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Hautfunktion zu regeln, und so jeder neuen Rezidive kräftig und dauernd vorzubeugen *).

In diese Gruppe müssen wir auch jene Krankheiten des Unterleibs einreihen, die nach herpetischer, psorischer und gichtischer Schärfe, nach schnell geheilten Geschwüren, habituellen Fuss- und Achselschweissen entstehen, wenn nämlich solche in Folge einer Erkältung oder zweckwidrigen Behandlung von der Haut zurückgetreten und sich auf den Darmkanal und seine adnexen Gebilde, oder auf das Gefäss- und Gangliensystem metastatisch ablagerten und so manigfache Uibel, als: Erbrechen, Diarrhoe, Stuhlverstopfung, Anschoppungen, Krämpfe, Hypochondrie, Hysterie u. dgl. ins Daseyn riefen. In solchen Fällen gelingt es dem Teplitzer Bade vorzugsweise die krankhaften Stoffe in das Hautgebiet zurückzuweisen und so den Heilwirkungen Karlsbad's und Marienbad's Dauer zu verleihen.

Die zweite Gruppe umschliesst jene Unterleibskrankheiten, die zwar durch keine gestörte Hautfunktion bedingt sind, allein wo die Natur der Krankheit nebst dem Darmkanal und den Nieren auch das Hautorgan zur theilweisen Krise wählt.

Hierher gehört die Gicht mit ihren zahlreichen Formen, insofern sie mit Störungen der Verdauung,

*) Hier kann ich die Beobachtung nicht unerwähnt lassen, dass Kranke, die an Anschoppungen der Leber oder der Milz in Folge eines Wechselfiebers leiden, nach Carlsbad unsere Bäder nicht vertragen, indem sie schon in den ersten Tagen von einer Rezidive der Intermittens heimgesucht werden. Obgleich ich zu wiederholten Malen diese Bemerkung machte, so glaubte ich doch eine solche Erscheinung anderen Einflüssen zuschreiben zu müssen; allein da der vielerfahrene H. Geheimrath Horn bei Gelegenheit, wo ich ihn wegen einer ähnlichen Rezidive bei dem russischen General K. im J. 1838 zu consultiren mir erlaubte, mit derselben Ansicht mir entgegen kam, so glaube ich solche mit um so mehr Bestimmtheit aussprechen zu dürfen.

Anhäufungen im Unterleibe oder Hämorrhoiden auftritt, wo nämlich die Ausscheidung des pathischen Produktes theils nach den Nieren und dem Darmkanal, und theils nach der Haut ihre Richtung nimmt. Wenn durch die Karlsbader oder Marienbader Wässer die Funktion des Verdauungsapparates geordnet, die Stockung des Pfortaderblutes beseitigt, und die entfremdeten Stoffe entleert wurden, dann führt Teplitz die gichtische Dyskrasie theils durch kritischen Schweiss und Urin, theils durch Ablagerung des Kalkphosphats in die fibrösen Theile der Gelenke der Entscheidung entgegen. Haben jene lösenden Gesundbrunnen bereits eine solche Determinirung der Gicht theilweise zu Stande gebracht, so gelangt sie in Teplitz um so sicherer zu ihrer vollkommenen Ausbildung..

Wir sehen häufig ähnliche Patienten, wo die anomale Gicht unter der Maske anderer Krankheiten auftrat und bei denen sich in Carlsbad oder Marienbad gar keine oder nur unbedeutende Spuren einer kritischen Gelenksaffection offenbarten, sobald sie darauf 2 bis 3 Wochen lang in Teplitz badeten, von einem regelmässigen Gichtparoxysmus befallen werden, der sich durch reichliche Schweisse entscheidet und gewöhnlich ein dauerndes Wohlseyn zur Folge hat.

Erscheint die anomale Gicht mit Steinbildung verschwistert und hat Carlsbad oder Marienbad den Steinabgang vorbereitet, so kann man während des Nachgebrauches der hiesigen Bäder einem womöglich schmerz- und krampflosen Durchgang der Concremente hoffnungsvoll entgegensehen.

Ist es endlich bei inveterirter Gicht durch wiederholte Absetzungen der erdigen Masse nach den Gelenken zu bedeutenden lokalen Organisationsfehlern gekommen, welche Steifigkeit, Anchylosen, Contrakturen und Lähmungen begründen, dann ist die Nachkur der Teplitzer Bäder, die durch ihre lösend-schmelzende

Kraft ähnliche Ablagerungen noch mobil zu machen und auszuscheiden vermögen, kaum entbehrlich.

Zur dritten Gruppe gehören jene Krankheitsformen, deren Quell zwar in der Abdominalsphäre verborgen liegt, die aber das Hautorgan als Schauplatz ihrer Ablagerung wählten.

Hierher müssen wir die chronischen Exantheme und die Geschwüre zählen.

es

Oft vermag zwar Carlsbad oder Marienbad diese Hautübel ohne jede Beihilfe zu entfernen, indem nämlich die begründende Unterleibsanomalie bessert oder beseitigt; nicht selten jedoch ist die bedingende Störung der Abdominalfunktion gehoben, ohne dass der Hautausschlag zur Abtrocknung oder das Geschwür zur Heilung könmt, so, dass die symptomatische Eruption eine gleichsam selbstständige, unabhängige Existenz gewonnen zu haben scheint. Aehnliche Fälle bieten sich jährlich unserer Beobachtung, und der Grund liegt wahrscheinlich darin, dass die durch längere Dauer herbeigeführte örtliche Desorganisation und Schwäche der Haut das Uibel unterhalten. Hier erfüllt das Teplitzer Bad als Nachkur seinen Zweck vollkommen, indem es das Hautgebilde belebt, das Resorptions- und Abscheidungsvermögen gleichzeitig bethätigt, und so den ganzen Vegetationsprozess dieses Organs spezifisch umändert, wodurch die Ausschläge nach und nach sich verlieren, die Geschwüre allmälig zur Eiterung kommen, granuliren und vernarben.

Anderseits ereignet es sich öfters, dass durch den Gebrauch der Carlsbader oder Marienbader Quellen Furunkeln, Flechten und andere impetiginöse Formen kritisch zum Vorschein kommen. Wenn solche Efflorescenzen nur unvollkommen hervortreten, oder, kaum hervorgetreten, wieder abtrocknen, dann eignet sich Teplitz ganz dazu, solche zur vollen Blüthe zu entwickeln, sie auf der Peripherie womöglich festzuhalten und so

das pathische Produkt durch die äussere Haut auszuscheiden.

Die vierte Gruppe endlich bilden jene Unterleibsübel, welche mit chronischen Rheumatismen und anderen krankhaften Zuständen, die zur Heilung des Teplitzer Bades bedürfen, complizirt sind. Die Rheumatalgie und ihre Varietäten, vom Gliederreissen bis zur completen Lähmung, gesellen sich häufig zu den Abdominalleiden, ohne irgend damit in einem Causalverhältniss zu stehen. Bei solchen Kranken muss Carlsbad oder Marienbad nothwendigerweise vorausgeschickt werden, indem die höheren Temperaturgrade, durch welche Teplitz die Rheumatismen am glücklichsten bekämpft, bei Infarkten des Unterleibs und Stockungen des Pfortaderblutes nicht vertragen werden. Hat jedoch der Carlsbader oder Marienbader Brunnen diese beseitigt oder wenigstens vermindert, dann ist von unseren Bädern zu erwarten, dass sie die rheumatischen Zustände gründlich heben und die Disposition zu Rückfällen womöglich tilgen.

Ebenso wird Teplitz als Nachkur ganz an seinem Platze seyn, wenn Unterleibskranke zufällig mit äusserlichen Verhärtungen, Geschwülsten oder den verschiedenartigen Folgen von Wunden, Quetschungen, Verrenkungen und Brüchen der Knochen behaftet sind. - Es sind übrigens Mehrere der Meinung, dass man durch den Gebrauch der Bäder zu Carlsbad oder Marienbad die Teplitzer Nachkur ersetzen könne.

Obgleich ich den grossen Werth der Carlsbader und Marienbader Bäder keineswegs schmälern will, so muss ich doch dieser Ansicht aus mehreren Gründen widersprechen.

Die gleichzeitige innere und äussere Anwendung des heroischen Karlsbader Mineralwassers nimmt oft durch seine doppelseitige Einwirkung den Kräfte

zustand des Organismus zu sehr in Anspruch, und wenn wir bedenken, dass die Haut- und Darmfläche der Art im Gegensatze stehen, dass bei erhöhter Thätigkeit der einen die der anderen sich vermindert, so sehen wir, wie die durch das gleichzeitige Baden gesteigerte Hautsekretion die Verrichtungen des Darmkanals antagonistisch hemmen und die hier zu erfolgende Krise in ihrer Richtung stören kann.

Aber auch die Methode, früher in Karlsbad zu trinken und in der letzten Zeit ausschliesslich dort zu baden, erfüllt keineswegs denselben heilsamen Zweck, da diese Thermen durch ihren Reichthum an Salzgehalt den ohnehin als Folge des Trinkens herabgesetzten Kräftezustand zu sehr angreifen, indess das viel stoffärmere Teplitzer Bad einen weit milderen Charakter hat, und mittelst seines relativ grösseren Eisengehaltes als eine zugleich etwas stärkende Nachkur betrachtet werden kann.

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In Marienbad wird das gleichzeitige Trinken und Baden wohl eher vertragen, indem die Marienquelle, die zu den Bädern benutzt wird, sehr arm an Salzen ist, und daher den Kräftezustand weniger in Anspruch nimmt. Allein, wenn auch die Bäder zu Marienbad Grosses leisten, ja vielleicht sogar in einzelnen Fällen mehr als die Teplitzer entsprechen, so können sie sich doch keineswegs wechselweise ersetzen. Ihr Wirkungscharakter ist verschieden. In der Marienquelle ist das chemische Hauptagens die Kohlensäure, wodurch die Bäder selbst bei einer Temperatur unter der organischen Wärme das Hautgebilde reizen und erregen *), indess das Teplitzer Bad

So bemerkt der um die Wissenschaft und seinen Kurort vielverdiente Hofrath Dr. Heidler, dass ein Bad der Marienquelle sehr häufig schon bei 23° bis 24o R. Röthe der Haut, und ein ganz eigenthümliches belebendes Gefühl von Wärme hervorbringe. (S. Heidlers Marienbad I. Thl. S. 203.).

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