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Dionyfius, Timoleon, Agathokles.

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auszubreiten. Erst als Timoleon von Korinth das kühne Unternehmen wagte, den Syracusanern ihre Freiheit wieder zu erringen, finden wir ein karthagisches Heer und Flotte vor Syracus in der Absicht, dem Timoleon zuvorzukommen und nach dem Sturze des Tyrannen Dionysius Syracus für Karthago zu gewinnen. Nie schienen sie der Verwirklichung dieser langgenährten Hoffnung näher. In Verbindung mit Hiketas, dem Herrn von Leontini, hatten sie die Stadt Syracus schon inne. Ihre Schiffe hielten den Hafen besezt. Nur die kleine feste Insel Ortygia, die Zwingburg von Syracus, war noch in der Gewalt des Dionysius, der, wenn er sich nicht länger halten konnte, die Wahl hatte, welchem von seinen Feinden er sich ergeben sollte, dem Timoleon oder den Karthagern und Hiketas. Das Glück oder die Klugheit Timoleons kam den Kar thagern zuvor. Er erhielt durch Vertrag den Befiß von Ortygia und sandte Dionysius mit seinen Schäßen als Verbannten nach Korinth. Wieder war den Karthagern der fast gewonnene Kampfpreis entrissen. Sie fürchteten Verrath von Seiten ihres griechischen Bundesgenossen Hiketas und ihr Feldherr Mago segelte nach Africa zurück. Dort entging er durch freiwilligen Tod der Strafe, welche der karthagische Senat nur zu oft über unglückliche Feldherren verhängte. Sein Leichnam wurde ans Kreuz geschlagen.

Timoleon krönte das glorreiche Werk der Befreiung von Syracus und der Vertreibung sämmtlicher Tyrannen aus Sicilien durch einen glänzenden Sieg über ein überlegenes Heer am Fluffe Krimesus, worin der Hauptverlust nicht auf Söldner, sondern auf ein auserlesenes Corps farthagischer Bürger aus den ersten Familien fiel. Indessen auch die Frucht dieses vielgepriesenen Sieges war keineswegs die Vertreibung der Punier von Sicilien. Nicht einmal scheint eine Aenderung der beiderseitigen Machtverhältnisse oder der Grenze zwischen griechischem und karthagischem Gebiet eingetreten zu sein.

Während der kurzen Frist von zweiundzwanzig Jahren, die der syracusanischen Volksherrschaft vergönnt war zwischen dem Sturz des zweiten Dionysius und der Herrschaft des verderblichsten und hassenswerthesten seiner Tyrannen, des Agathokles, scheint verhältnißmäßige Ruhe und

7) Die Expedition des Timoleon zeichnet sich aus durch die ungewöhnliche Anzahl von göttlichen Einwirkungen. Die Biographie bei Plutarch ist eine wahre Wundergeschichte.

friedlicher Verkehr zwischen Karthagern und Griechen geherrscht zu haben. Aber kaum hatte sich der nichtswürdige Agathokles in der Alleinherrschaft befestigt, die durch den edlen Timoleon für immer in Syracus vernichtet worden zu sein schien, so brach auch der Nationalkrieg zwischen Griechen und Puntern wieder los, und wurde diesmal mit einer Heftigkeit und Erbitterung geführt, wie nie zuvor. Nach einem entscheidenden Siege über Agathokles belagerten die Karthager zum dritten Male Syracus mit Heer und Flotte und zum dritten Male schienen sie auf dem Punkte den lezten Hort griechischer Unabhängigkeit in Sicilien zu bewältigen. Da unternahm Agathokles mit echt griechischer Genialität und mit verzweifelter Tollkühnheit eine That, welche alle Berechnungen der Karthager durchkreuzte. Er brach mit seinen Schiffen aus dem blokirten Hafen von Syracus hervor und landete ein Heer auf der africanischen Küste. In ihrem eigenen Lande angegriffen, waren die Karthager gezwungen für ihre Existenz zu kämpfen und auf die Eroberung von Syracus zu verzichten. Mit wunderbarem Glück führte Agathokles vier Jahre lang den Krieg in Africa. Er eroberte nicht nur viele der offenen Landstädte der Karthager und lebte im Ueberfluß von der reichen Beute des fruchtbaren, blühenden Landes, sondern er nahm auch die wichtigsten phönizischen Orte unter karthagischer Herrschaft ein, wie Thapsus, Hadrumetum und sogar Utica und Tunes in unmittelbarster Nähe Karthago's. Zu dem äußeren Gegner, der den Staat an verwundbarster Stelle angriff, gesellten sich innere Feinde. Der Verrath des Feldherrn Bomilkar und der Abfall von Unterthanen und Bundesgenossen brachte die stolze Punierstadt dem Untergange nahe. Jezt war kein Verlaß mehr auf Gold und fremde Söldner. Die eignen Bürger der Stadt, das beste Blut wurde aufgeboten und muthig geopfert. Die Ausdauer Karthago's stegte. Agathokles entkam mit Mühe nach Sicilien, zwei seiner Söhne und sein ganzes Heer fielen als ein Opfer einer Tollkühnheit, die nicht von hinlänglicher Kraft unterstüßt war.

So schlug das Unternehmen fehl, welches im ersten punischen Kriege Regulus mit gleichem Erfolge wagte, und das nur gelang, nachdem im zweiten Kriege mit Rom die Kräfte Karthago's so völlig erschöpft waren, daß auch ein Hannibal keine Rettung mehr bringen konnte. Auf die relative Machtstellung der Karthager und Griechen in Sicilien hatte der Zug des Agathokles keinen Einfluß. Nach vielen fruchtlosen Kämpfen ließ der Friedensschluß die Karthager im Besiz ihres westlichen Theiles

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mit der Herrschaft über Selinus und Himera. Agathokles, wie seine Vorgänger Hiero und Dionys, wandte sich andern Plänen zu als der Eroberung von ganz Sicilien. Er machte mehrere Züge nach Italien und ins adriatische Meer, eroberte sogar die Insel Corcyra, aber dauernden Besih erwarb er nirgends und überall brachte sein Erscheinen Fluch und Verderben. Als er endlich im hohen Alter von seinem Enkel ermordet wurde, brachen wie gewöhnlich nach dem Falle eines Tyrannen neue Kämpfe aus. Das erschöpfte und mehr und mehr enthellenisirte Sicilien suchte einen Beschüßer in dem Halbgriechen Pyrrhus. Wie auch dieser lezte Versuch, die sicilischen Griechen zu vereinigen und die Insel von den Karthagern zu säubern, mißlang, ist oben (Thl. I, S. 432 ff.) erzählt worden. Schon war das freie Griechenland jenseit des Meeres untergegangen. Auch in Sicilien waren seine Tage gezählt. Aber nicht den Karthagern sollte der Preis zufallen, um den sie so lange gestritten. Ein neuer Bewerber trat auf. Die Besieger des Pyrrhus traten als glücklichere Eroberer in seine Fußtapfen und gaben nach langem, wechselvollen Kampfe den abgehezten Siciliern die Ruhe der Knechtschaft.

Kapitel 3.

Der erste punische Krieg.

In keinem von Griechen bewohnten Lande waren wiederholt so vielfache, gewaltsame und unheilvolle Umwälzungen, so viele und so schreckliche Tyrannen, so mannichfache Städtezerstörungen, Megeleien und Verpflanzungen der Bewohner die Quelle des nationalen Verfalles wie in Sicilien. Schon die älteren und milderen Herrscher von Syracus, wie Gelo und sein Bruder Hiero übten die asiatische Sitte der Wegführung von ganzen Völkerschaften in neue Ansiedelungen, die Confiscation und neue Vertheilung von Grundbesig mit der größten Rücksichtslosigkeit. Ihre Nachfolger, besonders der erste Dionysius und der Wütherich Agathokles wetteiferten mit den punischen Barbaren in Greuelthaten der empörendsten Art. Alle Städte der Insel ohne Ausnahme erfuhren nach einander die entsezlichsten Schrecken der Eroberung, Plünderung, Zerstörung, der

Ermordung oder Verknechtung ihrer Bewohner. Die herrlichen Tempel und Kunstwerke der ältern Zeit sanken in Trümmer; die Mauern wurden wiederholt niedergeriffen und wieder aufgebaut, die fruchtbaren Gefilde verwüstet. Wir begreifen kaum, wie griechische Gesittung und ein Rest von Wohlstand die endlosen Nöthen überdauern konnte, und wir möchten gerne annehmen, daß die Geschichtschreiber die Leiden die sie selbst erlebt, in zu grellen Farben geschildert haben. Aber das allmähliche Ermatten der griechischen Kraft in allen Theilen der Insel, das zunehmende Barbarenthum, und die Hülfslosigkeit der Insel treten zu deutlich hervor, als daß wir an der Treue der Schilderung im Ganzen und Großen zweifeln könnten.

Keine Stadt der Insel hatten im Laufe von drei Jahrhunderten diese Schicksalsschläge härter betroffen als Messana 1. Ursprünglich eine chalkidische Colonie, wurde Messana von einer Schaar aus der Heimath durch die Perser vertriebener Samier und Milester überrumpelt, welche die alten Bewohner verjagten oder zu Sklaven machten. Kurz darauf fiel die Stadt in die Hände des Anarilaos, des Tyrannen von Rhegium, der neue Colonisten, besonders vertriebene Messenier hinführte und den ursprünglichen Namen Zankle in Messana verwandelte. In dem Verwüstungskriege, den die Karthager mit dem älteren Dionyfius führten, und in dem sie Selinus, Himera, Agrigent, Gela und Camarina zerstörten, erlitt Messana dasselbe Schicksal und seine Bewohner wurden nach allen Gegenden zerstreut. Gleich darauf (396 v. Chr.) wieder hergestellt und von Dionysius mit neuen Bewohnern gefüllt, schien die Stadt einigermaßen wieder sich zu erholen, als sie, 312 v. Chr., in die Gewalt des Agathofles fiel. Sie theilte mit den andern Städten der Insel die Schicksale, welche dieser Tyrann über Sicilien brachte, scheint aber trog der vielen Schläge, die sie erlitten, wieder zu einem gewissen Grade von Bedeutung und Wohlstand gelangt zu sein, wozu ihre unvergleichliche Lage an der ficilischen Meerenge wohl am meisten beitrug. Da ereilte fie, nach dem Falle des Agathokles ein neues Unglück, welches sie für immer aus der Reihe der griechischen Pflanzstädte austilgte. Eine Schaar campanischer Söldner, die sich Mamertiner, d. h. Marssöhne nannten, und im Dienste der syracusanischen Tyrannen gestanden hatten, waren auf dem Heimwege nach Italien in die Stadt eingekehrt und von den

1) Hermann, Staats-Alterth. §. 83.

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Messana und die Mamertiner.

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Bürgern freundlich bewirthet worden. Aber anstatt nach Rhegium hinüberzuschiffen, fielen sie über die Bürger her, mordeten die Männer, raubten die Weiber und seßten sich in den Besiß der Stadt 2.

Jezt war Messana ein unabhängiger Barbarenstaat in Sicilien. Kurze Zeit darauf ahmte eine römische Legion, bestehend aus Campanern, Landsleuten der messanischen Freibeuter ihr Beispiel nach und sezte sich durch eine ähnliche Greuelthat in den Besig von Rhegium auf der italischen Seite der sicilischen Meerenge3. Durch Landsmannschaft und gemeinsames Interesse verbunden, unterstüßten sich die Raubstaaten von Messana und Rhegium gegen ihre beiderseitigen Feinde und waren eine Zeit lang der Schrecken der naheliegenden Gegenden, besonders der griechischen Städte.

Nachdem Rhegium von den Römern erobert war, schien auch an die Mamertiner von Messana der Tag der Vergeltung heranzurücken.

Hiero, der Führer des syracusanischen Heeres, griff sie an. Nach althergebrachter Weise der syracusanischen Tyrannen, nahm er keinen Anstand sich eines Theiles seiner Söldlinge zu entledigen, die ihm unbequem oder verdächtig waren. Er führte dieselben in eine Stellung, wo sie der feindlichen Uebermacht ausgesezt waren, und ließ sie ohne Unterstüßung, so daß sie alle zusammengehauen wurden 5. Dann warb er neue Söldner, rüstete das Bürgerheer von Syracus und gewann einen entscheidenden Sieg über die Mamertiner im Felde, wonach sie auf ihre Raubzüge verzichteten und sich in das feste Messana zurückzogen. Hieros Erfolge machten ihn zum Herrn der Syracusaner, die keine Mittel besaßen, einen siegreichen Feldherrn als Diener des Staates und im Gehorsam unter dem Gesez zu erhalten. Zum Glück war Hiero kein Tyrann von dem Schlage des Agathokles. Er zeigte sich im ganzen als milden und staatsklugen Herrscher und es gelang ihm in den äußerst schwierigen Ver

2) Das Beispiel zu dieser Schandthat hatte Dionysius I gegeben. Als dieser Katana durch Verrath eingenommen, geplündert und zerstört hatte, verkaufte er die Einwohner als Sklaven und übergab die Stadt einem Haufen campanischer Söldner. Diodor. XIV, 61. Diese Campaner wurden später von Timoleon wieder vertrieben. Diod. XIV, 82.

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5) Daß solcher Verrath an Miethtruppen bei den syracusanischen Tyrannen nicht unerhört war, zeigt das Beispiel des Dionysius I., der ebenso handelte während der Belagerung von Syracus durch die Karthager. Diodor. XIV, 72. Auch die Römer verfuhern später in ähnlicher Weise. Bgl. Plutarch. Fab. Max. 22.

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