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Bevor ich jedoch das Bild der Wirkungen aufstelle, so muss ich nachdrücklich bemerken, dass ich es keineswegs in allen seinen Modificationen, die durch den verschiedenen Temperatur grad begründet werden, zu erschöpfen beabsichtige. Es würde dadurch theils in seinen Charakterzügen an Klarheit verlieren, theils zu vielfachen Wiederholungen Anlass geben, indem ich dem mächtigen Einflusse der Badetemperatur, welche bei der praktischen Anwendung die erste Rolle spielt, einen eigenen Abschnitt widme. Ich werde daher nur die primären und secundären Wirkungen bei der in Teplitz gebräuchlichsten Badewärme von 28 bis inclusive 30o Rr. (der mittleren Temperatur des Menschen) bezeichnen, und mich bloss mit kurzer Angabe der wichtigsten Differenzen höherer und niedererer Grade begnügen. Ebenso erleiden auch die sub- und objectiven organischen Erscheinungen theils durch die individuelle Constitution, theils durch die Krankheit selbst, theils endlich durch die Gebrauchsart des Bades und die Lebensordnung während der Badezeit ein manigfach wechselndes Colorit. Deshalb halte ich das nachfolgende, mit sorgfältiger Beobachtung aufgefasste Gemälde keinesfalls für vollständig; ich biete vielmehr bloss die Grundlinien, und überlasse dem verständigen Arzte die Anlegung der Farbennuancen für jeden einzelnen Fall.

Primäre Wirkung.

Steigt man in das Teplitzer Wasserbad von 28 bis 30o R., so treten folgende Erscheinungen ein:

Der Badende empfindet das angenehme Gefühl einer vermehrten Wärme und einer allgemeinen Behaglichkeit. Der Körper scheint leichter und in allen seinen Bewegungen freier. Die angeregte Lebenskraft gibt sich bald durch einen lebhaften Blick und Heiterkeit des Geistes zu erkennen. Nur wenn man den Kopf längere

Zeit dem Wasserspiegel nähert, so treten Eingenommenheit desselben und leichter Schwindel ein. Der Puls wird um einige Schläge frequenter, voller, aber weich. Der Körper gewinnt an Ausdehnung, die Fingerspitzen bekommen beim längeren Verweilen Runzeln *). Die Haut, an der sich eine grosse Menge von perlschnurartig emporsteigenden Luftbläschen festsetzen, wird weich, geschmeidig, wie mit fetter Seife eingerieben. Nach und nach gewinnt sie an Turgor vitalis und röthet sich in ihrem ganzen Umfange. Die allgemeine Hautausdünstung nimmt zu und vorzüglich an den badefreien Körpertheilen. Gleich zu Anfang des Bades erwacht ein Drang zum Uriniren, indess die Neigung zur Stuhlentledigung, wenn solche vor dem Bade da gewesen, vorübergeht. Eine wesentliche Erscheinung ist das võllige Schwinden oder wenigstens der Nachlass aller Schmerzen während des Bades. Wir sehen oft, dass das heftigste Gliederreissen, die unerträglichsten Krampfbeschwerden sich mildern, beruhigen, ja sogar aufhören, so, dass die Leidenden ihre glücklichste Zeit im Bade verleben und sich daher mit Ungeduld der Badestunde entgegensehnen. Nur in höchst seltenen Fällen findet das Gegentheil statt. .Jenes oben bezeichnete Wohlbehagen, so wie die Empfindung einer vermehrten Belebung ist von ungleicher Dauer, währt jedoch nie länger als 30-40 Minuten, wo dann das Gefühl einer Abspannung, die durch eine allmälige Abnahme aller erwähnten Erscheinungen, so wie durch Mattigkeit, Neigung zum Schlafe und nicht selten durch einen leichten Schauer sich kund gibt, an dessen Stelle tritt, und den Badenden, besser als jede Regel, das Bad zu verlassen mahnt.

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*) Diese Erscheinung ist unter allen Wärmegraden constant, indess man sie im gewöhnlichen Wasserbade, so wie in anderen Mineralbädern nur bei niederer Temperatur beobachtet haben will.

Sobald man sich nach dem Bade der Ruhe hingibt, empfindet man eine prickelnde Wärme auf der ganzen Haut, worauf eine stärkere dunstförmige Exhalation hervorbricht, die bald mehr oder weniger in einen allgemeinen Schweiss übergeht. Doch es ist wohl zu bemerken, dass die vermehrte Hautausdünstung überhaupt bei den bezeichneten Wärmegraden kein constantes Phänomen sey. Oft erscheint sie während dem Bade gar nicht, sondern erst nach demselben, oft erst nach einem längeren Gebrauche der Bäder, nicht selten bleibt sie völlig aus. Sehr gewöhnlich sind endlich die Fälle, wo sie an den kranken Theilen am meisten vermisst, und am schwersten hervorgerufen wird. Die schon früher erwähnte Neigung zum Schlafe wird jetzt um so grösser, und man vermag oft nur mit Mühe ihr zu widerstehen. Hat man des Morgens, so wie es gewöhnlich geschieht, gebadet, so ist man im Verlauf des Vormittags mehrmals genöthigt, Harn zu lassen, der sich bei den ersten Bädern gewöhnlich lichter und wässriger als sonst zeigt. Zwei- bis drei Stunden nach dem Bade, ́. so wie nämlich jede Aufregung vorüber ist, und der ruhige Gang aller Lebensverrichtungen zurückkehrt, fühlt man sich wieder so, wie vor demselben. Eine erhöhte Empfindlichkeit der Haut gegen kältere Medien, und eine erhöhte Neigung zur Transpiration sind die einzigen Uiberreste. Drei bis vier Stunden nach der Mahlzeit, zur Zeit der Verdauung, tritt nicht selten wieder eine neue Fluth des Lebens ein, die sich durch eine erhöhte Gefässthätigkeit offenbart, sich jedoch bald wieder besänftigt. Der nächtliche Schlaf ist gewöhnlich ruhig und erquikend, manchmal jedoch gegen 2-3 Uhr Morgens mit grösserer Wärmeentwicklung, leichten Schweissen, regem Geschlechtstrieb und lebhaften Träumen verbunden, was vorzüglich nach Abendbädern der Fall zu seyn pflegt. Mit dem Anbruch des Tages gewinnt der Körper wieder jenen Aufschwung des Lebens, der eine

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Folge der Ruhe ist, und mit dem man tagsfrüher das Bad angetreten hat.

Diese Gruppe organischer Erscheinungen wird, wie ich schon im Eingang bemerkte, durch die Badetemperatur auffallend modifizirt.

Bei einer Badewärme, welche die mittlere Temperatur des Menschen merklich übersteigt (von 30° aufwärts), geben sich folgende wichtige Differenzen kund: Schneller, voller, harter Puls, sichtbares Schlagen der Carotiden und Temporalarterien, beengte Respiration, Aufgedunsenheit des Gesichtes, Hervortreten der gleichsam injicirten Augen, erisypelatöse Röthe und Anschwellen der Haut, starkes Hervorbrechen eines reichlichen Schweisses auf der ganzen Körperoberfläche, Verschlimmerung der Schmerzen, Fortdauer der profusen Hautausdünstung nach dem Bade, lebhafter Durst, Mangel an Appetit, seltener Urin und Neigung zur Stuhlverstopfung, des Nachts schwerer, unterbrochener Schlaf. Sehr hohe Hitzegrade oder ein zu langer Aufenthalt in solchen Bädern haben Kopfschmerz, Schwindel, Athmungsbeschwerden, Herzklopfen, Ohnmacht, Blutungen und Apoplexie zur Folge.

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Ist jedoch die Temperatur des Bades geringer als jene des Organismus (von 28° abwärts), so nehmen die Pulsschläge im Verhältniss der niedereren Gradation an Frequenz und Ausdehnung ab. Die oben erwähnte schmerzberuhigende Eigenschaft des Bades zeigt sich in einem noch grösseren Maasse, vorzüglich dann, wenn erhöhte Reizbarkeit, wie es bei Krämpfen der Fall zu seyn pflegt, zu Grunde liegt. Der Umfang des Körpers wird geringer, die Absonderung der blässer gewordenen Haut vermindert sich bei gleichzeitiger Vermehrung der Urinsekretion. Der Badende fühlt eine allgemeine Abkühlung und sehnt sich nach Ruhe und Schlaf.

Ich habe bei der so eben aufgestellten Primärwirkung den Einfluss des Bades auf den Kreislauf und die

dadurch erzeigte Veränderung des Pulses und der Respiration nur flüchtig berührt.

Allein da der Puls das empfindsamste Reagens der Bäder gegen den Organismus und zugleich das einzig constante Phänomen ist, welches die geringste Veränderung der Lebensthätigkeit kund gibt, und daher auch, wie wir in einem späteren Abschnitte klarer nachweisen werden, den einzigen Maassstab bietet, an dem wir uns sowohl bei der praktischen Eintheilung der Bäder nach ihrer Temperatur als bei der Bestimmung des zweckmässigen Wärmegrades in jedem einzelnen Falle halten können: so sey es mir gegönnt, die Wirkung des Teplitzer Bades auf den Puls und die Respiration einer näheren Betrachtung zu würdigen, und das Ergebniss meiner Forschung in diesen Blättern gedrängt mitzutheilen.

Zwar hat schon Marteau, Poitevin, Hagarth, Parr und später Marcard in seinem vortrefflichen Buche über die Natur und den Gebrauch der Bäder *) die Veränderung des Pulses sorgfältig geprüft, allein ihre Versuche wurden nur mit gemeinem Wasser angestellt. Wenn wir auch zugeben, dass die natürliche vulkanische Temperatur mit der künstlichen in ihrer Wirkung auf das organische Leben identisch sey, so lehrt doch die Erfahrung, dass die Alteration des Pulses von der Wärme allein nicht abhänge. Ein Milch-, Salz-, Gas- oder Moorbad modifiziren bei gleichen Wärmegraden den Arterienschlag und mit ihm die Respiration auf eine differente Weise. Eben so beobachten wir bei vielen Thermalbädern, dass sie unter gleichen Temperaturverhältnissen das Gefässsystem mehr oder weniger aufregen, und sich oft in dieser Beziehung von dem gewöhnlichen Wasserbade auffallend unterscheiden **). Ob die Ursache dieser

Hanover 1793.

**) So beobachtete Eble zu Gastein, dass in einem Bade von 270 R. der Puls schon beschleunigt werde, indess in einem ge

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