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M. TULLII CICERONIS

DE ORATORE

LIBRI TRES.

ERKLÆRT

VON

(veory)

DR. GUSTAV SOROF,

DIRECTOR DES KÖNIGLICHEN PÄDAGÓGIUMS, ZU PUTBUS.

ERSTER BAND.

BUCH I.

BERLIN,

WEIDMANNSCHE BUCHHANDLUNG.

1875.

Lc 39.305.

DEC 24 1880

Caliebury fund.

HARVARD
COLLEGE

LIBRARY

611-671

VORREDE.

Nicht ohne Bedenken übergebe ich der Oeffentlichkeit diese Ausgabe, auf welche das horazische nonum prematur in annum in vollem Masse Anwendung findet, während eine kürzere Frist ihr vielleicht förderlicher gewesen wäre. Als mir vor länger als einem Decennium von der verdienstvollen Verlagsbuchhandlung der Antrag gemacht wurde, die Bearbeitung dieser Schrift für ihre Sammlung von Schulausgaben zu übernehmen, befand ich mich in einer Stellung, in welcher ich lediglich der Unterweisung meiner Schüler und wissenschaftlichen Studien leben konnte, und ich kam jener Aufforderung um so bereitwilliger nach, als ich in der freundschaftlichen Unterstützung K. Halms und anderer Gelehrten Ermuthigung und Anregung fand. Aber mitten aus der mit vieler Lust begonnenen Vorbereitung bin ich herausgerissen worden, als ich in einen Wirkungskreis verpflanzt wurde, welcher eine ganze Manneskraft in Anspruch nimmt und zwar des Interessanten mancherlei bietet, aber von der Wissenschaft oft weitab führt, so dass mir nicht nur eine remissio, sondern mehr als einmal eine nicht bloss nach Monaten zu messende vollständige intermissio studiorum aufgenöthigt worden ist. Einigen Ersatz für diesen Mangel gewährte mir jedoch der Umstand, dass ich auch hier Gelegenheit gefunden habe, die so wie kaum eine zweite Schrift Cicero's zur Klassenlectüre geeigneten Bücher de oratore mit meinen Primanern wiederholt ganz durchzulesen, so dass ich wenigstens die Bedürfnisse der Schüler ziemlich genau kennen lernen konnte. Ich hoffe, dass diese von mir gemachten Erfahrungen nicht ohne Nutzen für die vorliegende Ausgabe geblieben sind. Insbesondere ist es ihnen zuzuschreiben, dass ich der Betrachtung des stilistischen Elements, zu welcher grade

diese Schrift die fruchtbarste Anregung bietet, einen etwas weiteren Raum als Piderit in seiner Ausgabe gewährt habe. Dass dabei die einschlägigen Werke unserer Stilistiker mannigfach benützt worden sind, wird jedermann begreiflich finden und lediglich als die Erfüllung einer unabweislichen Pflicht ansehen. Gleichwohl bin ich schon durch den Umfang der ganzen mir gestellten Aufgabe zu masswoller Selbstbeschränkung in dieser Beziehung genöthigt gewesen, und ich habe mir oft mit Andeutungen genügen lassen müssen, welche zu weiteren selbständigen Beobachtungen anregen sollen. Vielleicht können dieselben auch noch anderen Lesern als Primanern nützlich werden; wenigstens schliessen meine Erfahrungen diese Möglichkeit nicht aus. In der Kritik habe ich ungefähr den Mittelweg zwischen Piderit und Kayser eingehalten und manche früher von mir selbst ausgesprochene Ansicht *) verlassen, da das dies diem docet natürlich auch auf mich Anwendung findet; namentlich habe ich an mir die Bemerkung gemacht, dass eine fortgesetzte Beschäftigung mit Cicero's Schriften zu einer immer vorsichtigeren und conservativeren Handhabung der Kritik führt. Ueber die Beschaffenheit der kritischen Hülfsmittel habe ich mich am Schluss der Einleitung geäussert, und über die von mir angewendete Methode hinsichtlich der Gestaltung des Textes wird der einem jeden Buche hinzugefügte kritische Anhang Auskunft geben. Das dritte wird mit einem Wort- und Sachregister schliessen, welches sich auf alle in dem Commentar der drei Bücher enthaltenen Bemerkungen beziehen wird. Ich erwähne dabei, dass durch den von der Verlagsbuchhandlung gefassten Beschluss, die drei Bücher in getrennten Bändchen erscheinen zu lassen, einige Wiederholungen veranlasst worden sind, welche indess kaum bemerkt werden dürften.

Die früheren Ausgaben und die mir bekannt gewordenen in Zeitschriften, Programmen und anderen Gelegenheitsschriften enthaltenen Bemerkungen zu den Büchern de oratore habe ich nach besten Kräften, aber niemals ohne gewissenhafte Prüfung benützt. Ich hoffe, dass man die Beweise dafür in meiner Arbeit nicht vermissen wird. Andrerseits befürchte ich nicht, dass man es mir zum Vorwurf machen wird, dass ich mich an meine unmittelbaren Vorgänger ebenso angeschlossen habe, als diese auf

*) Vgl. Philologus Bd. 21 (1864) S. 654 ff.: De Ciceronis librorum, qui sunt de oratore, editionibus novissimis, und Vindiciae Tullianae, Progr. des Gymn. zu Potsdam, 1866.

den Schultern der früheren Herausgeber stehen. Dass ich es nicht immer habe thun können, werden die Abweichungen beweisen, zu denen ich mich veranlasst gesehen habe. Uebrigens ist es mir nicht zweifelhaft, dass mir manches Wissenswerthe entgangen ist, wie es in meiner insularen Abgeschiedenheit leicht geschehen konnte, und ich werde für jede Erinnerung ebenso dankbar sein, wie ich es für die von meinen Vorgängern empfangene Belehrung schon bin. So z. B. bedaure ich, dass ich mich bei den Worten I. 3, 10: studuisse ei scientiae nicht an die Bemerkung Adler's in seinem Programm, Halle 1869, S. 6, erinnert habe, wonach ei scientiae gleich eius rei scientiae ist, vgl. II. 9, 37: ea ratio atque doctrina; 12, 53: Hanc similitudinem u. a., so dass die Anmerkungen zu I. 3, 7 und 41, 186 modificirt werden müssen. Auch hätte ich zu I. 32, 146 bemerken sollen, dassdie schon früher von mir vermuthete und jetzt aufgenommene Lesart collegisse statt id egisse auch von ihm gefunden worden ist. Endlich muss ich noch wegen des auf S. 10 stehen gebliebenen Druckfehlers, wo die letzte Textzeile nos redundarent in § 3 gehört und obenan stehen sollte, um freundliche Nachsicht bitten.

Das zweite Buch dieser Schrift, welches schon zum grösseren Theile gedruckt ist, wird bald nachfolgen und das dritte noch vor Michaelis d. J. erscheinen können.

Putbus auf Rügen, den 11. Februar 1875.

Gustav Sorof.

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