Immagini della pagina
PDF
ePub
[ocr errors]

len, müssen sie entweder mit zu den ursprünglichen Bewohnern von Neu-Seeland gehören, oder schon früher dahin gekommen sein, als dies Land von Europåern entdeckt worden ist. Capitain Furneaur zeigte uns einige Stücke Land auf dem Felsen, die er hatte umgraben und mit Gartengewächs besåen lassen. Es ge= rieth daselbst so wohl, daß oft Salat und andere Arten von europäischem Gemüse auf unsern Tisch kamen, ob es gleich hier zu Lande schon tief in den Winter hinein war. Diese Annehmlichkeit hatten wir aber dem Klima zu verdanken, welches hier ungleich besser und so gelinde war, daß es, der nahgelegenen und mit Schnee bedeckten Berge unerachtet, in Charlotten-Sund_nur_selten hart frieren mag; wenigstens erlebten wir es nicht während unsers Hierseins, welches gleichwohl bis zum 6. Junius dauerte, der auf dieser Halbkugel, mit unserm December übereinkommt.

Am 22. gingen wir nach einer im Sunde gelegenen Insel die Capitain Cook auf seiner vorigen Reise Long-Eiland genannt hatte. Sie besteht aus einem langen Bergrücken, der an beiden Seiten zwar sehr steil, obenauf aber fast ganz eben, obschon an den mehrsten Stellen nur schmal ist. Auf der Nordwests seite fanden wir einen schönen Strand und überhalb demsel ben ein kleines Stück flaches-Land, das größtentheils morastig und mit verschiedenen Grasarten bewachsen war; das übrige Land brachte allerhand antiscorbutische Kräuter, ingleichen den Neuseeländischen Flachs (phormium) hervor, welcher lettere sich am häufigsten neben den alten, verlaßnen Hütten der Einwohner fand. Wir ließen hier etliche Stücke Land umgraben und zurecht ma-. chen und fåeten europäisches Gartengesåme hinein, das allem Unschein nach gut fortkommen wird. Hierauf erstiegen wir die Spike dieser Insel, fanden aber nichts als trocknes, bereits verwelktes Gras und allerhand niedriges Strauchwerk darauf, unter welchem eine Menge Wachteln, die den Europäischen völlig åhnlich waren, ihre Wohnung aufgeschlagen hatten. Einige tiefe und schmale Erdrisse, die von der Höhe gegen die See herab liefen, waren mit Bäumen, Stauden und Schlingpflanzen verwachsen und voll kleiner Vögel, darunter es auch Falken gab. Wo die Klippen ganz senkrecht aus dem Meer empor stiegen, oder fchief über das Wasser überhingen, da hatten große Heerden einer schönen Seerabenart (Shags) genistet, entweder auf kleinen Felsenstücken, oder, wo möglich, in kleinen Höhlungen, die ungefähr einen Fuß ins Gevierte haben mochten, und manchmal von den

Vögeln selbst erweitert zu sein schienen. Der thonartige Stein, aus welchem die mehrsten Berge in Charlotten - Sund bestehen, ist dazu oft weich genug. Er liegt in schief hångenden Schichten, die sich gemeiniglich gegen Süden senken, ist theils grünlichgrauer, theils blauer, theils gelbbräunlicher Farbe, und enthält zuweilen Quarzadern. Auch findet man in selbigem den grünen Talkstein, lapis nephriticus genannt, der, wenn er die gehörige Hårte hat, halb durchsichtig ist und eine feine Politur annimmt; doch giebt es ungleich mehr weichere, undurchsichtige, und blaßgrüne, als feuersteinharte und halbdurchsichtige. Die Einwohner machen Meißel, Beile, zuweilen auch Pattu - Pattuhs oder Streitårte daraus, und es ist eben dieselbe Art, welche bei den englischen Juwelieren Jade heißt. Nächst diesem fanden wir an verschiedenen Stellen, auch Schichten eines schwarzen Felssteins (Saxum Linn.), der aus schwarzem, dichten Glimmer (mica) und kleinen Quarztheilchen bestand. Von Hornstein und Thonschiefer findet man ebenfalls verschiedene Arten in mächtigen Schichten; befonders ist der Thonschiefer sehr häufig und gemeiniglich in gebrochenen Stücken am Seeufer anzutreffen. Die Seeleute nennen ihn Shingle, und unter diesem Namen ist desselben auch in der Beschreibung. von Capitain Cooks voriger Reise gedacht worden. Er sieht oft rostfarben aus, welches of= fenbar von Eisentheilchen herkommt; und es läßt sich hieraus gleichwie auch aus den vorbeschriebnen Mineralien, mit Grunde vermuthen, daß dieser Theil von Neu-Seeland Eisen, ja vielleicht noch andere Erzarten, enthalten müsse. Auf dem Strande fammelten wir verschiedene Feuerstein und Kieselarten, ingleichen einige Stücke schwarzen, dichten und schweren Basalts ein, woraus die Eingebornen ebenfalls Streitärte oder Pattu - Pattuhs verfertigen. Endlich fanden wir auch, kurz vor unserer Abreise, noch einige Stücke von weißlichem Bimsstein am Seeufer, und diese, nebst der obgenannten Basaltlava, dienen zu untrůglis chen Beweisen, daß es in Neuseeland, entweder noch jest Vulkane geben oder doch ehemals dergleichen gegeben haben müsse.

Am 23. des Morgens kamen zwei kleine Canots und in denselben fünf Indianer auf uns zu, welches die ersten waren die sich seit unserer Ankunft sehen ließen. Sie waren ungefähr von eben der Art, wie die Leute in Dusky-Bai, jedoch mit dem Unterschied, daß diese gleich von Anfang weniger mißtrauisch und besorgt gegen uns thaten, als jene. Wir kauften

ihnen Fische ab, und machten ihnen auch einige Geschenke. So wenig sie Bedenken trugen aufs Schiff zu kommen, eben so wenig Umstände machten sie auch uns in die Cajůte zu folgen, und da wir uns grade zu Tische seßten, so aßen sie ganz getrost mit von unsern Speisen; im Trinken hingegen wollten sie uns nicht Gesellschaft leisten, wenn es auf Wein oder Brandwein ankam, sondern für beides bezeugten sie einen unüberwindlichen Abscheu und tranken nichts als Wasser. Sie waren so unståt, daß sie von unserm Tische nach dem Steuerraum hinabliefen und auch da, bei den Officieren, von Neuem wieder tüchtig mit speisten, ingleichen eine Menge Wasser soffen, das ihnen mit Zucker süß gemacht wurde, weil man wußte, daß fie darnach ungemein lüstern waren. Was sie sahen oder erreichen konnten, stand ihnen an; sobald man ihnen aber nur im mindesten bedeutete, daß wir es nicht missen könnten oder wollten, so legten sie es willig wieder hin. Glasbouteillen, welche sie Tahah nannten, mußten ihnen besonders schågbar sein, denn wo sie dergleichen nur ansichtig wurden, da zeigten sie auch darauf, und sagten: mokh, indem sie die Hand auf die Brust legten, welches allemal bedeutete, daß sie etwas zu haben wünschten. Uus Korallen, Båndern, weißem Papier und andern solchen Kleinigkeiten machten sie sich nichts; aber Eisen, Någel und Beile waren ihnen sehr angenehm, ein Beweis, daß sie den innern Werth dieser Waaren nunmehr durch die Erfahrung hatten kennen und schåben lernen, und daß die Gleichgültigkeit, welche sie bei Capitain Cooks voriger Reise dagegen blicken ließen, blos daher rührte, daß sie von der Nugbarkeit und Dauerhaftigkeit des Eisenwerks damals noch gar keinen Begriff hatten. Einige von unsern Leuten waren so frei gewesen, sich nach Tische ihres Canots zu bedienen, um damit ans Land zu fahren; allein die Indianer, denen mit einer solchen Vertraulichkeit eben nicht gedient sein mochte, kamen gleich in die Cajůte, um sich beim Capitain darüber zu beschweren. Man sah folglich, daß sie begriffen ha= ben mußten, der Capitain habe den Leuten zu befehlen; und da er ihnen auch sogleich Gerechtigkeit widerfahren und die Canots wieder geben ließ, so kehrten sie alle höchst vergnügt ans Land zurück.

Um folgenden Morgen kamen sie schon bei Anbruch des Tages wieder und brachten noch vier andere Leute mit sich, worunter auch ein Weib nebst verschiedenen Kindern war. Sie

schienen des Handels wegen gekommen zu sein, worin wir sie auch nicht stören wollten, sondern gleich nach dem Frühstück mit den Capitains der beiden Schiffe nach einem sehr breiten Seearm ausruderten, der an der Nordseite des Sundes gelegen und auf der vorigen Reife West-Bai genannt worden worden war. Un= terwegens begegneten wir einem doppelten Canot, welches mit dreizehn Mann beseht zu uns heran kam. Diese Leute schienen fich des Capitain Cooks zu erinnern, denn sie wandten sich an ihn und fragten nach Tupaya, dem Indianer von O-Taheiti, welchen er auf seiner vorigen Reise bei sich gehabt, und der bei des Schiffes Anwesenheit in Neu-Seeland noch am Leben gewesen war. Als sie hörten, daß er todt sei, schienen sie ganz betrübt darüber und sagten einige Wörter in einem klagenden Tone her. Wir machten ihnen Zeichen, daß sie an Bord des Schiffs nach Ship-Cove gehen möchten; als sie aber sahen, daß wir nach einer andern Gegend hinruderten, kehrten auch sie nach der Bucht zurück, aus welcher sie gekommen waren.

Wir fanden die Berge in dieser Gegend des Landes nicht völlig so steil als sie an dem südlichen Ende von Neu-Seeland zu sein pflegten, besonders waren sie an der Küste hier alle niedriger als dort, aber fast durchgängig mit Waldung bewachsen, und diese war eben so dick und undurchdringlich als in DuskyBai. Dagegen gab es hier ungleich mehr Tauben, Papagaien und kleine Vögel, die zum Theil jene kalten Gegenden im Winter verlassen haben und nach diesem wårmern Theile gezogen sein mochten. Austerfänger oder Seeelstern und verschiedene Seerabenarten machten es an den Küsten lebhaft; aber Enten waren felten. Uebrigens gibt es in West-Bai eine Menge schöner Buchten, die alle guten Ankergrund haben. Rund umher steigen die Berge in sanften Anhöhen empor und sind mit Buschwerk und Bäumen bewachsen; doch findet man auch einige, die an der Spike ohne Holz sind, und statt dessen nur eine Art von gemeinem Farnkraut (acrostichum furcatum) hervorbringen. Ungefähr eben so siehet das Land auf verschiedenen Inseln im Sunde und auf einem großen Theil der südöstlichen Küste desselben vom Cap Koamaru gegen Ost-Bai hin, aus. Nachdem wir eine Menge neuer Pflanzen eingesammelt, worunter auch eine Pfeffer= art war, die fast wie Ingwer schmeckte, ingleichen allerhand Vögel geschoffen hatten, so kehrten wir des Abends spåt an Bord zurück.

In unserer Abwesenheit war, aus Norden her, ein großes Canot mit zwölf Indianern an Bord gekommen, die eine Menge von ihren Kleidungsstücken, einige steinerne Streitårte, Keulen, Speere, ja sogar ihre Ruder verhandelt hatten. Das große Boot, welches am Morgen nach einer nahgelegenen Bucht hin geschickt worden war, um für unser Schiffsvolk Gemüse und für die Biegen und Schafe Gras zu holen, war bei unsrer Rückkunft an Bord noch nicht wieder eingetroffen; und da es auch den folgenden Tag ausblieb, so wurden wir wegen der zwölf Mann, womit es beseßt war, sehr unruhig. Unter diesen be fanden sich der dritte Schiffslieutenant, der Lieutenant der See foldaten, Herr Hodges, der Zimmermann und der Constabel. Wir hatten um so viel mehr Ursache von ihrem Außenbleiben die schlimmsten Vermuthungen zu hegen, da Wind und Wetter nicht schuld daran sein konnten, indem beides bis zum 25. Morgens vollkommen gut gewesen war, und alsdann erst angefangen hatte regnigt und stürmisch zu werden.

Am 26. Nachmittags, als sich das Wetter etwas aufklårte kam das vermißte Boot endlich wieder, die Leute aber waren von Arbeit und Hunger äußerst erschöpft. Der ganze Vorrath von Lebensmitteln, den sie mitgenommen, hatte aus drei Zwiebacken und einer Flasche Brandwein bestanden und des stürmis schen Wetters wegen war auch nicht ein einziger Fisch zu fangen gewesen. Sie hatten aus allen Kräften gegen die Wellen gearbeitet, um wieder an das Schiff zu kommen, aber gegen den Ungestům der See nichts auszurichten vermocht, und nachdem sie eine Zeitlang tüchtig herumgeschleudert worden waren, ihre Zuflucht nach einer Bucht genommen, wo ihnen einige von den Indianern verlassene Hütten zum Obdach dienen mußten. Indessen wären sie doch beinahe verhungert, denn ihr ganzer Unterhalt bestand nur aus einigen Muscheln, die hier und da an den Felsen klebten.

Am folgenden Morgen spazierten wir rund an dem Ufer der Bucht umher, um Pflanzen und Vögel aufzusuchen; und Nachmittags gingen wir nach der felsigen Küste von Point Jackson, um Meerraben (Shags) zu schießen, die wir nun statt wilder Enten zu essen gelernt hatten. In der Zwischenzeit bekamen wir einen zweiten Besuch von der indianischen Familie, welche am 23. schon bei uns gewesen war, doch schien es diesmal blos aufs Mitessen abgesehen zu sein, denn zum Vertauschen hatten

« IndietroContinua »