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ist nicht erfolgt, um dem Themistokles ein Guthaben in Persien zu sichern, sondern in bester hellenischer Absicht, um Xerxes zum Rückzug zu bringen; sie ist nicht durch den Sikinnos geschehen; sie sollte das Gegenteil ihrer Fassung bewirken und hat es bewirkt; ihre Fassung erlaubte dem Themistokles fünfzehn Jahre später, sie, mit einem geeigneten, aber unwahren Zusatze versehen, in gut persischem Sinne auszulegen; diese Auslegung und dieser Zusatz sind ihm dann als ursprüngliche Absicht von seinen Gegnern angedichtet worden und in dieser Gestalt in Herodots Relation übergegangen."

Wir gestehen, dass an dieser Darstellung nichts mehr unwahrscheinlich ist; höchstens erweckt noch der eine Punkt Zweifel, dass Themistokles überhaupt auf den Gedanken einer zweiten Sendung gekommen sein soll. Aber ist es statthaft, die Ueberlieferung des Herodot, auf welcher die Darstellung bei Diodor und Plutarch in letzter Linie beruht, so zu zerpflücken, eine Unwahrscheinlichkeit um die andere auszumerzen und zuletzt eine ganz neue Vorstellung von dem Vorgange zu konstruieren? Ist es nicht methodischer, die ganze zweite Sendung als eine gehässige Nachrede, mit der die Gegner des Themistokles den Ruhm der ersten Sendung vernichten wollten, zu verwerfen ? Besonders muss es bedenklich sein, in Betreff einer Thatsache, welche den politischen Sympathien und Antipathien entrückt war, den Bericht des Herodot zu verwerfen, nämlich in Betreff der Beratung in Andros, und diese Beratung nach Salamis zu verlegen. Doch eben diese Verlegung stützt sich auf eine Stelle des Thukydides, welche uns glücklicher Weise in diesem Streite über die kritische Behandlung der historischen Quellen sehr zu statten kommt, nämlich auf den I 137 mitgeteilten Brief des Themistokles an Artaxerxes: Θεμιστοκλῆς ἥκω παρὰ σέ, ὃς κακὰ μὲν πλεῖστα Ἑλλήνων εἴργασμαι τὸν ὑμέτερον οἶκον, ὅσον χρόνον τὸν σὸν πατέρα ἐπιόντα ἐμοὶ ἀνάγκῃ ἠμυνόμην,

πολὺ δ ̓ ἔτι πλείω ἀγαθά, ἐπειδὴ ἐν τῷ ἀσφαλεῖ μὲν ἐμοί, ἐκείνῳ δὲ ἐν ἐπικινδύνῳ πάλιν ἡ ἀποκομιδὴ ἐγίγνετο. και μοι εὐεργεσία ὀφείλεται γράψας τὴν ἐκ Σαλαμῖνος προάγγελσιν τῆς ἀναχωρήσεως καὶ τὴν τῶν γεφυρῶν ἣν ψευδῶς προσεποιήσατο τότε δι ̓ αὐτὸν οὐ διάλυσιν — καὶ νῦν ἔχων σε μεγάλα ἀγαθὰ δρᾶσαι πάρειμι διωκόμενος ὑπὸ τῶν Ἑλλήνων διὰ τὴν σὴν φιλίαν κτέ. Duncker erklärt die Worte τὴν ἐκ Σαλαμῖνος προάγγελσιν τῆς ἀναχωρήσεως καὶ . . . διάλυσιν: „Die Vormeldung d. h. rechtzeitige Benachrichtigung von Salamis aus bezüglich des Rückzugs und die Nichtzerstörung der Brücken. Er betrachtet τῆς ἀναχωρήσεως als gen. causae und vergleicht damit ἀπόβασις τῆς γῆς (Ι 108) und ή τῶν Πλαταιῶν ἐπιστρατεία (ΙΙ 79). Jeder Grammatiker weiss, dass von einem gen. causae keine Rede sein kann und dass απόβασις τῆς γῆς ein gen. obiect. ist wie γῆς πατρώας νόστος und anderes der Art. Vgl. Krügers Gr. Gr. II 47, 7, 7. Richtiger übersetzt Krüger in seiner Ausgabe die Worte,die vorausgemeldete Aufforderung zum Rückzuge" und vergleicht ὑπόμνησιν τοῦ θαρσεῖν (ΙΙ 88) und αἱ παραινέσεις τῶν ξυναλλαγών (IV 59). Classen gibt den Gedanken in ähnlicher Weise: „Den zu rechter Zeit, ehe es zu spät war, mit Hinweis auf die drohenden Gefahren dem Xerxes gesandten Rat zum Rückzug". Man kann diese Auffassung immerhin mit dem Text der Botschaft, wie er bei Herodot vorliegt, vereinbaren, wiewohl in καὶ νῦν κατ ̓ ἡσυχίην πολλὴν κομίζεο nicht die Aufforderung zum Rückzuge, sondern der Sinn liegt: „nun magst du in aller Ruhe ziehen und brauchst bei deinem Rückzug nicht in Angst zu sein, da ich die Griechen abgehalten habe, die Brücken zu zerstören. Aber es ergeben sich andere unlösbare Schwierigkeiten. Ueber die eine, dass es ἐκ Σαλαμῖνος, nicht ἐξ Ανδρου heisst, sucht Classen mit der Bemerkung hinwegzukommen, dass ἐκ Σαλαμῖνος für jeden griechischen Leser um der Veranlassung willen deutlicher gewesen sei. Duncker

lässt, wie wir gesehen haben, die Sendung von Salamis ausgehen. Aber einmal ist, wie schon gesagt, die Erzählung des Herodot in diesem Punkte eine durchaus unverfängliche; dann ist es kaum denkbar, dass schon in Salamis der Plan aufgetaucht sein soll, die Brücke über den Hellespont abzubrechen, solange man noch gar nicht wusste, welche Absicht die feindliche Flotte verfolge. Die Hauptschwierigkeit bietet die Bedeutung des Wortes προάγγελσις. Dieses heisst, Vorherverkündigung" und nichts anderes. Krüger vergleicht προειπεῖν, aber dieses bedeutet,öffentlich, feierlich verkündigen“. Die Bedeutung Befehl, Aufforderung" hat παράγγελσις und zwar nicht ursprünglich, sondern infolge des Gebrauchs, das Kommando des Feldherrn die Reihe entlang laufen zu lassen. Eigentlich hat προ, wenn man dem Worte die Bedeutung η Rat, Aufforderung" gibt, keinen Zweck; aber mag man sich damit abfinden in der Weise, wie es Classen thut, die Bedeutung Vorherankündigung" wird durch den Sprachgebrauch sichergestellt. Bezeichnend ist eine Stelle in Xen. Κύρ. παιδ. ΙΙΙ 3, 34 τῇ δ ̓ ὑστεραίᾳ πρω Κῦρος μὲν ἐστεφανωμένος ἔθνε, παρήγγειλε δὲ καὶ τοῖς ἄλλοις ὁμοτίμοις ἐστεφανωμένοις πρὸς τὰ ἱερὰ παρεῖναι. ἐπεὶ δὲ τέλος εἶχεν ἡ θυσία, συγκαλέσας αὐτοὺς ἔλεξεν, Ανδρες, οἱ μὲν θεοί, ὡς οἵ τε μάντεις φασὶ καὶ ἐμοὶ συνδοκεῖ, μάχην τ ̓ ἔσεσθαι προαγγέλ λουσι κτέ. Es kommt noch ein dritter Punkt hinzu. Die Wortstellung scheint zwar den von Classen, Duncker u. a. angenommenen Sinn zu empfehlen; aber die naturgemässe Verbindung ist doch τῆς ἐκ Σαλαμῖνος ἀναχωρήσεως, für welche auch der Artikel bei αναχωρήσεως spricht. Mit der Stellung der Worte kann man Aristoph. Wesp. 29 περὶ τῆς πόλεως γάρ ἐστι τοῦ σκάφους ὅλου vergleichen. Auch Frö. 1436 muss es heissen: ἀλλ ̓ ἔτι μίαν γνώμην ἑκάτερος εἴπατον περὶ τῆς πόλεως ἥντιν ̓ ἔχετον σωτηρίας, nicht σωτηρίαν, wie die Handschriften bieten. Wollte man bei dieser Verbindung die Bedeutung Rat, Aufforderung" gelten lassen,

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so misste es ἐκ τῆς Ἀττικῆς, nicht ἐκ Σαλαμῖνος heissen. Was Duncker einwendet, dass Themistokles nicht den Rückzug, sondern die bevorstehende Zerstreuung, das nächtliche Ausreissen der hellenischen Flotte dem Xerxes gemeldet habe, bedeutet wenig. Thatsächlich sollte es ja ein Rückzug oder Abzug nach dem Isthmos sein. Allerdings entsteht eine Schwierigkeit nach den vorausgehenden Worten zai μo εὐεργεσία ὀφείλεται. Und lässt man die Mitteilung von dem beabsichtigten Entweichen der Flotte, die ja auf Wahrheit beruhte, als Gefälligkeit gelten, so widerspricht, wie Krüger bemerkt, dieser Sinn wieder dem Vorhergehenden : ἐπειδὴ ἐν τῷ ἀφαλεῖ μὲν ἐμοί . ἡ ἀποκομιδὴ ἐγίγνετο.) Aber wir wissen nicht, mit welcher Wendung Themistokles diesen Punkt angebracht hat, da Thukydides diese Stelle nicht wörtlich angibt, sondern bloss allgemein referiert. Da Duncker selbst zugibt, dass, wenn unsere Auffassung der Worte τὴν ἐκ Σαλαμῖνος προάγγελσιν τῆς ἀναχωρήσεως richtig sei, die zweite Sendung des Sikinnos oder eines anderen Boten zu Xerxes als Anekdote oder vielmehr als eine Erdichtung, die sich mit und aus der Anklage des Themistokles gebildet habe, erscheine, so können wir den Nachweis als genügend erachten und daraus erkennen, mit welcher Vorsicht die abgeleiteten Geschichtsquellen zu be

...

1) Nipperdey freilich bemerkt zu Corn. Nep. Them. 9: „Bei der Form, welche Thuk. hat, konnte jene Sache erwähnt werden, da durch die vorhergehende Angabe, Themistokles habe dem König bis zur Schlacht bei Salamis von allen Griechen am meisten Uebel, nach derselben noch mehr Gutes zugefügt, nicht gesagt ist, dass er ihm vor der Schlacht gar nichts Gutes gethan habe." Der Umstand, dass Nepos die Worte τὴν ἐκ ... ἀναχωρήσεως nicht übersetzt hat, beweist, dass er sie ebenso wie wir verstanden hat. Allerdings bedeutet das nicht viel angesichts des famosen Missverständnisses von yoápas, woraus, wie ich schon früher bemerkt habe, Nepos sein literis entnommen hat (literis eum certiorem feci id agi ut pons quem in Hellesponto fecerat dissolveretur).

nützen sind und dass die Methode Dunckers, die verschiedenen Berichte der Geschichtschreiber zu combinieren, ernsten Bedenken unterliegt.

Dieses letzte Ergebnis ist nicht ohne Bedeutung für die Hauptfrage, an welchem Orte die Schlacht von Salamis geschlagen ward. Löscheke (Jahrb. f. Philol. 1877 S. 25 ff.) stellt der Darstellung Herodots den bei Diodor aufbewahrten Bericht des Ephoros als selbständige Quelle gegenüber und entnimmt aus Diod. XI 18 ἐξέπλευσαν καὶ τὸν πόρον μεταξὺ Σαλαμῖνος καὶ Ἡρακλείου κατεῖχον, dass die griechische Flotte nicht die Ostküste von Salamis im Rücken, sondern Front gegen Süden vor dem Ausgang des Sundes gefochten habe und naturgemäss die Flotte der Perser noch weiter nach Süden aufgestellt gewesen sei.1) Diese Anschauung ist nicht neu; bei A. du Sein, Histoire de la marine. I. Paris 1863 z. B. sehen wir auf dem S. 112 entworfenen Plane der Schlacht die Schiffe der Perser rechts und links von der Insel Psyttaleia mit der Front gegen Norden aufgestellt. Den positiven Beweis dafür, dass der Schauplatz der Schlacht nicht im Sunde gewesen ist, findet Löscheke in der Besetzung von Psyttaleia Aesch. Pers. 453 ff., Herod. VIII 95. , Focht man im Sunde, so war es für die Perser wie für die Griechen gleich unmöglich, schiffbrüchig an Psyttaleia Rettung zu suchen. Erst nach einer totalen Niederlage der Perser und, nachdem die Griechen über Kynosura hinaus vorgedrungen waren, konnte sich der Kampf um jene Insel bewegen. Für diese Eventualität aber, dies darf man mit Sicherheit behaupten, hatte Xerxes seine Massregeln nicht getroffen. Als weiteren Beweis für den Kampf am Süd

1) Holm a. O.: „Die Perser kamen hauptsächlich von Süden, vom offenen Meere her, wie Löschcke mit Recht betont hat; da aber die Griechen im Westen standen, vor der Insel Salamis, so ist der Kampf auf dem linken griechischen Flügel mehr von Westen gegen Osten geführt worden."

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