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Verschiedene alte Überseßungen. Polyglotten.

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Übersetzungen sind ebenfalls hinsichtlich des alten Testaments sekundär, i indem sie aus der LXX. hervorgiengen. Wer im Sinne hat, die Hieroglyphen der egyptischen Denkmäler zu entziffern, muß nothwendiger Weise diese Versionen studieren; Mingarelli, Engelbreth, Wilkins, Zoega haben einzelne Theile herausgegeben; in der Druckerei der Propaganda ist das Psalterium erschienen. Die sekundären z arabischen Überseßungen sind kaum zu zählen; die meisten sind von sehr neuem Datum und aus der Vulgata entstanden; etwas älter sind meistens die aus der Peschito hervorgegangenen. *) Gesammelt find die bedeutendsten alten Überseßungen bald mehr, bald minder vollständig in den

3.

:

H. Póly gløtten,

§. 21.

wovon folgende die bedeutendsten find:

I. Die Complutensische, 1514-1517 in sechs Foliobänden zu Alcala de Henares oder Complutum gedruckt. Da der große Mäcenas Ximenez sie hervorgerufen hat, heißt sie auch Bibel des Ximenez. Sie enthält außer dem hebräischen Text und der lateinischen Vulgata und der LXX. das Targum des Onkelos zum Pentateuch. **) Zamora war der bedeutendste Mitarbeiter an diesem Werke.

11. Die Antwerpner Polyglotte erschien auf Kosten des Königs Philipp II. (daher auch biblia regia) zu Antwerpen von 1569 -1572 bei Plantinus (daher auch biblia Pla tiniana) in 8 Foliobänden. Die ersten vier enthielten das alte Testament hebräisch, chaldäisch, nach der Vulgata und nach den LXX. Unter den Mitarbeitern zeichnet sich besonders Arias Montanus aus.

III. Die Pariser Polyglotte in 10 ungeheuern Folianten übertraf alle bisherigen Leistungen dieser Art. Drei geborne Orientalen (Gabriel Sionita, Abr. Echellenfis und Joh. Hesronita) arbei

* Mehrere derselben charakterisirt Dr. Joh. M. Augustin Scholz, biblischkritische Reise. Leipz. 1823.

**) S. den Auffaß über Ximenez v. Hefele in der Tübinger Quartalschrift. 2. 5. 1844.

teten mit den Gelehrten Joh. Morinus, Joh. Aubertus und Joh. Tarinus unter großen Anstrengungen. Guido Michael le Jay trug die Kosten, weßhalb sie manchmal seinen Namen trägt. Sie enthält: den hebräischen Text des alten Testaments, den samaritanischen Pentateuch mit der samaritanischen Übersegung; die chaldäischen Targumim, die LXX., den syrischen Text des alten Testaments nach der Peschito zu allen Büchern, außer Tobias, Judith, Esther, Zusaß zu Daniel und Jeremias und 2. Maccabäer.

Beim neuen Testamente ist dem ́ griechischen Texte die lateinische Vulgata zur Seite gestellt und die Peschito beigefügt. Vier katholische Briefe sind der Ausgabe des Ed. Pococke entnommen, die Apokalypse der Ausgabe des Lud. de Dieu.

Sowohl dem alten, wie dem neuen Testamente ist eine arabische Überseßung beigefügt.

IV. Die Londoner Polyglotte erschien unter der Leitung von Brian Walton (Biblia Waltoniana) 1657 und fügte zum Inhalte der Pariser Polyglotte die äthiopische Überseßung des Psalters und hohen Liedes, die persische des Pentateuchs und der Evangelien bei. Dazu kamen: der hebräische Text des Tobias nach der Ausgabe des P. Fagius und Sebastian Münster; Judith, Baruch, das 2. Buch der Maccabäer syrisch. Außer dem klugen Brian Walton, der als Bischof von Chester starb, waren bei dem Werke thätig: Edmund Castle, oder Castel lus, Thomas Hyde, Dudlej Loftuß für die orientalischen Überseßungen; Samuel Clerc (Clericus) für den hebräischen Text, die Targumim und die persischen Evangelien. Alexander Huiß nahm sich des griechischen Textes an. Er suchte dabei die römische Ausgabe der LXX. und die Rob. Stephan'sche Edition des neuen Testaments mit dem Texte des alexandrinischen Coder auszugleichen. Auch sind verschiedene gelehrte Apparate beigefügt, namentlich umfaffende Variantensammlungen und archäologische, wie einleitende Abhandlungen. *) Der

*) Die letteren sind noch immer nicht ohne Intereffe. Sie sind besonders herausgefommen: Briani Waltoni Angli Biblicus Apparatus, adjiciuntur Joannis Drusii de proverbiis sacris Classes duae. Tiguri 1753. fol.

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Hochschäzung der Bibel in der eregetischen Literatur. 763

wichtigste Apparat ist derjenige, welcher den lezten, siebenten Band des Ganzen bildet, Castells Heptaglotton. Daffelbe enthält ein vollständiges Lexikon von sechs semitischen (Hebräisch, Chaldäisch mit Rabbinisch, Syrisch, Samaritanisch, Arabisch und Äthiopisch) und einer indogermanischen Sprache, nämlich der persischen. Er soll 17 Jahre lang im Durchschnitt täglich 18 Stunden an diesem Werke gearbeitet haben. Sicher ist, daß er dabei seine Augen und überhaupt seine Gesundheit zerstörte und sein Vermögen einbüßte. Der syrische und samaritanische Theil seines Werkes ist noch bis zur Stunde nicht übertroffen; *) auch der hebräische hat große Verdienste.

Andere Polyglotten, deren Beschreibung z. B. bei Calmet **) und anderwärts gefunden wird, übergehen wir.

K. IV. Verehrung der Bibel in der sie betreffenden Literatur dargestellt. Inspiration. Allgemeines Bibellesen.

§. 1.

Die Abfassung der Polyglotten ist eine bemerkenswerthe, aber nicht die einzige Äußerung der hohen Verehrung, welche die Christenheit von jeher der Bibel zollte. Eine fast unermeßliche Literatur, welche ihrer Erläuterung gewidmet ist, liegt vor uns als der sprechendste Beweis der unvergleichlichen Hochschägung, welche dieses Buch genoß.

Von den Zeiten der apostolischen Väter bis herab zur Erfindung der Buchdruckerkunft sieht man wenige kirchliche Schriftsteller von Bedeutung, welche nicht den einen oder andern Theil der Schrift commentirt oder besprochen hätten, faum einen, in deffen Schriften nicht irgend ein Zeugniß von Hochschäzung der Bibel sich zeigte.

Diese Hochschäzung hörte im Mittelalter nicht auf, ***) im Gegen

*) Neue Ausgabe des syrischen: Edmundi Castelli Lexicon Syriacum ex ejus Lexico Heptaglotto seorsim typis describi curavit atque sua adnotata adjecit Jo. Dav. Michaelis. Goetting. 1788. 4. 2 Thle.

**) Biblische Bibliothek S. 128.

***) Man überblicke die christliche Literatur von den Aposteln bis gegen 1500 in Dr. J. B. Jos. Busse, Grundriß der chriftlichen Literatur. 2 Thle. Münster 1828. 1829., und man wird finden, daß dieselbe vorzugsweise entweder erege=

theile stieg dieselbe gerade von der Zeit an immer mehr, welche in gewissen Kreisen als bibelfeindlich bezeichnet wird, nämlich seit der Mitte des dreizehnten Jahrhunderts. Das zeigt sich am glänzendsten in dem mühevollen Eifer für das Studium der biblischen Grundsprachen und in deren Anwendung auf die Erläuterung der Urkunden göttlicher Offenbarung.

Allerdings blühte damals das Studium der hebräischen Sprache nicht in dem Sinne, daß ganzen Schaaren von Candidaten der Theologie in etlichen Monaten die Meinung beigebracht wurde, sie wären Kenner der heiligen Sprache, falls sie vermögen, einige Verse mit Hülfe bequemer Lexika zu analysiren, sondern wie die letzten drei Jahrhunderte her in jeder Generation vielleicht eine sehr kleine Zahl von Gelehrten gefunden werden möchte, die wirklich des Hebräischen und der hebräischen Literatur wahrhaft Meister waren: so kann man auch aus jenen Zeiten nur eine kleine Zahl von vollendeten Kennern des Hebräischen und der verwandten Sprachen aufweisen; aber unter diesen find Männer, welchen nachzueifern auch jezt noch jedem Freunde der biblisch- orientalischen Studien zur Ehre gereichen muß.

Die großartigen Missionsunternehmungen von Raymundus Lullus, welcher zu gleicher Zeit orientalischen Studien oblag, als der Ruhm des Thomas von Aquin in höchster Blüthe stand (um 1270), galt allerdings zunächst der arabischen Sprache und Litera tur, *) aber sein Eifer konnte nicht ohne Rückwirkung auf die Originalsprachen der Bibel bleiben.

Der energische Mann brachte es dahin, daß auf dem Concilium zu Vienne i. J. 1311 beschlossen wurde, es sollten erstens überall, wo die römische Curie jemals ihren Siz haben würde, dann an der

tisch oder scholastisch ist, in welchem leßtern Falle die Bibel überall neben Aristoteles den Ehrenplag behauptet.

*) Auf seine Veranlassung gründete König Jakob von Arragonien ein Franzis kanerkloster, worin stets 13 Priester sich durch das Studium des Arabischen auf Missionen vorbereiten sollten.

Biblisch-orientalische Studien im Mittelalter.

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hohen Schule zu Paris für Frankreich, zu Oxford für England, zu Bologna für Italien und zu Salamanca für Spanien Lehr: stühle für die hebräische, arabische und chaldäische Sprache terrichtet werden. Für jede dieser Sprachen sollten zwei Profefforen aufgestellt werden: qui scholas regant inibi et libros de linguis ipsis in Latinum fideliter transferentes alios linguas ipsas solicite doceant, earumque peritiam studiosa in illos instructione transfundant, ut instructi et edocti sufficienter in linguis hujusmodi fructum speratum possint Deo auctore producere. *)

Der Clerus von Spanien scheint diesem Conciliarbeschlusse am treuesten nachgekommen zu sein, wie er denn auch durch die Nähe einer gebildeten mohammedanischen und jüdischen Bevölkerung die schönste Hülfe hiefür hatte. Um 1330 zeichnete sich der Dominikaner Alphonsus Buonhomo durch Kenntniß des Arabischen, wie der biblischen Theologie aus. Beides bewies er durch Schriften. **)

Sein Landsmann Raimundus Martini war ihm, sowie bereits dem Raymundus Lullus mit dem rühmlichsten Beispiele vorangegangen; ***) er kannte nicht nur die Bibel nach ihrem Originaltexte, sondern auch die Targumim, die bedeutendsten Werke der Rabbinen, den Coran und die mohammedanische Theologie in einer seltenen Ausdehnung. Er gab öffentliche Proben seiner Kenntniß in einer Schrift gegen den Coran, einer andern gegen die Juden vorzüglich in seinem Pugio fidei, welcher den christlichen Glauben sowohl gegen s die Mohammedaner, als Juden zu begründen sucht. †)

Es ist kaum zu zweifeln, daß R. Martini's Werk dem praktischen Zwecke, welchen das Concilium von Vienne zunächst im Auge hat,

t

*) Der Beschluß ist in's Corpus jur. can. aufgenommen. Clement. 1. V. Tit. I. c. 1.

**) S. Jac. Quetif u. Jac. Echard, scriptores ordinis Praedicatorum. Paris. 1719. T. I. S. 594. u. Wolf, bibl. hebr. I. S. 1099. u. III. S. 1101. ***) Wenn anders die Annahme sicher ist, daß Raym. Martini 1284 gestorben sei. S. Quetif im angef. Werke u. Carpzovii introductio in Theol. Jud, S. 98.

1) Zuerst von Joseph de Voisin mit Zusäßen und Anmerkungen, dann mit diesen und einer Einleitung herausgegeben von J. Ben. Carpzovius: Raymundi Martini Pugio Fidei adversus Mauros et Judaeos. Lips. 1687. fol.

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