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wesen. Es könnte scheinen, als ob Livius dasselbe Annales genannt habe, da er 43, 13, 2 sagt: quaedam religio tenet, quae illi prudentissimi viri publice suscipienda censuerint, ea pro indignis habere, quae in meos annales referam: aber da er vorher von Annalen (in annales referri) spricht, so giebt er durch diese Bezeichnung nur die Classe der Schriften an, welcher er die seinige zuzählt, ohne über den Namen selbst etwas zu bestimmen. Ebenso wenig beweisen die Worte bei Plinius N. H. Pr. 16: T. Livium. . in historiarum suarum, quas repetit ab origine urbis, quodam volumine sic orsum, dass die seit Sigonius gewöhnliche Bezeichnung: historiarum ab urbe condita libri die richtige sei, vielmehr macht es der Zusatz: quas repetit ab origine urbis wahrscheinlich, dass der Titel anders gelautet hat, und nach einer Stelle bei Servius zu Verg. Aen. 1, 373: inter historiam et annales hoc interest: historia est eorum temporum, quae vel vidimus vel videre potuimus. .; annales vero sunt eorum temporum, quae aetas nostra non vidit, unde Livius ex annalibus et historia constat, würde weder Annales noch Historiae, mag man. an dem von Servius angegebenen Unterschiede beider Bezeichnungen feshalten oder unter Annales die der Chronik folgende Darstellung nach Jahren, unter Historiae die pragmatische Geschichte verstehen, als ein passender Titel für das Werk des Livius gelten können. Livius selbst zählt an mehreren Stellen nur nach Büchern; s. 6, 1, 1; 10, 31, 10; 31, 1, 4; die ältesten und zuverlässigsten Handschriften, die Veroneser vielleicht aus dem 4. Jahrhundert, die Wiener aus dem 6. oder 7., der Puteanus aus dem 7. oder 8. Jahrhundert, die Bücher aus der Recension der Nicomachi (Flavianus und Dexter) und des Victorianus, welche im Anfange des 5. Jahrhunderts vorgenommen wurde, der Bamberger Codex der 4. Dekåde haben übereinstimmend unter vielen Büchern die Unterschrift: Titi Livi ab urbe condita liber I. II u. s. w.; ebenso wird das Werk in der Ueberschrift der ältesten Handschrift der Periochae und des Eutropius (n. Eutropi breviarium (T. Livi) ab urbe condita) bezeichnet; in gleicher Weise endlich werden die einzelnen Bücher von Priscian und anderen Grammatikern an vielen Stellen citiert. Da nun andererseits kein Zeugnis entgegensteht, vielmehr der Eingang des 6. Buches: quae ab condita urbe.. Romani.. gessere, der Anfang der Praefatio und 31, 1, 4 für jene Ueberschrift zu sprechen scheint, so ist wohl nicht zu zweifeln, dass Livius selbst für sein Geschichtswerk den in den Handschriften erhaltenen Titel gewählt habe, wie die gleiche Bezeichnung vielleicht schon vor ihm Si

senna, s. Non. p. 127 iuxtim, eine ähnliche später der ältere Plinius (a fine Aufidii Bassi) und Tacitus (ab excessu divi Augusti) anwendete (vgl. Herodian τῆς μετά Μάρκον βασιλείας ἱστ., Quint. Smyrn. và μed "Oμngov). Einzelne Theile der livianischen Geschichte hatten wohl besondere Titel; wenigstens steht es durch mehrere Zeugnisse fest, dass die Bücher 109-116 civilis belli libri octo genannt wurden, und in gleicher Weise mögen andere Abschnitte bezeichnet worden sein, wie man aus 10, 31, 10: supersunt etiam nunc Samnitium bella, quae continua per quartum iam volumen..agimus; vgl. 31, 1, 1, vielleicht auch aus dem Titel des Werkes von Florus Epitomae de Tito Livio bellorum omnium annorum DCC libri II schliessen kann, während Unterschriften in jüngeren Handschriften dafür schwerlich einen sicheren Beweis geben können, und aus dem Zeugnisse des Johannes Sarisberiensis, Polycraticus III 10, wo er den Livius scriptorem belli Punici nennt, nichts weiter folgt, als dass er gerade die diesen Krieg enthaltenden Bücher benutzt habe.

Der Umfang des Werkes lässt vermuthen, dass Livius einen grossen Theil seiner Lebenszeit demselben gewidmet hat. Schon deshalb ist es nicht wahrscheinlich, dass, wie Niebuhr Vortr. über röm. Gesch. I 45 annimmt, die erste Dekade nicht vor 745 herausgegeben worden sei. Er bezieht nämlich die Worte 9, 36, 1: silva erat Ciminia magis tum invia atque horrenda, quam nuper fuere Germanici saltus auf die Feldzüge des Drusus (742 bis 745), durch welche die germanischen Gebirge zugänglich gemacht wurden. Allein schon der Zusatz a. a. 0.: nulli ad eam diem ne mercatorum quidem adita deutet auf eine nur allgemeine Kenntnis der Wälder Germaniens hin, wie sie bereits durch die Nachrichten Caesars BG 6, 24f., vgl. Flor. 1, 44, p. 72, 12 0. J., gegeben und wahrscheinlich durch Agrippa, der 716 über den Rhein ging, durch Gaius Carinas, s. Dio Cass. 51, 21, und durch die Kriege mit den Germanien benachbarten Völkern in Pannonien und auf den Alpen vielfach erweitert war. Dionysios von Halikarnassos, welcher 747 seine Geschichte herausgab, scheint die des Livius nicht gekannt zu haben; wenigstens erwähnt er dieselbe nicht. Die Andeutungen aber, dass Livius im 8.-10. Buche Dionysios benutzt habe, sind so wenig sicher, dass sie bestimmtere Angaben nicht zweifelhaft machen können. Es heisst nämlich bei Livius 1, 19, 3: bis deinde post Numae regnum (Ianus) clausus fuit, semel.. post Punicum primum perfectum bellum, iterum, quod nostrae aetati dii dederunt ut videremus, post bellum Actiacum ab imperatore Caesare Augusto pace

terra marique parta, wie Livius, weil er hier bloss die erste durch Octavianus im J. 725 erfolgte Schliessung des Ianus berührt, nur vor 729 schreiben konnte, da in diesem Jahre der lanus zum vierten Male, von Augustus zum zweiten Male geschlossen wurde, was er, wenn es schon eingetreten gewesen wäre, nicht hätte übergehen können. Dagegen weist der Titel Augustus, der hier und an anderen Stellen dem Octavianus beigelegt wird, darauf hin, dass Livius erst nach 727, wo jener Augustus cognominatus est (Periocha 134), also in seinem 33. oder 34. Jahre das Werk begonnen habe. Auf dieselbe Zeit führt 4, 20, 7, wo Augustus als Hersteller des Tempels des Iuppiter Feretrius, welchen er wahrscheinlich 723 neu gebaut hat, und als templorum omnium conditor ac restitutor, ein Verdienst, das sich Augustus nach dem Mon. Ancyr. IV 17; Dio Cass. 53, 2 schon 726 erwarb, gepriesen wird. Damit stimmt ferner überein, dass Livius, als er diesen Theil bearbeitete, die Bürgerkriege in frischem Andenken hatte, s. Pr. 4; 7, 40, 2; 9, 19, 15, und deren Folgen noch keineswegs verwischt waren, s. 2, 44, 7; 3, 66, 1 f.; 6, 12, 5; 7, 25, 9. Das neunte Buch muss vor 734 geschrieben sein, weil Livius sonst 9, 18, 9 nicht verfehlt haben würde, den Gegnern der Römer die Auslieferung der römischen Fahnen durch die Parther, s. Periocha 141, welche in dem genannten Jahre erfolgte, entgegenzuhalten. An der dritten Dekade mag er im vierten Jahrzehent des 8. Jahrhunderts gearbeitet haben; wenigstens scheint 28, 12, 12: (Hispania) prima Romanis inita provinciarum, quae quidem continentis sint, postrema omnium nostra demum aetate ductu auspicioque Augusti Caesaris perdomita est, nicht allein auf den Krieg des Augustus 727-729, sondern auch auf den Sieg des Agrippa über die Cantabrer im Jahre 735 bezogen werden zu müssen, der als so bedeutend angesehen wurde, dass Agrippa der Triumph zuerkannt werden sollte, s. Dio Cass. 54, 11; vgl. 53, 25; Tac. Ann. 4, 5. Das 59. Buch ist nach 736 geschrieben, da in demselben das von Augustus in jenem Jahre gegebene Gesetz de maritandis ordinibus erwähnt war. Aus einigen Andeutungen, wie 34, 9, 3; 40, 34, 13 u. a. ist für die Zeit der Abfassung der einzelnen Bücher nichts zu entnehmen; aber diejenigen, in welchen von Pompeius die Rede war, scheint nach Tacitus Ann. 4, 34 Augustus noch gelesen zu haben, was auch dadurch bestätigt wird, dass nach einer Bemerkung in der ältesten Handschrift der Periochae das 121. und wohl auch die folgenden Bücher nach dem Tode des Augustus, also in dem Zeitraum zwischen 14 und 17

n. Chr., wenn nicht verfasst, doch herausgegeben sein sollen. Livius hat also wenigstens 40 Jahre und bis zu seinem Tode unermüdlich an seiner Geschichte gearbeitet, was auch in der bereits erwähnten Stelle aus der Praefatio des Plinius angedeutet wird.

Dass er ein so umfangreiches Werk nach und nach herausgegeben, nicht bis zur Vollendung zurückbehalten habe, ist schon an sich wahrscheinlich, besonders da er vielleicht nicht einmal zum Abschluss desselben gelangte. Es sprechen aber dafür auch die Einleitungen zu mehreren Büchern, welche voraussetzen, dass die vorhergehenden Bücher bereits in den Händen Vieler sich befanden (wahrscheinlich wurden jedesmal mehrere Bücher, die ein kleines Ganze bildeten, veröffentlicht); sodann der Vorwurf der Patavinität, welcher dem Livius von Asinius Pollio gemacht wurde; ferner der Umstand, dass Augustus von dem Inhalt mehrerer Bücher Kenntnis hatte; besonders aber der Ruhm, welcher Livius schon bei seinen Lebzeiten zu Theil wurde, wohl nicht wegen seiner rhetorischen oder philosophischen Werke, sondern wegen seiner alle Vorgänger weit überragenden Geschichte. Bekannt ist, was der jüngere Plinius erzählt Epist. 2, 3, 8: numquamne legisti Gaditanum quendam Titi Livi nomine gloriaque commotum ad visendum eum ab ultimo terrarum orbe venisse statimque, ut viderat, abisse? Dasselbe bezeugt der ältere Plinius in der Vorrede § 16: profiteor mirari T. Livium. . quodam volumine sic orsum: satis iam sibi gloriae quaesitum et potuisse se desidere, ni animus inquies pasceretur opere. Je günstiger aber die Aufnahme war, welche die bereits vollendeten Theile fanden, um so mehr musste sich Livius aufgefordert fühlen, die folgenden, sobald es geschehen konnte, zu veröffentlichen.

Nach der zuletzt angeführten Stelle könnte es leicht den Schein gewinnen, als ob Livius nur aus Ruhmsucht und um den unruhigen Drang seines Gemüthes zu stillen, die Geschichte geschrieben habe und den von Plinius ebendaselbst ausgesprochenen Tadel: profecto populi gentium victoris et Romani nominis gloriae, non suae conposuisse illa decuit. maius meritum esset operis amore, non animi causa perseverasse, et hoc populo Romano praestitisse, non sibi, verdiene. Indess kann es auf der anderen Seite einem Geschichtschreiber nur zum Ruhme gereichen und muss als ein Beweis liebevoller Hingebung an seinen Gegenstand und unermüdlicher Ausdauer angesehen werden, wenn er gesteht, dass er, ohne für sein einmal begonnenes Werk thätig

zu sein, nicht ruhen, nicht leben könne. Dass diese Hingebung und eine innige Freude an seinem Werke das Gemüth des Livius erfüllt, dass er in einer in vieler Beziehung trüben und trostlosen Gegenwart durch die Betrachtung der Vorzeit sich gestärkt und aufgerichtet habe, spricht er in der Vorrede und an vielen andern Stellen aus. In seiner Kindheit konnte er von den gewaltigen Kämpfen und Siegen Caesars hören, die zur Unterwerfung des benachbarten Galliens führten und ihm den Weg über den Rubicon bahnten. Auf das empfängliche Gemüth des Knaben muss es einen tiefen Eindruck gemacht haben, als ein Freund seines Hauses, der am Tage der Schlacht bei Pharsalus in Padua den Vogelflug beobachtete, plötzlich begeistert ausrief: 'du siegst, Caesar'! und während Alle tief erschüttert waren, seinen Kranz niederlegte mit dem Schwure, ihn erst dann wieder aufzusetzen, wenn seine Verkündigung sich bestätigt hätte, s. Plut. Caes. 47. Als Jüngling sah Livius das Unglück und die Greuel der Bürgerkriege, die sich an Caesars Ermordung anschlossen und erst bei Actium ihr Ende erreichten. So hatte er Gelegenheit, die Macht und Grösse, aber auch den Verfall und das Elend des römischen Staates aus eigner Anschauung kennen zu lernen, und es ist nicht zu verwundern, dass ein so reger Geist, ein so tiefes Gemüth sich schon früh zu lebendiger Theilnahme an den Geschicken des Staates hingezogen fühlte. Andererseits lässt sich wohl annehmen, dass ihn seine rhetorischen Studien auch zu der historischen Literatur der Römer führten, und dass er bei seinem feinen Sinne für das Schöne und Harmonische bald erkannte, wie wenig die Form, in der die Thaten des römischen Volkes dargestellt waren, mit der bewundernswürdigen Grösse derselben im Einklang stand. So mochte in ihm der Plan reifen, den er in der Vorrede § 3 kurz andeutet: iuvabit rerum gestarum memoriae principis terrarum populi pro virili parte et ipsum consuluisse, und nachdem sogleich der Anfang des Werkes günstige Aufnahme gefunden hatte, es ihm als seine Lebensaufgabe erscheinen, den bewundernswürdigen Thatenreichthum der Vorfahren, der bis dahin nur dürftig und in veralteter oder gesuchter Form vorgetragen war, durch gewissenhafte Treue und klare, schöne, der Grösse des Gegenstandes angemessene Darstellung der Mit- und Nachwelt zur Anschauung zu bringen und durch die Beseitigung des Trockenen, Schwierigen, Unbegründeten seinen Lesern einen reinen und ungestörten Genuss zu bereiten, s. 6, 12, 3; 10, 31, 11. Wenn er sich aber nur dieses Ziel gesetzt hätte, so würde er einen nur untergeordneten Zweck ver

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