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deren Umgebung thaten sich die ersten Garküchen, Schenkstuben und Wirtshäuser auf, freilich mehr für die niedrigste Klasse der Bevölkerung bestimmt 1); aber sicherlich kann es keine Frage sein, daß es an allen Straßen, wo der Reiseverkehr lebhaft war, späterhin in Italien wie in den Provinzen ausreichend Gasthäuser gab.

1) Marqu. Handb. V B. 79 ff. Friedl. Sitteng. II 2, 22 ff.

Kapitel III.

Mafs und Münze.

A.

Das Mals.

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Im ersten Buche seines ersten Bandes der Römischen Geschichte', in dem Maß und Schrift' überschriebenen 14. Kapitel, giebt uns Mommsen (S. 205 f.) folgende Übersicht über die hellenischen Maße in Italien:

„Als der hellenische Handelsmann sich den Weg an die italische Westküste eröffnet hatte, empfanden zwar nicht das Flächen-, aber wohl das Längenmaß, das Gewicht und vor allem das Körpermaß, das heißt diejenigen Bestimmungen, ohne welche Handel und Wandel unmöglich ist, die Folgen des neuen internationalen Verkehrs. Der römische Fuß, der später freilich um ein geringes kleiner war als der griechische, 1) aber damals ihm entweder wirklich noch gleich war oder doch gleich geachtet ward, wurde neben seiner römischen Einteilung in 12/12 auch nach griechischer Art in 4 Hand- (palmus) und 16 Fingerbreiten (digitus) geteilt.

Ferner wurde das römische Gewicht in ein festes Verhältnis zu dem attischen gesetzt, welches in ganz

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Handel und Wandel der Römer: Maß und Münze.

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Sicilien herrschte, nicht aber in Kyme wieder ein bedeutsamer Beweis, daß der latinische Verkehr vorzugsweise nach der Insel sich zog; 4 römische Pfund wurden gleich 3 attischen Minen oder vielmehr das römische Pfund gleich 111⁄2 sicilischen Litren oder Halbminen gesetzt 1).

Das seltsamste und buntscheckigste Bild aber bieten die römischen Körpermaße teils in den Namen, die aus den griechischen entweder durch Verderbnis (amp[h]ora, congius, hemina, cyat[h]us) 2) oder durch Übersetzung (acetabulum von dóßapov) entstanden sind, während umgekehrt έotys Korruption von sextarius ist; teils in den Verhältnissen. Nicht alle, aber die gewöhnlichen Maße sind identisch: für Flüssigkeiten der congius oder chus 3), der sextarius, der cyathus, die beiden letzteren auch für trockene Waren; die römische amphora ist im Wassergewicht dem attischen Talent gleichgesetzt und steht zugleich im festen Verhältnis zu dem griechischen metretes von 3:2, zu dem griechischen medimnos von 2:1.

Für den, der solche Schrift zu lesen versteht, steht in diesen Namen und Zahlen die ganze Regsamkeit und Bedeutung jenes sicilisch-latinischen Verkehrs geschrieben.

1) Vgl. dies. Kap. unter B: Münze.

2) Über congius s. unten; modius aber, welches Mommsen gleichfalls anführt: 'nach μéduvos', ist unbedingt nicht entlehnt. Nach Curtius Grz. 62 u. 234 ist mod-i-us mit mod-us und mod-er-or auf eine Wurzel ma, griechisch uɛd zurückzuführen, dgl. hat Corssen Vok. I, 431 f. denselben Zusammenhang nachgewiesen, worüber denn wie über die sonstigen Belege Vaniček registriert. Vgl. noch Saalfeld, Griech. Lehnw. S. 15 f. und Italograeca I, S. 31, Anm. 2.

3) Xouc, zsgzgn. aus xóos besitzt eine äußerst mannigfache Flexion, indem es teils nach βους dekliniert χούς, χοί, χόες, χουσί, χόας, oder wie von χοεύς nach der s. g. attischen Deklination χοώς, χοᾶ, χοᾶς (letztere Formen gelten für besser attisch), aber χοεί und Xosis oder xons scheint nicht vorzukommen. Vgl. auch Curt. Grz. 204.

Die griechischen Zahlzeichen nahm man nicht auf; wohl aber benutzte der Römer das griechische Alphabet, als ihm dies zukam, um aus den ihm unnützen Zeichen der drei Hauptbuchstaben die Ziffern 50 und 1000 vielleicht auch die Ziffer 100 zu gestalten. In Etrurien scheint man auf ähnlichem Wege wenigstens das Zeichen für 100 gewonnen zu haben. Später setzte sich wie gewöhnlich das Ziffersystem der beiden benachbarten Völker ins Gleiche, indem das römische im wesentlichen in Etrurien angenommen ward.“

So richtig und scharfsinnig obige Bemerkungen nun auch sind, so müssen wir dieselben doch in einem Punkte richtig stellen: congius 1) nämlich kann nimmermehr weder aus xosós noch aus xó entlehnt sein, da es von skr. çaǹkha und gr. xóryos unzertrennbar ist. Doch diese vereinzelte Thatsache erschüttert an obigem Resultate kaum etwas Nennenswertes; der griechische Einfluß bleibt reichlich durch andere Beispiele als ein unumstößliches Faktum erwiesen. Daß congius unzweifelhaft gemeinsames Stammgut ist, hat Vaniček sehr hübsch zusammengestellt (etymol. Wörterb. der lat. Spr., 2. Aufl. S. 66): ,kanka Muschel. skr. çaǹkhá P(etersb.) W(örterb.) VII 33. κόγχη, κόγχους, κογχαίον) * conh-io-s cong-iu-s (muschelförmiges) Maß, Maßkanne, congi-ali-s, -ariu-s."

1) Von der ziemlich reichhaltigen Litteratur über dieses Wort führen wir an: Kuhns Ztschr. XVII 147. 329, 37. XVIII 437; s. auch Corssen oskische Inschriften, Kuhns Ztschr. N. F. II 307: „koiniks yoiv auf dem Gemäßtische oder Eichungstische von Pompeji im Museum zu Neapel, das heißt auf einem steinernen Tische, in dessen Platte die Normalmaße für flüssige und trockene Gegenstände, die in Pompeji gebräuchlich waren, in Form von kreisrunden kesselförmigen Vertiefungen eingelassen sind (C. Mancini, giornale degli scavi di Pompeji n. ser. 1871, p. 144 f. 146 f. 151. 152. tav. n. 1. 2.).“

Ferner Curt. Stud. VII 279. 282. Död. Syn. VI 76; Hdb. 42. Zehetmayr Wb. 96. Weise 20; interessant ist auch die von Schmitz gegebene Tironianische Note (66, 99): C(oni) Gus.

„Ascoli 161. Z. XVII, 329 f. Bopp Gr. I, 25. Corssen II, 189. Curtius Gr. 152. Fick W. I, 56. 433. 545. II, 66. Förstemann Z. III, 53. Graßmann Z. XII, 98. Pott W. III, 111. EF. I, 86. Weise BB. V, 80." 1)

Dagegen ist hemina jedenfalls aus quíva entlehnt; es bezeichnet schon bei Plautus eine Mafsart und findet sich schon häufig bei Cato. Es erscheint in doppelter Bedeutung sowohl als Gemäß des Flüssigen (= 11⁄2 sextarius) 2) als auch des Trockenen (= 16 sextarius oder 0,44 Liter); bei Plautus für Wein, dgl. bei Seneca und Cato, bei Celsus für Salz und Getreide, ganz allgemein bei Persius. Daß dieses Lehnwort sich schon ziemlich zeitig einbürgerte, dürfen wir aus dem Beinamen schließen, den der Geschichtsschreiber Cassius Hemina im Anfang des 7. Jhdts. d. St. führte, von Plinius (13, 84) vetustissimus auctor annalium und (29, 6) ex antiquissimis auctor genannt.

Ferner amphora aus αμφορεύς (für ἀμφιφορεύς), der Weinkrug, ein großes, meist aus Thon verfertigtes Gefäß mit spitz zulaufendem unteren Ende, um es in die Erde oder in die Löcher des abacus stecken zu können, oben mit einem engen Halse und zwei Henkeln zum Tragen, durch einen Kork verschlossen, welcher mit Pech oder Gips versiegelt war. So kommt dieses Wort schon bei Naevius vor; als Maß diente es zunächst für Flüssigkeiten 3) (auch quadrantal genannt) = 2 urnae oder 8 congii oder 48 sextarii, dann aber, wie unser: Tonne, zur Be

1) Auch culleus, Schlauch, Sack (ibid. 314) ist nicht etwa aus xoλεós, zouλeós entlehnt, sondern aus der W. skal, bedecken, aus *cvol-, *cul-ejo, *c-uljo, *cul-lo entstanden zu denken. Was die Schreibung mit 7 anlangt, so haben Fleckeisen in seinen 50 Artikeln (S. 15) und Brambach im Hülfsbüchlein (S. 32) dieselbe endgültig festgestellt. Es bezeichnete dieses somit echt lateinische Wort das größte Maß für Flüssigkeiten, nämlich 20 amphorae.

2) Vgl. unten cotula.

3) Vgl. Becker-Göll, Gallus I, 180. II, 280. III, 399 ff. 424. Saalfeld, Italograeca II.

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