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Herodot durch Parallelen erläutern und sicher stellen; zum Beweis, dass die Skythen Mongolen gewesen seien, lange nicht genügend. Was bleibt denn am Ende übrig von bedeutsamen Aehnlichkeiten, wenn wir subtrahiren, was gleiche Bodenverhältnisse, gleiche Lebensart, gleiche Kulturstufe nothwendig machten? Eine Zahl flüchtiger Züge, wie man sie zur Bestätigung der festgestellten Ansicht gern herbeizieht, zu schwach, um in sich einen festen Anhaltspunkt zu gewähren. Verzichtend auf die Hoffnung, hier bedeutende Resultate für die Bestimmung der skythischen Nationalität zu gewinnen, suche ich darum nur ein lebendiges Bild von den Skythen und ihrem Thun und Treiben zu gewinnen, um etwas Bestimmteres dabei denken zu können, wenn es von andern Völkern heisst: vóμοισι χρέωνται Σκυθικοῖσι.

Hier ist zunächst die Richtigkeit von Hansen's Bemerkung hervorzuheben §. 144., dass es in Skythien verschiedene beherrschte Völker gab, und dass die eigentlichen Skythen nur einen kleinen Theil der Bevölkerung dieser Gegenden ausmachten. Herod. IV, 81 καὶ κάρτα πολλοὺς εἶναι σφεας καὶ ὀλίγους ὡς Exvdas rival. Nur eins von den Völkern, über die sie herrschen, nennt Herodot ausdrücklich, die Gerrher. Es ist wol möglich, dass diese Unterthanen Nachkommen der alten Kimmerier waren, aber das bleibt auch blosse Vermuthung, und wie es uns an allen positiven Nachrichten über diese unterthänige Bevölkerung Skythiens fehlt, heisst es ganz die Grenzen unsers Wissens verkennen, wenn man versucht, über ihre Nationalität Etwas festzustellen. Hansen §. 451. möchte sie zu Slaven machen; was würde er wol sagen, träte man ihm mit der Behauptung entgegen, es wären Kelten gewesen, wie die Verwandtschaft der Namen Κιμμέριοι und Κίμβροι, Rhodanus Eridanus mit Tanais und Danapris beweise? Aber es sei fern von mir das zu behaupten. Ich schliesse diesen Theil der Bewohner ganz aus von unserer Betrachtung, und halte mich lediglich an den herrschenden Adel der Skythen.

Ueber die Gestalt der Skythen hat uns Herodot nicht einen einzigen Fingerzeig hinterlassen; zum Glück ersetzen das die Nachrichten des Hippokrates vollkommen, der in seiner Schrift über die Einwirkung von Luft, Wasser und Bodenverhältnissen uns ein vortreffliches Bild von denselben entwirft. Wie die Aegypter, sagt er §. 91., so sehen sich auch die Skythen alle unter einander ähnlich, sie sind εvvovoSéσTατoι άvváлov. §. 113. Ihre Gestalten, §. 98., sind dick und fleischig, schlecht articulirt, hängend und alles Straffen entbehrend. Mehr als irgendwo gestaltet sich der Unterleib zum Hängebauch, denn in einem solchen Lande kann der Unterleib nicht trocken werden vermöge Natur und klimatischer Verhältnisse. Durch Fett und Fleischbedeckung (in oάog) sieht sich alles ähnlich, die Männer wie die Weiber. Zur Ableitung der Ueberfülle von Säften bedienen sie sich der Fontanellen (so übersetzt Grimm svoŃGEIS xɛxαvμévovs) an Schulter, Arm, Handgelenk, Brust und Schenkel,

denn sonst sind sie weder im Stande den Bogen zu spannen noch den Wurfspiess zu schleudern. Ihre Haltung ist krumm, foixά *), ihre Brust flach, latéα, was Hippokrates besonders dem Nichtgebrauch der Windeln und ihrem unaufhörlichen Hocken auf den Pferden oder in den Wagen zuschreibt, ihre Gesichtsfarbe roth, (nv¿óóv, 102) denn, sagt er, von der Kälte entzündet sich das Weiss und wird roth. Lähmung der Hüftgelenke, und lahmer, schleppender Gang, Podagra u. a. m. ist Folge davon, dass sie beständig auf den Pferden liegen. Während Niebuhr diese Züge für Zeichen der mongolischen Nationalität ansieht, Kl. hist. u. phil. Schriften I, 361, bemüht sich Hippokrates, sie sämmtlich auf die Eigenthümlichkeit von Boden und Lebensart zurückzuführen.

Von der Kleidung der Skythen sind unsere Nachrichten höchst dürftig. Hippokrates sagt uns, dass sie Beinkleider, ava§úqıdas, tragen, und Herodot erwähnt derselben VII, 64 von den Saken, die er Skythen nennt; über den Stoff (ob ledern, wie die der Perser I, 71) und den Schnitt, ob eng oder weit und faltig, schweigen beide. Einen xírov müssen wir wol voraussetzen, zusammengehalten von einem eigenthümlichen Gürtel von rohem Rindsleder, wenn ich IV, 65 richtig deute, mit einer Schaale am Ende IV, 10, der nach 9 auch in eigner Weise muss getragen sein, wodurch sich die Skythen unterschieden (τῷ ζωστῆρι κατά ráde (avvýμevov). Ein Mantel, haiva, zottig, zuweilen aus Kopfhäuten der Feinde zusammengesetzt, vollendete den Anzug. Herod. IV, 64 vergleicht ihn der Baita, was der Schol. z. Theokr. III, 25 durch unλorn übersetzt, also ein Schaafpelz, wie er noch heute im Anzuge des Steppenbewohners nicht fehlt. Von der Kleidung der Frauen sagt Herodot nichts, nur aus IV, 116 geht hervor, dass sie von der männlichen verschieden war.

Im Kriege trugen wenigstens die den Skythen verwandten Saker eine spitz zulaufende Mütze mit grad emporstehender Spitze VII, 64. κυρβασίας ἐς ὀξὺ ἀπιγμένας ὀρθὰς εἶχον πεπηγυίας, vielleicht den Baschkirenmützen nicht unähnlich; als Angriffswaffen werden uns Bogen, Pfeil, Wurfspiess, Streitaxt (d§ívn oάyagıs) und Säbel (axivάxns) genannt, Hauptwaffe aber war der Bogen, Herod. IV, 9, und der Skythe hatte einen eigenen Griff denselben zu spannen. Die Pfeile trugen sie in einem Köcher, der oben bedeckt war, wozu man vorzugsweise gern die Haut einer Menschenhand wählte, an welcher man die Nägel liess. Sie kriegten zu Pferde, inлotoğóras IV, 46, Thuk. II, 96, wie sich erwarten lässt, da auch im Frieden die Begüterten beständig auf ihren Pferden hingen; doch gab es auch Arme. Ihre Neigung für den Krieg, ihre Verachtung des friedlichen Gewerbes erwähnt Herod. II, 167.

Ροικόν erklärt Hesych. unter andern durch ἔσω νεῦον. Ροϊκά (fluida) bei Foës, Kühn, Coray, Petersen scheint eine blosse Conjectur, und scheint zu Hippokrates' Erklärung nicht zu passen.

Dem grösseren Theile nach waren sie nicht Ackerbauer, sondern Nomaden, Hipp. §. 100. Σκυθέων τοὺς πολλοὺς, ἅπαντας oooi voμádés..; die Heerden, mit welchen sie so lange Zeit an einem Örte weilten, als das Futter für sie ausreichte, bestanden aus Pferden, Rindvieh und Schaafen. Schweine hatten sie nicht und verabscheuten dieses Thier. Wenn Hippokrates 94 unter ihrem Besitzthum die Schaafe obenan stellt, so heisst và ngóßara lóvrα wol, was sie an Schaafen besitzen. Ihre Nahrung, Pferdemilch und Pferdekäse neben gekochtem Fleisch, deutet auf das Pferd als den Hauptbesitz hin. Den bei ihnen mehrfach erwähnten Wein deutet Hansen §. 203. sehr sinnreich auf Milchbrannte wein. Wenn sie gleich bei Herodot im vierten Buch wesentlich als Hirten erscheinen, so treten sie dagegen I, 73 als sehr geschickte Jäger auf, und IV, 134 bewährt sich bei den Skythen diese alte Lust und scheint eine Art Beleg für ihre Verwandtschaft mit den westlichen Jägervölkern, Thyssageten und Jyrken zu geben.

Ihre Haushaltungen führten sie auf Wagen mit sich, die wenigstens vier, oftmals sechs Räder hatten, und mit Filz bedeckt gegen Schnee, Regen und Wind ein sicheres Obdach boten. Sie waren in zwei, auch wol drei Abtheilungen geschieden, Hansen §. 195., und wurden von zwei bis drei Joch Ochsen gezogen *). Auf diesen Wagen sassen Weiber und Kinder den ganzen Tag, auch der Mann, wenn er nicht auf dem Pferde hing; gehend fand man nur den Armen. Wie es auf den Wagen mag ausgesehen haben, begreift sich, sobald wir wissen, dass sich die Skythen mit Wasser niemals wuschen, sondern dass sich die Weiber mit einem Brei von zerriebenem Cypressen-, Cedern- und Weihrauchholz Gesicht und Leib bekleisterten, um der Haut, wenn sie am folgenden Tage diese Larve abnahmen, Reinheit, Glanz und Wohlgeruch zugleich zu geben. Den Männern dagegen, besonders nach Leichenbegängnissen, gewährte ein Schwitzbad im Dampfe von Hanfsaamen die nöthige Reinigung, wenn man Herodot IV, 73 ff. glauben darf, und nicht vielmehr mit Niebuhr S. 362 annehmen muss, dass es nur eine Berauschungsweise gewesen sei. Sie rieben sich dann den Kopf und wuschen ihn, darauf errichteten sie ein Zelt aus drei Stangen, die sie dicht mit Filzdecken behingen, stellten eine Wanne

*) Vortrefflich beschreibt Schlatter S. 355 diese wandernden Häuser, wie man sie bei den nogaischen Tataren noch heute neben den Häusern sieht. Sie sind von hölzernen Stäben, rund gebaut, mit Wollteppichen überzogen, und werden, so wie sie sind, auf den Wagen geladen, so dass die 2 Räder, die der Wagen hat, innerhalb der Hütte stehen und von dieser bis gegen die Achse bedeckt werden. Oben an der Kibitge ist ein rundes Loch als Rauchfang und ein aufstehender Deckel, der nach dem Winde in der Runde herumgedreht, oder auch auf die Oeffnung herabgelassen werden kann. Der Durchmesser der Kibitge muss wenigstens 9 Fuss haben, so dass im Kreise inwendig bequem nach tatarischer Weise 12 Personen herumsitzen können.

mit glühenden Steinen in die Mitte des Zeltes und streuten Hanfsaamen darauf, der theils wild im Lande wuchs, theils absichtlich gebaut ward. Das gibt einen Dampf nach Herodot, dass ihn kein griechisches Dampfbad überbieten kann; die Skythen aber kreischen vor Lust über dasselbe. Ueber ihr eheliches Verhältniss widerspricht Herodot I, 216 einer von ihnen verbreiteten Meinung, nach der ihnen die Ehe nur eine Versorgungsanstalt für das Weib sein sollte, während in Wirklichkeit Weibergemeinschaft herrsche, mit der Bemerkung, das sei massagetisch, nicht skythisch. Nach Hippokrates war die Fruchtbarkeit der Ehen sehr gering und bei den Reicheren der Fall häufig, dass der Mann, durch Krankheit und fehlerhafte Behandlung derselben entmannt, Weiberstimme bekam, weibliche Kleidung anlegte und sich Weiberarbeiten unterzog. Uebrigens machte der Hausstand den Skythinnen wenig zu schaffen, die Arbeiten wurden meist männlichen oder weiblichen Sklaven überlassen, von denen die ersten nach einer barbarischen Sitte der Skythen geblendet wurden, ohne Zweifel, um das Entlaufen zu verhüten, denn das will Herod. IV, 2 τovs dè doúlovs oi Exúdaι πάντας τυφλοῦσι τοῦ γάλακτος εἵνεκεν τοῦ πίνουσι als selbstverständlich ergänzt haben; er gibt nur an, dass sie auch blind nicht unbrauchbar wurden zu den häuslichen Geschäften. In Bestimmung derselben schwankt Hansen §. 203. zwischen Buttern und Bereitung des Milchbrannteweins. Das erstere ist oben aus Schlatter als richtig erwiesen, und nebst dem τοῦ γάλακτος εἵνεκεν, τοῦ πίνουσι bei Herod, erklärt, und das wird bestätigt von Hippocrates de morb. p. 508, 42 Η. ὥσπερ οἱ Σκύθαι ποιέουσι ἐκ τοῦ ἱππείου γάλακτος. ἐγχέαντες γὰρ ἐς ξύλα κοῖλα σείουσι· τὸ δὲ ταρασσό μενον ἀφριεῖ καὶ διακρίνεται· καὶ τὸ μὲν πῖον ὃ βούτυρον καλέουσι ἐπιπολής διίσταται ἐλαφρὸν ἐὸν, τὸ δὲ βαρὺ καὶ παχὺ κάτω ἵσταται, ὃ καὶ ἀποκρίναντες ξηραίνουσι· ἐπὴν δὲ παγῇ καὶ ξηρανθῇ ἱππάκην μιν καλέουσι· ὁ δὲ ὄῤῥος τοῦ γάλακτος ἐν μέσῳ ἐστί.

Zum grössten Theil mögen diese Sklaven aus Kriegsgefangenen bestanden haben, und ihr Schicksal mag uns schon die Rohheit und Grausamkeit der Skythen veranschaulichen. Manches aber von dem, was Herodot davon sonst erzählt, scheint den Glauben zu übersteigen. Hat der Skythe seinen ersten Feind im Kampfe getödtet, so fällt er über ihn her und säuft sein Blut. Jedem aber, der von seiner Hand fällt, schneidet er den Kopf ab, bringt ihn zum Könige, und erkauft sich damit einen Antheil an der Beute. Dann scalpirt er ihn, reibt die Haut mit den Händen weich, und hängt sie stolz an dem Kopfgeschirr seines Pferdes auf, um Schweiss und Blut daran abzutrocknen. Je mehr solcher Skalpe, je höher die Achtung; ja viele nähen sich Mäntel aus dergleichen. Die Haut der rechten Hand braucht er gern zu Bedeckung seines Köchers, denn die Menschenhaut übertrifft die andern an Weisse und Glanz. Manche spannen auch ganze Häute ihrer Feinde auf Stangen aus

und führen sie auf Pferden mit sich herum *). Sind sie aber gegen einen Feind besonders ergrimmt, so sägen sie den Hirnschädel ab, befestigen ihn in einem breiten Riemen von rohém Rindsleder und brauchen ihn so als Trinkgeschirr; der Reichere lässt ihn allenfalls noch inwendig vergolden. Ich vermuthe in diesem Riemen, dessen Nutzen ich sonst nicht begreife, den Gürtel der Skythen, an dessen Ende ja eine Schaale hing. Ja sie wütheten mit gleicher Grausamkeit gegen den Landsmann, mit dem sie sich entzweit hatten, wenn der König ihnen denselben zusprach. Und kam ein angesehener Gast, so trugen sie diese Feindesschädel herbei und rühmten sich ihrer entsetzlichen Rache. Dass bei einem solchen Volke dem Gefangenen ein entsetzliches Loos fiel, liegt in der Natur der Sache, indess ward doch nur der hundertste Mann geschlachtet, und sein Blut neben den andern bräuchlichen Opfern dem Kriegsgott ausgegossen, aber Blendung war der Uebrigen Loos. Dann hieben sie den Geopferten den rechten Arm an der Schulter ab und schleuderten ihn in wilder Lust empor ins Blaue, und liessen ihn dann, wo er niederfiel, unbegraben, wie den Körper liegen. Um diese wilde Grausamkeit zu erhalten und zu pflegen, versammelte jährlich einmal der Vorsteher des Gaues seine Untergehörigen bei sich und bewirthete sie mit Wein, aber nur, wer einen Feind erschlagen hatte, durfte sich im Kreise mit niederlassen und erhielt seinen Becher, die andern sassen schmachvoll abseits und mussten zusehen; wer aber sich ausgezeichnet durch die Zahl der getödteten Feinde, erhielt zwei Becher und stürzte sie auf einmal her

unter.

Dass mit einer solchen Rohheit Aberglaube und Despotismus. Hand in Hand gehen mussten, liegt in der Natur der Sache, und Herodot mochte wol sagen, wo er rühmt, dass sie die Kunst er→ funden hätten, dass der Feind nicht dauern könne in ihrem Lande: τὰ μέντοι ἄλλα οὐκ ἄγαμαι. Kaum einen Zug findet man, der einem das Volk lieb machen könnte, dass es Eidbrüchigkeit von den Göttern schwer heimgesucht glaubte. Auch die Weise des Schwurs zeigt von ihrer Rohheit; die Schwörenden reichten sich die Hände, ritzten sie mit einem Schnitt und leckten das emporquellende vermischte Blut auf. Der gewöhnliche Schwur war bei der Feuerstätte des Königs und Meineid zog dem letztern Krankheit Dann beschied er die drei angesehensten Wahrsager zu sich, die dann durch Runenstäbe oder Baststreifen die Götter befragten, und am Ende gemeiniglich in dem Meineide von dem und dem die Ursache fanden. Leugnete der Thäter und betheuerte seine

zu.

*) Hansen S. 204. sucht dem durch eine seltsame Deutung auf den Brannteweinsschlauch auszuweichen, wie er denn überall diesen Zügen der Barbarei keinen rechten Glauben schenkt. Ich möchte in diesen ausgespannten Menschenhäuten Fahnen sehen, gleich den türkischen Rossschweifen vor den Grossen Skythiens hergetragen.

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