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nach Griechenland verführt wurde 1). Ebenso leugnete Herodot mit Unrecht die Existenz der Zinn-Inseln; denn das Zinn wurde von den Scilly-Inseln, überhaupt von den brittischen Inseln her verführt.

Nun mögen Herodots Angaben über den Pontos Euxeinos (das schwarze Meer), die Mäetis (das asowsche Meer), das kaspische Meer und den Fluss Araxes folgen, welche er fast alle als Grenzen zwischen Europa und Asien ansieht. In Betreff des Pontos Euxeinos sagt Herodot L. IV c. 85 Folgendes: Der IlóvτOS ist von allen Meeren am bewundernswerthesten; seine Länge beträgt 11100 Stadien, die Breite aber da, wo sie am grössten ist, 3300 Stadien. c. 86. Dies ist aber so ausgemessen: Ein «Segel»-Schiff legt («bei sehr günstigem Winde») «in der Regel» an einem langen Tage ungefähr 70000 «Faden», bei Nacht 60000 zurück. Nun ist bis zum Phasis von der Mündung des Pontos an (denn dies ist die grösste Länge desselben) eine Fahrt von 9 Tagen und 8 Nächten; diese ergeben 1110000 Faden, d. h. 11100 Stadien. Aber nach Themiskyre am Thermodon ist von Evdex) aus (denn hier hat der Pontos die grösste Breite) eine Fahrt von drei Tagen und zwei Nächten, diese aber ergeben 330000 Faden, also 3300 Stadien. In den Pontos aber ergiesst sich auch ein See (iuvn Liman?), der nicht viel kleiner als er selbst ist; der heisst Martis und Mutter des Pontos. Lib. I. c. 104. Von der Limne Mäetis bis zum PhasisFluss und bis zu den Kolchern ist für einen rüstigen Mann ein Weg von dreissig Tagen.

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Wohl alle Ausleger sind darin einverstanden, dass Herodot hier falsche Zahlen angiebt. Nach G. Rawlinson Vol. III p. 63 n. 2 beträgt die Länge des schwarzen Meeres, d. h. in der von He

1) Dafür haben sich schon Bayer, Ritter und Voigt ausgesprochen. 2) Die Lesart vôixý ist durch den in den bosporanischen Inschriften vorkommenden Volksnamen vdo hinreichend bestätigt. Wenn Kannegiesser, Ritter, Brandstäter u. A. diese Sinder darum, weil auch die Lesarten 'Ivoix und 'Ivoi vorkommen, zu einer indischen Kolonie machen wollen, so ist dies insofern ohne Bedeutung, als auch die Sinder für Eranier, für ein den Indern verwandtes Volk zu halten sind.

§ 3. VOM PONTOS EUXEINOS.

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rodot angenommenen Linie wenig mehr als 630 englische Meilen oder 5500 Stadien, und die Breite zwischen den von ihm genannten Punkten ungefähr 270 engl. M. oder 2340 Stadien; nach Bähr und Stein ist die von Herodot angegebene Länge 277 d. M. und die Breite 80-821⁄2 M., während jene in gerader Linie nur 142 M. und diese nur 52 M. beträgt. Herodot hat also die Länge doppelt so gross und die Breite an der bestimmten Stelle etwa 1-12 mal grösser als sie jetzt sind angegeben. Doch könnte man den Versuch, Herodots Irrthümer zu erklären, schon deshalb für überflüssig halten, weil auch die andern alten Schrifsteller mit Ausnahme des Hipparch und Eratosthenes, die die Länge des Pontos Euxeinos in Herodots Linie nur zu 5600 Stadien schätzen, unrichtige Zahlen angeben (s. Ukert III S. 153-162, auch Bähr und Stein zu der Stelle). Andererseits geht es wohl nicht gut an, sich durch mancherlei Operationen annähernd richtige Zahlen zu verschaffen; also kann man den Vorschlag Kruse's, die Nachtfahrten wegzulassen, nicht billigen. Jedenfalls hat man einzuräumen, dass Herodot nach mehr oder weniger ungenauen Vorstellungen unrichtige Zahlen berechnet hat '). Auffallend ist es, dass Herodot die Entfernung von der Mäetis bis zum Phasis zu 30 Tagemärschen (= 6000 Stadien?), aber die nur um Weniges geringere vom Golf vom Issos bis zum Pontos bei Sinope (nach G. Rawlinson 240 engl. M.) nur zu 5 Tagemärschen (= 1000 Stadien ?) schätzt. Diese grosse Differenz kann nicht durch die vielen Schwierigkeiten des Landweges an der Ostküste des Pontos er

1) Herodot hat noch manche andern irrthümlichen Vorstellungen, die das schwarze Meer betreffen. So kennt er nicht genau die Gestalt der taurischen Halbinsel (s. § 4). Ferner nimmt er in L. II c. 34 irrthümlich an, dass die Mündung des Istros der Stadt Sinope gegenüber, also nördlich von derselben liege, obgleich in der Wirklichkeit Sinope ungefähr in der Mitte der Südküste und die Mündung des Istros nördlich über der Pontos-Mündung gelegen ist. Ferner weiss er nicht, dass das schwarze Meer im Westen der Taurischen Halbinsel einen weiter nach Norden reichenden Meerbusen als im Osten hat, also dorthin die grösste Breite des Pontos zu verlegen war; sie beträgt hier nach G. Rawlinson Vol. III p. 65 n. 2 etwa 400 engl. M. 3460 Stadien.

klärt werden. Also entweder ist dies Längenmass, d. h. die Länge eines Tagemarsches, bei ihm nicht überall gleich, oder er hat unrichtige Nachrichten erhalten 1).

In demselben Verhältniss wie die Grösse des Pontos hat Herodot auch die der Mäetis übertrieben, indem er sagt, diese sei nicht viel kleiner. Zwar haben einige der alten Geographen, z. B. Skylax und der Anonymus, die Grösse der Mäetis auf die Hälfte des Pontos reducirt, womit wir die bei Strabon angegebenen Umfänge von jener zu 9000 St., von diesem zu 25000 St. ungefähr übereinstimmend finden können. Doch hat noch Ptolemãos die Vorstellung von der bedeutenden Grösse der Mäotis behalten. Freilich würden die Irrthümer der alten Geographen geringer erscheinen, wenn das asowsche Meer im Alterthum noch eine grössere Ausdehnung besonders nach Osten hin gehabt hätte, was einige Naturforscher als wahrscheinlich erweisen, z. B. Pallas, vgl. Rawlinson Vol. III p. 66 n. 3, der auch auf seiner Karte den vermutheten grössern Umfang bezeichnet. Den Namen Mars, deu Boeckh als Femininum zum Volksnamen Μαιήτης wie Steph. Βyz. Μαιώτις als Fem. zu Μαιῶται bezeichnet, wollen Ritter, J. Grimm u. A. auf Mata, p = Mater magna Deum, die Ernährerin aller Dinge in der Natur, zurückführen. Da auch Plinius h. n. VI, 20 sagt, dass der skythische Name der Maeotis Temarunda «mater maris» bedeutet, so weisen beide Namen darauf hin, dass der Pontos als aus der Macījus entstanden gedacht wurde2). (Er ist ein jüngeres Meer, s. Anm. B.)

1) Aehnlich wird es mit den Tag- und Nachtfahrten sein. Hätte Herodot diese nicht alle als gleich und dabei (nach seiner Gewohnheit) von der grössten Länge angenommen, sondern die Längen der einzelnen Tag- und Nachtfahrten zusammengerechnet; hätte er zugleich die Zeit abgerechnet, um welche die Fahrt an der Küste länger dauerte als die in einer einzigen geraden Linie vollendete, zumal da er sich Sinope zu weit südlich gelegen vorstellte: so hätte er gewiss einige Tausend Stadien weniger herausbekommen.

2) Ich möchte noch auf Ma

Mutter (c. Benseler's Lexicon) hinweisen und zum obigen Maiz noch die St. Mziz am Hellespont (bei Steph. Byz.), die Personennamen Mziov und Máŋs und den Volksnamen Mzioveg stellen. J. Grimm führt Gesch.

§ 3. VOM KASPISCHEN MEERE.

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Vom kaspischen Meer und vom Kaukasos sagt Herodot: L. I c.202. Das kaspische Meer ist ein Meer für sich, das nicht wit einem andern Meere zusammenhängt; denn das ganze von den Hellenen befahrene Meer (d. h. das mittelländische mit dem schwarzen etc.) steht mit dem ausserhalb der Säulen befindlichen atlantischen Okeanos und mit dem rothen (indischen) Meere in Zusammenhang wie ein einziges Meer. c. 203. Das kaspische Meer aber ist ein anderes für sich. Die Länge des kaspischen Meeres beträgt fünfzehn Tagfahrten eines Ruderschiffes, die grösste Breite acht. Längs der Westseite dieses Meeres erstreckt sich der Kaukasos, der sich vor andern Gebirgen durch seinen Umfang und durch die Höhe der Berge auszeichnet. Der Kaukasos hegt in sich viele verschiedene Völkerschaften, die «grossentheils ganz von wilden Waldfrüchten leben; man sagt, dass es bei ihnen auch Bäume mit derartigen Blättern giebt: sie zerreiben dieselben, mischen sie in Wasser und malen sich damit Thiere auf ihre Kleidung; diese Thiere aber verwaschen sich nie, sondern veralten so mit dem andern Zeuge, als wären sie ursprünglich hineingewebt'). c. 204. Im Westen also bildet der Kaukasos die Grenze des kaspischen Meeres, aber im Osten schliesst sich an dasselbe eine unendlich weite, unabsehbare

d. d. Spr. I S. 234 Herod. IV c. 52, Strab. V p. 214 und das in der livländischen Chronik des Lettenpriesters Heinrich vom Embach gebrauchte «emma jöggi» = mater aquarum als Beispiele dafür an, dass ein See oder ein Bach, aus dem sich ein Fluss oder ein See oder ein Meer bildete, Mutter des Letztern genannt wurde. G. Rawlinson a. a. O. Vol. III p. 66 n. 4, auch Krüger, Stein u. A. finden es wahrscheinlicher, dass der Name Mz von den anwohnenden Marzt oder Maëtae entlehnt ist, welcher Name auch mit (Sauro) -Matae in Verbindung gebracht werden kann. Den Namen Temerinda übersetzt G. Rawlinson III p. 162 nach J. Grimm, der aber etwas schwankend ist, durch «mother of the sea», indem er inda als Endung ansicht, und mer frz. mer, lat. mare Meer setzt und tê aus p ssc. mata (wie lac aus ráλzxrog, oncle oder uncle aus avunculus) herleitet.

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1) J. C. F. Baehr citirt hier die Bemerkung Eichwald's, dass noch jetzt die Anwohner des kaspischen Meeres in den Orten «Baku, Schamachi, Elisabethpol, Talüsch, Masanderan» sich durch die Kunst zu färben auszeichnen und cultivirtere Völker darin übertreffen.

Ebene an, von der nicht den kleinsten Theil die Massageten inne haben.

Von diesen Angaben, die alle höchst treffend wahr und, weil sie sich in dieser Vereinigung bei keinem einzigen alten Schriftsteller vorfinden, von unschätzbarem Werthe sind, scheint mir die ausgezeichnetste die, dass das kaspische Meer ein überall vom Lande umschlossenes Binnenmeer ist. Doch blieb die zu Herodots Zeit vorherrschende irrthümliche Meinung, dass das genannte Meer mit dem nördlichen Okean in Verbindung stehe und gleichsam ein Meerbusen desselben sei, weil sie von den folgenden Geographen (Eratosthenes, Poseidonios, Strabon, Pomponius Mela, Plinius u. A.) fortwährend wiederholt wurde, noch fünf Jahrhunderte bestehen, bis der Geograph Ptolemäos Herodots wahre Angabe nachdrücklich bestätigte. Auf einer wie zuverlässigen Quelle diese beruhte, zeigt auch die richtige Bestimmung des Verhältnisses der grössten Länge zur grössten Breite, 15:8, wie es noch jetzt besteht 1). Freilich wenn man die beiden Dimensionen nach dem Maasse berechnet, das Herodot beim Pontos Euxeinos für eine Tagfahrt annimmt, so ergiebt sich eine grössere Länge und Breite als das kaspische Meer jetzt hat. Aber es ist, wenn man nicht eine falsche Berechnung nach der Küstenschifffahrt annehmen will, die Thatsache in Betracht zu ziehen, dass das kaspische Meer (auch nachdem der Zusammenhang mit dem Pontos Euxeinos aufgehört hatte) vor 2400 Jahren nach allen Seiten hin einen höhern Wasserstand also eine grössere Ausdehnung als jetzt gehabt hat3). Die Längenausdehnung des genannten Meeres hat sich Herodot wohl in der Richtung von S. nach N., die Breite in der von W. nach O. vorgestellt; wenigstens beglaubigt er dies dadurch, dass

1) G. Rawlinson: The history of Herod. I p. 268 n. 4, giebt die Länge von S. nach N. zu 750 M., von W. nach O. zu 400 M. an. Auch Stein I (1864) S. 272 findet das Verhältniss den jetzigen grössten Dimensionen, 160 deutsche M. Länge u. 80 d. M. Breite, entsprechend.

2) Eichwald, Roon, E. v. Bähr u. A.

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