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men, so dass ich schnell für eine Minute aus dem Bade steigen musste, ohne im mindesten jenen berauschendbetäubenden Eindruck zu spüren, den das kohlensauere Gas beim Einathmen macht. Diese schnelle und

schwindliche Eingenommenheit des Kopfes ging bald wieder vorüber, und löste sich in ein gewisses Gefühl von behaglicher Ermüdung auf. Nie entstand diese narkotische Wirkung, wenn ich die Hähne nicht öffnete, und den Mund nicht nahe an ihre Oeffnung brachte. Doch will ich nicht bergen, dass die Einwirkung der ersten beiden Bäder, deren Temperatur auch etwas zu hoch gewesen seyn mochte, auch bei geschlossenen Hähnen in einigem Grade jener narkotischen nahe kam."

„Die so ausgezeichneten Heilwirkungen, welche die Teplitzer Quellen, bei ihrem verhältnissmässig so geringen Gehalte an festen Bestandtheilen, in jedem Jahre an einer so grossen Menschenzahl äussern, und der Charakter der Krankheiten, gegen welche sie vorzugsweise heilkräftig wirken, sind ein fernerer Grund, der meine Vermuthung von ihrem Reichthum an Stickgas vorhinein bestärkte. Es ist längst bekannte Thatsache, dass es vorzüglich Krankheiten mit dem Charakter eines schmerz- und krampfhaften Erethismus, sowohl im Nervensystem des Rumpfes und der Gliedmassen, als in dem System der serösen und fibrösen Häute (der Gelenkbänder, Aponeurosen und der gesammten äussern Haut) sind, gegen welche Teplitz eines der Hauptheilmittel, vielleicht nebst den Bädern von Gastein und Leuk das mächtigste ist. Die schmerzhafte Gicht mit grosser Reizbarkeit und mit grösserer Anlage zur Entzündlichkeit (nicht die atonische reizloser, ödematöser Individuen), der fixe, schmerzhafte, erethische Rheumatismus, das gichtische Krampfasthm a, der im Anfang begriffene gichtische Herzkrampf (angina pectoris), chronische Krämpfe des Brust- und Bauchnervensystems,

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wirklicher Hysterismus spasticus, krampfhafte Darm- und sogenannte Nierenkolik, spastische Dysurie und Harnverhaltung bei Calculosis etc., lähmungsartige Krämpfe der Extremitäten, die von Reizungen des Rückenmarks und seiner Ganglien ausgehen dieses sind die Krankheiten, in welchen Teplitz am heilsamsten wirkt. Und eben dieses sind die Krankheiten, gegen welche die Kunst des Arztes mit stickstoffhaltigen Arzneien, mit Opium, Hyosciamus, Rhododendron, Blausäuere, Belladonna etc., in schicklicher Verbindung mit anderen, am erfolgreichsten zu Felde zieht. Eben aus jenem Wirkungscharakter erklärt es sich auch, warum Teplitz nicht wohl thun könne, vielmehr schaden müsse, wo entweder die Nerven- und Gefässschwäche schon allzugross, eine asthenische Cachexie schon allzuweit vorgeschritten ist oder wo materielle Hemmungen der freien Wechselwirkung zwischen sensiblen und irritablen Organen, zwischen Hirn- und Abdominalnervensystem, und zwischen diesem und dem Ernährungssystem im Wege stehen."

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„Ich halte es fast für gewiss, dass es auch das Stickgas sei, durch welches Teplitz auf eine kranke, reizbare, zu entzündlich- tuberkulösen Stockungen hinneigende Lunge vorzüglich wohlthuend wirkt, weshalb es auch von solchen Brustschwachen sehr gut vertragen wird." So weit Harless!

Der verdiente Balneolog Reuss theilte diese Ansicht ganz, indem auch er glaubte, dass Teplitz seine grösste Wirksamkeit dem Stickstoffe zu danken habe.

Meinestheils will ich zwar nicht völlig in Abrede stellen, dass der Azotgehalt einen reizmindernden, beruhigenden, schmerz- und krampfstillenden Einfluss auf die Nervensphäre übe, will auch zugeben, dass er auf erethisch gereizte Lungen calmirend wirke, doch bin ich der Meinung, dass man viel zu grossen Werth auf die Narcosis dieses Gases gelegt habe. Ich mag der spe

zifischen Heilkraft unserer Thermen nicht nahe treten, und wage es nicht, der Autorität eines Harless zu widersprechen, allein ich glaube, dass solcher bei seinen Beobachtungen die sopirende, schmerz- und krampfberuhigende Eigenschaft des gemeinen lauen Wasserbades viel zu wenig gewürdigt hat, da er doch, wie er selbst sagt, seine Versuche bei 27-29° R. (also unter der Blutwärme) anstellte, wobei die Frequenz seines Pulses um 8-12 Schläge abnahm *). Es müsste sich nach seiner Hypothese diese narkotische Eigenschaft bei allen Temperaturgraden offenbaren, indess die Erfahrung so vielfältig lehrt, dass in unsern heissen Bädern (über der Blutwärme) alle schmerz- und krampfhaften Affektionen momentan noch mehr aufgeregt und verschlimmert werden. Dass der geehrte Beobachter, so oft er den Hahn der Leitungsröhre (wo der Wasserstrahl mit 37° hervorquillt) ganz öffnete und sich demselben mehrere Minuten lang mit Mund und Nase näherte, jedesmal schwindlich und beklommen wurde, dürfte wohl weniger dem narkotischen Gase, als der starken Dampfentwicklung zuzuschreiben seyn, was durch seine eigene Bemerkung, dass die Einwirkung einiger Bäder, deren Temperatur zu hoch gewesen, auch bei geschlossenen Hähnen der narkotischen nahe kam, noch bekräftigt wird.

Uibrigens sehen wir auch nicht, dass jene calmirende Eigenschaft bei den stickstoffhaltigen Quellen überhaupt mit dem quantitativen Gasgehalte in irgend einem Verhältnisse stehe, und das in verwandten Thermen, denen das Stickgas fehlt, etwas vermisst werde, was auf diesen fehlenden wirksamen Bestandtheil hindeuten sollte.

Wenn wir daher die Heilkräfte der Teplitzer Quelle durch Schlüsse nach chemischer Analogie

*) S. Seite 15 der angeführten Schrift.

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zu

bezeichnen wollen, so glaube ich solche als eine schwach salinisch-alkalische Therme betrachten müssen, wo das beigemischte Azot nur eine untergeordnete Rolle spielt.

Es hat sich in neuerer Zeit, namentlich bei Jenen, die den Werth einer Quelle nach dem Reichthume an materiellen Stoffen schätzen, der Zweifel erhoben, ob der Gehalt an fixen Bestandtheilen in unseren Thermen bei der Beurtheilung ihrer Wirksamkeit gar in Betracht zu ziehen sey.

Zwar lässt sich der Vorwurf einer grossen Stoffarmuth von unseren Quellen nicht abwenden, allein es sind gewiss keine unwirksamen Bestandtheile, die aus der Abdampfung hervorgehen. Sollte nicht vielleicht gerade in dieser unbedeutenden Stoffmenge bei jenen veralteten und eingewurzelten Krankheitsfällen, wo es sich darum handelt, auf eine sanfte, sturmlose und allmälige Weise tief in die organische Krasis einzudringen, ein grosser und eigenthümlicher Vortheil unserer Quellen liegen? Können wir nicht oft in der Therapie, ohne uns zu der homöopathischen Sekte zu bekennen, auch a minimis maxima mit gutem Grunde erwarten?

Auch ist hierbei keineswegs zu übersehen, dass in unseren Bädern die, wenn auch geringe, Quantität der festen Bestandtheile jeden Augenblick durch den ununterbrochenen Zu- und Abfluss des Badewassers sich erneuere, so dass durch den immerwährenden Austausch in einem bestimmten Zeitraume eine weit grössere Stoffmasse mit der Haut in Berührung kömmt.

Man kann nicht läugnen, dass die Bestandtheile eines Mineralwassers weit weniger bei dem äusserlichen Gebrauche hervortreten, als bei dem innerlichen. Schon der verschiedene Bau der Organe Darmkanals und der Haut deutet darauf hin, dass bei der Wirkung der Bäder der Einfluss der fixen

des

Stoffe sehr zurücktrete. Demohngeachtet ist jedoch die Aufsaugung des Thermalwassers während des Bades sehr bedeutend *). Nach Marcard beträgt die Menge des in einem lauen Bade eingesaugten Wassers in einer Stunde 4 Pf. Dieses Resorptionsvermögen wird bei Mineralquellen, wo die einsaugenden Gefässe zu einer erhöhten Thätigkeit gereizt werden, um so energischer. Uibrigens richtet sich die Quantität des durch die Haut in die Säftemasse aufgenommenen Badewassers nach der Temperatur des letzteren. So wird im lauen Bade weit mehr resorbirt als im heissen, wesshalb man auch jenes vorzugsweise in Anwendung bringt, wo man auf die Einführung der in der Quelle enthaltenen Heilstoffe durch die Haut in den Organismus besonderen Werth legt. Ebenso hängt der Grad der Resorption theils von der durch Alter und Krankheit des Individuums manigfach modifizirten Aufsaugungsfähigkeit der Haut, theils von der Tageszeit und der Dauer des Bades ab. In Bezug der Letzteren ist

*) Es wurde das Aufsaugungsvermögen der Haut von einigen neueren verdienstvollen Physiologen sehr in Zweifel gezogen, indem sie behaupteten, die Resorption könne nur dann statt finden, wenn die Materie unter der Epidermis abgelagert wird, oder diese zu zerstören und die Mündungen der resorbirenden Gefässe blosszulegen vermag. Das Oberhäutchen ist zwar in der That ein Hinderniss, dessen sich die Natur bedient, um die aufsaugende Kraft der Haut zu beschränken, allein wer könnte desshalb die völlige Möglichkeit der Hautaufsaugung läugnen, wenn man sieht, wie auffallend die Wirkungen vieler äusserlich angewandter Heilmittel im Organismus hervortreten, und wie viele Contagien durch die Haut in den Körper gelangen. Schon die Gewichtszunahme des Körpers nach dem Bade, die Quantitätsverminderung des Badewassers, die Abnahme des Durstes und die Vermehrung der Urinsekretion sind hinlänglich sprechende Beweise. Doch nicht nur die Imbibition des Wassers, sondern auch der im Wasserbade aufgelösten festen Bestandtheile, namentlich des Natrums, ist chemisch im Blute und im Urin nachgewiesen.

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