Immagini della pagina
PDF
ePub

Jungfrauen und Jünglinge der Delier das Haupthaar. (Auch legen sie Haare als Opfergaben auf das Grabmal.) c. 35. Die Einwohner von Delos erzählen auch, dass die Jungfrauen "Aprη und aus dem Lande der Hyperboreer, indem sie durch dieselben Völker reisten, nach Delos gekommen seien und zwar noch früher als Hyperoche und Laodike. Sie hätten der Ellevín den Zins überbracht, den sie sich für schnelle Entbindung auferlegt; aber Arge und Opis sollen zugleich mit den Göttern selbst gekommen und ihnen von den Deliern andre Ehren erwiesen sein; denn für sie sammelten die Weiber, indem sie ihre Namen in dem Hymnus nennen, den der Lykier ' für sie verfasst hat, u. s. w. c. 36. Das möge von den Hyperboreern gesagt sein; denn die Sage von dem "Aẞapte, der ein Hyperboreer sein soll, erwähne ich nicht, indem sie erzählt, dass er einen Pfeil um die ganze Erde getragen, ohne Etwas zu geniessen 1). Wenn es aber hyperboreische Menschen (jenseit des Nordwindes) giebt, so muss es auch hypernotische (jenseit des Südwindes) geben.

1

Ueber die Hyperboreer hat Baumstark in Pauly's Real-Encyclopädie Bd. III v. J. 1844 einen inhaltsreichen Aufsatz geschrieben, in welchem er nach den Stellen der Alten die Entwickelung des Mythus von diesem Volk nachweist. Zu dem was Herodot in den obigen Stellen (IV c. 32—36) mittheilt, bemerkt Baumstark sogleich, dass der Mythus von den Hyperboreern also offenbar mit dem apollinischen Cultus selbst zusammenhange und nicht eine blosse poetische Ausgeburt einer relativ spätern Zeit sei. Dann spricht er sich unter Anführung andrer Citate dahin aus, dass dem Ganzen ein Zusammenhang Griechenlands mit den Ursitzen des apollinischen Cultus im Norden Thessaliens zu Grunde liege. Der Name bezeichne ein nördliches Volk, das aber über dem Boreas wohne und von diesem kalten Winde nicht getroffen werde; bei den Versuchen dann, welche Dichter und Geographen machten, die Wohnsitze genauer festzustellen, sei die Angabe Herodots aus dem Gedicht des Aristeas, dass sie bis an den Nordrand der Erde reichten, als die ältere Vorstellung zu bezeichnen, worauf mit der verschiedenen Localisirung des Riphäen-Gebirges (welcher Name auch Goldgebirge bedeutet vom ostjakischen rip oder riph Gold) die Wohnsitze der Hyperboreer immer weiter nach Westen verlegt seien. (Ich meine aber auch, dass schon in Herodots Erzählungen von den heiligen friedliebenden Argippäern, von dem nördlichen Goldlande, von den halbjährigen Nächten, denen eben so lange Tage entsprechen mussten, die

1) Stein hat folgenden Text: «τὸν γὰρ περὶ Ἀβάριος λόγον τοῦ λεγομένου εἶναι Ὑπερβορέω οὐ λέγω, λέγοντα ὡς τὸν ὀιστὸν περιέφερε κατὰ πᾶσαν τὴν γῆν οὐδὲν σιτεόμενος». Andre Erklärer haben λέγων st. λέγοντα und σιτεόμενον.

§ 5. VON DEN HYPERBOREERN.

[ocr errors]

133

Elemente dazu gegeben waren, dass die Vorstellung von den Hyperboreern bei den Alten zuletzt eine solche werden konnte, wie sie Baumstark mit folgenden Worten zeichnet:) So willkührlich die Dichter spielten, so verschieden die Prosaiker auslegten, ebenso übereinstimmend sind sie in der ethisch-religiösen Schilderung der Hyperboreer. Sie erscheinen in ihrem geheiligt sonnigen (Avien. or. mar. 648) durch Milde des Klimas beglückten und überaus fruchtbaren Lande als ein seliges Volk, preiswürdig durch Sitten, Frömmigkeit und Lebensdauer. Nur einmal im Jahre ging ihnen die Sonne auf, nur einmal unter - u. s. w. Auch J. C. F. Bähr giebt eine sehr ausführliche Literatur über die Hyperboreer. Noch treffender als das von Baumstark und Bähr zur Erklärung Beigebrachte scheint mir, was Duncker Bd. II (3. Aufl.) S. 6. 7 nach Hinweisung auf die von Herodot und Ktesias über Indien benutzten persisch-bactrischen Quellen sagt: «Die phantastische Welt, mit der sich die Inder umgaben, die Schimpfnamen und sonderbaren Eigenschaften, welche sie einigen Stämmen der alten Bevölkerung und entfernten Völkern beilegten, spiegelten sich in der Kunde der Perser und dadurch auch in den Nachrichten der Griechen wieder. Die «Kirata» von kleinem Wuchs im östlichen Himalaja, gegen welche Vishnu's Vogel kämpft, die Çunamukhas (die Hundsköpfe), die stirnäugigen Menschenfresser, die «Einfüsser», welche «sehr schnelle Pferde» als Tribut bringen, haben sich in der indischen Literatur, im indischen Epos gefunden (Megasth. Fragm. ed. Schwanbeck p. 64 sq.), ebenso wie der Grund der Sage von den lange lebenden Hyperboreern. Den Indern wohnen zwischen dem Götterberge Meru und dem Berge Mandara, dem äussersten Punkte im Osten, die Uttara Kuru d. h. die nördlichen Kuru, welche 10000 Jahre leben, bei welchen keine Hitze herrscht, wo die Ströme in goldenen Betten fliessen und statt der Kiesel Perlen und Edelsteine führen. Dies Land der Uttara Kuru ist der Wohnsitz der Seligen (Lassen, Ind. Alterth. I, 511 u. a.). Nach der Kosmologie der Buddhisten, deren Sutra die Uttara Kuru sehr wohl kennen, ist der Meru der Mittelpunkt der Welt. Südwärts vom Meru liegt Dschambudvipa, nordwärts das Gebiet der Uttara Kuru, die 1000 Jahre leben, während die Bewohner Dschambudvipa's nur 100 Jahre leben, Burnouf, Introd. à l'hist. du Bouddhisme p. 177. Köppen, Buddh. S. 233.» Auch Megasthenes erzählt vom tausendjährigen Leben der Hyperboreer.

Wenden wir uns aber wieder zu Herodot zurück, um noch hervorzuheben, dass er überhaupt die Existenz der Hyperboreer bezweifelte. Denn nach seiner Vorstellung müssten dieselben im äussersten Norden von Europa gewohnt haben, und zwar wie aus seiner Erzählung von der Weitergabe der Opfergeschenke bis nach Delos hin hervorgeht, im Norden Sky

thiens. Den Norden der Erde aber hielt er überhaupt für unbewohnbar. Der Hyperboreer Abaris, der nach den zuverlässigeren Zeugnissen in die Zeit des Krösos oder ungefähr um 570-550 vor Chr. zu setzen ist, ist nach Otfried Müller für den Vertreter der vorgestellten Verbindung des Apollocultus mit einem nördlich wohnenden Volke zu halten », d. h. wenn man das Letztere nicht Hyperboreer nennen will, im Allgemeinen mit den Skythen oder mit den Argippäern, noch wahrscheinlicher mit den Kelten. Vielleicht hat sich nach der oben citirten Stelle Herodots die Sage ausgebildet, Abaris habe auf einem von Apollon gegebnen Pfeile über die Erde und das Meer dahin fliegen können, woher ihm auch der Beiname des «Luftdurchschreiters » gegeben und die Fähigkeit zu zaubern und Wunder zu thun beigelegt sei. Andre Nachrichten der Alten sagen allerdings nur, dass er den Pfeil als ein Zeichen des Apollon getragen und in dessen Namen gewahrsagt und wohlthätige Wunder verrichtet habe. Da Abaris offenbar eine historische Person gewesen ist, so spricht einige Wahrscheinlichkeit dafür, dass er religiöse Gesänge oder Zaubersprüche der Priester nördlicher Völker (der Druiden?) gekannt hat. Ausführlich handelt über Abaris J. C. F. Bähr bei jener Stelle Herodots, wo er auch ausführlich die Literatur giebt; vergl. auch F.(orbiger) in Pauly's Real-Encyclop. I. Aufl. 2 vom J. 1864. Den Namen "Aẞapte möchte ich in Verbindung bringen mit einem persischen Wort «awâre », das nach Zeuss einen Unstäten, Umherstreifenden bedeutet. Schliesslich ist noch einmal hervorzuheben, dass sich Herodot gegen die Möglichkeit einer Existenz der Hyperboreer aussprach, weil er die nördlichen Gegenden Europas für unbewohnbar hielt. Und doch waren diese Länder bewohnt, und sie standen auch in einer religiösen Verbindung mit Griechenland durch den ApollonKultus. Gerade der Zweifel Herodots bestätigt die Gewissheit der Thatsache. Aber es ist hier noch ein merkwürdiger Umstand zu beachten. Aristeas erwähnt nichts von den Argippäern und setzt wohl statt ihrer die Hyperboreer an den nördlichen Okeanos im Norden der goldbewachenden Greife. Herodot dagegen, der nun noch die Sagen von der Uebersendung der Opfergaben nach Delos hinzufügt, rückt die Hyperboreer viel weiter nach dem Westen (oder N.W.) Europa's. Hierher hat sie schon Pindar verlegt, der den Istros im Lande der Hyperboreer entspringen lässt. Da nun Herodot den Istros aus dem Lande der Kelten von W. nach O. durch Europa strömen lässt, so liegt doch wohl der Schluss nahe, dass die Hyperboreer mit den Kelten zu identificiren sind. In den nachfolgenden Paragraphen werde ich wiederholt auf diese Frage zurückkommen

§ 6. HERODOT VON SESOSTRIS.

135

§ 6. Der aegyptische Bericht über die Unterwerfung der Skythen und Thraker durch den König Sesostris; die Sagen der Skythen und pontischen Griechen über die Abstammung der Erstern; nach Herodot.

Die in den vorhergehenden Paragraphen mitgetheilten geographischen und ethnographischen Nachrichten Herodots über Russland zeigen, dass er bei nicht wenigen derselben, die höchst wichtig und schätzbar sind, unter allen Schriftstellern des Alterthums einzig dasteht. Dasselbe gilt von einer grossen Zahl der von ihm überlieferten historischen Facta, (welche die Skythen und die ihnen benachbarten Völker betreffen und) welche ich nun nach ihrer chronologischen Reihenfolge anführen will.

Das älteste Factum der skythischen Geschichte (d. h. der russischen Urgeschichte) berichtet Herodot in Lib. II, c. 102— 105, und zwar in folgender Weise: c. 102. In Aegypten erzählten (mir) die Priester, dass der König der Aegypter, welcher Loworp hiess, zuerst mit Kriegsschiffen aus dem arabischen Golf hinausgefahren sei und die am Rothen Meere wohnenden Völker unterworfen habe, bis er weiterhin zu einem Meere gekommen sei, das wegen der Untiefen nicht mehr beschiffbar war. Als er nach Aegypten zurückgekehrt war, sammelte er, nach der Aussage der Priester, ein grosses Heer und durchzog mit demselben das Festland und unterwarf jedes ihm in den Weg kommende Volk, und in den Ländern der Unterworfenen stellte er Siegessäulen auf1). c. 103. Dies that er, bis er aus Asien nach

1) Dies sagt Herodot mit folgenden Worten: ὁτέοισι μέν νυν αὐτῶν ἀλκίμοισι ἐνετύγχανε καὶ δεινῶς γλιχομένοισι περὶ τῆς ἐλευθερίης, τούτοισι μὲν στήλας ἐνίστη ἐς τὰς χώρας διὰ γραμμάτων λεγούσας τό τε ἑωυτοῦ οὔνομα καὶ τῆς πάτρης, καὶ ὡς δυνάμι τῇ ἑωυτοῦ κατεστρέψατό σφεας· ὁτέων δὲ ἀμαχητὶ καὶ εὐπετέως παρέλαβε τὰς πόλις, τούτοισι δὲ ἐνέγραφε ἐν τῇσι στήλῃσι κατὰ ταὐτὰ καὶ τοῖσι ἀνδρηίοισι τῶν ἐθνέων γενομένοισι, καὶ δὴ καὶ αἰδοῖα γυναικός προσενέγραφε, δῆλα βουλόμενος ποιέειν ὡς εἴησαν ἀνάλκιδες. Von diesen Siegesdenkmälern hat sich keins erhalten, wenigstens kein solches, wie es Herodot beschrieben hat.

Europa hinüberzog und (hier) sowohl die Skythen als auch die Thraker unterwarf. Nämlich nicht weiter als bis zu diesen scheint mir das aegyptische Heer gekommen zu sein 1). Denn die aufgerichteten Siegessäulen sind noch in deren Lande zu sehen, weiterhin aber nicht mehr. Von dort (also) wandte er um und zog zurück, und als er sich am Phasis-Fluss befand, da kann ich nun das Weitere nicht genau sagen, ob der König Sesostris selbst irgend welchen Theil seines Heeres absonderte und als Kolonisten des Landes zurückliess, oder ob einige seiner Krieger des weiten Umherziehens überdrüssig am Phasis - Fluss zurückblieben. c. 104. Denn die Kolcher sind offenbar Aegypter; und zwar sage ich dies, nachdem früher ich selbst es bemerkt als von Andern gehört habe. Als es mir in den Sinn gekommen war, fragte ich Beide, und die Kolcher erinnerten sich mehr der Aegypter als die Aegypter der Kolcher. Die Aegypter aber waren, wie sie sagten, der Meinung, dass die Kolcher vom Heere des Sesostris seien; ich selbst vermuthete dieses daher, weil sie von dunkler Hautfarbe sind und krauses Haar haben; (zwar reicht das keineswegs hin), weil es auch andre solche Völker giebt), viel mehr aber deswegen, weil allein von allen Menschen die Kolcher und Aegypter und Aethiopen seit uranfänglicher Zeit sich beschneiden. Die Phoeniker und Syrer (Juden) in Palaestina gestehen selbst ein, es von den Aegyptern gelernt zu haben, aber die Syrer («die Kappadoker») am Thermodon und Parthenios-Fluss und die ihnen benachbarten Máxpwveç sagen, es erst vor Kurzem von den Kolchern gelernt zu haben. Denn diese sind die einzigen Menschen, die sich beschneiden, und sie thun es offenbar auf gleiche Weise wie die Aegypter. c. 105. Ich will nun noch etwas Anderes von den Kolchern sagen, inwiefern sie den Aegyptern

1) ἐς τούτους δέ μοι δοκέει καὶ προσώτατα ἀπικέσθαι ὁ Αἰγύπτιος στρατός. Lhardy, Krüger u. A. übersetzen: «Dies waren die entlegensten (extremi, remotissimi), zu denen . . . »

2) Lhardy, Krüger, Stein u. A. übersetzen «c cùòèv άvýxet» durch «läuft auf nichts hinaus, beweist nichts »>.

« IndietroContinua »