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als Verfasser aus. Indem wir auf den Versuch verzichten, die Inschrift um 10 Jahre weiter hinaufzurücken, können wir den Ennius leicht preisgeben, sobald man uns zugesteht, dass der Dichter gewissermassen in die Schule des Ennius. gehört. Ein solcher Schüler ist Pacuvius, der Schwestersohn des Ennius gewesen; auch war er in den Kreis der Scipionen eingeführt und wird desshalb bei Cicero de amic. 24 von dem jüngeren Laelius hospes et amicus noster genannt. Er hatte ferner eine praetexta, Paulus1), gedichtet, in welcher der Besieger des Perseus, L. Aemilius Paulus, verherrlicht war, also der Mann, dessen Sohn durch Adoption in die Cornelier übergieng und der berühmte Scipio Aemilianus Africanus minor wurde.

Die Uebereinstimmung mit den von uns dem Ennius zugesprochenen Grabschriften zeigt sich gleich im ersten Verse, der doch mit magna sapientia multasque virtutes nichts anderes als die substantivische Auflösung des fortis vir sapiensque' bietet. Auch in dem bereits S. 200 besprochenen Wortspiele honos honore (V. 5. 6 loceis mandatus, honore mandatus) liegt etwas von Ennius, der sich in solchen Dingen gefiel, z. B. sat. 32 V.

Nam qui lepide postulat alterum frustrari,

Quam frustrast, frustra illum dicit frustra esse.
Nam qui se frustrari quem frustras sentit,

Qui frustratur frustrast, si ille non est frustra.

1) Bezieht man diese Tragödie auf den unglücklichen Collegen des Terentius Varro, welcher in der Schlacht bei Cannä den Tod für das Vaterland starb, und entgegnet man, die tragische Person des macedonischen Krieges, welche dem Stücke den Titel hätte geben müssen, wäre Perseus gewesen, so erinnere man sich daran, dass der Sieger und Triumphator vor und nach dem Triumphe zwei Söhne verlor. Er soll vorher, da er sein Glück nicht hatte fassen können, die Götter gebeten haben, dass sie, wenn er ihren Neid sollte erregt haben, es nur seiner Familie entgelten lassen möchten, nicht dem römischen Volke. Hier lag also die Tragik.

Hat aber der Dichter Vers 6 wirklich geschrieben honore mactus, so liefert uns Ennius eine treffende Parallelstelle ann. 260

redit magno mactatus triumpho.

(

Eine besondere Betrachtung verdienen die Worte V. 3 is hic situs, die uns freilich wenig individuell gefärbt zu sein scheinen, weil die Formel allgemein geworden ist. Vgl. Corp. inser. lat. I 1297 Heicei situst mimus' und die bekannte Abkürzung H. S. E. = hic situs est. Hier seien nur noch einige literarische Belege beigefügt. Lygd. 3, 2, 29 Lygdamus hic situs est; Lucan. 8, 792 Hic situs est Magnus; Plin. epist. 6, 10, 4

Hic situs est Rufus, pulso qui Vindice quondam
Imperium adseruit non sibi, sed patriae.

woraus wir die Ausbildung der Formel im Hexameter erkennen. Auf ihr Fortleben in den modernen Literaturen: Ci git, Hier ruht u. s. w. möge nur beiläufig hingewiesen sein. Gleichwohl muss doch jemand diese Formel zuerst gebraucht haben, und das war ja sicher Ennius, nämlich im Distichon auf den Scipio Africanus maior

Hic est ille situs, cui nemo civis neque hostis
Quivit pro factis reddere opis pretium.

Dass dieser Ausdruck ein glücklicher Treffer des Ennius war, sagt uns Cicero de legibus 2, 57 ausdrücklich, indem er dem Distichon die Worte beifügt: vere; nam siti dicuntur, qui conditi sunt. Nicht der Gedanke gehört dem Ennius; denn diesen müssen wir wohl dem Simonides zuweisen "Ev Jade κεῖται ἀνήρ, Ἔνθαδε κεῖμαι, Ἔνθαδ' ἐγὼ κεῖμαι u. s. W., wohl aber der Ausdruck situs. Der ächt italische war cubat. recubat, incubat; so in der altitalischen saturnischen Grabschrift, welche Bücheler im rhein. Mus. 35, 495 veröffentlicht hat:

1892. Philos.-philol. u. hist. Cl. 2.

15

Pes prós ecúf incúbat cásnar oísa aetáte
Gavís Anaés solóis dés fórte fáber.

Wie alt und national dieses bei Corfinium gefundene Gedicht ist, zeigt schon die Anspielung auf den Spruch des alten Appius Claudius Caecus, den uns der sog. Sallust de re publ. 1, 1, 2 überliefert: quod in carminibus Appius ait, fabrum esse suae quemque fortunae. Falerische und andere Inschriften zeigen die gleichen Verba, z. B. Garrucci, Sylloge pag. 197. 198. Wilmanns Exempla 605. Daneben spielt auch iaceo eine grosse Rolle auf Inschriften, wie in der Literatur, z. B. Wilmanns Exempla 575 (hic iaceo); 585; 590, 17; 596, 2. Tibull 1, 3, 55

Hic iacet immiti consumptus morte Tibullus,
Messalam terra dum sequiturque mari.

Ebenso in der neu gefundenen Grabschrift des Claudius Diadumenos, des Hofdichters des Kaisers Claudius

Claudius hic iaceo Diadumenus arte poeta.

Somit weisen die Worte Is hic situs um die Mitte des zweiten Jahrhunderts v. Chr. stark auf Ennius, aber freilich ebenso gut auf Pacuvius, welcher sich nach Gellius 1, 24 die Grabschrift gesetzt hatte.

Adulescens, tametsi properas, te hoc saxum rogat,
Ut sese aspicias, deinde quod scriptum est, legas.
Hic sunt poetae Pacuvi Marci sita

Ossa. Hoc volebam nescius ne esses. Vale.

Zu Pacuvius stimmt auch, dass im vierten Elogium gerade wie in vorstehender Inschrift der Grabstein nicht wie gewöhnlich lapis, sondern saxum genannt wird; endlich wird dort der Vorübergehende oder der Besucher des Grabmales (ne quairatis) angeredet wie der Jüngling in der Grabschrift des Pacuvius, Uebereinstimmungen, die man gewiss in vier Zeilen nicht zahlreicher wünschen kann.

Diess ist unsere etwas ketzerische Ansicht über diese interessanten Denkmäler lateinischer Poesie, die wir freilich weder für die allerältesten, noch für nationalrömische, von dem Hauche griechischen Geistes unberührte, halten können. Hatte man ursprünglich nur die Namen, später auch die Ehrenstellen des Todten auf das Grab gesetzt, so entwickelte diess die saturnische Poesie dahin, dass in 3 Zeilen die Namen, in 3 weiteren die Thaten näher ausgeführt wurden. Dass Ennius, beziehungsweise Pacuvius ihr Verfasser sei, wird eine Vermuthung bleiben, die auch diesen Werth verliert, sobald eine besser begründete an ihre Stelle gesetzt werden kann. Aber daran müssen wir jedenfalls festhalten, dass die Dichter in die Gruppe des Livius Andronicus, Ennius, Pacuvius gehören. Mit den römischen Dichtern, die um das Jahr 240 oder gar um 280 so vortreffliche Gedichte machen konnten und deren Namen niemals sollten bekannt geworden sein, ist es nichts. Wenn wir von dem Bellum Poenicum des Naevius und von Uebersetzungen aus dem Griechischen absehen, so behält doch Porcius Licinus Recht, wenn er nach Gellius 17, 21, 45 sagte

Poenico bello secundo Musa pinnato gradu
Intulit se bellicosam in Romuli gentem feram.

220

Philosophisch-philologische Classe.

Nachtrag zur Sitzung vom 7. Mai 1892.

Vortrag des Herrn Krumbacher:

„Studien zu den Legenden des hl. Theodosios."

I.

Die Ueberlieferung.

Das Leben des hl. Theodosios aus Mogarissos in Kappadokien, des Begründers eines der berühmtesten Palästinaklöster († 11. Januar 529), ist von zwei jüngeren Zeitgenossen beschrieben worden, von dem rhetorisch gebildeten Bischof von Petrae, Theodoros, und von dem biederen, schlichten Kyrillos aus Skythopolis in Galiläa, von dem wir auch andere Heiligenleben besitzen. Diese beiden Lebensbeschreibungen bezw. die erste derselben haben uns folgende sieben Handschriften aufbewahrt:

1. Der Codex Parisinus Graecus 513, ein aus 334 Pergamentblättern bestehender Band in gross Quart, der nach H. Omonts und meiner Schätzung im Anfang oder in der Mitte des 10. Jahrhunderts geschrieben ist. Er enthält fol. 170-211r das Leben des hl. Theodosios von Theodoros; das Werkchen des Kyrillos fehlt.

2. Der Codex Parisinus Graecus 1449, ein aus 292 Pergamentblättern bestehender Band in gross Quart, der

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