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ses nun, wenn man nicht eine wirkliche Offenbarung annimmt, gar keine Realität hat, so mufs es zunächst auf Ueberlieferung beruhen, und dadurch wird es Geschichte, diese Geschicste aber, weil auch sie keine Realität hat, kann wieder sich nur auf Dichtung gründen, und so wird die Theologie Dichtung; endlich muss aber auch diese Dichtung, weil ihr Realität zugeschrieben wird, sich auf etwas stüzen, und dieses kann nichs anders seyn, als Philosophie, so dafs also nicht von der Theologie zu den übrigen Theilen des Wissens übergegangen wird, sondern sie vielmehr selbst erst das Resultat eines von der Philosophie ausgegangenen Wissens ist." Die Philo sophie ist der Mittelpunkt alles Wissens, und ihr erstes und nächstes Problem ist, den Grund aller Erscheinungen d. h. die Natur und den Zusammenhang der Dinge, den Ursprung der Welt und die Geseze, wodurch dieselbe besteht, zu entdecken. S. 39. Die Verbindung aber der Mythologle mit der Religion ist so zu erklären S. 137. Die natürliche Religion ist blofse Philosophie. Die Theologie, die auf Offenba rung gegründet ist, kann mit der profanen Wissenschaft d. h. dem Ergebniss von Forschungen über die Natur der Dinge, je nachdem diese bei einem höhern Grade der Bildung einen andern Weg einschlägt, in einem vierfachen Verhältnifs stehen. Entweder ist Gott in der Natur, oder Gott ist ausser der Natur, eler Gott ist die Natur, oder die Natur ist Gott. Daraus ergeben sich nun 4 verschiedene Arten von Mythologie: Die erste Ansicht (die roheste Art von Religion, der Fetischdienst) ist diejenige, in welcher Theologie und profane Wissenschaft unordentlich durch einander gemischt sind, die zweite ist diejeni ge, in welcher beide ganz getrennt sind, und wenn beide in Bilder gefasst werden, eine aus zwei verschiedenen Theilen bestehende Mythologie entsteht.

Die dritte ist diejenige, welche sich nur exoterisch als Theologie zeigt, dem Wesen nach aber völlig profane Wissenschaft ist, da die Götter blofse Natur kräfte sind. Endlich die vierte ist diejenige, welche dem Wesen nach Theologie, aber, weil sie auch die profane Wissenschaft in Theologie auflöst, Mysticis mus ist. Die Vernunft hat sich selbst überstiegen, indem sie von einem verworrenen, dunkeln Gefühl geleitet, in der sinnlichen Natur das Uebersinnliche zu erkennen glaubt. Die beiden lezten Arten von My. thologie treten am meisten hervor, die philosophi sche und mystische. Diese leztere ist, da es keine Anschauung des Uebersinnlichen geben kann, blofse Täuschung, im Grunde aber nichts anderes als Philo sophie, und für die rechte Behandlung der Mythologie bleibt nichts anders übrig, als Philosophie. Dies ist der Hauptinhalt jener Schrift, soweit sie den Be griff der Mythologie selbst betrifft, Wir wenden uns nun zu einer Prüfung der Hauptsäze, welche die Unrichtigkeit und Einseitigkeit im Allge meinen in einer schiefen Auffassung der Hauptbegriffe finden mufs, aus welchen der Begriff der Mythologie zu construiren ist. Dies haben wir nun im Einzelnen zu erweisen.

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1. Was den Begriff der Philosophie betrifft, so räumen wir unbedenklich ein, dafs die Mythologie allerdings Philosophie zu ihrer wesentlichen Grundla ge hat. Aber keineswegs zugeben können, wir den so ganz nüchternen, unlebendigen, und eigentlich ausgeleerten Begriff, welcher in dieser Schrift durchaus zu Grund liegt, wornach die Philosophie zwar aller dings zu einem lezten Grunde der physischen und moralischen Natur geht, und hier mit der Religion zusammentrifft, und zur Theologie wird, eigentlich aber doch beinahe nichts anders als. Welt- und Erdkunde ist, welche, wenn sie auf ihrem empirischen Baurs Mythologie.

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Gange endlich auf ein leeres stöfst, dieses durch Hypothesen zu ergänzen sucht, und sich in Dichtungen verliert S. 40. Ja wahrlich! wie sollte sich die Tochter über ihr Schicksal beklagen dürfen, wenn die Mutter selbst, durch solches Urtheil aus ihrer angebornen Heimath in der übersinnlichen Welt verstossen, in so dürftiger Gestalt auf der Erde umherirren muss.

2. Was die Begriffe Religion, Offenbarung, Theologie betrifft, so geben wir ebenfalls gerne zu, dafs die Mythologie es keineswegs mit einer wirklichen, übernatürlichen Offenbarung zu thun hat, gleichwohl aber müssen wir der Mythologie alle diese Begriffe zueignen, nnd zwar ebendeswegen, weil sie auf Philosophie zurückzuführen ist, welche mit Religion, Offenbarung und Theologie in dem engsten und unzertrennlichsten Zusammenhang steht. Philosophie und Religion haben dasselbe zu ihrem Gegenstand, das Absolute, und alle Lehren der Religion gehören auch zum Inhalte der Philosophie. Die Art aber, wie sie die Ideen zum Bewusstseyn bringen, und mit dem Wen des Menschen in Verbindung sezen, ist verschieden. Die Religion, sofern sie von der Philosophie unterschieden werden mufs, ist ihrem Character nach immer positiv, und von historisch gegebenen Thatsachen abhängig. Diese bringen, was entweder im tiefen Grunde des Gemüthes bewufstlos schlummert, oder nur durch abstractes Denken in einzelnen wenigen Individuen zum Bewulstseyn kommen kann, zu einer klaren Anschauung und zu einer Gemeinschaft des Bewusstseyns, und in dieser Hinsicht ist die Religion ganz eigentlich eine Offenbarung zu nennen. Diese aber ist keineswegs als ein immer nur subjectiver Glaube des Unbegreiflichen anzusehen vergl. S. 20. und 30. Denn den Unterschied zwischen natürlicher und übernatürlicher, objectiver und subjectiver Offenbarung können wir überhaupt nicht anerkennen, sofern dadurch wirkliche, ihrem Begriff nach

unvereinbare Gegensäze ausgedrückt werden sollen. Da Philosophie und Religion ihrem Inhalt nach Eing und nur ihrer Form nach verschieden sind, so kann sich auch die eine Religion von der andern, die eine Offenbarung von der andern, nur durch den Grad ihrer Wahrheit, d. h. ihrer Uebereinstimmung mit der Natur des Menschen, und ihrer Annäherung an die Idee des Absoluten, in welcher Religion und Philosophie Eins sind, unterscheiden, so dafs diejenige Re ligion und Offenbarung die vollkommenste ist, die die Idee des Absoluten in ihrer höchsten Bedeutung, und in der angemessensten und würdigsten Form darstellt, und am allgemeinsten zum Bewufstseyn bringt. Wenn daher Herrmann S. 26. so argumentirt: Diejenige Ansicht, welche Glaubenslehren als den Inhalt der Mythen angibt, sezt einen Glaubensgrund voraus, dieser aber ist entweder ein objectiver, und beruht auf einer Thatsache, dann ist er, weil eine Thatsache nur etwas Aeusseres seyn kann, ein äusserer Grund, und gehört nicht hieher, oder er ist ein subjectiver, dann gilt er blos für den Gläubigen, für jeden andern aber nicht, folglich hat die theologische Ansicht, ausser für den Glaubigen, gar keinen innern Grund für sich," so müssen wir den Grundirrthum eben in die-, ser Bestimmung finden, dafs der Glaubensgrund nur ein äusserer oder innerer, ein objectiver oder nur subjectiver und individuell geltender seyn soll Jede Religion und Offenbarung, sofern wir sie wirklich als Ausdruck religiöser Ideen ansehen dürfen, hat einen gewissen objectiven Grund. Die Religion ist ihrem Inhalt und ihrer Form nach unmittelbar durch die geistige Natur des Menschen gegeben, ihre Form aber findet in der Geschichte ihre positive Realitat, und wenn die Geschichte im Ganzen nach der würdigsten Ansicht eine Offenbarung der Gottheit ist, so besteht der weiseste Plan der göttlichen Erziehung des Men

schengeschlechts darin, dafs die Ideen des Absoluten in einer mehr und mehr vollkommenen Form zur An

schauung und Offenbarung kommen. Auch die Mythologie (so wenig kann sie, wie der Verf. zweimal S. 38. und 137. versichern zu müssen meint, auch nur dem Begriff nach, eine Erfindung von Atheisten seyn) bildet ein Glied in dieser grofsen Reihe von Offenbarungen des Göttlichen, und wenn wir nicht ungeachtet aller Unvollkommenheit der Formen, in welchen sie die Idee im Einzelnen darstellt, im Allgemeinen einen Ausdruck und eine Offenbarung dés Göttlichen in ihr anerkennen wollen, so liegt der Grund davon nur in einer einseitigen und engherzigen Auffassung des Begriffs der Religion in Hinsicht ihrer Idee, und ihrer Entwicklung in der Zeit, oder der Geschichte. Nach dem angegebenen Gesichtspunct allein können die Begriffe Religion und Philosophie, Geschichte und Poësie, deren Einheit in dem Begriffe der Mythologie der Verf. selbst nicht ganz abweisen kann, eine wirklich lebendige Einheit werden. Endlich

3. können wir uns auch nicht mit dem aufgestellten Begriff von Poësie verständigen. Wem die Poësie nur ein Spiel der Einbildungskraft ist, das immer und ewig nur ein bloses Spiel bleibt, dem fehlt ein nothwendiges Glied in der Reihe dieser Begriffe, wie wir bereits oben gezeigt zu haben glauben. Der Verfasser selbst mufs die Thatsache anerkennen, dafs die Religion fast nirgends ohne Mythologie erscheine, sondern beide in der engsten und allgemeinsten Ver-bindung stehen. Aber eine Erscheinung, die als eine so allgemeine doch auch einen natürlichen Grund haben mufs, bleibt immer unerklärlich, wenn es ein bloses Spiel der Einbildungskraft ist, Begriffe in Bildern darzustellen. Wir müssen auch hier auf einen in der Natur des menschlichen Erkenntnifs- und Darstellungs

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