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Menschheit getragen, dessen lebendige Einheit das Bild und der Spiegel des göttlichen Geistes selbst ist, und nur auf diesem Wege lässt sich der innere Zusammenhang ahnen, welcher auf dieselbe Weise, wie allen wechselnden Erscheinungen des individuellen Bewufstseyns eine Identität zu Grunde liegt, alle welthistorischen Erscheinungen des Menschenlebens und des Men schengeistes zu einer Einheit verbindet. Reconstruiren aber lässt sich das in der Weltgeschichte objectivirte höhere Bewufstseyn, diese Philosophie, welche, wenn irgend eine, mit Recht den Namen der Göttlichen verdient, von dem Standpunkt des Individuums aus, nur dadurch, dafs wir auf den innern Organismus und die Gesezmäfsigkeit des Geistes selbst, wie er sich in seinen verschiedenen Kräften und Thätigkeiten offenbart, die lebendige Urquelle, aus welcher sie allein geflossen seyn kann, zurückgehen; und wo sollte uns ein solcher Versuch, wenn er je gemacht werden soll, eher gelingen, als da, wo sich uns das geistige Leben in seinen unmittelbarsten und grofsartigsten Aeufserungen von selbst darstellt, in der Geschichte des religiösen Glaubens? Indem ich so die Mythologie der Völker des Alterthums als eine in das Gebiet der Religion und der Religions - Geschichte gehörende welthistorische Erscheinung, die nur in ihrer Einheit begriffen werden kann, aufzufassen suchte, stellte sich mir die Mythologie von selbst als der Gegensaz des Christenthums dar, und wie dieses selbst eben darum, weil es kein menschliche System, sondern eine göttliche Offenbarung

ist, nur auf dem höchsten Standpunkte der Weltgeschichte wahrhaft gewürdigt werden kann, so schien auch die Mythologie, oder die Naturreligion, nur dann in ihrem innern Wesen erkannt werden zu können, wenn sie in das ihr angemessene Verhältnifs zum Christenthum gestellt würde. Einen bedeutenden Antheil an der Ausbildung dieser Idee verdanke ich einem Werke, das mehr als irgend ein anderes in der Geschichte der Theologie Epoche macht, Schleiermacher's Christlichem Glauben. Je bestimmter in diesem Werke der eigenthümliche Charakter des Christenthums von dem geistvollen und scharfsinnigen Verfasser aufgefafst worden ist, desto gröfser ist schon in dieser Hinsicht der Gewinn, welcher hieraus für die Construction irgend einer andern Religionsform, zumal derjenigen, welche dem Christenthum am unmittelbarsten entgegensteht, hervorgehen mufs.

Aber jene Construction des

christlichen Glaubens selbst war ja nur dadurch möglich, dafs das Christenthum aus dem Gesichtspunkt der Religions- Philosophie betrachtet wurde. Die allgemeinen Andeutungen, die in dieser Beziehung in dem genannten Werke enthalten sind, sind es hauptsächlich, die ich in dem zweię ten Capitel des ersten Abschnittes vor Augen gehabt, und für meinen Zweck weiter zu verfolgen und auszuführen versucht habe.

Wie weit ich nun von dem angegebenen philosophischen Gesichtspunkt aus in der Behandlung der Mythologie mit dem Creuzer'schen Werke theils zusammenstimme, theils davon abweiche, wird der mit demselben bekannte Leser

der gegenwärtigen Schrift schon hieraus von selbst ersehen. So sehr aber auch die Form und Anlage des Ganzen von dem Creuzer'schen Werke verschieden erscheinen mag, so glaube ich ebendadurch dem wahren Geiste desselben, wie er sich sowohl in der allgemeinen Tendenz, als auch in einzelnen Stellen deutlich genug ausspricht, nur um so näher gekommen zu seyn. Ist überhaupt die Mythologie, was sie nach der von Creuzer aufgestellten Idee seyn soll, so mufs irgend einmal der Versuch der Durchführung eines Systems, wie es in gegenwärtiger Schrift unternommen worden, ist, gemacht werden, und so weit ich auch von der Meinung entfernt bin, die von mir gegebene Lösung der Aufgabe als die wahrhaft gelungene anzusehen, so bin ich doch überzeugt, in ihr einen Weg eingeschlagen zu haben, auf welchem die Mythologie ihrem wissenschaftlichen Ziele näher kommen wird. Wie Vieles übrigens die Creuzer'sche Symbolik und Mythologie ciner nachfolgenden philosophischen Behandlung übrig gelassen, ist vor allem schon daraus abzunehmen, dass in dem ganzen grofsen Werke nicht einmal eine festbestimmte und dialectisch entwickelte Definition der beiden Hauptbegriffe Symbol und Mythus zu finden ist. Dieser Mangel hat einen tiefgehenden Einfluss auf den wissenschaftlichen Gang des Werkes gehabt, so lebendig und ergreifend auch der ächt philosophische Geist ist, der überall aus demselben entgegenweht.

Auf dieselbe Weise ungefähr, wie ich mich in philosophischer Hinsicht von Creuzer entferne,

entferne ich mich von ihm auch in dem historischen Theile der Mythologie. Für ein universelles System, wie es hier gefodert wird, scheint mir keine ungünstigere Stellung gewählt werden zu können, als in dem engen und isolirten Nilthale Aegyptens. Auch jezt, nachdem ich mit den Untersuchungen des speciellen Theils beinahe bis zum Ende gekommen bin, hat sich mir die in diesem ersten Theile gefafste Ansicht vollkommen bestätigt, dafs selbst nicht einmal Griechenland Aegypten gegenüber in ein untergeordnetes Verhältnifs gestellt werden darf. Vielmehr sind (und ich möchte den dieser Beliauptung in diesem ersten Theile gegebenen Ausdruck eher verstärken als schwächen) Aegypten und Gricchenland nur als divergirende Radien anzusehen, die von Einem Mittelpunkt ausgegangen sind, von der im höhern Asien liegenden gemeinschaftlichen Einheit. Ich will damit nicht sagen, dafs Creuzer diefs nicht ebenfalls anerkenne, aber die ganze Art und Weise, wie von ihm das Aegyptische System zur Basis der Construction gemacht wird, scheint mir diesem eine Wichtigkeit und Universalität beizulegen, die es nicht verdient. Wie Vieles ich in dem historischen Theile meiner Schrift den lichtvollen Untersuchungen Hammers und Ritters verdanke, namentlich des leztern Vorhalle, die wahrlich einen ungleich höhern Werth hat, als eine aus dem Sande Aegyptens oder Nubiens aufgegrabene Tempelhalle, gestehe ich auch hier sehr gerne. Mögen diese Heroën Deutschen Geistes und Deutscher Gelehrsamkeit ihre Ideen und Winke auch in der Gestalt und Erwei

terung, die ich ihnen zu geben unternommen habe, des Geistes würdig erkennen, aus welchem sie als fruchtbare Keime hervorgegangen sind! Wie wenig übrigens auch jezt noch eine Uebereinstimmnng der Ansichten über die historische Behandlung der Mythologie zu Stande gekommen ist, davon geben auch die neuesten mir kaum erst zu Gesicht gekommenen Schriften über Mythologie einen Beweis. Wie wenig werden auch in diesen noch Untersuchungen, wie die Ritterschen, beachtet und gewürdigt! Dagegen lassen sich immer neue Stimmen darüber vernehmen, wie die Religionen der einzelnen Völker nur noch abgesondert behandelt, und für sich zur möglichsten Gewissheit enthüllt werden müssen, eine Behauptung, die nur da ernstlich aufgestellt werden kann, wo der innige Zusammenhang, in welchem gerade in der Mythologie Philosophie und Geschichte sich berühren und durchdringen, verkannt wird. Man würde dann in der That weit besser daran thun, in der Mythologie gar nicht von Religion zu reden; und welcher Art Säze ergeben sich denn meistens auf diesem Wege? Wie es nicht anders seyn kann, gewöhnlich nur solche, die mit der Religion wenig oder gar nichts zu thun haben. Es handelt sich hier nicht allein um einen äussern, übrigens sonnenklaren, sondern vielmehr um einen innern Zusammenhang. Die Idee bedingt überall die einzelnen Erscheinungen. Ohne die Idee der Religion kann das Wesen der einzelnen Religionsformen nicht begriffen werden, und wie kann hinwiederum das Princip und der Charakter einer

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