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andern Dichtern mögen noch genannt werden: Kallinos (um 800 oder um 750?) und Archilochos (kurz vor 700 vor Chr.), welche schon von Kriegszügen der Kimmerier in Kleinasien berichten'): Alkman, der (nach Aristeas?) die 'Ecordóveç2) kennt; Alkaeos, der den Achilleus über Skythien waltend nennt3); und Pindaros aus Theben (um 490 vor Chr.), der zwar in einer Ode (Pyth. IV) die Argonautenfahrt ausführlicher beschreibt (wobei er sich den Phasis in Verbindung mit dem Okeanos vorstellt), aber sonst nur vereinzelte Notizen über die Skythen und Amazonen und über den Istros enthält1).

Um d.J.500 waren grossartige Ereignisse eingetreten, welche die ganze Griechenwelt und alle Länder um das schwarze Meer betrafen. Nachdem schon die Meder der Herrschaft der Skythen in Asien ein Ende gemacht hatten, gründete hier Kyros I im sechsten Jahrhunderte das persische Reich und unterwarf mit ganz Vorder- Asien auch die kleinasiatischen Griechen, und die Letztern mussten dann an dem grossen Heereszuge des Perserkönigs Dareios I gegen die europäischen Skythen Theil nehmen. Trotz der Erfolglosigkeit desselben brachten sie viele neue Kenntnisse über Skythien mit in die Heimath zurück. Unmittelbar darauf versuchten die kleinasiatischen Griechen ihren unglücklichen Aufstand gegen ihre absoluten Gebieter. Dann erfolgten zu Anfang des fünften Jahrhunderts die gewaltigen Heereszüge der Perser gegen die europäischen Griechen, während deren auch diese viele neue Kenntnisse über das ganze persische Reich gewinnen mussten. Doch bekunden sich diese

1) Die griech. Lyriker griechisch mit metrischer Uebersetzung von J. A. Hartung 1855-1857. Bd. V. S. 78 u.87.

2) S. Stephanos von Byzanzv. 'loonooves.

3) Die gr. Lyr. VI, S. 22: «Ἀχιλλευς ὁ τῆς Σκυθικῆς μέδεις».

4) Mommsens Ausg. 1864 S. 460 Fragm. VII die Skythen mit ihren Häusern auf Wagen; (Pyth. XV v. 22 die Opferung der Iphigeneia); Ol. VIII v. 47, Ol. XIII v. 84. 86 und Nemea III v. 38 die Amazonen; 01. III v. 14, dass die Quellen des Istros sich im Lande der Hyperboreer befinden, die er auch noch an andern Stellen nennt.

§ 1. HEKATAEOS V. MILET.

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neuen Kenntnisse über Skythien und die persischen Länder zunächst in viel grösserem Massstabe bei den kleinasiatischen als bei den europäischen Griechen; und es soll nun sogleich ein Schriftsteller besprochen werden, der aus der Mitte jener stammt.

Im Vergleich mit den oben besprochenen Dichtern sind die Logographen viel inhaltreicher und verständlicher. Aus ihrer Zahl führe ich zuerst Hekata eos von Milet an, da er die historische Geographie gegen die bisherige mythische zur Geltung brachte. Er erwarb sich seine geographischen Kenntnisse durch Reisen, deren wichtigste er wohl in der Zeit vom J. 513 bis zum J. 501 vor Chr. unternommen hat. Die zwei von ihm verfassten Werke, in denen er die Karte seines Freundes Anaximandros erläuterte und wahrscheinlich zugleich verbesserte, führen die Titel: 1) Περίοδος γῆς oder Περιήγησις und 2) Γενεαλογία: oder Ἱστορίαι; von denselben sind leider nur Fragmente übrig. Hekataeos nun hält mit Rücksicht auf die homerischen Gedichte, deren geographische Angaben er näher zu bestimmen sucht, den die Erde umgebenden Okeanos noch für einen Fluss, und es wird ihm nachgesagt, dass er die Argonauten aus dem Phasis in den Okeanos und aus diesem in den Neilos gelangen lasse'). Wahrscheinlich war er der erste, der die Erdscheibe durch eine von den Herakles - Säulen bis zum Araxes - Flusse reichende Linie in zwei gleiche Hälften theilte, Europa nördlich und Asien nebst Libyen südlich. Als Grenze zwischen Europa und Asien (dem persischen Reiche) nimmt er auch das Kaukasos-Gebirge an. Die Aufzählung der einzelnen Länder beginnt er von Griechenland und vom Hellespont an, und zwar lässt er sie bei den genannten Erdtheilen in verschiedener Weise auf einander folgen, nämlich in Europa von Osten

1) Die Worte in Schol. Apollon. Rhod. IV, 259 «'Exatatos de ó Miλhotos ἐκ τοῦ Φάσιδος διελθεῖν εἰς τὸν Ὠκεανὸν, εἶτα ἐκεῖθεν εἰς τὸν Νεῖλον» sind den in Schol. Ap. Rh. IV, 284 stehenden «Ἑκαταῖος δὲ ἱστορεῖ, μὴ ἐκδιδόναι εἰς τὴν θάλασσαν τὸν Φᾶσιν, οὐδ ̓ ὡς διὰ Τανάϊδος ἔπλευσαν, ἀλλὰ κατὰ τὸν αὐτὸν πλοῦν, καθ ̓ ἂν καὶ πρότερον, ὡς Σοφοκλῆς ἐν Σκύθαις ἱστορεῖ» vorzuziehen.

nach Westen und nach Norden, in Asien von W. nach O. und nach N. Bei den einzelnen Ländern giebt er die Völker an, bei den Völkern deren Städte, bei einigen Städten, was für Einwohner und woher sie dieselben haben, bisweilen auch ihre Götter und Gründer. Ferner nennt er Berge, Wälder, Bäume und Thiere der besuchten Länder und beschreibt die Sitten einzelner Völker'). Dass Hekataeos als eine bedeutende Autorität angesehen wurde, beweist Herodot dadurch, dass er ihn zu widerlegen suchte, und wahrscheinlich dadurch, dass er über manche Länder gar nichts sagte, weil schon Hekataeos dieselben beschrieben hatte. Nach den Gebieten, Völkerschaften und Städten, welche 'Hekataeos in Thrakien, südlich vom Istros, nennt (s. in Anm. B.), lässt er das europäische Skythien mit diesen Städten und Völkerschaften folgen: fr. 153. Kapivitę, skythische Stadt 2); fr. 154. Mehάhavo, skyth. Volk); fr. 155. Mupéra, skyth. V.); fr. 156. Maruxéra, skyth. V.; fr. 157. Kaponés, Stadt Skythiens; fr. 158. "long, skyth. V.; fr. 159. 'Hòcí, skyth. V.; (fr. 160. Ein Hekataeos nennt im Norden den amalchischen Okeanos)); fr. 161. Aavdaptor, V. um den Kaukasos); fr. 162. Timάvioσai, V. längs dem Kaukasos (unbekannt)); fr. 163. Der Umfang des Pontos Euxeinos, der die Gestalt eines skythischen Bogens hat, beträgt 23000 Stadien. Als zu Asien gehörig wer

1) Hekataei Milesii Fragmenta ed. R. H. Klausen. Berolini 1831. Fragmenta historicorum Graecorum T. I. 1841 mit dem Comm. von C. Müller: auch Forbiger a. a. O. s. 48, der auf Reinganum u. A. verweist.

2) In der Nähe des h. Eupatoria, s. § 4.

3) Zwischen Dnjepr und Wolga (?) im N. der Königlichen Skythen, s. § 4. 4) Klausen und C.Müller möchten diesen Namen für nicht verschieden von Tyregeten annehmen; dagegen vermuthe ich, dass der erste Bestandtheil des Namens (Mup) das irische Wort muir «die See» ist und der Name vielleicht «SeeGeten» bedeutet.

5) Dass hier ein Fragment des Hekataeos von Abdera vorliegt, giebt Klausen nicht entschieden zu.

6) Kl. und Müller citiren dazu Strabon, Tacitus, Plutarchos u. A. Das Volk wohnte im N. des Kaukasos nahe der Palus Maeotis.

7) Benseler hat auch den Volksnamen Timevions Etym. M. 15, 1.

§ 1. HEKATAEOS VON MILET.

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den von Hekataeos genannt: fr. 164. Die Insel Pavayópn1) und die Stadt Pavarópata; fr. 165. Ein Golf Anáτoupos 2); fr. 166. Ιξιβάται, V. am Pontos, das an Σινδική grenzt); fr. 167. Ἰάμαι, skyth. V.4); fr. 168. Ἰσσηδόνες, skyth. V.); fr. 169. Καταννοί, am kaspischen Meere (unbekannt); fr. 170. Apáns - Fluss ®); fr. 172. Das hyrkanische Meer, Tpxavín dáλaσoa"); fr. 173. Xopάoμo V. und Xopaouin St.) im Osten der Parther; fr. 185. Kópačo, V. der Kolcher, koraxische Festung, koraxisches Land3); fr. 186. Koλot, V. am Kaukasos 10); fr. 187. Pãos, Fluss "); fr. 188. Mógyo, V. der Kolcher, das an die Matŋvoí grenzt 12); fr. 189. Yлŋ, St. der Matiener 13); fr. 190. Xoĩ, ein an Bɛɛpix grenzendes Volk, an das östlich die Apes grenzten1); fr. 191. Μάκρωνες, V. (St. Byz. οἱ νῦν Σαννοί) 15); fr. 192. Μάρες (Μάρες Mein.), ein an die Mooσúvotxot grenzendes V.; fr. 193. An die Tiẞapo grenzen im O. die Mooσúvotxot, bei denen die St.

1) Kl.: die h. Insel Taman.

2, Kl. Wahrscheinlich die Mündung des h. Kuban.

3) Dies Volk möchte ich identificiren mit den 'Izlaẞáta an der Mäotis, welche Ephoros Sauromaten nennt, s. St. Byz. Benseler citirt 'laçaμáta: (Skymn. u. An. p. P. Eux.), 'Iasapáτa: (Ptol.) und Toμára: (Polyaenos). Ich stelle noch dazu den Personnamen 'Içaẞárns bei Ktesias.

4) Sind wohl identisch mit den ebenfalls von St. Byz. genannten 'lapot. Beide Namen erinnern an das in russischen Chroniken genannte finnische Volk Ямь, Jam, Jemen. Kl. möchte sie mit den Jaxamaten bei Ptol. V, 9 identificiren.

5) Kl. citirt Plin. VI, 7, 7. der «Essedones Colchis junctos» angiebt.
6) Wahrscheinlich im O. des kasp. Meeres, also der Oxos?

7) Das kaspische Meer, das er sich aber im Zusammenhange mit dem Okeanos vorstellt, s. oben S. 15 Anm. 1, auch S. 14 (Pindaros).

8) Das Volk und die Stadt im Gebiete des Oxos.

9) Kl. citirt Skylax, Strabon, Plin. und Ptol.

10) d. h. im Süden des Kaukasos. Kl. citirt Skylax u. Plin. und macht zu Nachbaren des Volks die Kolcher.

11) s. oben S. 14 und S. 15 Anm. 1.

12) Vgl. Herodot, Strabon, Mela, Plinius u. A.

13) Nach St. Byz. hatten die Einw. paphlagonische Kleidung.

14) St. Byz. nennt auch einen Fluss Illyriens Anpos nach Lykophr. und

ein Volk Bunpes am Pontos. Kl. vermuthet, dass diese gemeint sind.

15) Kl. citirt dazu Herod., Xenophon, Strab., Arrianos.

Xapades'); fr. 195. Xáλußot, an welche im S. die Armenier grenzen; fr. 196. Erauέvn, St. der Chalyber. (Auch die in fr. 198 und 199 genannten pontischen Städte Пárpaos und Kpóσoa setzt Forbiger an die nördl. und östl. Küste). fr. 201. Erepavic, St. der Mariandyner. Unter diesen fragmentarischen Notizen mag es einige irrthümliche geben; aber gewiss ist die Menge neuer Völkernamen an sich schon sehr schätzenswerth, auch wenn es nicht gelingen sollte, durch (richtige) etymologische Erklärungen einen noch grössern Gewinn aus ihnen zu schöpfen. (S. noch Anm. B.).

Gehen wir nun noch zu dem letzten beachtenswerthen Schriftsteller des in der Ueberschrift bezeichneten Zeitraums über, zu dem athenischen Tragödiendichter Aeschylos (geb. im J. 525, gest. im J. 456). Derselbe stellt sich einerseits noch auf den mythischen, andrerseits auch auf den historischen Standpunkt; auf diesem lässt er durchblicken, dass sich der Gesichtskreis auch der europäischen Griechen über die fern gelegenen asiatischen Länder immer mehr erweitert hatte; in denjenigen seiner Tragödien aber, welche mythischen Inhalts sind, läuft in den geographischen Vorstellungen noch viel Verworrenes und Fabelhaftes mit unter 2), was man freilich dem Dichter nachsehen muss. Heben wir nun das in Betreff Skythiens Bemerkenswertheste aus einzelnen Tragödien hervor. Die Tragödie Prometheus vinctus beginnt mit der Scene, wie Hephästos auf Zeus' Befehl den Prometheus an einen Felsen Skythiens anschmiedet (cf. fragm. 69); Skythien (Exúng oluog) heisst da in v. 1. 2 ein fernes (nördliches) Land der Erde und eine unwegsame Einöde; nach v. 417. 418 haben die Skythen die entfernteste Gegend der Erde um den Maeotis-See inne; in v. 301.302 heisst ihr Land ein eisengebärendes; in v. 138-140 und 531

1) Kl. citirt hierzu viele Stellen bei Skyl., Herod., Xen., Skymn., Str., Plin. 2) Ueber die geographischen Vorstellungen bei Aeschylos im Allgemeinen s. Forbiger a. a. O. S. 26-37.

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