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der Krankheit bevorstehe. Solche sind zwar oft wohlthätige Heiloperationen der Natur wie z. B. ein podagrischer Anfall bei gichtischer Brustaffektion, oder die Bildung eines Hautabscesses bei gleichzeitigem Nachlass eines rheumatischen Magenkrampfes. Oft jedoch sind solche Krankheitsversetzungen gefährlich, ja sogar tödtlich, wenn sie nämlich innere und edlere Organe in Anspruch nehmen. So entstehen heftige Augenentzündungen nach plötzlichem Schwinden einer rheumatischen Gelenksphlegmone, so asthmatische oder lähmungsartige Zufälle als Folge einer zurückgetretenen Hautkrankheit.

Es findet jedoch in dem so eben beschriebenen Zeitraum der allgemeinen Verschlimmerung eine grosse Verschiedenheit statt.

Sehr häufig geht nämlich die Exacerbation der leidenden Theile, vorzüglich dann, wenn sie nicht bedeutend ist, ohne jede merkliche Fieberbewegung vorüber; die Patienten klagen oft über Verschlimmerung ihres Uibels, ohne dass man im Pulse ein abnorm erhöhtes Gefässleben im Geringsten nachweisen könnte. Hier erfolgt auch der Uibergang in Gesundheit durch allmälige Lösung ohne auffallende Krise.

Auch variirt die Verschlimmerungsperiode sehr in Bezug ihres Eintritts, ihres Grades und ihrer Dauer. Oft bietet sich die Zunahme der krankhaften Erscheinungen erst gegen die dritte oder vierte Woche dar, oft sogar erst dann, wenn die Kranken unsere Thermen verlassen haben, und fallen so in die Zeit der Nachwirkung. Nicht selten endlich wiederholen sich die kritischen Stürme während der Badekur, wenn nämlich die Naturkräfte zur Vollbringung solcher Ausscheidungen mit einemmale nicht ausreichen, oder wenn sie in ihrem Heilbestreben durch unzeitiges Eingreifen der Kunst unterbrochen werden. In leichteren Fällen währen die Verschlimmerungen selten über 8 Tage, in schwereren oft

wochenlang. Vielfache Beobachtungen lehren übrigens, dass, je früher sich der vermehrte Schmerz einfand, und je heftiger er auftrat, um so schneller und zuverlässiger die gewünschte Genesung erfolgte. Sehr zweifelhaft ist übrigens stets die Prognose, wenn der Kranke nach 4-5 wöchentlichem Gebrauche der Bäder weder einer Verschlimmerung, noch eines Nachlasses, noch irgend einer qualitativen Veränderung des Schmerzes sich zu erfreuen hat.

So heilbringend auch die Exacerbationen an unseren Heilquellen zu seyn pflegen, so sind sie doch keineswegs in allen Fällen zur Herstellung der Gesundheit unumgänglich nöthig.

Wir sehen jährlich eine grosse Anzahl von Kranken, die geheilt unsere Thermalbäder verlassen, ohne dass während ihrer ganzen Kurzeit die geringste Fieberbewegung oder irgend eine Verschlimmerungsperiode ihres Leidens beobachtet worden wäre. Solchen Patienten ist jede Aufregung des Gefäss- oder Nervenlebens fremd, sie bessern sich gewöhnlich gleich im Anfange der Badekur, ihre Beschwerden nehmen unter Steigerung des inneren Kraftgefühls täglich ab, und sie erfreuen sich häufig nach 4-6 Wochen einer völligen Genesung. Bei vielen ähnlichen Fällen beobachtet man eine zwar nicht auffallende, aber dennoch ununterbrochen vermehrte Schweiss- oder Urinsekretion, bei vielen jedoch tilgt die Natur die zu Grunde liegende Anomalie durch eine allmälige Lysis d. h. es tritt der innere Krankheitszustand langsam und schleichend zurück, und entscheidet sich so ohne jede sinnlich wahrnehmbare kritische Erscheinung, wie es bei nicht materiellen Lähmungen, Krämpfen und anderen Kränkungen der nervösen Sphäre der Fall zu seyn pflegt.

Eine andere höchst beachtenswerthe Erscheinung, die häufig beim Gebrauch der Teplitzer Bäder sich einstellt, und leider nur zu oft, zum grossen Nachtheil

der Patienten, mit dem früher angeführten heilsamen Badefieber verwechselt zu werden pflegt, ist der Zustand des Uiberbadens.

Das Bad nimmt, wie jedes andere kraftvolle Heilmittel, den Organismus in seiner Integrität in Anspruch, und hat daher, so wie jenes, seine eigene Gabe und seine eigene Gränze in der Wirkungssphäre, die es nicht überschreiten darf, ohne den Körper in eine fremde, krankhafte und manchmal gefährliche Stimmung zu versetzen.

Ein zu langes Verweilen im Bade, oder eine zu grosse Anzahl von Bädern kann, bei jeder Temperatur, den pathologischen Zustand des Uiberbadens hervorrufen. Dieser ist als der Saturationspunkt des Körpers mit der Therme zu betrachten.

Die drohenden Vorboten des Uiberbadens äussern sich in einer Gemüthsverstimmung, einer Müdigkeit, die sich dem Arzte schon in der Physiognomie des Kranken zu erkennen gibt, und in einem unruhigen, durch schreckhafte Träume gestörten Schlaf oder steter Neigung zu demselben. Bei Nichtbeachtung dieser Kennzeichen und gleichartig fortgesetztem Badegebrauch treten Herzklopfen mit Brustbeklemmung, übelriechender Athem, verminderte Esslust, Zungenbelag, Stuhlverhaltung hinzu, und bald gibt sich durch Frösteln und fliegende Hitze ein wahrer fieberhafter Zustand kund.

Dieses Fieber aus Erschöpfung hat, wie ich bereits bemerkte, mit dem wohlthätigen Reaktionsfieber grosse Aehnlichkeit, und bedarf daher eines praktischen Blickes, um nicht mit demselben verwechselt zu werden. Ersteres hat seinen Grund in einem durch Uibersättigung vorwaltenden Destruktionsprozesse, letzteres im Bestreben der Naturkraft, alienirte Stoffe aus dem Bereiche des plastischen Lebens zu entfernen; dieses verschwindet mit dem Hervortreten der kritischen Ausscheidung, jenes hingegen steht mit den Ab- und Aussonderungen in keinem Wechselverhältniss, und kann nur durch Aus

setzung des Bades oder mindestens Verkürzung seiner Dauer beseitigt werden.

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Wird die Ursache eines solchen Fiebers verkannt, nimmt der Kranke in solchem Zustande zu einem Brechoder Purgiermittel seine Zuflucht, oder glaubt er im fortgesetzten Gebrauche der Bäder Besserung zu finden, so hat er nicht selten eine traurige Folge seines Missgriffes zu befürchten. Ich beobachtete mehrmals die Entwicklung einer Febris lenta, die freilich anderen Causalmomenten zugeschrieben wurde.

Bevor ich die Reihe der secundären Phänomene unserer Bäder schliesse, muss ich noch den sogenannten Badeausschlag oder Badefriesel (Psydracia thermalis - la poussée) erwähnen. Dieser erscheint oft schon in den ersten Tagen, oft erst im späteren Verlauf der Kur, in der Form sehr kleiner, weissgelblicher oder röthlicher, juckender Hautpusteln, die, wenn sie aufgerieben werden, etwas Feuchtigkeit von sich geben, und dann empfindlich brennen, sich selbst überlassen jedoch, wieder eintrocknen und durch Abschuppung sich verlieren. Er hat nicht selten das täuschende Ansehen wahrer Krätzpusteln. Häufig erscheint er auch in der Gestalt härtlicher, erhabener, oft in der Mitte etwas vertiefter, linsengrosser, rother Flecke, die dann mit dem Nesselausschlag die grösste Aehnlichkeit haben. Zuweilen tritt er als ein mit Jucken und Brennen verbundenes Hauterysipel an einzelnen Stellen hervor.

Er zeigt sich gewöhnlich auf der Brust, am Halse, Nacken, Rücken, an den Extremitäten, oft an mehreren Stellen des Körpers zugleich, doch nimmt er nur selten die ganze Hautoberfläche ein, wo er dann von einem leichten Eruptionsfieber begleitet zu seyn pflegt. Oefters beobachtet man ihn bloss an den leidenden Theilen; diess gilt besonders von der nesselartigen Form bei Rheumatismen. Er steht grösstentheils nur wenige Tage, schwindet völlig oder macht bloss einem neuen

Ausbruche Platz und dauert in diesem Wechsel oft mehrere Wochen. Uibrigens wird durch einen hohen Wärmegrad und längere Dauer des Bades, durch eine reizbare zu starken Schweissen geneigte Haut und durch heisses Wetter seine Entwicklung und Ausdehnung begünstigt.

Dieser Badeausschlag kömmt in anderen Mineralbädern, wie auch beim längeren Gebrauche gemeiner Wasserbäder, ebenso häufig als bei uns vor und hat wahrscheinlich in der erhöhten Thätigkeit der gereizten Hautgefässe seinen Ursprung. Er ist durchaus kein nothwendiges Bedingniss zur Heilwirkung des Bades, indem er oft beim glänzendsten Erfolge völlig vermisst wird, und in anderen Fällen wieder ohne gehoffte Erleichterung hervortritt. Es ist demnach ein Vorurtheil, bis zum Erscheinen desselben baden zu müssen und nach seinem Hervortreten bis zu dessen Verschwinden zur Fortsetzung der Bäder genöthigt zu seyn. Ebenso irrig ist die Meinung, dass er bei plötzlichem Abbruch der Bäder während seiner höchsten Blüthenzeit in eine hartnäckige Krätze übergehe.

Der gewöhnliche Badefriesel ist als rein symptomatisch zu betrachten, und deshalb von den kritischen Hautausschlägen, die während der Badekur in Verbindung mit anderen günstigen Merkmalen und gleichzeitigem Nachlass innerer Leiden hervorzubrechen pflegen, wohl zu unterscheiden, wo er dann als Wirkung einer inneren Dyskrasie eine weit höhere Bedeutung gewinnt und allerdings einer aufmerksameren Beachtung und Pflege bedarf.

Schliesslich ist noch zu bemerken, dass die variable Badetemperatur so wie auf die primären Wirkungen, so auch auf die Gruppe der secundären einen modifizirenden Einfluss übe.

Je heisser nämlich die Bäder sind, d. h. je mehr ihr Temperaturgrad die mittlere organische Wärme über

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