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von aussen in ihn hineinkäme, ebenso wenig philosophisch zu denken, als historisch nachzuweisen ist. Sehr wahr ist daher die Behauptung, die schon Cicero Tusc. Disp. I. 13. aufstellt: Nulla gens tam fera, nemo omnium tam immanis, cujus mentem non imbuerit Deorum opinio. Multi de Dis prava sentiunt: id enim vitioso more effici solet: omnes tamen esse vim et naturam divinam arbitrantur. Nec vero id collocutio hominum aut consensus efficit, non institutis opinio est confirmata, non legibus. Omni autem in re consensio omnium gentium lex naturae putanda est. Aber dieser untrennbare Zusammenhang des religiösen Bewusstseyns mit dem Selbstbewusstseyn überhaupt sezt voraus, dafs das eine nur mit dem andern sich entwickeln, und in verschiedenen Perioden verschie dene Stufen durchlaufen kann. Wie nun die einzelnen Stufen der Entwicklung des Selbstbewusstseyns das jedesmalige Resultat der hervortretenden Thätigkeit der verschiedenen geistigen Vermögen des Menschen sind, so mufs auch das natürliche Verhältnifs, in welchem diese Vermögen zu einander stehen, wie das Selbstbewusstseyn überhaupt, so auch das religiöse Bewusstseyn in seinen verschiedenen Modificationen bestimmen. Und da wir mit Recht annehmen zu dürfen glauben, dafs die Menschheit im Grofsen und Ganzen sich nach denselben Gesezen entwickelt, an welche die Entwicklung des einzelnen Menschen gebunden ist, so sind wir auch zu der Annahme berechtigt, dafs die Art und Weise, wie die genannten Formen, als besondere Ausdrucksarten des religiösen Bewafstseyns, zu ihrer geschichtlichen Erscheinung gekommen sind,, ihrem lezten Grund nach auf nichts anderes zurückzuführen ist, als auf das Verhältnifs, in welchem die einzelnen Gemüthsvermögen in verschiedenen Perioden zu ihrer Wirksamkeit und Aeusserung gelangen. Diese Vermögen nun, wie wir sie

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nach unserem Zwecke unterscheiden müssen, sind die Einbildungskraft, der Verstand, und die Vernunft, welche sich zwar zunächst nur auf die ErkenntnifsSeite beziehen (da ja zunächst auch nur von dem Begriffe des göttlichen Wesens an und für sich die Rede ist), doch ohne dafs wir deswegen die mit ihnen sich verbindende Thätigkeit der entsprechenden Vermögen der Gefühls- und Willens-Seite ausschliefsen wollen, ebenso wenig, als wir überhaupt die in einer bestimmten Periode hervortretende Thätigkeit eines der genannten Vermögen als eine rein isolirte annehmen. Auch wird niemand die hier aufgestellte Ansicht so misverstehen, als wollen wir behaupten, dafs, bei der jezigen Stufe der allgemeinen Entwicklung und Bildung, auch bei dem einzelnen Individuum die vollkommenere Religionsform nur aus der voran. gegangenen unvollkommenern psychologisch hervorgehen könne.

1. Den Polytheismus sezen wir der Stufe der Einbildungskraft gleich, müssen aber hier sogleich bemerken, dafs auch der Begriff des Polytheismus noch einer nähern Unterscheidung bedarf zwischen dem eigentlichen Polytheismus und dem sogenannten Fetischismus. Gemeinschaftlich ist beiden der Glaube an eine Mehrheit göttlicher Wesen, aber diese selbst ist entweder eine rein-zufällige, oder eine in sich begründete und geschlossene, ebendarum aber auch wieder in die Einheit aufgenommene Vielheit. Diese sucht doch wenigstens den Begriff durch die Mannigfaltigkeit der Formen zu erschöpfen, während jene das Einzelne immer nur für sich sezt. Dies leztere entspricht demjenigen Zustand des Gemüths, in welchem der Gegensáz, in welchen die ganze Sphäre des Bewusstseyns hineinfällt, zwischen Anschauung und Gefühl, Objectivem und Subjectivem, sich bereits zwar zu lösen begann, aber das eine dieser beiden Ele

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mente des Selbstbewufstseyns noch das weit überwiegende ist. Die Eindrücke, die die Aussenwelt dem Gemüthe zuführt, und die Einbildungskraft durch Anschauungen und Bilder aufnimmt, sind ein noch unverbundenes, in stetem Wechsel begriffenes Mannigfaltiges, da die geistige Thätigkeit noch nicht soweit erstarkt ist, aus den sinnlichen Anschauungen und Bildern Begriffe zu abstrahiren. Es ist ein steter Flufs des Bewusstseyns, in welchem es beinahe noch nicht möglich zu seyn scheint, das Einzelne festzuhalten, um es auf ein anderes Einzelnes zų beziehen. Wenn nun aber mit dieser vielfach wechselnden Verschiedenheit der Zustände des Selbstbewufstseyns das Gefühl der Abhängigkeit sich vereinigt, so wird es nicht blos selbst als ein ebenso wechselndes sich darstellen, sondern auch der Gegenstand desselben immer nur auf etwas Einzelnes, auf eine bestimmte engbegrenzte Sphäre bezogen seyn. So entsteht, nach der Mannigfaltigkeit der sinnlichen Eindrücke, auch eine Mannigfaltigkeit göttlicher Wesen, deren jedes zuerst nur für sich besteht. So wie aber allmählig das Bewulstseyn sich erweitert, Einzelnes mit dem Einzelnen sich vereint, und als Verwandtes zusammenfällt, und so mehr und mehr in dem bunten Reiche der Anschauungen die höhere Welt der Begriffe aufgeht, die in dem Mannigfaltigen nach seinen verschiedenen Arten die Einheit darstellen, in demselben Grade wird auch die unbestimmte Menge der einzelnen göttlichen Wesen sich innerhalb einer bestimmten Sphäre begrenzen, und sich zu Wesen gestalten, in welchen sich nicht mehr blos die Beziehung auf eine bestimmte einzelne Anschauung, sondern auf einen allgemeinen Begriff ausdrückt. Aus dem zufälligen Aggregat wird ein geschlossenes Ganze, dessen Theile zwar auch eine Vielheit bilden, faber eine zusammengehörige, und durch innern Zusammenhang eines Systems

sich gegenseitig bedingende. Es erhellt von selbst, dafs in demselben Verhältnifs, in welchem das Bewufstseyn in seinen Gegensaz auseinander geht, und die Einheit des Begriffs sich der mannigfaltigen Vielheit der sinnlichen Anschauungen bemeistert, in dem-i selben auch der Polytheismus zu einer höhern dem Monotheismus sich annähernden Stufe fortgeht. Der Unterschied der einzelnen Stufen ist, wie er überhaupt ein fliefsender ist, hier nicht gerauer festzusezen, da es uns hier blos um die allgemeine Bestimmung der Begriffe zu thun ist, dafs nämlich in dem Polytheismus zuerst eine blos unbestimmte Vielheit, dann aber auch eine schon bestimmtere, die Einheit allmählig in sich aufnehmende zu denken ist, in Übereinstimmung mit der psychologischen Entwicklung der geistigen Thätigkeit des Menschen, welche anfangend mit der Receptivität des Anschauungs-Vermögens, das. wir als eine den äussern Stoff bildende Kraft durch die Einbildungskraft bezeichnen, mit der erwachenden Spontaneität des Verstandes ihre höheren Stufen erreicht. Beide sind als gemeinschaftliche Factoren nie ganz von einander zu trennen, so wie aber die Selbstthätigkeit des Verstandes in einem höheren Grade sich hervorthut, wird sich auch auf dem religiösen Gebiet eine von der bisher beschriebenen verschiedene Erscheinung zeigen. Es ist dies

2. der Dualismus, den wir auf die eigentliche Thätigkeit des Verstandes zurückführen. Mit dem Selbstbewusstseyn entwickelt sich zugleich auch das religiöse Bewufstseyn. Jenes haben wir bisher blos von der Seite betrachtet, wie es, zumal in seiner ersten Entwicklung, wo es noch mit dem äussern Seyn zusammenfliesst, ein Mannigfaltiges darstellt, mit ei'nem steten Wechsel der Zustände, nun aber ist es auch als ein Verschiedenartiges zu nehmen, mit ei nem bestimmten Gegensaz. Da das Selbstbewusstseyn

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nichts anders is, als das Innewerden seiner selbst als eines Lebendigen, und somit mit dem Gefühle seiner selbst zusammenfällt, jedes Gefühl aber, wenn es wirklich seyn, und einen Zeitmoment erfüllen soll, kein vollkommen gleichgültiges, sondern nothwendig entweder ein angenehmes oder unangenehmes ist, so muss auch das religiöse Bewufstseyn denselben Gegensaz in sich aufnehmen. Da nun aber ferner, vermöge des unzertrennlichen Zusammenhangs des einzelnen Lebens mit der Gesammtheit des übrigen Seyns, das Bewusstseyn in seinen verschiedenen Zuständen immer durch die Einwirkungen der äussern Welt bestimmt ist, so muss der in dem Selbstbewusstseyn sich aussprechende Gegensaz auch auf die äussern Erscheinungen der Welt überhaupt übergetragen, und auch in dieser Beziehung wieder mit dem religiösen Gefühl in Verbindung gesezt werden. Es zerfällt daher das gesammte endliche Seyn, sofern es auf das einzelne Leben entweder fördernd oder hemmend, angenehm oder unangenehm einwirkt, in einen grofsen Gegensaz, den des Guten und Bösen, und da das Abhängigkeitsgefühl diesen Gegensaz auf Eines zu beziehen unfähig ist, so werden nun an die Spize des Gegensazes zwei yöllig getrennte und einander feindlich entgegenstehende Wesen gesezt, von welchen der Mensch sich auf eine entgegengesezte Weise abhängig fühlt. Wenn wir aber diesen Gegensaz den zwischen dem Guten und Bösen nennen, so nehmen wir diese Begriffe nicht in ihrem eigentlichen ethischen Sinn, sondern nur als den objectiven Ausdruck für das Angenehme und Unangenehme des Gefühls, da diese Religionsform, von welcher wir hier reden, sich zwar in ihrer weitern Ausbildung auch mit den ethischen Begriffen verbinden kann, ursprünglich aber von ihnen unabhängig ist, und blos vom sinnlichen Gefühl ausgeht. Vielmehr ist sie, wenn sie hauptsächlich auf die ethischen

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