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Vorrede.

Die

Die elfte Auflage von C. G. Zumpt's Lateinischer Grammatik unterschied sich von der vorhergehenden durch viele und bedeutende Aenderungen. Zwar Plan und Anordnung waren dieselben geblieben. Beide sind einfach, auch durch die Länge der Zeit erprobt. Aber der Inhalt bedurfte einer durchgehenden Berichtigung: die Regeln mußten theilweise geändert, die abweichenden grammatischen Erscheinungen näher bestimmt, namentlich aber der Ausdruck gekürzt und, ohne ihm den eigenthümlichen Charakter der Darstellung zu nehmen, knapper und entschiedener gemacht werden. Bei dieser Aufgabe hat der Bearbeiter eine bessere Stellung als der Verfasser. Diesem, der allmählich sein Buch bessert und Beobachtung an Beobachtung reiht, fällt es schwer, den geschichtlichen Gang, welchen jede Bemerkung genommen hat, in der Darstellung zu verwischen. Der Bearbeiter tritt, so vertraut er auch mit dem Gegenftande und dem Buche selber ist, doch als ein Fremder heran: er kann Früheres und Späteres leichter verschmelzen und, ohne der Klarheit Eintrag zu thun, beides in kürzerem Ausdruck zusammenfassen.

Diese Fortbildung des vielgebrauchten Schulbuches hat Beifall gefunden, und ich habe eben dieselben Grundsäße bei der Bearbeitung der gegenwärtigen zwölften Auflage, welche der früheren in nicht langem Zwischenraum folgt, festgehalten. Sie ist eine durchgehends verbesserte, ab und zu auch vermehrte, aber im Ausdruck so gekürzt, daß ihr Umfang nicht größer geworden ist. An Ergebnissen für die Erkenntniß der Lateinischen Sprache hat die Wissenschaft seit dem Erscheinen der leßten Auflage eine reiche Ernte geliefert. Besonders erfreulich waren die Untersuchungen, welche über die Formenlehre im Anschluß an ausgezeichnete Leistungen früherer Gelehrten Fr. Neue in seiner Formenlehre der Lateinischen Sprache (Mitau 1861) unternommen hat. Zwar erstrecken sie sich bis jezt nur über einen kleinen Theil derselben, umfassen auch nicht gleichmäßig alle Schriftsteller, dennoch gaben sie zu vielfachen Berich tigungen und Verbesserungen Anlaß. Die kritische Bearbeitung der Schriftsteller, sowie die meist in Programmen oder Zeitschriften angestellte Erfor= schung der Eigenthümlichkeiten einzelner Schriftsteller oder besonderer Spracherscheinungen hat, wenn auch weniger für die Regeln, doch für die Anmerfungen werthvolle Beiträge geliefert. Eigene Berichtigungen zu dieser Grammatik enthalten Dietrich's quaestiones grammaticae und Francke's Bemerkungen in den Programmen der Gymnaften von Freiberg (1861) und Bernburg (1862): ste sind gewissenhaft benut und, soweit es der Zweck des Buches gestattete, aufgenommen worden. Anderes ergab sich aus eigenen Studien, welche ich fortwährend und mit besonderer Rücksichtnahme auf diese Grammatik gefördert habe, sowie aus ununterbrochenem praktischen Gebrauche.

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So entstanden zahlreiche Berichtigungen, die indessen dem Vorhandenen angepaßt sind und den Gebrauch dieser Auflage neben den früheren nicht hindern.

Die Resultate, welche die genaue Erforschung der ältesten Denkmäler der Lateinischen Sprache liefert, so werthvoll und bedeutend sie auch sind, in ein Schulbuch aufzunehmen war nicht zweckmäßig: es hätte dann auch eine Berücksichtigung der späten, ebenfalls außerhalb des Bereiches der Schule_liegenden Schriftsteller Statt finden müssen. Nur den Sprachgebrauch der Komiker habe ich etwas genauer berücksichtigt. Aber ungern enthielt ich mich, eine weitere Anweisung über den freien schriftlichen Gebrauch der Sprache, eine Art von Stilistik hinzuzufügen. Indessen sie läßt sich nicht für das Lateinische allein, sondern nur für die Composition in jeder Sprache überhaupt geben: die Eigenthümlichkeiten des Lateinischen finden sich schon in der sogenannten Syntaxis ornata zusammengestellt.

Unsere Zeit hat außerordentliche Fortschritte in allen zur Erkenntniß der Lateinischen Sprache gehörigen Zweigen der Wissenschaft gemacht, aber_fie ́ fühlt auch das Bedürfniß, in praktischer Tüchtigkeit und Virtuosität beim Gebrauche der Sprache nicht gegen frühere Zeiten zurückzubleiben. Diese Grammatik hat von ihrem Entstehen an beide Zwecke gleichmäßig im Auge gehabt: sie wird dieselben auch bei ihrer Fortbildung zu vereinen und die Gunft gelehrter Schulmänner, deren sie sich erfreut, ferner zu verdienen suchen.

Berlin 15. Mai 1865.

A. W. Zumpt.

Elementarlehre.

Cap. 1.

Von den Vocalen und Consonanten.

1. Die Lateinische Sprache hat die Vocale A, a, E, e, 1 I, i, 0, 0, V, u, (Y, y) und die Doppelvocale (Diphthongen) ae, oe, au und eu, deren Aussprache im Wesentlichen nicht von der Deutschen verschieden ist, wenn nur die Vocale nach ihrer wahren Geltung, d. h. die langen lang, die kurzen kurz gesprochen werden (s. Cap. 3). Länge und Kürze der Vocale werden nicht durch die Schrift unterschieden, wie dies, wenigstens zum Theil, im Griechischen geschieht. Die Namen derselben sind, wie im Deutschen, dem Laute nachgebildet, nicht wie im Griechischen, eigene Wörter z. B. alpha, iota.

Aam. Der Vocal y (ypsilon genannt) kommt nur in Griechischen Wörtern vor, die in die schon gebildete Lateinische Schriftsprache übergegangen sind, 3. B. syllaba, pyramis, Pyrrhus, Cyrus; wogegen Wörter, deren Griechischer Ursprung in ältere Zeiten zurückgeht oder durch Lautveränderungen verdunkelt ist, das ursprüngliche v verloren haben, z. B. mus, die Maus, (Griech. μvs), silva (vir), lacrima (Saxovor) Auch stilus, Griffel, wird besser mit i geschrieben, weil der Usus die Ableitung von dem Griech. orelos nicht anerkannte Ob clipeus oder clypeus, bleibt unentschieden. Der Doppelvocal eu findet sich, außer in Griech. Wörtern, nur in heus, heu und eheu, in ceu, seu, neu, neuter, neutiquam. Die Doppelvocale mit i ei, oi und ui haben wir nicht als Lateinische Wortlaute angeführt, weil sie nur in wenigen Interjectionen vorkommen, als hei, eia, oiei, hui, und wenn (wie in Versen gewöhnlich geschicht) dein, proin, huic, cui in eine Sylbe zusammengezogen werden.

Bei der Aussprache der Diphthonge ließen die Alten die beiden Vocale, aus denen der Diphthong besteht, mehr hören, als wir es thun. Man sprach namentlich in neuter zwar eu verbunden, aber doch so, daß beide Vocale gehört wurden. So läßt sich die Behauptung des Grammatikers Consentius, daß es ein Barbarismus sei, neutrum zweisylbig zu sprechen, mit den Dichterstellen vereinigen, welche den Diphthong verlangen. Neutiquam findet sich bei den Komikern nur mit verkürzter erster Sylbe: nutiquam, woraus zu entnehmen ist, daß man weniger den langen Diphthong, als zwei kurze Vocale hörte. So wurden die Diphthonge ae und oe mit zwei hörbaren Vocalen, nicht wie die Deutschen Umlaute à und ö gesprochen; weshalb in älteren Zeiten für dieselben auch ai und oi gesprochen und geschrieben wurde, und die Lateiner in Griechischen Wörtern und or durch ae und oe ausdrückten. Für das Griechische & seßen die Lateiner vor Consonanten i, z. B. eclipsis, Nilus, Clitus, Heraclidae; Polyclitus (nicht Polycletus, f. Cic. in Verr. 4, 3), und Hilotes oder Hilotae (Ilotae) nach dem Griechischen Eilwres oder Eil@rai. Vor Vocalen geht das Griechische & theils in e, theils in i über, z. B. Aeneas, Medea, dagegen Zumpt's Gramm. 12. Aufl.

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