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der Insel Psyttaleia auf, besetzten diese Insel und schickten zugleich eine Abteilung der Flotte ab, um durch den megarischen Sund den Griechen in den Rücken zu kommen und ihnen die Rückzugslinie nach jener Seite abzuschneiden. Die Perser hatten eine sehr einfache Taktik und der Plan war bei Salamis der gleiche wie bei Artemision, wo die Perser 200 Schiffe um Euböa herumschickten mit der Bestimmung, die Griechen von der anderen Seite zu fassen und abzufangen. Der Aufbruch des Fussvolkes nach dem Peloponnes sollte die Griechen zum Angriff bestimmen. Der Plan musste verhängnisvoll für die Griechen werden, wenn diese von beiden Seiten eingeschlossen durch Mangel an Lebensmitteln und durch die Sorge um die Heimat gedrängt wurden, sich durchzuschlagen, während die grosse persische Flotte das offene Meer hinter sich hatte. So standen die Dinge am späten Nachmittag. Gegen Abend kam Sikinnos zu den Persern und brachte seine Meldung. Nun musste Xerxes fürchten, die Griechen könnten in der Nacht durch die Eleusinische Bucht entweichen, bevor die dorthin gesandte Abteilung den Ausgang versperre.1) Deshalb änderte Xerxes den Plan und beschloss sofortige und unmittelbare Einschliessung der griechischen Flotte. Es war schon dunkle Nacht, wie Aeschylos sagt (368, 380 f.), wenn vielleicht auch nicht gerade Mitternacht, wie Herodot angibt, als die Einfahrt in den Sund begann. Um diese Zeit konnte man nicht daran denken, die Besatzung von Psyttaleia wieder wegzuführen; sie konnte bleiben bis zum nächsten Tage, da man die griechische Flotte nur wegzunehmen gedachte und eine Gefahr für diese Besatzung gar nicht ahnte. Natürlich konnte auch das in die Eleusinische Bai abgesandte

1) In Aesch. Pers. 360 ὡς εἰ μελαίνης νυκτὸς ἕξεται κνέφας ist natürlich nicht ausgesprochen, dass es thatsächlich der Plan der Griechen war, in der Nacht nach dem Isthmos abzufahren, wie Busolt Gr. Gesch. II S. 170 angibt.

Geschwader nicht zurückgerufen werden, wie gleichfalls das Landheer wohl seine Bewegung zunächst fortsetzte.

Die Aenderung des Kriegsplanes hat Herodot nicht erkannt; sonst würde er die Besetzung von Psyttaleia nicht mit dem Bericht von der zweiten Auffahrt der Flotte verbunden haben. Aus Aeschylos, dem Herodot in der Angabe des Zwecks dieser Massregel folgt, konnte das Nähere nicht entnommen werden. Ueberhaupt konnte der Dichter auf solche Einzelheiten nicht eingehen.1) Ob Herodot die Umschiffung von Salamis absichtlich oder unabsichtlich unerwähnt. gelassen hat, lässt sich nicht entscheiden. Möglich ist es immerhin, dass er absichtlich davon geschwiegen hat, weil ihm der Zweck und die Bedeutung dieser Massregel nicht klar war und der Gang der Ereignisse durch dieselbe in keiner Weise beeinflusst wurde. Bei richtiger Auffassung des Planes der Perser hätte Herodot über den Kriegsrat, welchen Xerxes im Phaleron hielt, und über den Erfolg desselben anders berichten müssen. Thatsächlich sollte der kluge Plan, welcher der Artemisia zugeschrieben wird, befolgt werden. Dass dieser für die Griechen verderbliche Plan geändert wurde, ist das besondere Verdienst des Themistokles, und man begreift nunmehr, warum die That des Themistokles so gefeiert wird, wie Aeschylos sie feiert (356): ἦρξεν μέν, ὦ δέσποινα, τοῦ παντὸς κακοῦ

φανεὶς ἀλάστωρ ἢ κακὸς δαίμων ποθέν.

Von Themistokles gingen gewiss auch die weiteren taktischen Massnahmen aus, welche zum Siege der Griechen beitrugen. Man darf dieselben deshalb auf Themistokles

1) Nebenbei sei hier bemerkt, dass bei Duncker VII S. 2905, wo es in der Erzählung der Vorgänge auf Psyttaleia heisst: Endlich zeigte sich ein Aufgang durch eine Schlucht; die Perser wurden überwältigt und niedergemacht", eine irrige Auffassung von & Eros gódov Pers. 465 vorzuliegen scheint.

zurückführen, weil sie auf der Ausnützung der Oertlichkeit beruhen. Herodot berichtet uns nur Einzelheiten, nur glänzende Gefechtsmomente, aber kein entscheidendes Manöver. Solche erfahren wir aus der Beschreibung des Aeschylos. Sehr wichtig sind namentlich zwei Stellen:

τὸ δεξιὸν μὲν πρῶτον εὐτάκτως κέρας
ἡγεῖτο κόσμῳ, δεύτερον δ ̓ ὁ πᾶς στόλος
ἐπεξεχώρει (402) und

τὰ πρῶτα μέν νυν ῥεῦμα Περσικοῦ στρατοῦ
ἀντεῖχεν· ὡς δὲ πλῆθος ἐν στενῷ νεῶν
ἤθροιστο κτέ. (415).

Gewöhnlich lässt man dieses Vorgehen des rechten Flügels unbeachtet oder bringt es mit der Entwicklung der Schlachtlinie, welche sich bei der Ausfahrt aus der engen Bucht von Salamis ergab, in Zusammenhang. Was aber sollen die Worte ὡς δὲ πλῆθος ἐν στενῷ νεῶν ἤθροιστο 1), da die Perser sich schon vorher in der Enge befunden haben? Die beiden Stellen erklären sich gegenseitig. Offenbar hatte der rechte Flügel die Aufgabe, einen wichtigen Vorstoss zu machen, um die Verbindung der Perser mit dem offenen Meere abzuschneiden. Die Griechen mussten ihre Linie ausdehnen, um die Perser von allen Seiten zu umschliessen und an die attische Küste zu drängen. Damit steht es in Verbindung, dass, wie Herodot angibt, die Griechen anfangs wieder zurückgingen oder, wie der Bote des Aeschylos sagt, die Masse des Perserheeres im Anfang standhielt. Durch dieses Manöver wurden die Perser eingeklemmt, und diese Lage der Flotte

1) Das oben erwähnte Scholion zu dieser Stelle hat entweder ursprünglich μεταξὺ Σαλαμῖνος καὶ Αιγάλεω (für Αἰγίνης) τὸ στενὸν ἦν gelautet oder beruht auf einem Missverständnis. Auffällig ist mir in der Stelle des Herodot VIII 86 τὸ δὲ πλῆθος τῶν νεῶν ἐν τῇ Σαλαμῖνι ἐκεραίζετο die liberfüssige Angabe ἐν τῇ Σαλαμῖνι. Sollte etwa ἐν τῇ Σαλαμίνι aus dem bezeichnenden ἐν τῷ στεινῷ entstanden sein ?

1892. Philos -philol. u. hist. Cl. 1.

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versteht Aeschylos unter στενόν. Bei Diodor XI 18 liegt eine ganz irrige Auffassung der Darstellung des Aeschylos vor: οἱ δὲ Πέρσαι τὸ μὲν πρῶτον πλέοντες διετήρουν τὴν τάξιν, ἔχοντες πολλὴν εὐρυχωρίαν· ὡς δ ̓ εἰς τὸ στενὸν ἦλθον, ἠναγκάζοντο τῶν νεῶν τινας ἀπὸ τῆς τάξεως ἀποσπᾶν καὶ πολὺν ἐποίουν θόρυβον. In dieser scheinbar abweichenden Darstellung haben wir weiter nichts als eine ebenso verwegene als verkehrte Auslegung der Worte des Dichters zu erkennen. Als die persische Flotte von allen Seiten zusammengedrängt war, hatten die Griechen es nur mit den äussersten Schiffen zu thun, während die grosse Masse im Innern zur Unthätigkeit verurteilt war und im Gedränge die Schiffe sich nur gegenseitig beschädigten :

ἔθρανον πάντα κωπήρη στόλον,

αὐτοὶ δ ̓ ὑφ ̓ αὑτῶν ἐμβόλοις χαλκοστόμοις
παίοντ ̓, ἀρωγὴ δ ̓ οὔτις ἀλλήλοις παρῆν.
Ἑλληνικαὶ δὲ νῆες οὐκ ἀφρασμόνως

κύκλῳ πέριξ ἔθεινον κτέ.

So ist also der Vorstoss des rechten Flügels, auf welchem die Lakedämonier standen, die Ergänzung und Vollendung des Planes des Themistokles, in dem engen Sunde die Seeschlacht zu liefern.) Dem Plane kam die Beschaffenheit der griechischen Schiffe zu statten. Bei Herodot (c. 60) sagt Themistokles zu Eurybiades: πρὸς μὲν τῷ Ἰσθμῷ συμβάλλων ἐν πελάγει ἀναπεπταμένῳ ναυμαχήσεις, ἐς τὸ ἥκιστα ἡμῖν σύμφορόν ἐστι νέας ἔχουσι βαρυτέρας καὶ ἀριθμὸν ἐλάσσονας. Man kann sich denken, dass, wenn die griechischen Schiffe schwerer waren, sie um so eher die leichteren Schiffe der

1) Hiernach ist auch die Ansicht zu beurteilen, welche Holm a. O. S. 65 ausspricht: „Es scheint nicht einmal, dass der griechische Oberbefehlshaber irgend welche besondere Dispositionen getroffen hat." Ebenso erledigt sich der Unglaube, welchen Jurien de la Gravière La marine des anciens I p. 53 den Angaben des Aeschylos entgegenbringt.

Themistokles hat

Perser in der Klemme halten konnten. also den Nachteil zum Vorteil gewandt. Kurz, er hat die athenische Flotte geschaffen, er hat sie zum Siege geführt, und der Weisheit dieses bestverleumdeten 1) Griechen verdankt Europa in der Entscheidungsschlacht den Sieg über Asien.

Derjenige, von welchem die Anekdote von Mnesiphilos (Herod. VIII 57 f., vgl. meine Abhandlung über die Tradition der Perserkriege S. 300 f. oder S. 62 f. des Sonderabdrucks 2) erfunden worden ist, hat vergessen, auch den Plan der Schlacht auf die Klugheit des Mnesiphilos zurückzuführen. Solchen Nachreden, denen Herodot in seiner Eingenommenheit gegen den grossen Staatsmann Raum gegönnt hat, widerspricht Herodot selbst durch die Bemerkung e. 110 Θεμιστοκλέης μὲν ταῦτα λέγων διέβαλλε, Ἀθηναῖοι δὲ ἐπείθοντο· ἐπειδὴ γὰρ καὶ πρότερον δεδογμένος εἶναι σοφὸς ἐφάνη ἐὼν ἀληθέως σοφός τε καὶ εὔβουλος, πάντως ἕτοιμοι ἦσαν λέγοντι πείθεσθαι, durch die Angabe c. 124 οὐ βουλομένων δὲ ταῦτα κρίνειν τῶν Ἑλλήνων φθόνῳ ... ὅμως Θεμιστοκλέης ἐβώσθη τε καὶ ἐδοξώθη εἶναι ἀνὴρ πολλὸν ̔Ελλήνων σοφώτατος ἀνὰ πᾶσαν τὴν ̔Ελλάδα, endlich durch die Erzählung von den Ehren, welche dem Themistokles in Sparta erwiesen wurden, wo ihm als Preis der Weisheit und Gewandtheit (σοφίης καὶ δεξιότητος) ein Olivenzweig überreicht wurde. Gerade diese Ehrung in Sparta bestätigt es, dass der ganze Plan der Schlacht der Gedanke des Themistokles war.

1) Die Αθην. Πολιτεία des Aristoteles bringt c. 25 eine neue Verleumdung des Themistokles.

2) Mir stimmt bei Ad. Bauer Themistokles S. 26 f., auch Duncker G. d. A. VII S. 2715, Busolt Gr. Gesch. II S. 119 u. a. Holm a. O. S. 63 und 72 scheint noch an die böswillige Erdichtung zu glauben. Ich zweifle, ob das, was Rühl in den Jahrb. 1880 S. 469 f. bemerkt, die bestimmte und besondere Beziehung der Worte des Thuk. 1 138 οἰκείᾳ γὰρ ξυνέσει καὶ οὔτε προμαθὼν ἐς αὐτὴν οὐδὲν οὔτ ̓ ἐπιμαθών κτέ. auf Herodot und auf die Erzählung von Mnesiphilos in Frage stellen kann.

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