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so manche Chlorotische und Hysterische noch herabstimmen, indess es einen vollsäftigen, an Blutströmungen nach Kopf und Brust leidenden Jüngling schon bedeutend aufregen wird. Ich habe nicht selten Damen von nervöser Constitution beobachtet, bei denen ein Bad von 26° den Puls beschleunigte, und alle Erscheinungen des warmen Bades hervorrief. Würde man solche, um sie sanft anzuregen, mit 29° baden lassen, so würde man gewiss die Resultate eines heissen Bades wahrnehmen. Rostan erzählt von einer Frau, für welche 18° R. schon sehr warm war. Einen eben so grossen Einfluss übt die Gewohnheit. Menschen, die jahrelang an kalte Bäder gewohnt sind, werden oft bei 27° schon aufgeregt und fühlen manchmal sogar Angst und Beklommenheit, indess jene, die heiss zu baden sich gewöhnten, bei einem solchen Temperaturgrade über Kälte klagen. Wie leicht uns endlich die Idiosynkrasie zu täuschen pflegt, wird jeder Arzt, der häufig Bäder verordnete, hinlänglich erfahren haben. Wir sehen manchmal heftige Nervenund Gefässaufregungen, die bei verschiedenen Wärmegraden sich gleich bleiben, und die sich allein auf einem Widerwillen gegen alles Baden gründen.

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Endlich entspricht zwar der Indifferenzpunkt der Norm, allein es zeigt sich eine regelwidrige Empfänglichkeit für den Wärmereiz, so dass z. B. ein halber Grad Unterschied Veränderungen hervorbringt, die wir sonst nur bei grösseren Temperaturdifferenzen erwarten können, was vorzüglich beim weiblichen Geschlechte sehr häufig der Fall ist.

Der Arzt kann daher nicht beim ersten Anblicke des Kranken oder nach dem ersten Examen gleich mit Sicherheit angeben, welcher Badegrad für solchen passt. Es ist demnach rathsam, den Patienten mit 28-29o R. die Badekur beginnen zu lassen. Unmittelbar nach jedem der ersten Bäder sollte der Arzt den Puls auf

merksam prüfen, sich über die vom Badenden wahrgenommene Wirkung des verordneten Badegrades in genaue Kenntniss setzen, und dann erst sowohl nach dem beabsichtigten Zwecke als nach der Individualität die wahre Gradation des Bades bestimmen.

VIII. Verschiedene Anwendungsformen der Therme zu Bädern.

Man bedient sich des Teplitzer Wassers zu Gan z-, Halb-, Fuss- und Handbädern, und zur Douche.

Der Gebrauch der Ganz- oder Vollbäder, wo sich der Badende bis an den Hals untertaucht, ist der vorzüglichste und gewöhnlichste, und alle jene Heilkräfte, welche wir den Teplitzer Bädern beilegten, treten aus den Ganzbädern am häufigsten und auffallendsten hervor.

Die Halbbäder, wo das Wasser bloss bis an die Herzgrube reicht, sind dann angezeigt, wo die Ganzbäder nicht vertragen werden. So werden sehr reizbare und furchtsame Personen, sehr dicke und alte Leute, solche, die eine eng gebaute Brust haben, die an einer Schwäche der Respirationsorgane, an besonderem Andrang des Blutes nach Kopf und Brust, oder an Unterleibsverstopfung leiden, ferner Frauen kurz vor dem Eintritt ihrer Periode das tiefe Baden nur selten vertragen. In solchen Fällen erreicht man auch durch Halbbäder den Zweck vollkommen, indem man verhältnissmässig höhere Temperaturgrade anwenden kann, ohne irgend einen Nachtheil befürchten zu müs

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sen. Selbst dann, wenn ein Theil des Oberkörpers als: Schulter, Hals u. dgl. leidend ist, so wird es unter den oben erwähnten Verhältnissen rathsamer, sich auf Halbbäder zu beschränken, und während des Badens die leidenden Theile mit Badewasser zu begiesseu oder den heissen Wasserstrahl dahin zu leiten. Uibrigens ist es eine sehr vorsichtige Verfahrungsart, stets mit Halbbädern zu beginnen, und sich allmälig an tiefere Bäder zu gewöhnen. Endlich ist noch zu bemerken, dass in den Nachmittagsstunden, vorzüglich aber des Abends kurz vor dem Schlafengehn, die Halbbäder stets besser bekommen.

Die Fuss- und Hand bäder werden bei örtlichen Leiden der Extremitäten in Gebrauch gezogen, um die Wirkungen der Ganz- und Halbbäder noch zu unterstützen. Der Fussbäder bedient man sich zugleich als eine Ableitung der Säftemasse von Kopf und Brust, und um den Trieb mehr nach den unteren Theilen zu befördern. Doch dürfen solche nicht über 30—32o heiss seyn, und nicht länger, als höchstens eine halbe Stunde angewendet werden, weil sie sonst ebenfalls leicht Wallungen und Congestionen erregen. Die zweckmässigste Anwendungsart dieser Lokalbäder ist des Abends, wenn man ein Ganz- oder Halbbad schon genommen hat.

Ein heroisches und oft unentbehrliches Unterstützungsmittel unserer Bäder ist die Douche.

Sie wirkt mittelst der gelinden mechanischen Erschütterung erregend, zertheilend und erweichend, und wird bei Stockungen und Ablagerungen arthritischer und rheumatischer Natur, bei fixen rheumatischen Schmerzen, bei Lähmungen, Contrakturen, Steifigkeit der Glieder, torpiden Verhärtungen der Baucheingeweide und der Drüsen, veralteten G eschwülsten, hartnäckigen Hautausschlägen und manigfachen Krankheiten der Sexualorgane, die auf

Schlaffheit beruhen, mit grossem Nutzen angewendet, und bietet oft in verzweifelten Fällen, wo das einfache Bad nicht ausreicht, noch Hilfe.

Ich habe bereits bei der speziellen Gebrauchsweise der Thermen in einzelnen Krankheitsformen auch die An- und Gegenanzeige der Douche, so wie die zweckmässige Art ihrer Anwendung bezeichnet, doch glaube ich hier nochmals auf die Wichtigkeit dieses Mittels und die grosse Vorsicht, die bei dessen Applikation nöthig ist, aufmerksam machen zu müssen. Wo eine eigenthümliche erhöhte Reizbarkeit der Haut obwaltet, wo eine entzündliche Affektion oder Neigung zum Blutandrang haftet, wo die Gicht oder der Rheumatismus den fliegenden Charakter hat, und so leicht einen Umsprung auf edlere Organe befürchten lässt, da ist der Gebrauch der Douche zu vermeiden. Eine vorzügliche Besonnenheit ist ferner zu empfehlen, wenn es sich darum handelt, die Brust oder den Unterleib, besonders die so nervenreiche und daher empfindliche Magengegend zu douchen. Wo der geringste Verdacht einer in der Tiefe verborgenen inflammatorischen Reizung, wo noch Zweifel über die Natur der Härte eines Eingeweides obwaltet, oder ein drohender Uibergang bevorsteht, da kann die unzeitige Anwendung der Douche die traurigsten Folgen herbeiführen.

Die Vorrichtungen zur Douche in Teplitz sind doppelter Art. Man ertheilt dem Mineralwasser seine Gewalt entweder durch einen hohen Fall (wie im Fürstenbade) oder durch mechanischen Druck mittelst einer eigenen Douchemaschine (wie im Stadt-, Herrenhaus-, Schlangen- und Neubade), welche letztere Methode dadurch, dass die Kraft des Wasserstrahls mehr in unserer Macht liegt, den Vorzug verdient.

Beim Gebrauche der Douche ist es am zweckmässigsten, wenn der Kranke in einem lauen oder warmen

Bade sitzt oder steht, und sich eines leinenen oder wollenen Bademantels bedient, welcher den ganzen Körper mit Ausnahme des zu douchirenden Theiles bedeckt. Das Gesicht kann durch einen Handschirm geschützt werden. Nachdem man das erste Wasser aus dem Schlauche, welches gewöhnlich darin erkaltet ist, abgelassen, führe man den Douchestrahl auf dem kranken Theile in einer zitternden Bewegung nach dessen verschiedenem Umfange und Empfindlichkeitsgrade kürzer oder länger (von einigen bis auf 6 Minuten) unausgesetzt herum, ruhe dann einige Minuten lang aus, und wiederhole diesen Vorgang nach Umständen mehrmals. Sobald Röthe oder erhöhte Wärme als nächste Wirkung eintritt, so ist diess die Anzeige zum Aufhören oder zur Leitung auf eine andere leidende Partie. Nach angewandter Douche ruhe der Patient noch eine kurze Zeit im Bade aus, und wenn er solches verlässt, umwickle man den gedouchten Theil mit Flanell,

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Die Kraft der Douche hängt nicht nur von der Stärke des Drucks oder von der Höhe des Falles ab, sondern auch vom Durchmesser der Ansetzröhre und von der Richtung, in welcher der Wasserstrahl auf den Körper einwirkt. Je grösser die Mündung der Ansetzröhre, und jemehr der Strahl unter einem rechten Winkel auffällt, desto stärker ist die Douche. Noch erhöht kann ihre Wirkung werden, wenn man den Strahl in abgesetzte Stösse übergehen lässt oder wenn man die leidende Partie während dem Anströmen des Wassers mit der Hand, wollenen Lappen oder sanften Bürsten frottirt. Gemässigt hingegen kann die Douche werden, wenn man den kranken Theil unter Wasser bringt, und den Strahl eine kleine Strecke durch dasselbe leitet, oder wenn man ihn mit einem Stück Flanell oder Schwamm belegt, oder endlich wenn man ihm eine solche Haltung gibt, dass ihn der Strahl nicht in senkrechter, sondern schiefer Richtung berühre.

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