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und vielfach Liebe dafür eintauschte. So war dieser ritterliche König fast durch ein viertel Jahrhundert der huldvolle Mäzen unseres Bades, der Wohlthäter seiner Anstalten, der unvergessliche Mitbegründer seines Glückes.

Eine zweite glänzende Epoche für Teplitz fiel in das Jahr 1835, wo die allerhöchsten Majestäten Ferdinand I., Kaiser von Oesterreich, Nikolaus I., Kaiser von Russland und Friedrich Wilhelm III., König von Preussen, im Monat September sich hier vereinten, um den alten gesegneten Friedens- und Freundschaftsbund, von dessen glorreichen Begründern bereits zwei den himmlischen Lohn empfangen hatten, zu erneuen und zum Heil der Völker zu befestigen. In jenem Jahre konnte Teplitz mit Recht Europas Salon genannt werden, denn ausser den erwähnten Monarchen umschloss unsere Stadt zwei und dreissig Häupter aus regierenden Häusern, alle umgeben von dem glänzendsten Hofstaate, den ersten Ministern und Generälen.

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Unter den vielen Festen und Feierlichkeiten, welche diese denkwürdige Zeit verherrlichten, war die Grundsteinlegung des russischen Monumentes bei Priesten die grossartigste und herzerhebendste.

Schon der hochselige Kaiser Franz hatte nämlich die Errichtung eines Denkmals beschlossen, das den heldenmüthigen Widerstand verewigen sollte, den eine Abtheilung von ungefähr 8000 Mann der russischen Garde am 29. August 1813, also am Vorabende der Schlacht bei Kulm, dem 35,000 Mann starken französischen Corps unter dem Oberbefehle des Generals Vandamme entgegenstellte, und so den entscheidenden Sieg am 30. August vorbereitete. Kaiser Ferdinand erfüllte nun die Absicht seines verklärten Vaters, und hierzu konnte sich kein glücklicherer Zeitpunkt darbieten als jener der Zusammenkunft der drei Monarchen auf der Wahlstatt des glorreichen Kampfes.

Am 29. August 1835, am Jahrestage dieser Waffen

that, wurde von J. J. M. M. dem Kaiser von Oesterreich, dem Kaiser von Russland und dem Könige von Preussen der Grundstein dieses Monumentes bei Priesten feierlichst gelegt.

Die Monarchen, so wie die übrigen hier anwesenden hohen Gäste versammelten sich mit ihren Hofstaaten und ersten Würdeträgern am Schauplatz der Feierlichkeit in einem von allen Seiten offenen Pavillon, von dem die österreichische, russische und preussische Flagge wehte. Nachdem die drei Monarchen die Urkunde der Grundsteinlegung unterzeichnet hatten, betraten sie unter Vortretung des Staatskanzlers Fürsten Metternich die damals bereits vollendete Grundlage des Monumentes. Nun sprach der Prälat von Ossegg das Gebet der Weihe. Nach der Einsegnung legte der Staatskanzler die Urkunde in die Höhlung des Grundsteins, über welche die hohen Monarchen selbst die Deckplatte mit Mörtel und Hammerschlägen befestigten. Dieser Moment war tief ergrei fend, kein Auge war thränenleer. Man dachte trauernd der gefallenen Helden. Allein die darauf folgende Umarmung der drei mächtigen Herrscher im Augenblicke der Versenkung des Grundsteins verwandelte die Gefühle in freudige, indem aus diesem erhabenen Zeichen von Einigkeit Europas Glück fest und dauernd hervorstrahlte. Während der ganzen Feierlichkeit gab eine Batterie von schwerem Geschütz Salven, welche von den bei dem österreichischen und preussischen Monumente aufgeführten Batterieen Schuss für Schuss erwiedert wurden, was, gleich den Stimmen der Todten, die sich wechselweise begrüssen, in den Herzen aller Anwesenden wiederhallte.

Nach beendigter Grundsteinlegung verfügten sich die Gekrönten in Begleitung der hohen Herrschaften nach dem nahen Arbesau, um dort das bereits in früheren Jahren (1817 und 1825) geweihte preussische und österreichische Monument zu besuchen, und nochmals

das Schlachtfeld zu überblicken, auf dem aus blutiger Saat die grüne Palme des Friedens emporwuchs.

Interessant war endlich für Teplitz die brillante Saison 1838, wo S. M. Nikolaus I., Kaiser von Russland, gleichzeitig mit weiland S. M. dem Könige von Preussen, Friedrich Wilhelm III., als Badegast unseren Kurort besuchte. Der mächtige Czar erschien diessmal unter dem Namen General Romanoff, um durch keine offizielle Formel der Etiquette die zwanglose Geselligkeit des Badelebens zu verletzen, verrieth sich aber überall durch kaiserliche Grossmuth und Wohlthätigkeit.

und

Wenn das Jahr 1835 durch seine Feste und Feierlichkeiten glänzte, so war es jetzt das stille und traute Familienleben der verwandten hohen Monarchen, das dieser schönen Zeit einen eigenen Reiz verlieh, auf die grosse Zahl der Fremden einen unvergesslichen Eindruck machte. Ausser J. M. der Kaiserin von Russland, der Grossfürstin Alexandra, die nur sehr kurze Zeit hier verweilten, und der durchlauchtesten Familie des Königs, beglückten noch J. J. k. k. Hoheiten der Erzherzog Franz Carl, und die Frau Erzherzogin Sophie, J. J. k. Hoheiten die Prinzessinnen von Oranien und der Niederlande, der Grossherzog von Baden, der Herzog von Nassau, mehrere Prinzen von Meklenburg, Dessau, Oldenburg, Württemberg, Dänemark und andere hohe Fürsten abwechselnd unsere Stadt, um den kaiserlichen Gast an den Thermen zu begrüssen.

Wenn wir noch einmal auf die gedrängte historische Skizze unseres Kurorts zurückblicken, so sehen wir, dass mancher Wechsel des Geschickes seine Thäler berührte, und dass sein alter Ruhm jedoch immer wieder um so kräftiger emporblühte. Kein Sturm der Zeit, kein Schwindel

der medicinischen Systeme, kein Schwanken der Mode vermochte seinen Ruf zu schmälern. Ein mächtiger Heros unter den deutschen Heilquellen steht Teplitz da, und seit mehr als einem Jahrtausend sprudeln seine Thermen zum Heil und Segen der leidenden Menschheit.

II. Topographisch - statistische Schilderung der Stadt Teplitz und des Dorfes Schönau.

Lage.

Teplitz und das angränzende Schönau liegt

in Böhmen, im leitmeritzer Kreise, in einem ausgedehnten Thale, das nördlich und westlich vom Erzgebirge, östlich und südlich vom Mittelgebirge eingeschlossen wird, unter 50o, 38′ 16′′ nördl. Breite, 31° 29′ 41′′ östl. Länge von Ferro, 107, 14 Par. Kl. über der Nordsee, und 12 Meilen von Prag, 8 von Dresden, 4 von Leitmeritz und 2 von Aussig und Brüx entfernt.

Die Stadt, die früher eine Ringmauer und drei Thore hatte, ist jetzt grösstentheils von allen Seiten offen, und gewährt von den sie zunächst umgebenden Anhöhen, vorzüglich von dem Spitelberge aus, einen sehr freundlichen Anblick. Das Dorf Schönau, von der Stadt nur wenige Minuten im Osten entfernt, schläugelt sich romantisch zwischen mässigen Anhöhen hin, und wird durch seine Alleen und Anlagen, durch die netten Gärtchen an den Häusern, durch die Sau- und Wildbach, die das Thal bewässern, so wie durch die Aussicht auf die malerische Kette des Erz- und Mittelgebirges zum reizenden Aufenthalte der Fremden.

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Das Klima von Teplitz ist im Allgemeinen milde, und die Vegetation seiner nächsten Umgebung üppiger, als man bei solcher Höhe über der Meeresfläche vermuthen sollte. Diess dürfte wohl der Unterlage des Bodens, nämlich den vulkanischen Trappfelsarten zugeschrieben werden, indem diese Gesteine theils durch die grössere Wärmekapacität, theils dadurch, dass sich aus ihrer Verwitterung fruchtbare Dammerde bildet, auf die Entwicklung der Vegetation einen mächtigen Einfluss äussern. Es reifen hier die edelsten Obstarten nicht viel später als in den Gauen des Ober- und Mittelrheins, und die Feldfrüchte gedeihen in reichlicher Menge und von vorzüglicher Güte.

Die mittlere Jahreswärme ist 71 Gr: R. Der Frühling und der Herbst sind allerdings nicht selten rauh, denn, obgleich Teplitz durch das Erzgebirge vor den kalten Nordwinden geschützt wird, so steht es doch den Ostwinden offen. Die Sommerhitze ist oft durch die Zurückstrahlung der Sonne von den nahgelegenen Bergen und Porphyrkegeln gross und drückend. In Schönau, das sich durch kleine Gebirgsgruppen hinzieht, ist der Luftzug schon etwas merklicher und der Abend kühler. Der Winter ist selten strenge und lange andauernd. Uibrigens ist der Witterungswechsel sehr häufig in Teplitz, was eine vorsichtige Kleidung der Badegäste erfordert.

Dass die climatischen Verhältnisse unseres Kurortes auf die Gesundheit wohlthätig wirken, beweist schon die nicht geringe Zahl der Fremden, die jährlich hierher kömmt, bloss um das Luftbad zu geniessen. Vorzüglich scheint Brustkranken die hiesige mit den balsamischen Walddüften erfüllte Gebirgsluft wohl zu bekommen. Endemische Uibel kennt man hier nicht, und ausser dem kontagiösen Typhus, den die Durchzüge

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