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EINLEITUNG.

Ueber das Leben des Plinius geben dürftige Abrisse aus Suetonius*), sowie einige Briefe seines Neffen, des jüngern Plinius (3, 5. 5, 8. 6, 16 und 20), Auskunft. Das Meiste ist gelegentlichen Anführungen seines Werkes selbst zu entnehmen.

C. Plinius Secundus wurde im Jahre 23 n. C. wahrscheinlich in Verona (denn den Veroneser Dichter Catullus nennt er praef. 1 conterraneum) geboren. Seinen Vater erwähnt er als Zeitgenossen Augusts 8, 193; er gehörte zum Ritterstande und verheirathete seine Tochter an einen Senator C. Caecilius aus Novum Comum. Den Sohn brachte er früh (vor dem Jahre 35; vgl. 37, 81 Servilii Noniani quem consulem vidimus, d. h. im J. 35) nach Rom, wo sich ein im Staate und in der Litteratur ausgezeichneter Mann, P. Pomponius Secundus, der mit seinem Vater befreundet gewesen zu sein scheint, des Knaben väterlich annahm. Unter seinen Augen genoss Plinius eine sorgfältige Erziehung, in seiner Bibliothek lernte er die Schriften der Gracchen kennen (13, 83) und gewann die Liebe zu den Studien, welche ihn sein Leben hindurch begleitete. In der Poesie und Litteratur konnte er keine bessere Anweisung finden; die Gram

*) Plinius Secundus Novocomensis (eine Verwechslung mit dem jüngern Plinius) equestribus militis industrie functus procurationes quoque splendidissimas atque continuas summa integritate administravit et tamen liberalibus studiis tantam operam dedit ut non temere quis plura in otio scripserit. Itaque bella omnia quae umquam cum Germanis gesta sunt viginti voluminibus comprehendit; item naturalis historiae triginta septem libros absolvit. Periit clade Campaniae; namque cum Misenensi classi praeesset et flagrante Vesuvio ad explorandas propius causas Liburnica praetendisset neque adversantibus ventis remeare posset, vi pulveris ac favillae oppressus est, vel, ut quidam existimant, a servo occisus, quem deficiens aestu ut necem sibi maturaret oraverit.

matik und Beredsamkeit lernte er ohne Zweifel bei berühmten Männern der Zeit, von denen er Remmius Palämon (14, 49) und Arellius Fuscus (33, 152) kannte, indessen wissen wir keinen namentlich anzugeben. In der Botanik unterrichtete ihn der alte Antonius Castor (25, 9), ein Freigelassener des Antonius oder seiner Tochter. Aber nicht für seine Ausbildung allein sorgte Pomponius. Bei dessen vertraulichem Verhältnisse zum Kaiser Caligula konnte es nicht fehlen, dass sein Schützling mit dem Hofe und den vornehmsten Männern bekannt wurde. Der reiche Largus Cäcina zeigte ihm die uralten Bäume seines Palastes (17,5); die gewaltigen Bauten des Kaisers (36, 111), die üppigen Mahlzeiten der Jahre 38 und 39 (9, 117. 14, 56), die Liebhabereien des Fürsten (12, 11. 35, 16) gehörten zu seinen Jugenderinnerungen. Auch zu Anfang der folgenden Regierung weilte Pl. in Rom, denn er war Augenzeuge einer bei Gelegenheit der Hafenbauten in Ostia vorgefallenen Begebenheit (9,14), der Hafen wurde aber im J. 42 angelegt. Wahrscheinlich sah er auch den Triumph des Claudius über Britannien 44 (3, 119). Während dieser Jahre hatte sich Pl. neben seinen Studien, auf welche der glänzende Ruhm Seneca's, der schon unter Caligula sich als Redner und kurz vor seiner Verbannung 41 auch als philosophischer Schriftsteller auszeichnete, bedeutenden Einfluss übte, nach der Gewohnheit der jungen Römer, welche auf Auszeichnung Anspruch machten, der gerichtlichen Beredsamkeit gewidmet und war in mehreren Processen als Sachwalter aufgetreten. Es war Zeit, auch an den Kriegsdienst zu denken. Nach der von Claudius eingeführten Ordnung *) hatte er zuerst eine Cohorte Fussvolk, dann eine Reiterschwadron zu führen; ausdrücklich erwähnt wird nur das letztere Commando. Er bekleidete es unter befreundeten Befehlshabern, zuerst unter Domitius Corbulo, dem Sohne der Gemahlin seines Wohlthäters Vistilia (7, 39), welcher im J. 47 als Legat nach Untergermanien ging, machte dessen siegreichen Feldzug gegen die Chauken mit (16, 2. vgl. 10, 54) und nahm auch an den Arbeiten des Kanals zwischen Maas und Rhein Theil (16, 5 vgl. Tacit. ann. 11, 20). Er betrieb das Waffenhandwerk mit Lust und Liebe und machte sich mit allen Pflichten eines Reiteranführers vertraut. Seine erste Schrift, die er im Winterquartier ausarbeitete, de iaculatione equestri handelte von den Eigenschaften des Pferdes (8, 159. 162),

*) Sueton. Claud. 25 Equestres militias ita ordinavit ut post cohortem alam, post alam tribunatum legionis daret.

wie von dem Dienst des Reiters. Auch auf die übrigen Waffengattungen achtete er (16, 161) und erwarb sich von der Oertlichkeit, den Sitten und Sagen Germaniens, sowie des anstossenden belgischen Galliens eine genaue und anschauliche Kenntniss (7, 76. 16, 156. 158. 249. 31, 12. 20. 36, 159. Sueton. Calig. 8. u. a.) *). Ja es scheint, dass er selbst die celtische Sprache einigermassen verstand, da er eine ziemliche Zahl von Namen in Gallien und Spanien erklärt. Dabei verfolgte er mit aufmerksamem Auge die Spuren der römischen Züge, und als er über den Boden geschritten war, welchen Drusus siegreich betreten hatte, glaubte er im Traume die Bitte des Feldherrn zu vernehmen, er möge der Nachwelt sein Gedächtniss erhalten. Während seines Aufenthaltes selbst begann er ein grosses Werk über alle Kriege der Römer und Germanen zu schreiben. Auch seinen väterlichen Freund Pomponius selbst begleitete er auf einem Zuge gegen die Katten 50 und kehrte mit ihm zurück, um seine triumphalischen Ehren zu feiern. Denn im J. 52 war er bei den am See Fucinus gegebenen Festlichkeiten gegenwärtig (33,63. 36,124). Vermuthlich kehrte er noch einmal nach Germanien zurück, etwa 55 oder 56, um unter Pompejus Paulinus (33,243 vgl. Tacit. ann. 13,43) zu dienen; denn das castrense contubernium (praef. 3) mit dem jungen Titus, der im J. 41 geboren war, kann nicht wohl früher angenommen werden. Mit Behagen gebraucht er deshalb in der Vorrede §. 1 ein castrense verbum, und es ist nicht unmöglich, dass er erst durch den herannahenden Tod des Pomponius Secundus nach Rom zurückgerufen wurde.

Die Regierung Nero's verlebte er sonst überwiegend in Italien, theils in Campanien, wo er Güter besass (2, 180. 15, 103), und in seiner Heimath (praef. §. 1. 35, 20), dem cisalpinischen Gallien, meistens in Rom, wo wir seiner Anwesenheit vom J. 57 an folgen können. 13, 22 vidimus vestigia pedum tingi, quod monstrasse M. Othonem Neroni principi ferebant, Otho ging aber schon im J. 58 nach Lusitanien. 6, 40 werden die von den Begleitern des Corbulo aus Armenien und den Gegenden am caspischen Meere nach 58 (Tac. ann. 13, 34 ff.) geschickten Karten erwähnt. Die im J. 59 in den vaticanischen Gärten gegebenen Spiele (Tac. ann. 14, 14 ff.) sah Pl. (37, 19), ebenso die Wasserkuren derselben Zeit (29, 10) und den nach dem Brande des

*) Die Donauländer kennt er nicht aus eigener Anschauung, denn 31, 25 ist circa Danuvii exortum de D. exortu.

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J. 64 betriebenen Bau des goldenen Hauses (36, 111), sowie die Arbeiten Zenodors (34, 46), welche nothwendig längere Zeit erforderten.

Diese Zeit der Musse brachte Plin. im Umgange mit den gebildetsten und ausgezeichnetsten Männern zu. Durch Pomponius war er ohne Zweifel mit dem edeln Thrasea, der mit jenem im Briefwechsel stand, bekannt geworden und sah in ihm ein Muster der Stoa, welches auf seine philosophischen und moralischen Ansichten einen mächtigen Einfluss üben musste, durch diesen und die Freundschaft des Titus mit Vespasian, welcher unter Nero's Ungnade zu leiden hatte. Er legte sich eifrig auf die schon in Germanien begonnene Schriftstellerei. Zunächst setzte er in den beiden Büchern de vita Pomponii Secundi seinem Wohlthäter ein biographisches Denkmal, dem verschiedene Züge in der Naturgeschichte theils namentlich zugeschrieben werden (14, 56), theils mit Sicherheit beigelegt werden können (7, 80. 9, 117. 13, 83), Dann gab er 20 Bücher de bellis Germaniae heraus, ein Werk, das, nach den in der Naturgeschichte zerstreuten Angaben zu urtheilen, mit grosser Sachkunde abgefasst war, und von Tacitus (ann. 1, 69) benutzt und verdunkelt wurde. Schon im Anfange des 6. Jahrh. hatte Symmachus ep. 14, 18 Mühe es aufzutreiben.

Wohl mochte er sich ganz der Geschichtschreibung zuwenden, allein die Tyrannei Nero's machte eine freimüthige Darstellung gefährlich. Daher beschäftigte er sich vorerst mit grammatischen und rhetorischen Arbeiten, welche durch seine eigenen Leistungen als Redner genährt und durch den Vorgang grosser Staatsmänner empfohlen waren. Sein erstes Buch war ein rhetorisches, das er im Gegensatz zu Cicero's Orator Studiosus nannte, den Studierenden der Beredsamkeit im Gegensatz zum Meister. Es zerfiel in 3 Bücher und 6 Abtheilungen und gab, wie das erhaltene Werk Quintilians, eine Anweisung zum Studium der Beredsamkeit vom Kindesalter an, sowie eine Beispielsammlung von musterhaften Controversien oder Streitreden, wie sie in den Schulen gehalten wurden. Nach Quintilian 11, 3, 143 war es fast zu sorgfältig und auf Kleinigkeiten bedacht. In den letzten Jahren der neronischen Regierung folgten 8 Bücher dubii sermonis, welche im J.67 (praef. §. 28) herauskamen und neben der Analogie dem Sprachgebrauch der Schriftsteller bei der Feststellung schwankender Formen sein Recht vindicierten. Er selbst nennt die Bücher de grammatica und erwartet den Widerspruch der grammatischen Theoretiker und Philosophen, welcher lange an

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