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und der vergangenen Zeit eine gewisse Wehmuth und Bitterkeit, die sich trotz der Ruhe und dem scheinbaren Glanze der Gegenwart an vielen Stellen bald als Schmerz bald als Tadel ausspricht, vorzüglich aber auf die religiösen und sittlichen Zustände gerichtet ist, die zu heben und zu der Reinheit der alten Zeit zurückzuführen er als seine erste und wichtigste Aufgabe betrachtet.

Als nächste Forderung, die an ihn gestellt werde, bezeichnet. er in der Vorrede die der Grösse des Gegenstandes entsprechende, geschmackvolle und fesselnde Darstellung, auf die er um so höheren Werth legen zu müssen glaubt, je mehr sie in der früheren Zeit, s. 27, 37, 13: carmen.. illa tempestate forsitan laudabile rudibus ingeniis, nunc abhorrens et inconditum, und an seinen Vorgängern vermisst, von seinen feingebildeten Zeitgenossen aber gefordert wurde. Beide Zwecke, diesen aesthetischen und jenen sittlichen, glaubte er am sichersten zu erreichen, wenn er, selbst von dem römischen Geiste beseelt, ohne den eine Geschichte des römischen Volkes nicht geschrieben werden konnte, und angeweht noch von dem Hauche des republikanischen Lebens, die hervorstechenden Züge und wesentlichen Eigenschaften des römischen Charakters, wie sie in der Vorzeit hervorgetreten waren, scharf ausprägte, die grossen Thaten seines Volkes als nachahmungswürdige Beispiele schilderte, die grossen Männer, die an der Spitze desselben gestanden hatten, nach ihrem Sinne und Geiste aus dem Dunkel der Vergangenheit hervorzog und dabei über das Einzelne den. Glanz und Reichthum einer blühenden Darstellung verbreitete.

Wenn Livius in diesen beiden Beziehungen seinen Zweck erreichte, so konnte er des Beifalls seiner Zeitgenossen sicher sein, da diese, wie schon Cicero, die Geschichte mehr als ein opus oratorium betrachteten, dazu bestimmt, durch würdige Schilderung der Vorzeit den Patriotismus zu beleben, das Nationalgefühl zu kräftigen, das Streben nach der Tüchtigkeit und Frömmigkeit der Vorfahren zu erwecken, als dass sie ausgebreitete Studien und gründliche Vorbereitung für dieselbe, sorgfältige Erforschung und Prüfung der Quellen, selbständige Verarbeitung des gefundenen Materials, wie Polybios es gefordert hatte und die moderne Geschichtschreibung es als ihre Aufgabe betrachtet, erwartet hätten. Von der gleichen Ansicht ausgehend, hat Livius sich nicht bemüht, für die alte Zeit neue Quellen aufzusuchen oder auch nur die wenigen aus dieser noch vorhandenen Denkmäler, wie die Urkunde in dem Tempel der Diana. (1, 45, 2) und die 2, 41, 10 erwähnte Säule, welche beide Dionysios noch sah, s. Ant. R. 4, 26; 8, 79, die lex Icilia, s. 3, 31, 1;

Dion. 10, 32, den Vertrag mit Ardea, s. 4, 7, 10, und den mit Gabii, s. 1, 54, 10; Dion. 4, 58; Horat. Epist. 2, 1, 25, kennen zu lernen, oder auch nur das Weihgeschenk des A. Cornelius Cossus, auf das er von Augustus aufmerksam gemacht wurde, s. 4, 20, 7, in Augenschein zu nehmen. Ebenso wenig hat er die Annales maximi, die seit längerer Zeit, wahrscheinlich seit dem Pontificat des P. Mucius Scaevola um 361/123 in 80 Büchern herausgegeben waren, verglichen, wenigstens sie nirgends als seine Quelle erwähnt. Die alte Geschichte galt zu seiner Zeit längst als abgeschlossen, was von ihr zu erkennen sei, glaubte man bei den Annalisten zu finden; auch Livius betrachtet diese als die alleinigen Quellen, aus denen er zu schöpfen habe, s. 4, 20, 8 u. a., namentlich für die Zeit vor dem gallischen Brande, in welchem nach seiner Ansicht alle früheren schriftlichen Denkmäler untergegangen sind, und legt sie allein seiner Bearbeitung der Geschichte jener Zeit zu Grunde. Für die Zeit des zweiten punischen Krieges dagegen und für die nächst folgenden hat er neben den Annalisten die sichersten Führer ausgewählt, die es überhaupt gab, und dass er die neuere Geschichte, wenn er auch vielleicht nicht die Archive in Rom durchsucht, die Senatsund Volksbeschlüsse, die Verträge, Gesetze u. s. w. selbst eingesehen hat, mit gleicher Sorgfalt verfasst habe, lässt sich wohl daraus folgern, dass diese ihm am meisten bekannt war, dass er den reichen Stoff nach eigener Erfahrung tiefer eingehend bearbeiten oder die gleichzeitigen Schriften, an die er sich anschloss, mit geübterem Blicke und sichererem Urtheil prüfen konnte, dass er wohl wusste, wie hohen Werth seine Zeitgenossen gerade auf die Schilderung dieser Epoche legten, s. Praef. 4, dass er die Kritik vieler Mitlebenden zu fürchten hatte, wenn er sich von der Wahrheit hätte entfernen wollen; wohl auch daraus, dass durch sein mit so grossem Beifall aufgenommenes Werk die meisten früheren, aus denen es hervorgegangen war, für die es gleichsam den Abschluss und Culminationspunkt bildete, der Vergessenheit anheim gefallen sind.

Das älteste von diesen war das von Q. Fabius Pictor, einem Verwandten des Q. Fabius Maximus Cunctator, verfasste Geschichtswerk, welcher als Mitglied des Senates 538/216 nach Delphi geschickt worden war, um von Apollo die Sühnungsmittel des Zornes der Götter zu erfragen, s. 22, 57, 5. Nach der glücklichen Beendigung des gewaltigen Kampfes mochte sich Fabius aufgefordert fühlen, den Gebildeten seines Volkes, wie den Griechen und Hellenisten, die zum Theil in den Krieg ver

und der vergangenen Zeit eine gewisse Wehmuth und Bitterkeit, die sich trotz der Ruhe und dem scheinbaren Glanze der Gegenwart an vielen Stellen bald als Schmerz bald als Tadel ausspricht, vorzüglich aber auf die religiösen und sittlichen Zustände gerichtet ist, die zu heben und zu der Reinheit der alten Zeit zurückzuführen er als seine erste und wichtigste Aufgabe betrachtet.

Als nächste Forderung, die an ihn gestellt werde, bezeichnet er in der Vorrede die der Grösse des Gegenstandes entsprechende, geschmackvolle und fesselnde Darstellung, auf die er um so höheren Werth legen zu müssen glaubt, je mehr sie in der früheren Zeit, s. 27, 37, 13: carmen.. illa tempestate forsitan laudabile rudibus ingeniis, nunc abhorrens et inconditum, und an seinen Vorgängern vermisst, von seinen feingebildeten Zeitgenossen aber gefordert wurde. Beide Zwecke, diesen aesthetischen und jenen sittlichen, glaubte er am sichersten zu erreichen, wenn er, selbst von dem römischen Geiste beseelt, ohne den eine Geschichte des römischen Volkes nicht geschrieben werden konnte, und angeweht noch von dem Hauche des republikanischen Lebens, die hervorstechenden Züge und wesentlichen Eigenschaften des römischen Charakters, wie sie in der Vorzeit hervorgetreten waren, scharf ausprägte, die grossen Thaten seines Volkes als nachahmungswürdige Beispiele schilderte, die grossen Männer, die an der Spitze desselben gestanden hatten, nach ihrem Sinne und Geiste aus dem Dunkel der Vergangenheit hervorzog und dabei über das Einzelne den Glanz und Reichthum einer blühenden Darstellung verbreitete.

Wenn Livius in diesen beiden Beziehungen seinen Zweck erreichte, so konnte er des Beifalls seiner Zeitgenossen sicher sein, da diese, wie schon Cicero, die Geschichte mehr als ein opus oratorium betrachteten, dazu bestimmt, durch würdige Schilderung der Vorzeit den Patriotismus zu beleben, das Nationalgefühl zu kräftigen, das Streben nach der Tüchtigkeit und Frömmigkeit der Vorfahren zu erwecken, als dass sie ausgebreitete Studien und gründliche Vorbereitung für dieselbe, sorgfältige Erforschung und Prüfung der Quellen, selbständige Verarbeitung des gefundenen Materials, wie Polybios es gefordert hatte und die moderne Geschichtschreibung es als ihre Aufgabe betrachtet, erwartet hätten. Von der gleichen Ansicht ausgehend, hat Livius sich nicht bemüht, für die alte Zeit neue Quellen aufzusuchen oder auch nur die wenigen aus dieser noch vorhandenen Denkmäler, wie die Urkunde in dem Tempel der Diana. (1, 45, 2) und die 2, 41, 10 erwähnte Säule, welche beide Dionysios noch sah, s. Ant. R. 4, 26; 8, 79, die lex Icilia, s. 3, 31, 1;

Dion. 10, 32, den Vertrag mit Ardea, s. 4, 7, 10, und den mit Gabii, s. 1, 54, 10; Dion. 4, 58; Horat. Epist. 2, 1, 25, kennen zu lernen, oder auch nur das Weihgeschenk des A. Cornelius Cossus, auf das er von Augustus aufmerksam gemacht wurde, s. 4, 20, 7, in Augenschein zu nehmen. Ebenso wenig hat er die Annales maximi, die seit längerer Zeit, wahrscheinlich seit dem Pontificat des P. Mucius Scaevola um 361/123 in 80 Büchern herausgegeben waren, verglichen, wenigstens sie nirgends als seine Quelle erwähnt. Die alte Geschichte galt zu seiner Zeit längst als abgeschlossen, was von ihr zu erkennen sei, glaubte man bei den Annalisten zu finden; auch Livius betrachtet diese als die alleinigen Quellen, aus denen er zu schöpfen habe, s. 4, 20, 8 u. a., namentlich für die Zeit vor dem gallischen Brande, in welchem nach seiner Ansicht alle früheren schriftlichen Denkmäler untergegangen sind, und legt sie allein seiner Bearbeitung der Geschichte jener Zeit zu Grunde. Für die Zeit des zweiten punischen Krieges dagegen und für die nächst folgenden hat er neben den Annalisten die sichersten Führer ausgewählt, die es überhaupt gab, und dass er die neuere Geschichte, wenn er auch vielleicht nicht die Archive in Rom durchsucht, die Senatsund Volksbeschlüsse, die Verträge, Gesetze u. s. w. selbst eingesehen hat, mit gleicher Sorgfalt verfasst habe, lässt sich wohl daraus folgern, dass diese ihm am meisten bekannt war, dass er den reichen Stoff nach eigener Erfahrung tiefer eingehend bearbeiten oder die gleichzeitigen Schriften, an die er sich anschloss, mit geübterem Blicke und sichererem Urtheil prüfen konnte, dass er wohl wusste, wie hohen Werth seine Zeitgenossen gerade auf die Schilderung dieser Epoche legten, s. Praef. 4, dass er die Kritik vieler Mitlebenden zu fürchten hatte, wenn er sich von der Wahrheit hätte entfernen wollen; wohl auch daraus, dass durch sein mit so grossem Beifall aufgenommenes Werk die meisten früheren, aus denen es hervorgegangen war, für die es gleichsam den Abschluss und Culminationspunkt bildete, der Vergessenheit anheim gefallen sind.

Das älteste von diesen war das von Q. Fabius Pictor, einem Verwandten des Q. Fabius Maximus Cunctator, verfasste Geschichtswerk, welcher als Mitglied des Senates 538/216 nach Delphi geschickt worden war, um von Apollo die Sühnungsmittel des Zornes der Götter zu erfragen, s. 22, 57, 5. Nach der glücklichen Beendigung des gewaltigen Kampfes mochte sich Fabius aufgefordert fühlen, den Gebildeten seines Volkes, wie den Griechen und Hellenisten, die zum Theil in den Krieg ver

wickelt gewesen waren und mit Spannung die Entscheidung desselben erwartet hatten, die Grossthaten der Römer zu schildern, ihre gute Sache besonders gegenüber der den Puniern zu günstigen Darstellung des Krieges von Silenos, welcher Hannibal auf seinen Feldzügen begleitet hatte, s. Nep. Hann. 13, 3, in Schutz zu nehmen und zugleich nachzuweisen, wie von seinem grossen Verwandten durch weise Leitung der Politik und des Krieges Rom vom Untergange gerettet worden sei. Um diesen Zweck zu erreichen und weil die lateinische Sprache für den schriftstellerischen Gebrauch wenigstens in Prosa noch wenig gebildet und entwickelt war, schrieb er die Geschichte des zweiten punischen Krieges bis zum Frieden (s. App. Hann. 27) in griechischer Sprache und bediente sich dabei einer einfachen, kurzen Diction, s. Cic. de or. 2, 53. Er schickte derselben eine Einleitung voraus, in welcher die Geschichte Roms von Anfang an so dargestellt war, dass sich an eine, wohl nur im Verhältnis zu den weitläufigen Erzählungen späterer Annalisten, kurze Schilderung der Gründung Roms und der Königszeit eine gedrängte Uebersicht der Ereignisse in den ersten Jahrhunderten der Republik anschloss, wie sie in den kurzen, oft unbedeutenden Nachrichten der Chronik verzeichnet waren; unterbrochen wurde dieselbe durch ausführliche Schilderungen einzelner in der Sage erhaltener, ursprünglich zeitloser Ereignisse, wie die Erzählung von Cincinnatus u. a., und der in der Tradition seines Geschlechtes aufbewahrten Erinnerungen an die Thaten und Schicksale seiner Vorfahren, z. B. an die sieben Consulate und den tragischen Untergang der 300 Fabier, an Q. Fabius Maximus Rullianus u. a., abgeschlossen vielleicht mit einer eingehenderen Darstellung des gallischen Krieges (529/225), an welchem Fabius selbst theilgenommen hatte. Neben der griechisch verfassten Geschichte ist eine lateinische vorhanden gewesen, entweder eine Uebersetzung oder eine Bearbeitung der ersteren für die Römer, die vielleicht vom Verfasser selbst, wahrscheinlich später und von einem Namensvetter ausgeführt worden ist. Livius hat die Berichte des Fabius, der recht eigentlich auf den Namen des Vaters der römischen Historiographie Anspruch machen darf, geschätzt und gewürdigt, sich aber darauf beschränkt, die Anführungen späterer Annalisten (Macer, Antias, Tubero) aus dem Fabischen Werke für das seinige zu verwenden. Um dieselbe Zeit wie Fabius verfasste L. Cincius Alimentus (nicht zu verwechseln mit einem etwa zu Livius' Zeit lebenden Grammatiker desselben Namens, s. 7, 3, 7) gleichfalls in griechischer Sprache eine von

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