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Kapitel 6.

Der erste illyrische Krieg.

Nachdem die römische Herrschaft bis ans adriatische Meer vorgedrungen und durch Anlage der Colonien Hatria, Castrum novum, Firmum, Sena und Ariminum, zu denen noch vor Beendigung des ficilischen Krieges (244 v. Chr.) das wichtige Brundusium hinzukam, befestigt worden war, trat Rom zuerst in unmittelbare Berührung mit den Ländern und Völkern der gegenüberliegenden Küste. Schon der pyrrhische Krieg hätte gewiß zur unmittelbaren Folge das Eingreifen Roms in die Politik Griechenlands gehabt, wenn nicht Karthago auf viele Jahre Roms Aufmerksamkeit und Kräfte in Anspruch genommen hätte. Nach siegreicher Beendigung des Kampfes in Sicilien konnte es nicht ausbleiben, daß Rom den neugewonnenen Machtzuwachs auch im Osten geltend zu machen suchte.

Es waren aber zunächst nicht die eigentlichen Griechen, welche die Schwere seines Armes zuerst fühlen sollten, nicht einmal Halbgriechen, wie die Epiroten des Pyrrhus, sondern die räuberischen Illyrier, die unvordenklichen Bewohner der gebirgigen Küstenländer am adriatischen Meere, die von der Natur zum Siz für unaustilgbare Barbarei bestimmt zu sein scheinen. Die Jllyrier waren damals, wie ihre heutigen Nachfolger auf den albanesischen und montenegrischen Bergen zu Nichts so geschickt wie zum Raubleben. Die vielfach von Meeresarmen durchschnittene, insel- und buchtenreiche Küste, umgeben von steilen und rauhen Bergen begünstigte im höchsten Grade das Räuberhandwerk zur See. So lange aber die griechischen Colonien im ionischen Meere, vor allen Corcyra und Epidamnus blühten, hatten die illyrischen Seeräuber sich nicht weit aus ihren Schlupfwinkeln hervorgewagt, wenigstens waren fie nicht in großer Anzahl und mit offener Gewalt auf den griechischen Meeren und Küsten aufgetreten. Erst nachdem in den ewigen Kriegen und Umwälzungen die griechischen Staaten so geschwächt waren, daß sie sich nicht einmal mehr vor Piraten zu schüßen vermochten, nahm die Seeräuberei der Illyrier große Verhältnisse an. Sie machten es jezt, wie die Normanen im Mittelalter. Mit ihren kleinen, schnellsegelnden „liburnischen“ Schiffen fingen sie nicht nur die Handelsfahrzeuge auf,

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welche jene Meere besuchten, sondern sie fuhren in Flotten bis zu hundert Schiffen die Küsten des adriatischen und ionischen Meeres entlang bis nach Messenien im Peloponnes, landeten, wo es ihnen beliebte, griffen Städte und Dörfer an, führten Gefangene und Beute weg und, ehe es möglich war ihnen beizukommen, waren sie wieder an Bord und davon. Diese Raubzüge nahmen allmählich den Charakter förmlicher Kriege an. So überfiel eine Bande Illyrier die blühende epirotische Stadt Phönice, welche eine Besagung von 800 gallischen Söldnern hatte, machte gemeinschaftliche Sache mit den Galliern, plünderte die Stadt aus, lieferte dem Landsturm der Epiroten eine förmliche Schlacht und zog endlich mit der ganzen Beute ungefährdet heim. Kein Wunder, daß Epirus und Akarnanien es geboten fanden, sich mit dem Raubstaate der Illyrier durch Abschließung eines Schußbündnisses abzufinden. Die Illyrier griffen nun immer weiter um sich. Die Städte und Inseln jener Gegend, Iffa, Pharus, Apollonia, Epidamnus waren in steter Bedrängniß. So wurde Epidamnus verrätherischer Weise von einer Bande angegriffen, welche unter dem Vorwande Trinkwasser für ihre Schiffe zu holen gastfreundlich eingelassen worden war, versteckte Messer hervorzog, die Thorwächter niederstieß und das Thor beseßte, bis der ganze Haufe von den Schiffen herbeikam und in die Stadt drang. Nur mit Mühe gelang es den tapfern Einwohnern die Räuber zu überwältigen und nach ihren Schiffen zu treiben. Die Corcyräer waren weniger glücklich. Die Illyrier, vereint mit den Akarnanen, besiegten in offener Seeschlacht sie, und ihre Landsleute, die Achäer, welche mit nur zehn Schiffen ihnen zu Hülfe gekommen waren, und zwangen sie, ihnen die Insel zu übergeben. Corcyra schien bestimmt, wie ein Spielball bald dem einen, bald dem andern Eroberer in die Hände zu fallen. Die Illyrier übergaben die Regierung einem Griechen von Pharus, namens Demetrius, der nach dem Wenigen, was wir von ihm wissen, ein verwegener und gewiffenloser Abenteurer gewesen zu sein scheint.

Durch glückliche Unternehmungen dieser Art erhob sich allmählich der Raubstaat der Illyrier zu ganz ansehnlicher Macht. Ihr König fühlte sich als einen Potentaten von der Art der Diadochen; und wohl mochte der Schußherr von Epirus sich nicht geringer dünken als Pyrrhus oder als der König von Macedonien, der seine Hülfe gegen die Achäer in Anspruch zu nehmen genöthigt war 2.

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Der Handel der italischen Städte hatte lange unter der Geißel des illyrischen Seeräuberwesens gelitten. Endlich schickte der römische Senat zwei Brüder, Caius und Lucius Coruncanius nach Scodra (Scutari), dem Size der illyrischen Könige, um sich über dieses Unwesen zu beschweren und dessen Abstellung zu verlangen. Damals führte eine Königin, Teuta, die Regierung für ihren unmündigen Sohn Pinnes. Diese versprach, von Staatswegen keine Feindseligkeiten gegen Rom ausüben zu wollen, erklärte aber zugleich, daß sie nicht im Stande wäre, den Privatunternehmungen ihrer Unterthanen entgegen zu treten. Nach illyrischem Rechte stehe es jedem Manne frei auf eigene Faust Krieg zu führen, mit wem er wolle. Darauf erwiederte der jüngere Coruncanius, es sei Sitte bei den Römern, daß der Staat die Frevel der Einzelnen bestrafe. Sie würden Sorge tragen auch bei den Jllyriern diese Sitte zur Anerkennung zu bringen. Die Königin schwieg zu dieser herausfordernden, unzeitgemäßen Rede, ließ aber auf der Rückfahrt die Brüder überfallen und den jüngeren von ihnen tödten.

Damit war der Krieg unvermeidlich. Im Jahre 229 segelte sofort eine Flotte von 200 Schiffen unter dem Befehl des Consuls En. Fulvius Centumalus über das adriatische Meer, während ein Landheer von 20,000 Mann und 2000 Reitern unter dem zweiten Consul L. Postumius Albinus zur Einschiffung nach Brundustum marschirte. Es war hohe Zeit, daß ein kräftiger Arm eingriff. Die eben vollbrachte Eroberung von Corcyra hatte die Illyrier so mit Uebermuth und Selbstvertrauen erfüllt, daß sie gerade im Begriffe waren, sämmtlichen noch unabhängigen griechischen Staaten jener Gegend den Garaus zu machen. Sie belagerten zu gleicher Zeit Epidamnus und Iffa und bedrohten Apollonia. Aber ein einziger Sommerfeldzug reichte hin dem Umsichgreifen des Raubstaates ein Ziel zu sehen. Als die römische Flotte vor Corcyra erschien, entdeckte der schlaue Demetrius sofort, mit wem er es zu thun habe. Sich für die Königin Teuta in hoffnungslosem Kampfe zu opfern, war nicht seine Absicht. Er übergab die Insel dem Consul Fulvius und bot zum weiteren Kriege gegen die Jllyrier seine Dienste an. Unter seiner Führung ging jezt die Flotte weiter nach Norden. Ohne Schwierigkeit wurden Epidamnus und Issa entseßt. Die Legionen waren mittlerweile aus Italien herübergekommen. Die Schlupfwinkel und Raubnester der Illyrier fielen nach einander in die Gewalt der Römer. Hier und da seßte es ernstliche Kämpfe, aber im Ganzen zeigten sich die römischen Waffen unwiderstehlich. Die von den Jllyriern

Teuta, Demetrius. Unterwerfung der Illyrier.

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unterjochten Völkerschaften der Atintanen und Parthiner schlossen sich an die Römer an. Die Königin Teuta floh nach dem Innern in die Feste Rhizon, wo sie fürs erste sicher war. Im Herbst konnte Fulvius mit dem größten Theil des Heeres und der Flotte zurück kehren. Sein College Postumius blieb mit 40 Schiffen und wenigen Truppen in Jllyrien, bildete aus den einheimischen Völkerschaften ein Heer und hielt die Illyrier den Winter über im Schach. Im folgenden Frühlinge (228 v. Chr.) gab die illyrische Königin den Widerstand auf, und nahm die Friedensbedingungen an, welche Rom vorschrieb. Alle Eroberungen der Illyrier wurden herausgegeben, die unterworfenen Völkerschaften erhielten ihre Unabhängigkeit wieder. Die JÜyrier gingen die Verpflichtung ein mit keinem bewaffneten Fahrzeuge weiter füdlich als Lissus (Alessio) zu fahren und sogar einen jährlichen Tribut zu entrichten. Nachdem so die Feinde gedemüthigt waren, wurden die Verhältnisse der Ostküste des adriatischen Meeres ferner dem Interesse Roms entsprechend geregelt. Demetrius von Pharos, der sich als werthvollen Bundesgenossen gezeigt hatte, erhielt unter römischer Oberhoheit einen Theil Illyriens und die Vormundschaft über den unmündigen König Pinnes. Die griechischen Städte erhielten ihre Unabhängigkeit. Alle von den Jllyriern befreiten Völker und Städte traten in ein Bundesverhältniß zu Rom, welches nach römischer Sitte eine milde Art der Untergebenheit war. Den Griechen im eigentlichen Hellas wurde angekündigt3, daß die Römer über das Meer gekommen wären, um sie von ihren Feinden zu befreien. Unermeßlicher Jubel bewillkommte diese Botschaft. Die Athener faßten den Beschluß die Römer zu Ehrenbürgern zu machen und zu den eleufinischen Mysterien zuzulassen. Die Korinther luden sie ein an den isthmischen Spielen Theil zu nehmen. Vielleicht erstickte die gerechtfertigte Dankbarkeit das Gefühl der Scham bei den entarteten Nachkommen der Sieger von Salamis und ließ sie hinwegsehen über den Gegensaß der früheren Zeiten, wo griechische Männer der gesammten Macht des ganzen Perserreiches troßten, zu der trostlosen Gegenwart, wo sie vor elenden Räuberbanden bei fremden Barbaren Schuß fanden.

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Kapitel 7.

Der zweite illyrische Krieg.

Kurz nach Beendigung des illyrischen Krieges brach in Italien der * Krieg mit den Galliern aus, welcher Rom mehrere Jahre beschäftigte. Der unruhige Demetrius von Pharus hielt die Zeit für günstig, sich der lästigen Unterordnung unter die Hoheit Roms zu entledigen. Er hatte sich schon vorher an Antigonus, den König von Macedonien, angeschlossen, der zunächst von allen griechischen Herrschern die Nachbarschaft Roms als unbequem fühlte und berufen schien dem Umsichgreifen der römischen Macht auf dem griechischen Festlande zu steuern. Gestüßt auf diese Verbindung und in der Hoffnung, daß Rom bald in einen neuen Krieg mit Karthago verwickelt sein würde, fing er an, die römischen Bundesgenossen anzugreifen, und überhaupt. die Bedingungen des Friedens von 228 zu mißachten. Er segelte mit 50 Schiffen sogar bis ins ägäische Meer und plünderte und verheerte die dortigen Inseln. Diesem Unwesen durfte Rom nicht länger zusehen, wenn es nicht auf die Dankbarkeit der Griechen und auf ihre Achtung verzichten wollte. Und nicht nur die römische Würde, sondern auch das römische Interesse verlangte schnelle Züchtigung des Demetrius. Der erneuerte Krieg mit Karthago war unvermeidlich geworden. Wenn vor dem Ausbruche deffelben die illyrischen Händel nicht geschlichtet waren, so war die Ostküste Italiens bedroht und nicht bloß von Demetrius, sondern auch von dessen Freund und Bundesgenossen, dem Könige von Macedonien, dessen Vortheil gebieterisch einen Anschluß an Hannibal und gemeinschaftlichen Krieg mit Rom verlangte.

Unter diesen Umständen eilten die Römer, den illyrischen Krieg zeitig genug zu beendigen, um wo möglich dem Hannibal noch in Spanien entgegenzutreten. Sie schickten im Frühling des Jahres 219 v. Chr. den Consul L. Aemilius Paulus nach Illyrien. Dieser entledigte sich seines Auftrages mit Geschick und Glück, eroberte in kurzer Zeit die für uneinnehmbar geltende Feste Dimalon und bemächtigte sich durch eine kühne Kriegslist und tapferen Kampf der Stadt und Insel Pharus. Demetrius floh zum König von Macedonien, den er zum Kriege gegen Rom anzutreiben versuchte, und fiel einige Jahre später in einem Angriff gegen die Festung Ithome.

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