Immagini della pagina
PDF
ePub

Leichtes Schwungs; dafs du Schmäufen und Festgelagen gefellt seift

Ueberall, und viel preifende Lippen umschwebst.

Und Ennius in feiner Grabfchrift (Cic. Tufc. I, 15).

Nemo me lacrumis decoret, nec funera flendo

Faxit ; quom volito vivo' per ora virum.

Ehrt mich nicht durch Thränen, noch feirt mein Leichenbegängnis
Wehmursvoll; ich durchflieg' athmend die Lippen des Volks,

Victor, der troz den Hindernissen es durchsezt, und den Zweck erreicht: daher victima, ein Dankopfer für das erftrebte Glück, Madr. Lengn. und Kop. carmina. D humero ohne que.

10-39. Durch dies ländliche, von mir zuerft unter den Rämern verfuchte Gedicht, hoffe ich den Ruhm, welchen die Griechen in folcher Dichtart behaupteten, auf mein Vaterland Italien zu leiten, und als Uebertreffer der bisherigen Landdichter befonders meine Geburtsstadt Mantua zu verherlichen. Dankbar für die Ruhe, die mir Cäfar zum Dienfte der Musen gab, werde ich ihn selbst und feine Vorfahren in einem Heldengedichte preifen. Er meint die Aeneïs, welche damals," als diese der lezten Ausgabe des Landgedichts eingeschaltete Stelle gefchrieben ward v. 26, nur noch die nachglättende Feile erwartete. Jezt die bildliche Ausführung des Gedankens. Ich, der erfte römische Landdichter, werde im Palmkranze von den Mufen des Helikon nach Italien und Mantua begleitet wer den, und dort meinem Schuzgotte Casar einen Tempel erbaun V. 10-16; diefen werde ich durch ein Opfer mit vaterländi

[ocr errors]
[ocr errors]
[ocr errors]

fchen Spielen des Circus und Schaufpielen einweihen v1725; auf den Thürflügeln erfcheinen dann Cafars Siege in erho bener Arbeit v. 26 33, drinnen umher die Bildfeulen feiner! trojanischen Ahnen/v. 34-36, und ein Gemählde des zur Hölle verstofsenen Neides v. 37-39.

Ich, der erste Römer, der an den neuen Stof eines Landgedichts fich wagte, werde, im Siegsznge vom Helikon heimkehrend, die begleitenden Mufen nach Italien und Mantua führen, und dankbar dem Cafar, der mich zum Siege ausrüftete, einen Tempel baun v. 10—16, Primus, zuerft von den Römern, wie v. 292: dies fodert der Zufammenhang mit dem vorigen; dies die Gewohnheit mehrerer Dichter, fich als die Ersten ihres Volks in einer Gattung der Poesie zu rühmen. Schon Ennius (fragm. p. 8) war froh, nach den Verfen der alten Faunen und Wahrfager, da keiner die Felfenhöhn der Mufen erftieg, noch Fleifs auf die Sprache wandte, die Bahn gebrochen zu haben:

13

Scripfere alii rem

Verfibu', quos olim Fauni vatesque canebant ?

Quom neque Mufarum fcopulos quisquam fuperarat,

Nec dicti ftudiofus erat.... ante hunc !

Nos aufi referare.

Schon mancher beschrieb That,

Aber im Vers, wie Faune getönt und Seher der Vorwelt:

Als zu der Musen Geklipp nicht einer empor fich gefchwungen,

Noch mit Fleifs anftellte das Wort; niche einer bevor mir!
Wir erft öfneten Bahn.

:

1

Und dass ich Lucrezens Freude an feiner Neuerung I, 925 über. gehe; Horaz preifet fich III. Od. 30, 13 und an mehreren Stellen den erften Lyriker der Römer, Properz III, 1, 3 den erften. Elegiker, Manilius 1, 4 den ersten Sänger der Geftirne. Wer auch hört dies edlere Selbstgefühl nicht lieber, als die klägliche Demut eines Chörilus:

"

[ocr errors][merged small]

War, ein Diener der Mufen, da noch ungefchoren die Au war!

Nun ift alles vertheilt; und Begrenzungen haben die Künfte.

So wie die lezten des Laufs find wir übrigen; keiner vermag nun

11 Rings umschauend zu nahn in dem neugefertigten Wagen,

Aber nicht den erften römischen Georgiker allein, auch den Uebertreffer der griechifchen in fich zu verheifsen, war das bescheidenes Selbstgefühl? Wenn befcheidenes nicht demütiges fein foll, fo meine ich Ja. Wäre es auch nur, weil unfer Dichter aufser dem Anbau todter Gewächfe, worauf Heliodus und, wie es fcheint, Nikander, ihre gya und yewgyixa, einfchränkten, *y* die ganz neuen und lebendigen Gegenstände der Viehzucht und der Bienenwartung (und erst bei diefen wird fein Gefühl laut) hinzufüget. Doch felbft, wo Vergleichung Statt findet, wie willig trit der freundliche Greis von Askra, wie befchämt der frostige Kolofonier, deffen langweilige Abhandlungen über Feldfrucht, Bäume, Gemüse und Blumen im Athenäus auf feine verlorenen Mλagyixa fchliefsen laffen, vor dem feurigen Mantuaner zurück! Und fo gerecht auch feine Freude am Gelungenen ist, sühnet er gleichwohl die den Alten beständig vorschwebende Nemesis, dass fie nicht trozige Selbfigefälligkeit zu rä

chen finde, indem er durch gewogene Mufen alles erlangt zu haben, und, obfchon ein Bereicherer der römischen Poefie, doch nichts weiter als der Stolz feiner Vaterstadt Mantua za fein, bekennet. Mit gleicher Scheu milderte Horaz den Triumf ton feines Exegi monumentum III, 30, durch der Melpomene Geschenk überflüffig beglückt, bei feinen Apuliern, die den heimischen Strom und ihren Volkshelden anftaunten, geachtet zu fein:

[blocks in formation]

Wie viel Männer fah Deutschland wohl, aufser Leffing, die diefer fokratifchen Befcheidenheit in Vers und Profa fich erinnerten? Aonier hiefsen die alten Bewohner Bootiens, wo auf dem Helikon der Musendienst von eindringenden Thraciern war gestiftet worden, Ecl. VI, 13. Die Erdichtung des poetischen Wettstreites vor den helikonischen Mufen wird noch gefälliger, wenn man sich erinnert, dass in den Kampffpielen der Grie chen, felbft zu Neapolis, wo Virgil jezt weilte IV, 564, auch Geisteswerke und fchöne Künfte wetteiferten. Hohe Gerechtigkeit der Mufen wars, dem mantuanischen Fremdlinge den Sieg zu ertheilen, da der Mitkämpfer Heliodus ihr alter Nachbar und Gastfreund war, und nach Paufanias unter den Heroenbildern des Helikons verehrt ward, Ecl. VI, 67-71. Der

[ocr errors]

Name Idume oder gemeiner Idumän, der eigentlich dem Lande Edoms unterhalb Palästinas im peträischen Arabien gehört, ward nach der babylonischen Gefangenschaft, da die Idumäer bis nahe an Jerufalem vordrangen, auch auf Paläftinas füdlichen Theil oder Judäa ausgedehnt, dessen Palmwälder berühmt waren: Plin. XIII, 4. f. 6 Judaea inclyta palmis; Sil. III, 600 palmifera Idume. Plutarch fagt fymp. VIII, 4, die Kampffpiele haben an jedem Orte ihre befonderen Kränze, aber die Palme ift allen gemein; warum fie für ein Sinnbild des Sieges gelte, nennt er verschiedene Urfachen, die in dem Begriffe der Feftigkeit und Ausdauer zusammentreffen. Die Sieger der grie chifehen Kampffpiele kehrten mit Triumfgepränge in die Va, terftadt, wo fie ihrem oder dem heimifchen Schuzgotte Feste mit Chortänzen und Spielen, und die Ehrenzeichen des Siegs, oft auch Kapellen oder Tempel weiheten. Zu dergleichen feftlicher Heimkehr erfucht Pindar mehrmal (Nem. 3 und 9) die Mufen um willfährige Begleitung. Eben fo will der fiegende Dichter dem Cafar Octavianus, als feinem Schuzgotte, in der Heimat Mantua einen Tempel errichten, nemlich die Aeneïs, die voll von Cafars Lobe ift; und in der Mitte des Tempels, wo gewöhnlich das Bild der herfchenden Gottheit stand, foll Cäfar ftehn, und feine Ehren um ihn her. Der bei Mantua in einen See verbreitete Mincius II, 198 wird mit vaterländifcher Empfin dung ausgemahlt. Propter alt für prope, Ecl. VIII, 87. Eine wirkliche Heimkehr des Dichters aus Neapolis, wo er die lezten Gefänge schrieb, war zur Erbauung feines allegorischen Tempels fo unnöthig, als zum Siege eine wirkliche Reise nach Griechenland, die er allerdings vorhatte, oder gar auf den He likon. Bei der zehnten Ekloge v. 14, 44 hatten wir ähnliche

« IndietroContinua »