Römerbriefes grüßt, den christlichen Glauben in Rom zuerst bekannt gemacht haben, muß unentschieden bleiben. Die Gründung **) der Kirche von Rom wird vom christlichen Alterthum dem heiligen Petrus und mit ihm dem Apostel Paulus zugeschrieben.

Durch das Ansehen der beiden Apostel, durch die Authorität des Petrus und die Lehre des Paulus und beider Martertod ist Rom zur Hauptkirche der Christenheit und zur Lehrerin der Völker geworden.

Im Römerbrief stellt der Weltapostel seinen Lehrstuhl bereits dort auf, wo gegenüber einer bodenlosen Schwärmerei die welthistorische Zeugenschaft für die Thatsachen des Christenthums für viele Jahrhunderte laut werden sollte.

Er ist das älteste Symbolum der römisch-katholischen Religion, an welchem sich die Wogen der mannigfachsten Irrlehren schon gebrochen haben.

Schon damals erhob sich eine Irrlehre, welche, immer wachsend, 200 Jahre lang die Kirche mit den mächtigsten Waffen der Sinnlichkeit und Phantasie bestürmen sollte, die Gnosis. ***) Zerstreute Andeutungen von ihrem Unwesen finden sich bereits im Briefe an

*) Später abermals in Ephesus. 2 Tim. 4, 19. **) Man muß die erste Verkündung des Evangeliums von der Gründung einer Kirche wohl unterscheiden. Als Philippus in Samaria das Evangelium verkündet hatte, bedurfte das Vegonnene erst der apostolischen Begründung durch Petrus und Johannes. Apostelg. 8. Über die Juden Roms s. oben S. 423.

***) Ψευδώνυμος γνώσις, 1 Sim. 6, 20.

Titus, an die Korinther, doch die deutlichern erst in jenen, die nach dem Römerbriefe geschrieben sind.

H. Gemeinschaftliche Bemerkungen über die Entsteh ungszeit der Briefe an Timotheus, des Hebräerbriefes, des Briefes an die Philipper, Colosser, Ephesier und an Philemon. Antignostische Richtung von diesen Brie fen und jenen des Petrus, Judas, Jakobus. Besondere Bemerkungen über den ersten Brief an Timotheus.

§. 18.

Mit dem Römerbriefe sind wir dem Ende der klar beurkunden apostolischen Thätigkeit des heiligen Paulus in Kleinasien m Griechenland genaht; die dritte Reise wird mit der lezten Fahr nach Jerusalem beschlossen (59), der Apostel ist zwei Jahre in C farea (60. 61), dann zwei in Rom gefangen (62. 63), worauf nac einer Freilassung von ungefähr einem Jahre (64) die leßte Gefangenschaft folgte, welche mit seinem Martertode endete (65). In diese Periode fallen die noch übrigen Briefe Pauli. Wie die Schicksal des Apostels in dieser Zeit mehr im Dunkeln liegen, als in den fieben vorhergegangenen Jahren, so lassen sich auch für die noch übrigen Briefe: 1. und 2. an Timotheus, an die Ephester, Philipper, Colosser, Philemon und die Hebräer zunächst nur folgende zwei vollkommen sichere Daten angeben. Die vier Briefe an die Ephefier, Philipper, Colosser und Philemon find ziemlich zu einer und der selben Zeit geschrieben und zwar in Anwesenheit des Timotheus, aljo nicht zur gleichen Zeit, wie die an Timotheus. Sicher ist ferner, daß der zweite Brief an Timotheus, sowie die an die Ephefier, Philippe Coloffer, Philemon und an die Hebräer von Paulus im Gefängniß geschrieben wurden. Welche Gefangenschaft war dieß? Die in Cäsarea, oder in Rom? Und wenn in Rom, ist die erste, oder die zweite anzunehmen?

§. 19.

Trennen wir zunächst den zweiten Brief an Timotheus von den übrigen, und suchen die Frage über seine Entstehungszeit zu bestimmen, indem hiemit die Frage über die andern innig zusammenhängt.

Im zweiten Briefe an Timotheus ist Paulus gefangen (2 Tim. 1, 8. 17.). Kurz vorher muß er in Korinth, Troas und Milet

Die Briefe Pauli aus dem Gefängniß u. s. w. 609

gewesen sein, wo er den Trophimus krank zurückgelaffen hatte (2 Tim. 4, 13. 20 f.). Wir kennen nur Eine Reise über die genannten Orte, auf welche eine Gefangenschaft unmittelbar folgte: es ist die legte nach Jerusalem am Schlusse des dritten Missionszuges. Demnach muß das Gefängniß, in welchem der Brief geschrieben ist, das von Cäsarea sein. Dort wünscht er die in Troas zurückgelassenen Bücher zu benügen. *) Man kann allerdings gegen diese Bestimmung zwei Einwendungen machen: 1) Als Paulus das zweite Mal an Timotheus schrieb, war Trophimus in Milet krank; wenn nun der Brief unmittelbar nach dem Auflauf in Jerusalem geschrieben sein soll, wie konnte dann eben dieser Trophimus die Ursache jenes Auflaufes sein? Allein es ist zu beachten, daß von den Anklägern Pauli ausdrücklich gesagt wird, sie hätten früher den Trophimus aus Ephesus in Jerusalem bei dem Apostel gesehen. **) 2) Es scheint ausdrücklich im Briefe gesagt zu sein, daß er in Rom geschrieben sei (ebend. 1, 18.). Wenn man aber die Stelle genau ansieht, so wird man geneigt, den Paulus damals weit von Rom zu denken. Nämlich es wird dort die Aufopferung des Onesiphorus gerühmt, welcher, obwohl eben in Rom befindlich, doch den Apostel aufgesucht habe. ***)

Der Apostel fühlt sich verlassen und wünscht, Timotheus möge doch zu ihm kommen und auch den Markus mitbringen.

§. 20.

Dieser Brief an Timotheus konnte die Wirkung haben, welche wir in den vier Briefen an die Epheser, Philipper, Colosser und Philemon sehen. Timotheus ist bei der Abfaffung derselben beim Apostel, einzelne Gemeinden haben ihm Unterstügungen zugesandt, ie Pflicht der Danksagung dafür veranlaßt zugleich die Briefe an e. Demos, über dessen Entfernung im zweiten Briefe an Timoheus (4, 10.) bitter geklagt war, ist jezt eingetroffen (Coloff. 4, 15.).

*) Vgl. den Vorwurf des Prokurators Festus, daß Paulus durch allzu vieles Lesen überspannt geworden sei. Apostelgesch. 26, 24.

**) Ησαν γὰρ προεωρακότες Τρόφιμον. apoflelged). 21, 29.

(**) Γενόμενος ἐν ̔Ρώμῃ σπουδαιότερον ἐζήτησέ με.

Vielleicht hat Phöbe, die Überbringerin des Briefes an die Römer, Veranlaffung gegeben, daß Dnesiphorus, ohne die Gefangennehmung Pauli zu ahnen, ihn in Jerusalem aufsuchen wollte.

Haneberg, biblische Offenbarung.

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Auch Markus ist da, wird aber bald wieder in Kleinasien sein (Col. 4, 10.). In all diesem liegt nichts, was der Annahme widerspräche, die sechs Briefe 2 Timoth., Hebr., Ephes., Philipp., Philem., Coloss., seien von Paulus in der Gefangenschaft zu Cäsarea geschrieben. Die Reise des Johannes Markus aus Kleinasien nach Cäsarea und von da wieder zurück, würde uns ein Bindeglied darbieten, um die Verwandtschaft der Polemik zu erklären, welche in jenem Briefe Pauli einerseits, und denen von Petrus, bei welchem Johannes Markus in Antiochia? - ist, wie dem von Judas, dem Apostel Edessa's im Sprengel von Antiochia, herrscht. Endlich würde Übereinstimmung mit dem Briefe des Jakobus, der bis zur A rung Pauli nach Rom Bischof von Jerusalem, also in der Ri von Cäsarea war, auf's Einfachste sich erklären.

§. 21.

Allerdings äußert Eusebius die Meinung, der zweite Brief a Timotheus sei in der zweiten Gefangenschaft Pauli in Rom geschrieben worden. So groß aber das Gewicht der Zeugnisse des Alterthum in allen geschichtlichen Fragen ist, so gewiß muß es auch erlaubt sein, solche Äußerungen alter Schriftsteller einer Prüfung zu unterziehen, welche nur Folgerungen aus Daten sind, die auch uns vorliegen. Außer der oben schon beleuchteten Stelle (2 Tim. 1, 18.), weld: ausdrücklich zu sagen scheint, Paulus befinde sich bei der Abfassung des Briefes eben in Rom, mag vorzüglich eine zweite die Vermuthung herbeigeführt haben, derselbe sei ganz kurz vor dem Lebensende de Apostels geschrieben, indem dieser sagt, die Zeit seiner Auflösun sei nahe. *)

Allein wenn man sich den blutigen Haß der Juden vergege wärtigt, womit sie den Apostel verfolgten und die Käuflichkeit de Felix (Apostelgesch. 24, 26.), sowie die Geneigtheit von dessen Nac folger Festus, den Paulus den Juden Preis zu geben (ebend. 25, 9. so konnte er in Rom, wohin zu gelangen er nach der Offenbarung Christi allerdings mit Sicherheit hoffen mußte (ebend. 23, 11.), det nichts, als sein baldiges Ende erwarten. Würde man die Abfassung dieses Briefes nach Rom und zwar in die zweite Gefangenschaft, dar

*) Ἐγὼ γὰρ ἤδη σπένδομαι καὶ ὁ καιρὸς τῆς ἐμῆς ἀναλύσεως ἐφέστηκε 2 Tim. 4, 6.

Briefe Pauli in der Gefangenschaft u. s. w.

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an die Epheser u. s. w. in die erste verlegen, so würde man zu mehrern schwierigen Hypothesen genöthigt, welche wegen einer Schlußbemerkung des Hebräerbriefes bis zur Unauflöslichkeit gesteigert würden. Es müßte angenommen werden: 1) Während des Aufenthalts in Cäsarea sind keine Briefe geschrieben, oder uns nicht erhalten; 2) Timotheus ist in der ersten Gefangenschaft zu Paulus nach Rom gekommen; 3) dann ist Paulus mit Timotheus über Korinth, Troas, Milet gereist; 4) Timotheus ist in Ephesus geblieben, 5) im zweiten Briefe an Timotheus zu Paulus nach Rom entboten worden, 6) aber irgendwo gefangen gewesen und eben, als der Hebräerbrief geschrieben wurde, freigelassen worden; 7) ist von Paulus in Rom erwartet worden, und 8) dieser wollte noch von dieser Gefangenschaft aus mit Timotheus die Hebräer besuchen.

§. 22.

Die meisten dieser Schwierigkeiten lösen sich, wenn man sich nicht länger sträubt, den zweiten Brief an Timotheus von Cäsarea aus in der ersten Zeit (c. 60) der Gefangenschaft geschrieben zu denken und in die lezte Zeit derselben Haft (c. 61) kurz vor der Abfahrt nach Rom den Brief an die Hebräer zu verlegen.

Die vier zusammengehörenden Briefe an die Epheser, Philipper und an Philemon sind entweder in Cäsarea nach der Ankunft des Timotheus geschrieben, was anzunehmen das natürlichste wäre, oder Timotheus ist dem Apostel nach Rom gefolgt und von dort aus hat jener die genannten Gemeinden und den Philemon mit jenen Schreiben erfreut (c. 62-63 n. Chr.).

Für die Abfassung dieser vier Briefe in Rom sprechen von außen die Stimmen der meisten und ältesten Erklärer, von innen aber folgende Umstände: a) Im Briefe an die Philipper wird ein Gruß von ,,denen vom Hause des Cäsar, oder des Kaisers" ausgerichtet (4, 22.). Das scheint doch auf Rom hinzudeuten. *) b) Es ist ein

*) Freilich kann man einwenden: 1) Nicht ferne von Cäsarea lagen die der Tochter des Augustus geschenkten Besizungen der Salome; 2) der Ausdruck kann auf kaiserliche Dienstleute, z. B. die Prätorianer, gehen, dergleichen in Cäsarea waren. Apostelgesch. 23, 35. 25, 10. 3) Wirkliche Glieder der kaiserlichen Familie konnten schon damals Reisen machen; 4) möglich wäre, daß Kaioagos oixia bloß Synonynum für Cäsarea sei nach hebr. Art, Derivata zu bilden. o'p n'a, cf. bbm n, die Hillelianer.

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