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Seinem väterlichen Freunde

Herrn Dr. jur. Antoine-Feill

zu

Hamburg

in herzlicher Dankbarkeit

der Verfasser.

Italograeca. *)

Vom ältesten Verkehr

zwischen

Hellas und Rom

bis zur Kaiserzeit.

Doctrina Graecia nos et omni

litterarum genere superabat. Cic. Tusc. 1, 1, 3.

An der vielgestaltigen Südseite Europas treten drei

Halbinseln vor: die spanische, italische und griechische, zum Teil selbst wieder gegliedert und von Eilanden umlagert. Von ihnen sagt schon der alte Geograph Sebastian Münster:

,,Wilt Du besehen die manchfeltigen Inseln, die in Europa gelegen seind, so wirst du finden, daß sie vnser Europam zieren, gleich wie ein Edelgestein ein guldene Kron, besonder die Inseln, die gegen Mittag hinauß ligen."

*) Verf. beabsichtigt in zwangloser Folge die kulturgeschichtlichen Resultate seiner neunjährigen sprachlichen Forschungen auf dem griechisch-italischen Gebiete herauszugeben; das vorliegende 1. Heft darf als Einleitung zu den späteren Untersuchungen angesehen werden, welche die mannigfachsten Einflüsse seitens der ideellen und materiellen Kultur näher nachweisen sollen. Über die einschlägige Litteratur vgl. unten.

Italien ist unter diesen drei südlichen Halbinseln

die rein europäische. Die Balkanhalbinsel weist mit ihrer Lage und der reich entwickelten Ostküste auf Asien, Spanien auf den Atlantischen Ocean und Afrika, Italien dagegen nimmt im Mittelmeerbecken zwischen den Gliedern Europas eine centrale Stellung ein. Freilich hat im Gegensatz zu Griechenland der Ostrand mit seiner einförmigen, hafen- und inselarmen Küste keinen Anteil an der völkerverbindenden und völkerbeherrschenden Weltstellung, welche die Apenninhalbinsel über die das Mittelmeer umkränzenden Länder zu erringen berufen war; die Bewohner der Ostküste sind ohne historische Bedeutung geblieben und von den Völkern des in jeder Art entwickelten Westrandes abhängig gewesen. Aber die große Ausdehnung des Litorals bei geringer kontinentaler Breite, welche auch die Verbindung aller Stämme zu einer politischen Einheit erschwerte, wies die Bevölkerung mit ihren Interessen nach außen; die eigentliche Halbinsel zeigt sich durch die Gebirge in eine große Anzahl abgeschlossener Thäler und kleiner Gestadelandschaften zerschnitten, welche keine natürliche Beziehung auf einander hatten und eines gemeinschaftlichen Mittelpunktes und Verkehrs in dem Grade entbehrten, daß ihnen oft die Kommunikation von der Seeseite leichter war als von der Landseite. Diese Zerrissenheit erreicht in stetiger Zunahme gen Süden in Calabrien ihren Höhepunkt. 1)

Die ersten Anfänge der italischen Bevölkerung liegen im Dunkel; man geht aber wohl kaum irre, wenn man die erste Einwanderung von Norden und nicht von der See her voraussetzt. Auch in geschichtlichen Zeiten dauert diese Strömung von Nord nach Süd fort, so daß

1) Daniel, Handb. d. Geogr. II*, 151 f.

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