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einzelnen Religionsform richtig aufgefafst werden, wenn nicht alle Erscheinungen,, die als gleich-. artige zusammengehören, in ihrem gegenseitigen Zusammenhang betrachtet werden? Wir wollen damit keineswegs über den Werth der einzelnen mythologischen Forschungen dieser Art absprechen, sie geben in der That viel Schönes und Treffliches, nur scheint uns, wenn von dem Princip der historischen Behandlung der Mythologie die Rede ist, die Wissenschaft bereits weit höher zu stehen, als dafs sie eine so ängstliche Beschränkung in die Länge noch ertragen könnte. Ich sehe hier nur zwei Wege, entweder den der Trennung und Vereinzelung, welcher, consequent fortgesezt, nothwendig zulezt auf Atomistik, Fatalismus, Atheismus führen mufs, oder denjenigen, auf welchem auf diesem Gebiete in dem Grade ein reineres und höheres Bewusstseyn des Göttlichen aufgeht, in welchem das geistige Leben der Völker in seinem grossartigen Zusammenhang als Ein grofses Ganze erkannt wird. Mittelwege zwischen beiden giebt es eigentlich nicht, und halbe Mafsregeln sind, wenn irgendwo, doch gewifs in derjenigen Wissenschaft am wenigsten zulässig, die sich das Absolute zur Aufgabe şezt. Den bekannten Vorwurf der Vermengung der Philosophie mit der Geschichte fürchte ich dabei nicht: ohne Philosophie bleibt mir die Geschichte ewig todt und stumm: ob aber bei der Construction eines einzelnen Mythus oder ganzen Religionssystems irgend eine subjective, willkührlich beschränkte, philosophische Ansicht eingemischt worden sey, kann natürlich nur an Ort

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und Stelle mit historischen Gründen dargethan werden. Es ist im Grunde nur eine Anwendung von dem so eben Gesagten, was ich noch über Etymologie hinzuseze. Dafs die Etymologie mit Recht als ein sehr wichtiges Hülfsmittel der Mythologie anzusehen ist, ist auch meine Ucberzeugung. Wie wäre denn sonst die Sprache der lebendige Ausdruck des Geistes, und wo dringt sich die Anerkennung eines über jede Individualität erhabenen Gesammtbewusstseyns, wie wir es in der Mythologie überhaupt voraussezen müssen, stärker auf, als in dem wunderbaren Bau der Sprachformen, die nicht die Erfindung eines Einzelnen, sondern das Werk des construirenden Menschengeistes selbst sind? Darum ist die Etymologie, wie die Mythologie, die Deutung derselben in Zeichen verhüllten Urphilosophie. Aber welche Resultate giebt die Etymologie, wenn wir es auch hier, zum Gesez machen, Sprache von Sprache soviel möglich abzusondern? Einen höheren Grad der Wahrheit erhalten ihre Ergebnisse nur dann, wenn wir neben steter Beziehung der Wortformen auf die entsprechenden Begriffe dieselbe Erscheinungsweise durch mehrere Sprachen hindurch verfolgen. Diesen Gesichtspunct suchte ich, so viel es seyn konnte, bei den etymologischen Bemerkungen festzuhalten, die sich besonders in dem zweiten Theile finden. Dafs meine Schrift in mancher Hinsicht nicht mit dem gelehrten Apparat ausgestattet. ist, den man sonst wohl an Schriften dieser Art géwohnt ist, hat seinen Grund theils in der indi

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viduellen Beschränkung meiner Lage, theils aber ist es auch mit Absicht geschehen. Ueberzeugt, dafs die wesentlichen Ideen der alten Griechischen Religion nicht an der zweifelhaften Aechtheit dieser oder jener Stelle, oder von Notizen abhängen, die nur Wenigen zugänglich sind, sondern in den eigentlich classischen Schriften der Alten ihren natürlichsten und reinsten Ausdruck gefunden haben müssen, habe ich mich hauptsächlich an diese gerade für die Mythologie noch zu wenig benüzten Schriftsteller gehalten, und überhaupt überall eine so viel möglich einfache, klare, den geraden Weg fortgehende Darstellung zu geben gesucht. Fremde Meinungen habe ich nur da berücksichtigt, wo es mir um die Sache willen nöthig zu seyn schien. Was ich über die 'Orientalischen Religionen benüzen konnte, ist Weniges aber Bewährtes, und wie reichhaltig und fruchtbar auch das Wenige werden kann, glaube ich auf diese Art nur um so mehr gefunden zu haben. Von Werken der Kunst ist absichtlich beinahe gar kein Gebrauch gemacht worden, da ich in der Mythologie nicht die Kunst, sondern die Wissenschaft betrachten wollte.

Ungerne habe ich den ersten allgemeinen Theil von seinem Bundesgenossen dem zweiten speciellen Theil getrennt, doch wird dieser, wie ich hoffe, unfehlbar bis zur nächsten Messe nachfolgen, und das Ganze vollenden.

So übergebe ich nun meine Arbeit vertrau

ensvoll in die Hände des Publikums.

Möge sie

bei Andern dieselbe Aufnahme finden, die ich

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selbst Schriften so gerne ertheile, die aus einem ernsten wissenschaftlichen Streben hervorgegangen sind, möge sie in vielen, besonders jugendlichen Gemüthern dieselbe Liebe erwecken, mit welcher mich das Studium einer Wissenschaft ergriffen hat, die mehr als eine andere den Geist jugendlich zu beleben, und ihm einen freiern und umfassendern Blick zu eröffnen vermag.

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Mythus. Allgemeiner Begriff desselben. Die Haupt-
merkmale desselben sind die Begriffe Handlung
und Person. Beispiele dafür.

Betrachtung desselben 1. in Hinsicht der Idee. Unter-
scheidung des philos. und histor. Mythus. Das
Idealisiren des leztern. Beispiele dafür,

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