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Hautfunktion. Gewöhnlich gleicht sich die Thätigkeit der äusseren Haut mit der in den Schleimhäuten der Luftwege und des Nahrungskanals antagonistisch aus, und so entstehen bei unterdrückter Hautthätigkeit Catarrhe. Wenn jedoch Zufälligkeiten einen näheren Antheil der Schleimhäute an diesem Ausgleichungsprozesse verhindern, oder eine besondere Reizung der fibrösen Membranen Statt gefunden hat, oder diese mehr als die Schleimhäute disponirt sind, die gestörte Ausdünstung auszugleichen, so entsteht Rheumatismus, welcher, wenn er durch plötzliche Erkältung und Unterdrückung der Transpiration hervorgerufen wurde, gewöhnlich den akuten, wenn er durch allmälige Störung der gasförmigen Exhalation begründet ist, mehr den chronischen Charakter annimmt.

Schon in dieser Beziehung wäre die Wirksamkeit unserer Bäder dadurch, dass sie mittelst Reizung der Gefässe die Thätigkeit des Hautorgans anfachen und die gestörte Transpiration zur Norm zurückführen, erklärlich.

Wenn indess die Hauptwirkung unserer Bäder darin bestehen mag, so darf doch eine wichtige Nebenwirkung nicht übersehen werden.

Es ist eine Thatsache, die in der neueren Zeit beobachtet wurde, dass bei Rheumatismen die Entwicklung der Elektrizität, die im normalen Zustande als das Produkt der vitalen Vorgänge durch die Haut nach Aussen geleitet wird, gehemmt ist. Die Haut, früher Conduktor, wird plötzlich zum Isolator. Die Elektrizität sammelt sich daher unter der Haut, und daraus lässt sich der heftige Schmerz, der vage Charakter, die in allen Sekretionen vorherrschende Bildung von Säure, die eigenthümliche Empfindlichkeit der Kranken gegen Metalle, daraus die nicht seltene Erscheinung des Hydrops, so wie endlich jene, dass Individuen, bei denen sich eine grosse Menge von Kohlenpigment im malphigischen Netze

abgelagert findet, wegen der grossen Leitungsfähigkeit desselben für Elektrizität so äusserst selten von Rheumatismen befallen werden, genügsam erklären.

Wenn diese Erfahrung gegründet ist, so werden alle Elektrizitätsleiter, auf die äussere Haut applizirt, sich als Antirheumatica bewähren. Der Perkinismus und die Akupunktur bestättigen diess.

Wenn wir nun bedenken, dass schon die Badewärme an und für sich die gehemmte Entwicklung der Elektrizität wieder befördert, und dass unsere Thermen ausserdem Salze enthalten, die als Elektrizitätsleiter bekannt sind, so wird ihr Nutzen in Rheumatismen um so klarer.

Die Teplitzer Bäder bieten in der That im chronischen Rheumatismus, er möge Folge eines akuten seyn, oder gleich Anfangs fieberlos erscheinen, ein unschätzbares Heilmittel, besonders wenn er bei Individuen auftritt mit spröder und rigider Haut, die schwer zur Transpiration kömmt, oder bei solchen, deren Muskelbeschaffenheit zu rheumatischen Contrakturen oder vollständiger Paralyse sich hinneigt. Selbst in alten, eingewurzelten Fällen, wo die Kranken schon kräftige äussere und innere Mittel vergebens gebraucht haben, in Folge deren die Haut oft so vulnerabel wurde, dass die geringste Temperaturveränderung Rückfälle verursacht, zeigen sich noch unsere Quellen wirksam.

Wenn wir jedoch die speziellen Fälle angeben wollen, so können wir fast keine Form der äusseren und inneren Rheumatalgie ausschliessen, sie möge sich in den Muskeln und muskelähnlichen Gebilden, in den Sehnen, im ligamentösen Apparate oder in einer inneren fibrösen Membran aussprechen, sie möge daselbst ursprünglich auftreten oder durch Metastase entstanden seyn, wie es bei den rheumatischen Neuralgien häufig der Fall ist.

Eine besondere Erwähnung jedoch verdienen: der chronische Rheumatismus der Extremitäten,

die rheumatische Gicht, das rheumatische Hüft- und Lendenweh, der rheumatische Gesichtsschmerz, Magenkrampf, Darmkolik (selbst wenn nebst der Muskelhaut auch die mukōse mitergriffen und Diarrhoe zugegen ist) der Rheumspurius, der sich zu metallischen und impetiginösen Dyskrasien gesellt, so wie der paralytische Rheumatismus der Gesichtsmuskeln und der Extremitäten, den wir bei den Lähmungen näher betrachten werden.

Eine oft ans Unglaubliche gränzende Heilkraft bewähren endlich unsere Thermen, wo der Rheumatismus bereits Nachkrankheiten bildete, als: Muskelkontrakturen und die daraus entstehenden Verkrüpplungen und frischen Auchylosen, in Folge einer Verklebung der Gelenksflächen und Membranen. Wenn auch hier nicht immer Heilung erfolgt, so sind doch hohe Grade von Besserung nicht ungewöhnlich.

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Nicht selten jedoch werden bei langwierigen Rheumatismen die Digestionsorgane krankhaft ergriffen, so dass dyspeptische Erscheinungen mit auffallender Schwäche eintreten. Individuen dieser Art vertragen unsere Bäder nicht und erfahren beim Gebrauch derselben eine bedeutende Verschlimmerung. Hier müssen erst die Störungen der Verdauungsorgane durch passende Mittel beseitigt werden, ehe man zur Bekämpfung des Rheumatismus schreitet.

Bei skrophulösen Individuen hingegen, wo das Drüsensystem sich mitergriffen zeigt, und das Leiden in der Form rheumatischer Skropheln erscheint, werden unsere Bäder ihren wohlthätigen Einfluss geltend machen.

Obgleich sich der Rheumatismus von der Gicht seiner Natur nach wesentlich unterscheidet, bieten dennoch diese beiden Krankheitsprozesse in ihren Erscheinungen eine grosse Analogie, so dass Alles, was in Bezug auf die spezielle Gebrauchsweise bei der

Gicht erwähnt wurde, auch bei dem rheumatischen Uibel seine Anwendung findet.

C. Die Lähmungen.

Teplitz steht in Bezug auf Lähmungen in grossem Rufe, daher kömmt es auch, dass Gelähmte jeder Art, wenn sich die Heilkunst schon an ihnen erschöpfte, ihre letzte Hoffnung auf Teplitz setzen. Sehr viele lassen wohl ihre Krüken als Trophäen des Bades zurück, aber wie viele verlassen auch ungebessert unsere Najade! Keine Krankheitsform bedarf, bevor unsere Bäder angerathen werden, einer so klaren Erkenntniss ihrer ursächlichen Momente, als die Lähmung.

Heilkräftig bewähren sich die Teplitzer

Bäder:

1. In der lokalen rheumatischen Paralyse (die nicht durch Metastase, sondern durch plötzliche örtliche Erkältung entstanden ist). Sind die Muskelpartien des Gesichtes ergriffen, wo die Lähmung mit der apoplektischen grosse Aehnlichkeit hat, sich jedoch durch Mangel jeder Gehirnstörung von derselben unterscheidet, so tritt oft in den ersten Wochen schon auffallende Besserung ein. Die verminderte Temperatur der leidenden Theile kehrt nach und nach zurück, der hängende Mund und das verzerrte Gesicht gewinnen allmälig ihre frühere Form, und nicht selten findet nach 8-10 Wochen völlige Genesung statt. Hartnäckiger ist das Uibel stets, wenn der Augapfel schief steht oder wenn das Augenlied paralytisch mitleidet. Sind die Extremitäten rheumatisch paralysirt, so bedarf das Uibel eines längeren und nachdrücklicheren Gebrauchs unserer Bäder. Bei der oberen, die seltener leidet, ist die Prognose ungünstiger, als bei der unteren, weil bei jener gewöhnlich einzelne Brustmus

keln mitergriffen sind, und solche Kranke daher bei der Anwendung heisser Bäder leicht von asthmaähnlichen Athmungsbeschwerden befallen werden.

2. In der lokalen gichtischen Paralyse, welche bloss in den einzelnen Nervenästen der gelähmten Muskeln, nicht aber im gemeinschaftlichen Ursprung der Nerven, im Gehirne oder Rückenmarke, ihren Sitz hat, und sich gewöhnlich in der Nachbarschaft eines gichtischen Gelenkes bildet. Diese Art der Paralyse, die nur die Extremitäten befällt, schreitet gewöhnlich in der Heilung rasch vorwärts, besonders dann, wenn es gelingt, einen akuten Gichtparoxysmus in dem chronisch affizirten Gelenke hervorzurufen. Schlimmer ist die Lähmung, wenn sie vom Drucke eines Gichtknotens auf den Nervenast herrührt.

3. In der metastatischen Paralyse.

In Lähmungen dieser Art kann sich kaum eine andere Mineralquelle der Teplitzer an Wirksamkeit gleichstellen. Wo eine metastatische Ablagerung eines gichtischen, rheumatischen, exanthematischen oder selbst venerischen Stoffes nach den Centraltheilen des Nervensystems, vorzugsweise nach dem Rückenmarke, die Paralyse begründet, da sind unsere Bäder fast unübertrefflich.

Nach gichtischer Metastase ist caeteris paribus das Meiste zu erwarten, vorzüglich dann, wenn es gelingt, durch die Bäder ein regelmässiges Podagra, oder eine andere Determinirung der Gicht nach äusseren Theilen zu Stande zu bringen; nur langsam jedoch schreitet die Besserung vorwärts, wenn Haut und Nieren die allmälige Ausscheidung des abgelagerten Stoffes übernehmen. Die Prognose ist übrigens günstig, wenn die Metastase von den Gelenken ausging, weniger wenn sie von einzelnen peripherischen Nerven nach dem Centrum ihren Umsprung machte, am wenigsten, wenn die Gicht früher in einem Eingeweide ihren

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