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als das Verhältnifs von Grund und Folge genommen werden, da das Subject immer der Eigenschaft auch der Zeit nach vorangehen muss. Deutlicher ist das leztere Verhältnifs, das von Grund. und Folge, oder Ursache und Wirkung in dem Orakelspruch bei Herodot Lib. VI. 86. ausgedrückt, in welchem die Strafe, die auf den Meineid folgt, als ein Sohn vorgestellt ist, welcher dem Vater, dem Opxos, als Rächer erstehe. In allen diesen Beispielen sind die logischen Begriffe der Inhärenz und Dependenz und der Causalität blos noch vermöge des poëtischen Sprachgebrauchs real und physisch geworden, so wie aber eine solche Personifikation zu einer stehenden Person wird, geht das Poëtische in das eigentlich Mythische über. Ein Beispiel wie der logische Begriff der Gemeinschaft und der Wechselwirkung von Mythus behandelt wird, giebt uns der homerische Mythus von der Liebe des Ares und der Aphrodite Odyss. VIII. 266. wenn wir diese mythischen Personen in ihrer physisch-dynamischen Bedeutung nehmen als den Gegensaz der in der Natur wirkenden Grundkräfte. Wenn Virgil die Einwirkung des Himmels auf die Erde in fruchtharen Gewittern ganz im Geiste des poetisch - mythischen Alterthums so beschreibt Georg. II. 324.

Tum pater omnipotens, fecundis imbribus Aether
Conjugis in gremium laetae descendit, et omnes

Magnus alit, magno commixtus corpore, fetus.

so ist auch hier die Zusammenwirkung dieser beiden Kräfte als eine Vermählung des Zeus mit der Here aufgefafst. Qefters drückt auch der Mythus durch den Begriff der Vermählung und Ehe das Verhältnifs zwischen Subject und Prädikat aus, sofern dieses als eine dem Subject stets beiwohnende Eigenschaft gedacht wird. In diesem Sinn ist z. B. dem Herakles im Olympos die Hebe als Gattin zugesellt, dem Hephästos in

Beziehung auf seine Kunstwerke cine Charis. Begriffe, dies in einem allgemeineren gegenseitigen Verhältnisse za einander stehen, wandelt der Mythus um in Geschwi ster, in Brüder und Schwestern. Auf diese Art wurden Apollon und Artemis, als Sonne und Mond, Geschwister, Prometheus ist ein Bruder des Epimetheus, weil beide correlate Begriffe bezeichnen, Zeus, Po seidon und Pluton in ihrer realen Beziehung auf einander sind Brüder, die Moiren, Musen sind um die Einheit der vereinigten Begriffe zu veranschaulichen, Schwestern. Ob die mythische Personifikatien eine männliche oder weibliche Person wählt, hängt von der Natur des Begriffs ab, wie z. B. Apollon als Son ne in Vergleichung mit dem Mond, der Bruder ist, hier ist im allgemeinen nur dies noch als Eigenheit des Mythus bemerkenswerth, dafs er besonders 'die abstracteren und gleichsam mit einer minder sinnlich - kräftigen Persönlichkeit auftretenden Begriffe durch Personen des weiblichen Geschlechts bezeichnet, wobei die Logik des Mythus mit der Logik der Sprache genau übereinstimmt, indem ja auch diese überall die abstractesten Begriffe so gerne durch Hauptworte des weiblichen Geschlechts bezeichnet, und das femininum so oft für das abstractere neutrum gebraucht, (nicht blos in den semitischen Sprachen, sondern auch zum Theil in der griechischen, selbst noch bei Herodot u. a. kommen mehrere Beispiele dieser Art vor.) So ist es überall derselbe sinnige Geist, der sich in allen seinen/Productionen, wenn auch gleich unerreichbar für das so vielfach getheilte Bewusstseyn der Individuen, doch in der Einheit seines Gesamtbewusstseyns, nach derselben bewunderungswürdig consequenten Gesezmässigkeit manifestirt. Diese Personification, die hier überall zu Grunde liegt, und durch welche immer der blosse Begriff sich zu einem eigenen Wesen erhebt, das Abhängige selbst

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ständig wird, und die blosse Eigenschaft sich zu einem neuen Subjecte gestaltet, ist, wie sich später zeigen wird, die fruchtbare Mutter von Götterwesen geworden, die wir nur dadurch in ihre Einheit wieder auflösen können, dass wir das Realgewordene wieder auf das Logische, das Objectivirte auf das Subjective, das Bild auf den Begriff zurückbringen. Um das, was wir hier in seinem ersten Keime nachzuweisen haben, den Uebergang von dem Einen zum Andern, worin das ganze Geheimniss der mythischen Magie, oder das philosophische Princip der Mythologie enthalten ist, recht zu beachten, erinnern wir hier noch kürzlich an einige Beispiele, in welchen besonders die mythische Oljectivirung eines ursprünglich rein Subjectiven in die Augen fällt. Es sind dies besonders mehrere Stellen in der Odyssee in welchen z. B. ganz natürlich entstandene Entschliefsungen des Willens der Erscheinung und Einwirkung einer Gottheit und zwar namentlich der Athene zugeschrieben werden, wie I. 321. III. 76. Gedanken, mit welchen das Ge müth sich im Traume beschäftigt, als leibliche Traum→ gestalt sich darstellen IV. 795. coll. I. II. init. und besonders auch der Eindruck, den ein entscheidender Moment auf die Gemüther macht, aus dem Gesichts punct einer göttlichen Causalität so betrachtet ist, dafs sich selbst in der Darstellung der zwischen der Subjectivität der Vorstellung und der Objectivität der Wirklichkeit schwebende Zustand des Gemüths ver... räth, wie z. B. Od. VIII. 17. sq. VI. 229.

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Und ihn schuff Athenäa sofort Zeus herrschende Tochter
Höher zugleich an Gestalt und völliger, auch von der
Scheitel

Gofs sie geringeltes Haar, wie die purpurne Blum' Hy

aknithos

Also umgofs die Göttin ihm Haupt und Schulter mit

Anmuth.

Was hier mythisch objectivirt ist, wird gleich dar. auf von der blos phychologischen Seite aufgefaist, wenn es v. 243. heifst:

Anfangs zwar erschien er mir unansehnlichen Bildung, Doch nun gleicht er den Göttern, die hoch den Himmel bewohnen.

Man vergleiche auch Od. XIII. 397. sq. wo der entgegengesezte phychologische Eindruck zugleich aber auch mit einem höheren Grade mythischer Realität geschildert wird, ferner aus der Ilias die Stellen II. 482. V. 1. sq. VI. 108. X. 507. XI. 720, 757.

Nachdem wir den Mythus in den Elementen seiner Entstehung untersucht haben, betrachten wir nun sein Wesen selbst noch näher, und sehen nun besonders darauf, wie er sich zwar in seinen einzelnen Arten und Formen auf verschiedene Weise gestaltet, gleichwohl aber in allen einen und denselben Charakter beibehält. Da wir den Mythus, wie das Symbol, als die Darstellung einer Idee durch ein Bild bestimmt haben, so müssen wir nun, wie im Symbol, so auch im Mythus ein Dreifaches unterscheiden, nämlich: 1) die Idee, die im Mythus ausgedrücht werden soll; 2) das Bild, das von der Idee gegeben wird, und 3) den Zusammenhang, in welchem sich Bild und Idee auf einander beziehen.

Was nun das erste betrifft, die Idee, die im Mythus ausgedrückt werden soll, so ist vor allen eben dies als ein wesentliches und nothwendiges Merkmal des Mythus festzuhalten, dafs in ihm eine Idee enthal ten seyn muls. Es geht dies auch von selbst schon aus der gegebenen allgemeinen Bestimmung des Begriffs des Mythus hervor. Der Mythus ist ja nur das in eine Handlung auseinander gelegte Symbol, und darum wie das Symbol ein Bild, ein Bild aber kann nicht gedacht werden ohne ein dem Bilde Eitspre

chendes, worin das Bildeben seine Realität hat. Wie aber das Symbol seine höchste unde eigentlichste Bedeutung erst dadurch erhält und erfüllt, dafs es Uebersinnliches, Ideales, in seine sinnliche Form aufnimmt, so kann es auch bei dem Mythus nicht anders seyn. Auch der Mythus steht um so höher, je mehr er auf die übersinnliche Welt sich beziehende Ideen in sich dårlegt. Dieser Ansicht jedoch, dass zum Wesen des Mythus eine Idee gehöre, begegnet hier zuerst die gewöhnliche Unterscheidung der Mythen in historiSche und philosophische, oder in Sage und Ueberlieferung. cfr. Creuzer Symb. I. S. 87. Die Unterscheidung selbst hat ihren guten Grund, indem auf dieselbe Weise, wie das Symbol seiner äussern Seite nach entweder Natursymbol oder Kunsts bol ist, die Kunstpol Handlung oder Geschichte, in welcher die äussere Form des Mythus besteht, entweder eine wirkliche oder erdichtete seyn kann, in jenem Fall heifst der Mythus insofern mit Recht ein historiseher, in diesem, wo es blos auf die Idee ankommt, ein philosophischer. Hier aber entsteht nun die Frage, ob und wiefern sich an jeder dieser beiden Hauptarten des Mythus der allgemeine Begriff desselben nachweisen lasse?

"Dafs der philosophische Mythus jener an den Mythus überhaupt gemachten Anforderung entspreche, bringt schon sein Name mit sich, unter welchem wir alle diejenigen Mythen begreifen, welche auf die übersinnliche Welt und ihren vielfachen Zusammenhang mit der sinnlichen sich beziehende Ideen unmittelbar und schon ursprünglich in sich enthalten, seyen sie mehr religiösen oder eigentlich philosophischen Inhalts. Es sind hauptsächlich diejenigen, die den religiösen Glauben der alten Völker ausmachen, da es es ja gerade Eigenschaft des Mythus ist, indem er seine Ideen in Personen und Handlungen umgestaltet, seinen

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