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DR. HERMANN J. MÜLLER,

OBERLEHRER AM FRIEDRICHS WERDERSCHEN GYMNASIUM ZU BERLIN.

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TITI LIVI

AB URBE CONDITA

LIBER XXV.

Inhalt.

Die Ereignisse des Jahres 213 v. Chr., welche weniger bedeutend waren als die des vorhergehenden Jahres, erzählt Livius im Zusammenhange mit den Begebenheiten des J. 214 v. Chr. im 24. Buche. Hierzu giebt derselbe im Anfang des 25. Buches eine Ergänzung und orientiert den Leser zugleich durch eine kurze Recapitulation über den Stand der Angelegenheiten in Italien.

Buch 25 hat es mit dem 7. Jahre des 2. punischen Krieges (212 v. Chr.) zu thun; der Schauplatz der Begebenheiten ist theils in Süditalien, theils auf Sicilien, theils in Spanien.

In Italien tritt die Persönlichkeit Hannibals, welcher in den beiden letzten Jahren zu grösseren Erfolgen keine Gelegenheit gehabt hatte, weil die Römer einem Zusammentreffen mit ihm selbst noch immer auswichen, wieder bedeutsam in den Vordergrund. Gleich anfangs wurde ihm die Stadt Tarent durch Verrath in die Hände gespielt. Da ein Handstreich auf die wohlbefestigte Burg misslang, so schloss er dieselbe mit Wall und Mauer ein und legte vor den Hafen tarentinische Schiffe, welche die Zufuhr zur See verhindern sollten; er selbst zog ab, da er der Ueberzeugung war, die Tarentiner würden, von einer karthagischen Besatzung unterstützt, sich allein gegen die Römer vertheidigen, vielleicht sogar dieselben zur Uebergabe der Burg zwingen können. Er führte sein Heer nach Campanien, wo die beiden Consuln App. Claudius Pulcher und Q. Fulvius Flaccus nach einem Siege des letzteren über Hanno (bei Benevent) das abtrünnige Capua zu belagern angefangen hatten. Der Proconsul Ti. Sempronius Gracchus, welcher zu demselben Zwecke aus Lucanien herbeigerufen worden war, wurde zwar auf dem Marsche ermordet, sein Heer aber traf gerade in dem Augenblicke im capuanischen Gebiete ein, als Hannibal mit den Römern ein Treffen begonnen hatte, welches für die Punier einen günstigen Ausgang versprach. Der Kampf wurde ohne Entscheidung abgebrochen; jedoch war der Verlust der Römer nicht gering, und schon vorher hatten dieselben in einem Ausfallgefecht eine empfindliche Schlappe durch die Capuaner erlitten (sie verloren damals 1500 Mann). Durch die Nähe Hannibals beunruhigt sahen sich daher die Consuln veranlasst, die Belagerung Capuas zur Zeit aufzugeben. Hannibal brach ebenfalls auf und marschierte nach dem

Tit. Liv. B. 25.

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Süden, wo er alsbald zwei namhafte Erfolge erringen sollte. Ein etwa 16000 Mann starkes römisches Heer unter dem Commando des M. Centenius wurde in Lucanien fast vollständig aufgerieben, und der Praetor Cn. Fulvius Flaccus erlitt in der Schlacht bei Herdonea (in Apulien) eine so furchtbare Niederlage, dass von 22000 Mann nicht mehr als 2000, wie Livius angiebt, mit dem Leben davonkamen. Entmuthigt durch solche Verluste desertierte der grössere Theil der Mannschaften des ermordeten Proconsuls Gracchus, nämlich die Sklaven, welche nach der Schlacht bei Cannae zum Kriegsdienste herangezogen und nach der siegreichen ersten Schlacht bei Benevent (214 v. Chr.) mit der Freiheit beschenkt worden waren. Während darauf Hannibal sich gegen die Küstenstädte Tarent und Brundisium wandte, begannen die beiden Consuln in Verbindung mit dem Praetor C. Claudius Nero die Belagerung Capuas mit grossem Nachdruck von neuem.

Auf Sicilien wurde inzwischen die Belagerung von Syrakus zu Ende geführt. Alle Angriffe der Römer zu Wasser und zu Lande hatte zwei Jahre lang der grosse Archimedes mit seinen kunstreichen Maschinen wirkungslos gemacht; jetzt aber war es gelungen, die Zufuhr auf der Seeseite wenn auch nicht ganz aufzuheben, so doch wesentlich zu behindern, so dass, da die Communication zu Lande längst abgeschnitten war, die Lebensmittel in Syrakus sehr knapp wurden. Trotzdem wäre die Eroberung der Stadt vielleicht nie geglückt, wenn die Syrakusaner nicht allmählich sorglos und im Wachtdienst nachlässig geworden wären. Nur dadurch gelang es dem Proconsul M. Claudius Marcellus, bei Gelegenheit eines Festes der Diana sich eines Thurmes und eines Theils der nördlichen Stadtmauer zu bemächtigen und, nachdem das sechsfache Thor erbrochen war, sich mit ganzer Macht in dem Epipolae benannten Stadttheil festzusetzen. Von hier aus drangen die Römer langsam vor: zuerst besetzten sie Tycha und Neapolis, alsdann das Castell Euryalus; endlich wurde ihnen auch Ortygia durch Verrath in die Hände gespielt. Hierdurch sahen sich die Syrakusaner gezwungen, den übrig bleibenden Theil Achradina, über welchen zuletzt die alles terrorisierenden Ueberläufer und Miethssoldaten die Macht gehabt hatten, dem Marcellus auf Gnade und Ungnade zu übergeben. Die Stadt wurde geplündert, viele Einwohner, unter ihnen Archimedes, fanden ihren Tod, ein grosser Theil der Kunstschätze, so weit dieselben verschont geblieben waren, wurde nach Rom gebracht.

Mit der Einnahme von Syrakus war der Krieg auf Sicilien keineswegs beendet. Die Punier hielten sich z. B. in Agrigent; ja sie wagten es sogar, im Vertrauen auf den ihnen vom Hannibal gesandten tüchtigen Feldherrn Muttines mit dem gegen sie heranrückenden Marcellus in offener Feldschlacht zu kämpfen. Und der Zusammenstoss war für die Römer ungünstig; in einem zweiten Treffen jedoch, welches in Muttines' Abwesenheit geliefert wurde, blieben die Römer, unterstützt durch den Verrath der wankelmüthigen Numidier, siegreich und trieben die Feinde in die Stadt zurück.

In Spanien endlich operierten die Römer besonders unglücklich. Nachdem sich die beiden Brüder P. und Cn. Cornelius Scipio unvorsichtiger Weise von einander getrennt hatten, gelang es den Puniern, die beiden Heerhaufen gesondert zu schlagen und den Römern die empfindlichsten Verluste beizubringen. Beide Scipionen verloren das Leben. Zwar errang L. Marcius Septimus, ein römischer Ritter, mit den vereinigten Ueberresten der beiden Heere einige Vortheile über die Gegner; gleichwohl schien die römische Herrschaft in Spanien am Ende des J. 212 v. Chr. völlig verloren.

Dum haec in Africa atque in Hispania geruntur, Hannibal 1 in agro Sallentino aestatem consumpsit spe per proditionem urbis Tarentinorum potiundae. ipsorum interim Sallentinorum ignobiles urbes ad eum defecerunt. eodem tempore in Brittiis 2 ex duodecim populis, qui anno priore ad Poenos desciverant, Consentini et Tauriani in fidem populi Romani redierunt; et 3 plures redissent, ni T. Pomponius Veientanus, praefectus socium, prosperis aliquot populationibus in agro Bruttio iusti ducis speciem nactus tumultuario exercitu coacto cum Hannone conflixisset. magna ibi vis hominum, sed inconditae turbae 4 agrestium servorumque, caesa aut capta est. minimum iacturae fuit, quod praefectus inter ceteros est captus, et tum temerariae pugnae auctor et ante publicanus omnibus malis artibus et rei publicae et societatibus infidus damnosusque. Sempro- 5 nius consul in Lucanis multa proelia parva, haud ullum dignum memoratu fecit et ignobilia oppida Lucanorum aliquot expugnavit.

1, 1-5. Ereignisse in Unteritalien.

1. 2. Brittiis] eine andere Schreibweise statt des gewöhnlicheren Bruttiis; griechisch heisst die Völkerschaft Βρέττιοι.

anno

ex duodecim populis pr.] anno priore ist eine Ungenauigkeit, die sich daraus erklärt, dass L. im Anfang des vorhergehenden 24. Buches einige noch in das Jahr 215 v. Chr. gehörende Ereignisse erzählt, welche sich in Bruttium abgespielt haben. Thatsächlich ergaben sich die Br. schon 216 dem Hannibal; die letzten Städte, wie Petelia und Consentia, schlossen sich ihm 215 an: in dieses Jahr also gehört der Abfall der duodecim populi. Von letzteren ist sonst nichts bekannt, vermuthlich sind es die Gemeinden gewesen, welche am längsten den Römern treu blieben, darunter neben den zwei genannten auch Taurianum.

3. praefectus socium] derselbe war in den meisten Fällen ein Römer, was hier bei dem Pomponius schon daraus hervorgeht, dass er publicanus war. Die einzelnen Cohorten dagegen hatten einheimische Befehlshaber; s. 14, 4.

iusti ducis] eines 'richtigen' F. (wie 24, 14, 4 ad exemplum iusti

militis), eines imperator missus ab senatu populoque, wie es 40, 12 heisst; vgl. 6, 14. 36, 4. 38, 16. 40, 11.

tumultuario ex. coacto] 'nachdem er in Unordnung und Hast ein Heer zusammengerafft hatte', bei dessen Aushebung alles überstürzt und mehr auf die Menge als auf die Tauglichkeit der Leute gesehen war. Denselben Sinn hätte tumultuario exercitu gehabt, wie 1, 37, 6 iere obviam Sabini tumultuario milite.

4. sed] aber nur', eine abschwächende Ergänzung des Vorhergehenden, die mit minimum iacturae fuit noch weiter fortgesetzt wird.

turbae] hat sich als Apposition an hominum angeschlossen, während, dem vis h. entsprechend, incondita turba erwartet wird.

malis artibus] einen Einblick in die nichtswürdige Gaunerei dieser publicani, besonders bei Lieferungen für die Armee, gewährt der Process des Postumius 3, 8 f.

societatibus] die Genossenschaften, zu denen er gehörte, betrog er eben so, wie (mit jenen zusammen) den Staat. Zu grösseren Lieferungen für den Staat pflegten sich mehrere Capitalisten zu vereinigen.

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