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die Geschichte der römischen Seefahrt und des römischen Ackerbaus. Umfang und Grenzen des großen Reiches boten Anlaß genug, sich auf der hohen See zu versuchen. Die Weltherrscher waren in Besitz der iberischen, lusitanischen und mauritanischen Küsten, aber die nahe gelegenen Kanarischen Inseln mußte Plinius nach den Aufzeichnungen des Königs Juba beschreiben: römischen Schiffern oder Handelsleuten war es nicht eingefallen, sich so weit zu wagen. Die Insel Hibernia, an der vielleicht schon Pytheas drei Jahrhunderte vor Chr. gelandet war, blieb den Römern wie im Halbnebel zur Seite liegen; sie verbarg sich hinter dem schwierigen Biscayischen Meerbusen und dem stürmischen, klippenreichen irisch-englischen Kanal. Die römischen Schiffe waren und blieben Küstenfahrer, die mit herannahendem Winter die Häfen aufsuchten und die umbrausten Vorgebirge fürchteten. Winde, Wellen und Jahreszeiten wurden mythisch angeschaut: der Schnabel des Schiffes war zierlich und künstlerisch geschnitzt, das Schiff selbst aber unvollkommen konstruiert. Vom Roten Meer ging ein alter lebhafter Handelsverkehr nach Indien, und Strabo erfuhr, daß aus dem dortigen Hafen Moos "Opuos 1) jährlich 120 Schiffe nach diesem Lande ausliefen: aber weder das indische Zahlensystem, noch die Magnetnadel gelangte von dort. in den römischen Westen, der, in den eigenen engen Kreis gebannt, gegen das Neue unempfindlich war und vom Orient nicht, wie später in der Epoche der Araber, Bereicherung und Anregung erfuhr. Nach Nordosten, am Pontus Euxinus, stand es wie am Roten Meer.

1) 16, 769, μùç, Miesmuschel oder Venusmuschel, darum hieß der Ort auch 'Apodiens opuos, eine Seestadt Oberägyptens am gleichnamigen Vorgebirge, s. Mel. 3, 8, 7, jetzt Ruinen beim Dorfe Abuschaar, An. (Arr.) p. mar. Erythr. 1, 19, Strab. 2, 118. 16, 781-17, 815. Ptol. 4, 5, 14. 8, 15, 18. Jub. ap. Plin. 6, 29, 33 (Myoshormos). ·

Die Römer besaßen eine Anzahl befestigter Plätze an den Ufern des Pontus, aber der Handel, der über jene Gegenden ging, lag in den Händen der Asiaten, und die Geographie des Kaspischen Meeres erfuhr keinerlei Fortschritt. Wie ganz anders thätig bewiesen sich dort im Mittelalter die Genuesen, Bürger einer kleinen Stadt, denen nicht, wie dem civis Romanus, die Furcht und das Ansehen des römischen Namens schützend zur Seite stand. Als sie sich in der Krim festgesetzt hatten, da befuhren sie auch mit eigenen Schiffen das Kaspische Meer, und ihre Kaufleute waren zahlreich in Taris in Persien angesessen und so fand sie ein anderer Italiener, der Venetianer Marco Polo, als er dort vorbeikam, um den ganzen ungeheuren Weltteil zu durchziehen und diesen dann, als der Herodot des Mittelalters, zu beschreiben. Zu dem Einen wie zu dem Andern fehlte dem Römer der offene Sinn für die fremde Welt: wo er nicht mehr erobern und die von ihm gechaffenen politischen, socialen, rechtlichen und militärischen Formen in regelmäßigen Linien wie ein festes Mauerwerk hinstellen konnte, da lockte ihn kein Begehr, da war die Luft nicht mehr, in der er atmete und lebte."

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Kapitel II.

Der Handel.

C. Suetoni Tranq. de vita Caesarum lib. III. Tiberius (72):

Sermone Graeco quamquam alioqui promptus et facilis, non tamen usque quaque usus est abstinuitque maxime in senatu; adeo quidem, ut monopolium) nominaturus veniam prius postularet, quod sibi verbo peregrino utendum esset; atque etiam cum in quodam decreto patrum ếuBλqua recitaretur, commutandam censuit vocem, et pro peregrina nostratem requirendam aut si non reperiretur, vel pluribus et per ambitum verborum rem enuntiandam. Militem quoque, Graece testimonium interrogatum, nisi Latine respondere vetuit.

Wir ir haben im vorigen Kapitel gesehen, wie wenig Sinn die Römer ursprünglich für die Schiffahrt besaßen. Der Umstand aber, daß sie die fremde Seemacht, wenn sie ihrer Herr wurden, immer nur zerstörten und nicht auf sich selbst übertrugen, beweist gleichzeitig, daß ihr damaliger Seehandel weder von großem Umfange noch überhaupt von großer Bedeutung war.

1) Den ambitus verborum hat bei der Erklärung dieses μovoTútov übrigens auch das Forcellinische Wörterbuch angewandt: 'monopolium dicitur, cum penes unum aliquem speciei alicuius vendendae potestas est, quod fit, cum unus solus aliquid genus mercis universum emit, ut solus vendat, pretium suo modo statuens: a μóvos, solus, et wéw, vendo.'

Allerdings erzählt uns Livius (21, 63), 1) daß der römische Adel einen Großhandel zur See getrieben hat:

„Q. Claudius tribunus plebis legem tulit adversus senatum, ne quis senator maritimam navem, quae plus quam trecentarum amphorarum esset, haberet. Id satis habitum ad fructus ex agris vectandos; quaestus omnis patribus indecorus visus, res per summam contentionem acta invidia apud nobilitatem suasori legis Flaminio favorem apud plebem peperit."

Dabei ist es höchst interessant, die öffentliche Meinung der alten Römer über den Handel überhaupt zu vernehmen, welche sich am klarsten bei Cicero findet (off. I, 42, 151):

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Mercatura autem, si tenuis est, sordida putanda est; sin magna et copiosa, multa undique adportans multisque sine vanitate impertiens, non est admodum vituperanda, atque etiam, si satiata quaestu vel contenta potius, ut saepe ex alto in portum, ex ipso portu se in agros possessionesque contulit, videtur iure optimo posse laudari."

Das mag denn auch der Grundsatz des alten Cato gewesen sein, wie uns Plutarch (21) erzählt; so strenge er gegen Luxus und Wucher selbst geeifert und gewirkt hat, so steckte er doch wie jeder andere Römer einen Teil seines Vermögens in Viehzucht und Handelsunternehmungen. Aber es war nicht seine Art, geradezu die Gesetze zu verletzen; er hat weder in Staatspachtungen spekuliert, was er als Senator nicht durfte, noch Zinsgeschäfte betrieben. Man thut ihm wohl unrecht, wenn man ihm in letzterer Beziehung eine von seiner Theorie abweichende Praxis vorwirft; das Seedarlehn, mit dem er sich allerdings abgab, war vor dem Gesetz kein verbotener

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Zinsbetrieb und gehörte auch der Sache nach wesentlich zu den Reederei- und Befrachtungsgeschäften. 1)

Handelsbeziehungen waren jedenfalls schon auf den altitalischen Messen unterhalten worden, von welchen die bedeutendste am Soracte im Haine der Feronia abgehalten wurde; diesen ältesten binnenländischen Verkehr, welcher sich mit dem Austausch von Getreide, Vieh, Sklaven, Metallen u. Ähnl. beschäftigte, fanden die ersten phönikischen und griechischen Schiffe in Latium vor. Daraus, daß man längere Zeit die fremden Manufakte fertig kaufte, ehe man sie nachzuahmen begann, besonders aber aus den Anregungen, welche das italische Gewerbe empfing, können wir die Natur der ältesten Einfuhrartikel wenigstens einigermaßen bestimmen. Es muß an anderer Stelle abgehandelt werden, inwieweit die italischen Walker, Färber, Gerber und Töpfer von Griechenland aus oder auch von Phōnikien beeinflußt worden sind. Mit Sicherheit aber kann angenommen werden, daß die Produkte der Goldschmiedekunst erst durch den überseeischen Handel nach Italien gelangt sind, wie dies die ältesten Gräberfunde bestätigen.

Das älteste Italien bezog so gut wie das kaiserliche Rom seine Luxuswaren aus dem Osten, bevor es nach den von dort empfangenen Mustern selbst zu fabricieren versuchte; zum Austausch aber hatte es nichts zu bieten als seine Rohprodukte, also vor allen Dingen sein Kupfer, Silber und Eisen, dann Sklaven und Schiffsbauholz, den Bernstein von der Ostsee und, wenn etwa im Ausland Mißernte eingetreten war, seine Getreide. 2) Aus dieser

1) Momms. R. G. I, 852; vgl. ebend. I, 197. 443 ff. 842, 850. II, 23. 50. 66. 160. 164. 392 ff.

2) Nur in der ältesten Zeit, denn der römische Ackerbau glich der römischen Seefahrt; auch in ihm regte sich kein Trieb der Entwickelung. Die Werkzeuge waren und blieben die durch Überlieferung gegebenen unvollkommenen, die Methoden die hergebrachten, höchstens um neue ebenso unwissenschaftliche vermehrt, die ein

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