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10.

Mit dem längeren Gebrauche der Bäder vermindert sich die Empfindlichkeit des Körpers gegen den Wärmeeinfluss. Kleine Pausen jedoch erneuen diese Reizempfänglichkeit.

11.

Die Zu- und Abnahme der Respiration steht mit dem Pulse in geradem Verhältnisse, allein der schnellere Puls beschleunigt die Respiration in Progressionen.

12.

Die Höhe des Wasserstandes macht auf die Beschleunigung der Respiration einen noch bedeutend grösseren Eindruck als auf jene des Pulses. Ein Vollbad von 30° accelerirt oft den Athmungsprozess mehr als ein Halbbad von 32o.

13.

Wird im Halbbad über 29° der freie Körpertheil mit dem Badewasser ununterbrochen bespült, so nimmt der Puls an Frequenz zu; allein die Respiration nimmt nicht denselben Antheil, indem solche dadurch nur unbedeutend angeregt wird.

14.

Die Atmosphäre der Badestube wirkt auf Puls und Respiration. Ist diese nämlich mit warmen und dichten Wasserdämpfen geschwängert, wie es in unserem Stadtbadehause oft der Fall zu seyn pflegt, so werden durch Einathmung derselben während des Bades die Athemzüge häufiger, und als Folge dessen die Pulse frequenter, als in einer dunstfreien Atmosphäre bei derselben Badetemperatur.

15.

Nimmt man des Morgens ein Bad über 29o, so zeigt der dadurch beschleunigte Puls tagsüber noch geringe Spuren von Aufregung, oder er tritt völlig in seine früheren Schranken zurück. Nachmittags aber während den Stunden der Verdauung offenbart sich häufig eine neue, wenn auch viel geringere Aufreizung, die jedoch an den badefreien Tagen nie in diesem Grade beobachtet wird. Diess ist vorzüglich der Fall beim Gebrauch sehr heisser Bäder, und bei sehr agilem Blutgefässsystem.

16.

Nimmt man des Morgens ein Bad unter 29o, so gewinnt zwar tagsüber der dadurch retardirte Puls nach und nach wieder an Frequenz, allein es findet (wenn das Bad nicht unter 26° war) nie eine solche Reaktion statt, dass sich die Frequenz zu dem vor dem Bade erreichten Höhepunkt steigern würde.

17.

Diese der Beobachtung entnommenen Resultate finden zwar in den meisten Fällen ihre Bestättigung, allein sie erleiden sehr häufige Ausnahmen. Die angeborne Constitution, vorzüglich übermässige Mobilität oder Torpor in der Gefäss- oder Nervensphäre, Alter, Aengstlichkeit, Gewohnheit, Idiosynkrasie und endlich die Natur der Krankheit selbst veranlassen manigfache Abweichungen von der aufgestellten Norm, was ich an einem anderen Orte näher berühren werde.

18.

Die einzelnen Quellen in Teplitz haben auf Puls und Respiration keinen spezifischen Einfluss, so dass sie bei gleicher Temperatur auch gleiche Wirkung

äussern. Die kleine Differenz, die sich oft kund gibt, ist der mehr oder weniger warmen und mit Dunst erfüllten Badeatmosphäre zuzuschreiben.

Secundäre Wirkung.

Wenn man den Gebrauch des Teplitzer Bades 8 bis 10 Tage fortgesetzt hat, selten früher, geht im menschlichen Organismus eine Reihe von Veränderungen vor, welche, sobald man sich überzeugt halten darf, dass sie ohne sonstig störende Veranlassung eintreffen, als unmittelbare Folge der Bäder und deutliche Zeichen einer Rückwirkung des Körpers auf dieselben zu betrachten sind. Die Patienten klagen über Abgeschlagenheit, Kopfschmerz, Schwindel, Druck über den Augen, belegte Zunge, Beklemmung der Brust, Appetitlosigkeit, Stuhlverstopfung, schlechten Schlaf und allgemeine Aufregung. Die erhöhte, nicht selten mit Schauer wechselnde Wärme und der beschleunigte Puls charakterisiren diesen Zustand als ein leichtes Fieber. Zugleich werden die Schmerzen der mit Rheumatismus und Gicht Behafteten fast durchgängig vermehrt, die Steifigkeit der erkrankten Glieder nimmt zu, 80, dass deren Bewegung erschwert, zuweilen völlig aufgehoben wird. Die Folgen jener Uibel, als: Anchylosen, Contrakturen, Auftreibung, Wassersucht und andere Entartungen der Gelenke erleiden eine Aufregung, die sich nicht selten bis zur wahren Entzündlichkeit steigert. Eben so pflegen Anschwellungen drüsiger Gebilde an Empfindlichkeit, chronische Exantheme und alte torpide Geschwüre unter Zunahme ihres pathologischen Sekrets an Ausdehnung zu gewinnen. Oft werden selbst Jene, die schmerzenfrei die Badekur angetreten, in früheren Zeiten jedoch an Arthritis, Rheuma, Knochenbrüchen, Verrenkungen, Wunden oder anderen dergleichen Schäden litten, jetzt, gegen alles Erwarten,

von längst vergessenen Schmerzen heimgesucht oder auf eine milde Weise daran gemahnt.

Fährt man nun mit dem mässigeren Gebrauch der Bäder, bei Beobachtung einer passenden Diät, behutsam fort, oder gönnt sogar, nach Umständen, dem Patienten einige Ruhetage, so gehen diese Stürme, die aus dem Kampfe hervortreten, den die Naturkraft bestand, um krankhafte Stoffe mobil zu machen und auszuscheiden, nach und nach vorüber und es erfolgt allmälige Genesung.

Das Fieber entscheidet sich durch kritische Abund Aussonderungen der Haut und der Nieren. Erstere ist die gewöhnliche Ablagerungsstätte, deren die Natur zu diesem Zwecke sich bedient. Es brechen theils allgemein, theils nur an einzelnen Stellen des Körpers, reichhaltige, klebrichte Schweisse von sauer stechendem, oft ganz spezifischem Geruche hervor, die zuweilen bei Gichtkranken nach dem Abtrocknen einen gleichsam kreidigen, weichen, glänzenden Uiberzug bilden; oder es erfolgen Furunkel, Abscesse, erysipelatöse Entzündungen, Flechten oder andere impetiginöse Eruptionen.

Der kritische Urin, welcher bei geringer Hautabsonderung oft in bedeutenden Quantitäten gelassen wird, ist trübe, von eigenthümlichem Geruch und macht bald schleimige, bald kleien-, gries- oder sandartige Sedimente von weisser oder röthlicher Farbe.

Nur in äusserst seltenen Fällen wählt die Natur beim Gebrauch des Bades den Darmkanal als Absonderungsorgan der schadhaften materiellen Stoffe, wo daun Stuhlentleerungen verschiedenartiger Farbe und Consistenz oder Hämorrhoidalblutungen zum Vorschein kommen, die als Darmkrisen zu betrachten sind. Solche Erscheinungen gehören jedoch zu den ungewöhnlichsten, da, im Gegentheil, während der Badekur meistens eine Trägheit des Darmkanals vorwaltet, die bei heissen Bädern um so hartnäckiger ist.

Man beobachtet sogar manchmal, dass die Schleimhaut der Respirationsorgane einen solchen kritischen Ausscheidungsakt übernimmt, wie es z. B. bei Asthmatischen der Fall zu seyn pflegt, wo durch vermehrte Absonderung und Expectoration eines dichten, gelblichten, weissen oder grauen Bronchialschleimes Erleichterung der Beschwerden herbeigeführt wird.

Diese erwähnten wohlthätigen Krisen, mit deren Erscheinen die Abnahme der Fieberbewegungen beginnt, dauern gewöhnlich so lange fort, bis die mit ihnen im Wechselverhältniss stehenden Krankheiten ganz oder theilweise beseitigt sind, was namentlich von der erhöhten Transpiration gilt, die oft bis zum Schlusse der Badekur ununterbrochen fortwährt.

Hier muss ich jedoch vor dem schädlichen Irrthum warnen, den häufigen Schweiss in allen Fällen für kritisch zu halten, indem oft Kranke fortwährend schwitzen, ohne die geringste Erleichterung zu bemerken.

Die während der kritischen Periode vermehrten Schmerzen vermindern sich allmälig wieder bis zum gänzlichen Aufhören, die steifer gewordenen Glieder werden beweglich, die aufgereizten materiellen Gelenksentartungen beginnen zu schmelzen, die empfindlich gewordenen Anschwellungen drüsiger Gebilde gehen ihrer langsamen Lösung entgegen, die verschlimmerten Hautausschläge trocknen ab, an den zu grösserer Thätigkeit angeregten Geschwüren entsteht eine gesunde Granulation, und es erfolgt nach und nach jener Zustand, den wir Gesundheit nennen.

Von einer weit wichtigeren pathologischen Deutung ist jener Fieberzustand, wo sich bei unvollkommenen Krisen oder gänzlichem Mangel derselben eine rasche und auffallende Abnahme des Lokalleidens einstellt. Hier ist die Fieberbewegung selten als ein erfreulicher Vorbothe der Genesung zu betrachten, vielmehr als Zeichen, dass eine Metastase oder ein Metaschematismus

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