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I. Die Heilkräfte der Teplitzer Bäder im

Allgemeinen.

Das as Teplitzer Bad verdient, so wie jede äussere Potenz, durch deren geregelten und bestimmten Einfluss auf den kranken Organismus der Uibergang der Krankheit in Gesundheit wahrhaft vermittelt wird, den Namen eines Heilmittels.

Seine Kraft ist daher, so wie die eines jeden Arzneikörpers, auf doppeltem Wege zu erforschen, und zwar: durch Schlüsse nach chemischer Analogie, und durch vielfältige Beobachtung seiner Wirkung am menschlichen Organismus.

A. Schlüsse nach chemischer Analogie.

Wenn wir zu diesem Zwecke die Resultate der Analysen betrachten, so sehen wir, dass in allen Teplitzer Quellen der vorwaltende feste Bestandtheil das kohlensauere Natron sei, und dass alle übrigen erdigen und metallischen Salze, so wie der Gehalt an Jod, Kieselerde und Extraktivstoff sich in sehr untergeordneten Verhältnissen vorfinden. Unter den Gasarten unserer Thermen erscheint nur das Azot in beträchtlicher Menge, die Kohlensäuere und der Sauerstoff hingegen bloss in sehr geringer Quantität.

Obgleich Teplitz zu den an ponderablen Stoffen armen Quellen gehört und der geringe Gehalt an Salzen und Metalloxyden seine so grosse pharmakodynamische Wirksamkeit nicht allein zu bedingen vermag, so kann doch jenen ein bedeutender Antheil am Heilerfolge keineswegs abgesprochen werden.

Das in der Mischung überwiegende Natroncarbonat hat zwar nicht die drastisch lösende Kraft eines

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purgirenden Salzes, ist aber dafür um so eher im Stande, eine tiefgehende Veränderung in der krankhaften Plastik der thierischen Materie auf eine milde Weise zu bewirken. Wird dieses Alkali in der Form des Bades dem Körper geboten, so treffen seine Wirkungen zunächst die Haut, und realisiren sich daselbst am stärksten *). Es erregt und belebt nämlich dieses Gebilde, beschleunigt daselbst gelinde den Verflüssigungsprozess theils durch vermehrte Secretion, theils durch Lösung der Stockungen und Beförderung der Resorption, und bewerkstelligt so eine gründliche Umstimmung in der Metamorphose dieses Organs. Indem es aufgesogen wird, so folgt diese bezeichnete verflüssigende Wirkung mehr den lymphatischen Gefässen, so dass sie durch den ganzen Organismus hindurch stets vorzugsweise im vegetativen Leben hervortritt, und auf diese Art die Blutbereitung und übrigen assimilativen Prozesse offenbar weniger antastet, als es beim inneren Gebrauche der Fall ist. Am stärksten zeigt sich daher diese Wirkung im Lymphsystem, in den Drüsen und den membranösen Gebilden, vorzüglich in den serösen und fibrösen Häuten, indem daselbst durch Verdünnung der Sekrete und Bethätigung des Resorptionsgeschäftes nicht nur wässerige Exsudate, sondern auch festere Ablagerungen gelöst und aufgesaugt werden. Es ist ferner die rein chemische Nebenwirkung des Alkali nicht unwahrscheinlich, vermittelst welcher es anorganische Concretionen affizirt, besonders wenn diese faser-, eyweissstoffiger oder harnstoffsaurer Natur sind, und noch keine beträchtliche Grösse erreicht haben.

*) Es ist keineswegs anzunehmen, dass das Natrum bei der Aufsaugung durch die Haut eine Veränderung seiner Natur erleide, indem vielmehr Magendie, Stevens, Re di und Mangili dargethan haben, dass ehér bei der Resorption im Darmkanal durch den vorher erfolgenden Durchgang durch die Pfortader und Leber eine solche Modifikation statt finden müsse..

Zuletzt erfahren die Nieren die erregende Wirkung, was sich in der vermehrten Diuresis zu erkennen gibt.

Diese verflüssigende, schmelzende Kraft des kohlensaueren Natrons, welche von dem, wenn auch sehr unbedeutenden, Antheil lösender Salze noch unterstützt wird, erhält durch den gleichzeitigen Eis engehalt eine gewisse Beschränkung.

Das kohlensauere Eisen nämlich, das hier dem Alkali in so geringer Menge sich gesellt, wird durch letzteres in seiner adstringirenden Wirkung gemildert, und verleiht bloss der Mischung eine gelind reizende, belebende Würze, und in dieser Verbindung der lösenden, schmelzenden Eigenschaft mit belebender, stärkender Kraft suchte Hufeland den grossen Werth und die eigenthümliche Charakteristik unserer Thermen, wesshalb er sie vorzugsweise in Stockungen atonischer Art empfiehlt, wo die gewöhnlichen Eisenwässer die krankhafte Materie noch mehr befestigen, die bloss auflösenden Laugenwässer hingegen die Schwäche noch vermehren würden.

Endlich dürfte unter den fixen Bestandtheilen unserer Quellen das vom Prof. Ficinus kürzlich entdeckte Jo d für den Organismus nicht ohne Bedeutung seyn, indem es bekannt ist, dass dieser Arzneikörper, selbst bei seiner grössten Verdünnung, noch immer ein mächtiges Reiz- und Erregungsmittel für das Drüsensystem und die resorbirenden Gefässe bleibe, und sich vorzüglich bei seiner äusseren Anwendung in scrophulösen Stockungen so wirksam beweise.

Unter den in unseren Wässern enthaltenen flüchtigen Stoffen ist es das Stickgas (Azot), dem man in neuerer Zeit einen grossen therapeutischen Werth beilegte. Der geniale Harless war der erste, der in dem Stickgase die grosse Wirksamkeit unserer Heilquellen suchte. Es möge mir erlaubt seyn, einige Stellen

aus seiner interessanten Abhandlung aphoristisch mitzutheilen *).

"Dass das Stickgas in den Mineralwässern kein gleichgiltiger und unbedeutender Bestandtheil seyn könne, dass es vielmehr einen wesentlichen Antheil an ihren Heilkräften haben müsse, ja dass vermuthlich eben vou ihm gewisse ausgezeichnete Wirkungen ausgehen, welche einzelne Thermen auf das Hirn- und Nervensystem, namentlich auf die Verminderung einer übergrossen und schmerzhaften Sensibilität und krampfhaften Reizbarkeit nicht nur in den Nerven und Ganglien selbst, sondern durch diese auch in dem Gebiet der absondernden und fibrösen Häute der Muskelscheiden, Aponeurosen und der Gelenkskapseln in ausgezeichnet beruhigender und schmerzstillender Weise zu äussern vermögen, lässt sich aus der allgemeinen Einwirkungsart dieses Gases auf den menschlichen Organismus mit grösster Wahrscheinlichkeit schliessen. Das Stickgas gehört bekanntlich an sich zu den irrespirablen und todtbringenden Gasarten. So lange jedoch das Quantum noch nicht gross genug ist, um die individuelle Lebenskraft der Lungen und des Herzens, wie die des Hirns zu vernichten, wirkt es selbst im Anzug dieser Auflösung und Paralysirung ungemein beruhigend, als Nerven schmeichel, ja gewissermassen Wollust erregend."

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„Diese Wirkungen besitzt das Stickgas selbst noch auf derjenigen Stufe von Mischung mit einem Theil von Sauerstoff, welche unter dem Namen des oxydirten Stickgases bekannt ist."

Im Allgemeinen verhält sich somit das Stickgas in seinen Wirkungen auf den menschlichen Körper als

*) Wahrnehmungen an den Heilquellen zu Teplitz, insbesondere über das Stickgas in denselben. (Von Dr. C. F. Harless, geh. Hofrath und Professor zu Bonn.) Hamm. 1824.

ein Narcoticum et Anodynum potentissimum; ja es ist höchst wahrscheinlich in einer gewissen, auf verschiedenen Combinationsstufen verschiedentlich modifizirten Verbindung mit dem Wasserstoff, das wahre und eigentliche Princip der Narcosis, und daher das vorherrschende und die vis narcotica et anodyna zunächst bestimmende aller Narcoticorum. Das Mehr oder Weniger der Beimischung von Kohlenstoff und selbst von Sauerstoff bedingt und bewirkt nur eine entsprechende Modification der narkotischen Wirkungsweise."

„Ein höchst sprechender Grund, der mir das Vorhandenseyn des Stickgases in den Teplitzer Wässern sehr wahrscheinlich machte, war die Art der Einwirkung dieser Quelle, da wo sie noch stark an ihrem Gasgehalte ist, und wo das Gas in grösserer Menge oder Entbundenheit ausströmt, auf den menschlichen Organismus, und insbesondere auf das Hirnund Nervensystem. Es ist dieses, wie ich mich schon bei den ersten Bädern, die ich nahm, überzeugte, nicht die Wirkung des reinen kohlensaueren Gases oder auch eines solchen gemischten, in welchem das letztere jedoch vorschlägt. Es ist vielmehr jene dem Stickgas und seinen nächsten Abstufungen eigene narkotisch einschläfernde, nicht berauschende, nur mit dem augenblicklichen Gefühl einer gewissen Erschlaffung, Stumpfwerdung der Sensationen des Hirn- und Nervensystems (einer Remissio virium cerebralium, die im gelinderen Grad als sopitio, in höherem als narcosis und torpor paralyticus erscheint) verbundene Einwirkung, welche am schnellsten und stärksten dann entsteht, wenn man den Hahn einer Leitungsröhre, die das Wasser ganz in der Nähe eines Quillortes aufnimmt, schnell und ganz öffnet und sich mit Mund und Nase der Oeffnung, aus der nun das Wasser ausströmt, eine oder einige Minuten nähert. So oft ich dieses in den ersten Zeiten that, wurde ich jedesmal schwindlich und angstvoll beklom

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