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Kapitel I.

Schiffahrt.

Illi robur et aes triplex
Circa pectus erat, qui fragilem truci
Commisit pelago ratem

Primus nec timuit praecipitem Africum
Decertantem Aquilonibus

Nec tristis Hyadas nec rabiem Noti,
Quo non arbiter Hadriae

Maior, tollere seu ponere volt freta.

Hor. carm. I, 3, 9 sqq.

Die Abhänge der Alpen fallen steiler und tiefer im

Süden als im Norden herab in die Ebene, und rasch gelangt der Wanderer aus dem Gebiet des ewigen Schnees zu einer immer reicheren, immer prangenderen Vegetation, die ihn am lachenden Gestade der blauen Seen mit unvergänglichem Laubgrün und zugleich mit Blüten und Früchten entzückt. Die weitgedehnte, vom Po bewässerte Fläche ist wie ein Garten zu schauen. Dann zieht sich vom ligurischen Gestade ostwärts die Kette der Apenninen, um sich südlich zu wenden und die ganze Halbinsel in eine West- und Ostküste zu scheiden und in ihrem Innern mannigfache Bezirke abzusondern, dem Ganzen aber einen vielfältigen Wechsel des rauhen Gebirges, der milden Ebene, der Weide- und Ackerflur, des Binnenlandes und der Küste zu gewähren. Nur durch eine schmale Meerenge getrennt, fügt Sicilien mit gleichem Charakter sich an; denn wie hier der Ätna, so dampft in Italien noch der

Vesuv vulkanische Höhen sind neben dem Kalkstein der Apenninen emporgestiegen, ausgebrannte Krater das Becken waldbegrenzter Seen geworden.

Die Küste ist minder buchtenvoll als die hellenische, und der Mensch wird nicht so von einer Insel zur andern gelockt und zur Schiffahrt gereizt wie im griechischen Meer; Italien hat größere, fruchtbare Flußebenen. 1)

Wer die Geschichte des römischen Volkes kennt, wem aus der Entwickelung dieses Staates von einer kleinen Ansiedlung zum mächtigsten Weltreich, das die Geschichte aufzuweisen hat, der Charakter des Volkes, das der Träger so großer Ereignisse war, klar geworden ist, für den wird es nicht unverständlich sein, daß eben dieses Volk in industrieller Beziehung eine gegen andere Nationen sehr untergeordnete Stellung einnimmt. Was man über das Bedürfnis des alltäglichen Lebens hinaus noch brauchte, lieferten die italischen Landschaften und, wenn es besondere Kunst erforderte, Etrurien, später Griechenland; diese vollendeteren Erzeugnisse ausländischer Industrie hemmten das Gedeihen der einheimischen Fabrikation. 2)

So haben die Römer, da sie sich erst spät auf die See wagten, auch auf Schiffahrt und Flotten nie einen besonderen Wert gelegt. Über den Betrieb der Schiffbauerei in Italien ist sehr wenig bekannt, während es bei der großen Bedeutung, welche die Schiffahrt als das hauptsächlichste Verkehrsmittel für die Völker des Altertums

1) Die Kunst im Zusammenhang der Kulturentwickelung und die Ideale der Menschheit. Von M. Carriere. II. Band. Hellas und Rom in Religion und Weisheit, Dichtung und Kunst. 3. Aufl., 1877, p. 454 f. Fligiers Schrift Die Urzeit von Hellas und Italien" (Archiv für Anthropologie. Bd. XIII, H. IV) berührt gerade die Wechselbeziehungen zwischen Hellas und Italien nur ethnologisch und prähistorisch.

2) Die gewerbliche Thätigkeit der Völker des klassischen Altertums von H. Blümner. Gekrönte Preisschrift. 1869, S. 110.

und namentlich für die Griechen gehabt hat, selbstverständlich ist, daß der Schiffbau von den frühesten Zeiten an in allen Seestädten betrieben worden ist und zwar wohl fast immer in einem Umfange, der ziemlich genau der Ausdehnung des Seeverkehres entsprach, welchen die einzelnen Städte hatten. Denn es läßt sich nirgend mit einiger Wahrscheinlichkeit nachweisen, daß man auf fremden Werften Schiffe in größerer Anzahl oder gar gewohnheitsmäßig habe bauen lassen, da man sogar die Rohmaterialien, die man nicht an Ort und Stelle hatte, selbst das Bauholz, dessen weiterer Transport nicht ohne Schwierigkeit war, lieber aus der Ferne bezog, als daß man Schiffe von fremden Schiffbauern kaufte oder von denselben anfertigen ließ. 1) In Italien betrieben seit alter Zeit nur die Tyrrhener und die in Unteritalien und Sicilien ansässigen Griechen lebhafte Schiffahrt; 2) die Bewohner von Latium sind erst sehr spät dazu gelangt, selbständig das Meer zu befahren.

Der Hafen von Ostia soll allerdings schon von Ancus Marcius angelegt worden sein 3) und diente auch bis zu Augustus' Zeiten der Kriegsflotte; später legte hier Claudius einen großen Handelshafen an und suchte zugleich den Schiffbau durch Aussetzung von Belohnungen zu fördern. 4) Hier bestand übrigens auch eine Korporation von Schiffbauern, wie uns inschriftlich überliefert worden ist. 5)

Von Augustus wurden als Hauptstationen der Kriegsflotte Misenum und Ravenna bestimmt und blieben es bis

1) Die Hauptstätten des Gewerbfleißes im klassischen Altertume, von B. Büchsenschütz. 1869, S. 51, 54.

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Dionys. Hal. Röm. Altert. III, 44.

4) Suet. Claud. 20. Dio Cass. IX, 11. Suet. Claud. 18: naves mercaturae causa fabricantibus magna commoda constituit pro condicione cuiusque.

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in die letzten Zeiten des römischen Kaiserreiches. 1) Von Ravenna ist ebenfalls eine Korporation der Schiffbauer, fabri navales, bekannt, 2) desgleichen aus Pisaurum; 3) von Massilia bemerkt Strabo 4) den bedeutenden Umfang dieses Gewerbes, der sich auch bei dem ausgebreiteten Handel, welchen vom grauen Altertume her diese Stadt betrieb, von selbst ergiebt. Aber überhaupt muß der Umfang, den die Schiffbauerei in den größeren Seestädten erreichte, ein sehr ansehnlicher gewesen sein; denn, da der Großhandel bei den Römern zum großen Teile bei den Griechen fast ausschließlich zur See und in manchen römischen Provinzen auf den Flüssen seine Straßen fand, so ist das Bedürfnis an Kauffahrtei- und Kriegsschiffen ein sehr bedeutendes gewesen. Dazu kommt noch, daß die Schiffe im allgemeinen nicht gerade lange seetüchtig geblieben sein können, da man meistenteils Tannen- und Fichtenholz zum Bau derselben verwendete, 5) so daß die häufiger notwendig werdenden Reparaturen und Neubauten die Lebhaftigkeit des Schiffbaues steigern mußten. Die Schiffswerften, deren es in Rom verhältnismäßig schon ziemlich früh zwei (vetera und nova) gab, hießen navalia (castra); sie mußten jedenfalls vielfach der Reparatur dienen.

Bei unbefangener Betrachtung des römischen Seewesens wird man sich kaum der Einsicht verschließen können, daß die Römer nicht bloß fast in allem, was das Seekriegswesen betraf, Schüler und Nachahmer der

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Hellenen" 1) gewesen sind, sondern daß dieser Satz nahezu auf das gesamte Seewesen auszudehnen ist. 2)

Mit Sicherheit dürfen wir in der indogermanischen Periode bei der Ähnlichkeit für den Nachen

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die Bekanntschaft mit dem Bau von Ruderböten voraussetzen. Der Rudernachen ist also altes indogermanisches Gemeingut; der Fortschritt zum Segelschiff aber gehört schwerlich der gräko-italischen Periode an, da es keine nicht allgemein indogermanischen und doch von Haus aus den Griechen und Italikern gemeinsamen Seeausdrücke giebt.

Als die fremden griechischen Seefahrer zuerst nach Italien kamen, 4) versäumten sie es ohne Zweifel nicht, ihrer alten Gewohnheit des See- und Landraubes neben dem Handel obliegend, wo die Gelegenheit sich bot, die Eingeborenen zu brandschatzen und sie als Sklaven fortzuführen; dafür übten die Eingeborenen ihrerseits das Vergeltungsrecht aus. Freilich thaten dies die Latiner und Tyrrhener mit größerer Energie und besserem Glück als ihre süditalischen Nachbarn; sie vermochten es nicht nur, die fremden Eindringlinge von ihren Kaufstätten und Häfen

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2) Höchst interessante Bemerkungen hat neuerdings O. Keller in den N. Jahrb. f. Philol. u. Päd. 1877, Bd. 115, S. 125-127 gegeben. Er bespricht dort unter der Überschrift ANTEMNA Wörter wie gubernaculum, scalmus, aplustre, carchesium, acatium, ceruchi, ancora und antenna. Die Etymologie von malus, Mastbaum, aus dor. paλéz, hat derselbe inzwischen in den Wiener Studien zurückgenommen und durch eine andere ersetzt, woraus die Verwandtschaft mit unserem Mast" hervorgehen würde. Vgl. übr. Italograeca I, S. 23 f., Anm. 5

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3) Vgl. Curt. Grz. 46, 342, 554. Momms. R. G. I, 16. 22. 138. 4) Italograeca I, S. 14 ff.

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