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§ 6. PHRYGISCHE GLOSSEN.

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sein, also von den Phrygern das ursprüngliche als ein reines k, nicht wie von den Ariern als ç, noch wie von den Litauern-Slawen als sz und s ausgesprochen sein; die Κορύβαντες, Κύρβαντες, die ewig tanzenden Dämonen, von der eur. Wurzel karbh, kvarbh drehen benannt, die im goth. hvairban hvarf drehen am klarsten, also xupẞavt part. praes. goth. hvairband-s; Magɛúg Name des Zeus, von der Wurzel magh, die im zend. und auch im altpreuss. massi (d. i. mazi) ich kann als maz erscheint; Máng alter König und Abnherr der Phryger, entspricht dem germ. Mannus, wie der Urahn der Germanen hiess, ebenso dem sskr. manu, manus Mensch, Urmensch (die Form Mάcon aus man-u-sa von manus); mit uitpa Kopfbinde vergleicht sich lit. mutura-s Kopftuch der Frauen und altnord. motr (d. i. mutra) Frauenkopfputz, Mütze, i ist aus u entstanden; vviato Singsang; pov adv. oben, wohl für Fopov, im Lit. virszu-s=ksl. vruchŭ das Obere, ksl. vruchu adv. oben etc.; IIάta-spätere bithynische, also thrakische, Benennung des phrygischen Gottes "Attη-, welcher Name wohl wie jener «Papa» bedeutete und mit atta, lat. atta, goth. atta, ksl. otici Vater zusammenzustellen ist; xéplov Butter, ist zur Wurzel яax zu stellen, vielleicht ist an Tux-tó fest, dicht zu denken; das phrygische Wort für Feuer erinnerte die Griechen an up, lautete also vielleicht pur, germ. fiura (fûra), nhd. Feuer, armen. hhûr; oíxevve- ein komischer Tanz phrygischen Ursprungs, vielleicht mit lit. sukini-s Kreisel zu vergleichen etc.; Tápa phrygische Mütze, wohl zur Wurzel tu schwellen zu ziehen; das phrygische Wort für Wasser erinnerte die Griechen an dop, lautete also etwa udro-, vgl. údpo- z. B. in žv-vdpo- und germ. vatra- etc. Ich füge noch den von Fick unter die thrakischen Namen gestellten Eigennamen Kótug hinzu, weil er nicht nur eine von den Thrakern und Phrygern zugleich verehrte Göttin bezeichnet, sondern auch bei Beiden ein häufig gebrauchter Mannsname war; entsprechend ist der altnordische Göttername Hödh-r (d. i. hathu-s), der gleich ist mit ahd. hadu- Krieg in Eigennamen z. B. in hadu-brand, aber auch übereinstimmt mit dem altgallischen catu Kampf in Catu-riges Kampfkönige, und vielleicht (nach Justi) in Kat-patuka Kappadoke zu erkennen ist, so dass Kappadoken «Kampfherren» bedeutete. (Ebenso könnte nach meiner Meinung der Name Chatten oder Chita auf catu zurückgeführt werden). Fick fügt nach der Angabe der phrygischen Glossen noch die Bemerkung hinzu: «Ob die Phryger, deren europäischer Charakter hiermit festgestellt, der nordeuropäischen oder der südeuropäischen Völkergruppe näher angehören, lässt sich nicht mit Sicherheit bestimmen; für einen näheren Zusammenhang mit den Letto-Slaven scheint das phrygische zu sprechen, das ganz dem lit. ż slavisch z entspricht und wie dies aus ursprünglichem g und gh entstanden ist; für engere Ver

wandtschaft mit den Südeuropäern lässt sich geltend machen, dass die Phryger den Reflex des ursprünglichen k nicht wie die Litauer als sz, noch wie die Slayen als s, sondern mit den Südeuropäern (Kelten, Italikern, Griechen) als ein reines k aussprachen». Die vorstehenden Glossen giebt auch Vaniček an in seiner oben (S. 177) citirten Schrift. In dieser werden «Lexicon Palaeoslovenico - Graeco - Latinum emendatum auctum edidit F. Miklosich 1862-1865» u. a. Werke citirt.

In Betreff der phrygischen Sprache möge hier noch bemerkt werden, dass auch einige Gelehrte die Phryger für Vorfahren der Deutschen halten. So sagt z. B. Jackel in den Neuen Jahrb. d. Philol. Jahrg. IX Bd. 26. 1839 S. 27: Viele Wörter, welche von den Alten als phrygische angegeben werden, sind germanische. Hesychius führt aus Juba an, Boiyeg bedeute èxɛúDepol, unser frei, goth. frije, agls. freo-frig, Kero friger. Die von Plato als phrygische bezeichneten Wörter dog und up sind verwandt mit Water und Füer. Πέργαμος = Burg ist eine Bildung wie Bergheim, βέκκος bei Herod. II, 2 = Brod verwandt mit Gebäck. - Alle oben mitgetheilten verschiedenen Angaben über die Sprachen und Völker Kleinasiens finden, wie ich meine, ihre Ausgleichung in der Annahme, dass die älteste Sprache der Urbevölkerung Kleinasiens die urkeltische war; d. h., wenn diese Annahme richtig ist, so müssen viele Wörter der phrygischen, lykischen und andern. unter sich verwandten, kleinasiatischen Sprachen auch aus dem Urkeltischen erklärt werden können.

Anm. B. In Betreff der griechischen Halbinsel möge hier zuerst angeführt werden, dass Gerhard auf derselben dreifache Völkermassen annimmt: eine pelasgisch-hellenische, eine karisch-lelegische und eine thrakisch-phrygische; bei der ersten Völkermasse seien die Achäer das Mittelglied zwischen den Pelasgern und den Hellenen. An diese kurze Notiz schliesse ich sogleich die Ansichten an, welche Bernhardy in seinem oben angeführten Werk Th. I über die Pelasger ausspricht, nämlich: S. 229. «Die Pelasger gelten den Alten als Vorläufer der Hellenen: überall bedeuten sie den Grundstock ihrer Vorzeit und bilden den äussersten Ausgangspunkt in der historischen Ueberlieferung der Nation. In Europa sassen zwei lange Reihen. urgriechischer Völker, deren Abkunft auf Asien deutet. Sie haben den Schein. geschichtlicher Entwicklung, aber niemand kennt ihre Geschichte. (S. 230) Bald gelten sie für ansässige Städtebewohner oder Autochthonen, fast nach Art eines zusammenhangenden Volks; bald sind sie unstete Seefahrer, die sich auf Inseln und Küstenland festsetzten, besonders unter dem Namen der Tyrrhenischen Pelasger, sonst aber zerstückelt in kleinen Gruppen auseinander fallen. Beiden wird ein Grad technischer Fertigkeit beigelegt, und von ihrem Kunstfleiss zeugte vorzüglich eine Reihe mächtiger Bauten im

6. UEBER DIE PELASGER.

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innern Griechenland, in Thessalien, in Bocotien und Apia, d. h. in den eigentlichen Pelasgischen Landschaften Argos und Arkadien. Dem Tyrrhenischen Zweige, der über die Gestade vom Hellespont und über Inseln im Thrakischen Bezirk bis zu den entlegenen Buchten des Hadriatischen Meeres schweifte, werden im Umkreise von Lemnos, in Attika, vielleicht auch in Mittelitalien dauerhafte Denkmäler zugetheilt; solche konnten nur durch cinen grossartigen Aufwand an Kunst und Kraft vollendet sein. Ferner erscheinen als Glieder des Pelasgischen Stammes kleine Völkerschaften in Epirus, besonders nahe Dodona, wo die zuletzt unscheinbar gewordenen Helli oder Hellopes und die Graeci, deren Name früh zur Kenntniss der Römer kam, in den ältesten Ordnungen der Religion verborgen wirkten. Wenn nun diese Pelasger so dauerhaftes und in solchem Umfange schufen, so mussten sie geraume Zeit feste Wohnsitze behaupten; um so leichter verschmolzen sie mit ihren unmittelbaren Nachfolgern den Hellenen. - Ein anerkanntes Eigenthum der Pelasger waren die frühesten Fürstenhäuser, welche durch symbolische Mythen verziert sind, eine gründliche Technik in Land- und Wasserbau, die besonders in Urbarmachung von wüsten Strecken (apy) sich bewährte, ferner Anlagen mächtiger Mauern zur Abgrenzung der Feldmarken, Stiftungen von Vesten (λáptooα), von Schatzhäusern (Jŋoavpoí) und Necropolen im Herrendienst: sämmtlich Werke der Kyklopischen Architektur, aus unbehauenen Felsblöcken aufgeführt und locker ohne Mörtel geschichtet, weiterhin auch in unregelmässigen Polygonen zusammengefügt. Diese glänzenden Bauten (S. 231) hatten von entlegenen Winkeln Kleinasiens bis nach Latium sich erstreckt, und legten den ersten Grund zum beginnenden Städteleben. Denselben Pelasgern gehört auch die Verbreitung der im Orient erfundenen Schrift, als ihr Bestand auf 16 Buchstaben (Καδμήια oder Φοινικήια γράμματα) beschränkt war». In Betref der Sprache der Pelasger sagt Bernhardy (S. 232), nachdem er vorher bemerkt, «dass Herodotus sie weder kannte noch aus den versprengten Ueberresten begriff»-noch Folgendes: «Man mag annehmen, dass Pelasgisch ein Vorläufer der alt-Aeolischen Sprachform oder der Kern der nachfolgenden Aopic und Aloλię war, zumal wegen der alten Zeugnisse, welche die Pelasger neben Aeolier in Westhellas, namentlich in Thessalien stellen ». (S. 249) «Ein Sammelplatz der Aeolier wurde Thessalien, das alte Gebiet der Pelasger. Auch galten Aeolier und Pelasger für identisch Herod. VII, 95 und Strabo V p. 221. Aber ausdrücklich hat man den Namen Aloλeiç für Thessalien und Aetolien (Wessel. in Herod. VII, 176, Palmer. Graec. ant. IV, 8) angemerkt, sogar noch auf einen grösseren Theil Griechenlands, in dem Achaeer wohnten, ausgedehnt. Die Sprachform der Aeolier pflegt eine dunkle Tradition mit dem Latein zu verknüpfen; bezeugt sind das Di

gamma, das Fehlen des Duals und zahlreiche Punkte der Laut- und Formenlehre, (S. 250) worin das Latein mit der jüngern Aeolis oder dem altgriechischen Idiom zusammentrifft. Kein unbedeutender Ueberrest ruht in den Flexionen und im Lexicon der Homerischen Sprache». - Wenn in diesen Stellen auf zwei Reihen griechischer Urvölker hingewiesen wird, so dürfen wir uns als eine derselben die Leleger (- Karer) denken, die Deimling a. a. O. S. 115-162 in vielen Landschaften Griechenlands und auf vielen Inseln nachweist, aber als einen besondern griechischen Stamm von dem der Pelasger-Hellenen zu unterscheiden sucht. Mir scheint es freilich rathsamer, eine strenge Unterscheidung nicht durchführen zu wollen, zumal da Deimling selbst zugiebt, dass die Leleger zuletzt (wie die Karer) in die Hellenen aufgingen. Ich stimme ja eben der Ansicht Maack's und Sparschuh's bei, dass die Urbevölkerung der griechischen Halbinsel eine urkeltische war.

§ 7. Die Vertreibung der Kimmerier durch die Skythen; die zeitweilige Herrschaft der Erstern und der Letztern über Theile Asiens; nach Herodot und andern Schriftstellern.

Nach der Mittheilung der beiden skythischen Stammsagen (s. oben S. 172 ff.) fährt Herodot in L. IV c. 11 so fort: Es giebt aber noch eine andere Sage, der ich selbst am meisten beistimme, und zwar folgende: Die nomadischen Skythen, die in Asien wohnten, wurden von den Massageten durch Krieg bedrängt und zogen fort über den Fluss Araxes gegen das kimmerische Land. (Denn das Land, das jetzt die Skythen bewohnen, soll in alter Zeit das der Kimmerier gewesen sein). Die Kimmerier beriethen sich beim Heranzuge der Skythen, da ja eine grosse Kriegsmacht auf sie eindrang; und es waren nun ihre Meinungen getheilt, und beide wurden heftig festgehalten, die bessere aber war die der Könige; denn die Meinung des Volks ging dahin, dass es besser sei, fortzuziehen und nicht gegen die Ueberzahl einen gefährlichen Kampf zu bestehen; die der Könige aber dahin, mit den Angreifenden

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um das Land zu kämpfen. Und nun wollten weder das Volk den Königen noch die Könige dem Volke nachgeben. Jenes wollte sich ohne Kampf entfernen und das Land den Angreifenden überlassen; den Königen aber schien es besser, in ihrem Vaterlande (kämpfend) todt zu bleiben als mit dem Volke zu fliehen, indem sie bedachten, wie viel Gutes sie in dem Vaterlande erlebt hatten, und wie viel Böses sie bei der Flucht aus demselben zu erdulden haben würden. Bei solchen Meinungen also zerfielen sie mit einander und, da sie an Zahl gleich waren, kämpften sie gegen einander. Und alle durch ihre eignen Landsleute Getödteten begrub das [siegreiche] Volk der Kimmerier am Flusse Tyras; und ihr Grab ist noch zu sehen; und so nach der Bestattung vollendeten sie den Auszug aus dem Lande 1), die eingedrungenen Skythen aber nahmen das leere Land in Besitz. c. 12. Noch jetzt giebt es in Skythien kimmerische Burgen (Képa Taiya) 2), eine kimmerische Ueberfahrt (opμýïa Kyuμépia, vgl. c. 45), auch ein kimmerisches Land (χώρη οὔνομα Κιμμερίη) und einen kimmerischen Bosporos (Βόσπορος Κιμμέριος καλεόμενος). Offenbar Hohen die Kimmerier vor den Skythen nach Asien und siedelten sich auf der Halbinsel an (την Χερσόνησον κτίσαντες), auf der jetzt die hellenische Stadt Sinope erbaut ist. Offenbar ist es aber auch, dass die Skythen sie verfolgten und in das medische Land einfielen, indem sie den Weg verfehlten. Denn die Kimmerier flohen immer längs dem Meere (dem Pontos Euxeinos), die Skythen aber verfolgten sie, indem sie den Kaukasos zur Rechten hatten, so lange bis sie mitten ins medische Land einfielen, indem sie sich vom Wege nach

1) Der Text ist «καὶ τοὺς μὲν ἀποθανόντας πάντας ὑπ ̓ ἑαυτῶν θάψαι τὸν δῆμον τῶν Κιμμερίων – θάψαντας δὲ οὕτω τὴν ἔξοδον ἐκ τῆς χώρης ποιέεσθαι». Da das Volk die Bestattung vollzog und das Land verliess, so hatte es gesiegt; die Könige aber und deren Anhänger, welche den Auszug hatten hindern wollen, waren (alle?) gefallen. Stein meint irrthümlich, dass das Volk unbetheiligt blieb und dass nur die Könige sich gegenseitig bekämpften.

2) Telex könnte man im Allgemeinen durch «Mauern» oder «Befestigungen» übersetzen; aber es sind eher bestimmte feste Wohnplätze darunter zu verstehen. κ. Β. Κιμμερικόν ; s. w. u.

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